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Sarah Jane

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Verlagsbuchhandlung Liebeskinderschienen am23.08.2021Deutsche Erstausgabe
Sarah Jane Pullman ist ein guter Cop mit komplizierter Vergangenheit. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bekam sie als jugendliche Ausreißerin Probleme mit dem Gesetz, wurde zwangsweise zur Army eingezogen und heiratete nach ihrer Rückkehr den absolut falschen Mann. Ihr Leben erfährt eine unerwartete Wendung, als sie in den Polizeidienst eintritt - und sich umgehend auf dem Posten des diensthabenden Sheriffs wiederfindet, nachdem dieser vermisst gemeldet wird. Sarah Jane nimmt sich des Falls an und entdeckt, dass hinter dem mysteriösen Verschwinden des Sheriffs ein ebenso mysteriöses Leben steckt, das er Freunden und Kollegen verheimlicht hat. Während der Ermittlungen wird aber auch Sarah Jane von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das FBI taucht auf, um den Fall eines ermordeten Cops zu untersuchen ...

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit einer Romanreihe um den farbigen Privatdetektiv Lew Griffin. Er wurde mit dem Hammett Award und dem Grand Prix de Littérature policière ausgezeichnet. Für seinen Roman 'Driver' wurde ihm 2008 der Deutsche Krimi Preis verliehen. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSarah Jane Pullman ist ein guter Cop mit komplizierter Vergangenheit. Aufgewachsen in einer Kleinstadt, bekam sie als jugendliche Ausreißerin Probleme mit dem Gesetz, wurde zwangsweise zur Army eingezogen und heiratete nach ihrer Rückkehr den absolut falschen Mann. Ihr Leben erfährt eine unerwartete Wendung, als sie in den Polizeidienst eintritt - und sich umgehend auf dem Posten des diensthabenden Sheriffs wiederfindet, nachdem dieser vermisst gemeldet wird. Sarah Jane nimmt sich des Falls an und entdeckt, dass hinter dem mysteriösen Verschwinden des Sheriffs ein ebenso mysteriöses Leben steckt, das er Freunden und Kollegen verheimlicht hat. Während der Ermittlungen wird aber auch Sarah Jane von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das FBI taucht auf, um den Fall eines ermordeten Cops zu untersuchen ...

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit einer Romanreihe um den farbigen Privatdetektiv Lew Griffin. Er wurde mit dem Hammett Award und dem Grand Prix de Littérature policière ausgezeichnet. Für seinen Roman 'Driver' wurde ihm 2008 der Deutsche Krimi Preis verliehen. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783954381401
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.08.2021
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1529 Kbytes
Artikel-Nr.7634565
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ich heiße Pretty, aber ich bin nicht hübsch. War ich nie, werd ich nie. Und es ist auch nicht mein richtiger Name, nur Daddy nennt mich so. Schönheit ist oberflächlich, hat er früher immer gesagt, also habe ich mir mit sechs den Arm aufgekratzt, um nachzusehen. Die Narbe ist immer noch da. Vermutlich ist es genau dasselbe wie mit dem Spruch, wenn du lange genug buddelst, kommst du in China wieder raus. Ich hab mir dabei einen Haufen Blasen geholt.

Mein richtiger Name ist Sarah Jane Pullman. Die Kids in der Schule nennen mich Squeaky. In der Kirche bin ich meistens S. J. oder einfach Junior (was, als Daddys Mädchen, für die alten Kerle, die neben dem Eingang zur Sonntagsschule stehen und rauchen, in ihren Anzügen mit dem abgewetzten Hintern, so gar nicht geht). Anscheinend nennt mich jeder, den ich kenne, irgendwie anders.

Das alles habe ich mit sieben in mein Tagebuch geschrieben. Es war kein richtiges Tagebuch, nur so ein Collegeblock, wie man ihn für die Schule bekommt, mit einem gänseblümchengelben Deckel, auf dem Southern Paper stand, und Linien in breitem Abstand. Zur Sicherheit befestigte ich eine Büroklammer an den Seiten, in wechselndem Muster, mit unterschiedlich vielen zusammengesteckten Seiten und an verschiedenen Stellen. Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, wer meiner Meinung nach heimlich hätte lesen wollen, was eine Siebenjährige über ihr Leben schrieb.

Damals haben wir Hühner gezüchtet, immer jeweils sechstausend, in lang gestreckten Gebäuden, die an Militärbaracken erinnerten - es war der jüngste Versuch, Geld zu verdienen, nach dem Verkauf von Erde aus den Hügeln hinter dem Haus, dem Bau von Gartengrillplätzen für andere Leute und der Reparatur von Rasenmähern. Wir nahmen süße, kleine, piepsende Küken aus Wellpappkartons, und Monate später wateten wir zwischen panischen Hühnern hindurch, packten sie an den Füßen und stopften sie in Käfige, die auf Lkws gestapelt und dann abtransportiert wurden. Man musste schnell sein, sonst drängten sie sich in den Ecken und erstickten.

Nicht, dass meine Eltern sich keine Mühe gaben. Sie hatten normale Jobs, bei denen sie sich den Hintern aufrissen, nur um abends nach Hause zu kommen und sich um das hier zu kümmern. Das Be- und Entladen von fünfundzwanzig Kilo schweren Futtersäcken, das tägliche Wenden der Sägemehlstreu, die zudem regelmäßig zusammengekehrt und ausgewechselt werden musste, immer musste dafür gesorgt werden, dass es ausreichend Wasser gab und die Heizöfen in den Bruträumen einwandfrei funktionierten, die Düsen frei waren, das Gas auf kleiner Flamme und ohne Unterbrechung brannte. Doch in der Stadt war nicht viel Geld zu holen, und was da war, kam von den Howes oder den Sandersons und floss wieder zu ihnen zurück, nachdem es sich wie die Hühner vermehrt hatte.

Ich bin in einer Stadt namens Selmer aufgewachsen, unten, wo Tennessee und Alabama sich treffen und irgendwie zu einem eigenen Land werden, in einem Haus, das sich die ersten sechzehn Jahre meines Lebens darauf vorbereitete, den Hügel hinunterzurutschen, was es, direkt nachdem ich ausgezogen war, auch tat. Daddy ist damals in einen Trailer gezogen und hat ihn, soweit man das mitbekam, kaum noch verlassen. Über meine Hochzeit mit Bullhead Jahre später und das alles will ich nicht groß reden. Weitere Narben.

Aber ich hab nicht all die Sachen gemacht, die man mir andichtet. Zumindest nicht alle.

Nach meinem zehnten Geburtstag war Mom nicht mehr viel da. Niemand sprach darüber. Sie war für Wochen und Monate fort, und dann trat sie eines Morgens aus dem großen Schlafzimmer und war für eine Weile wieder da, bewegte sich im Haus von hier nach dort wie ein überzähliges Möbelstück, für das wir versuchten, einen Platz zu finden.

Einmal ist sie mitten in einem Kinofilm gegangen, sagte kein Wort, ging einfach weg, es war irgendeine blöde Komödie über ein Paar, das sein erstes Date hatte, aber es wegen des Wetters, knuffigen Tieren, Verkehrsstaus und Paraden nicht schafft, zu einem zweiten Date zusammenzukommen. Mein Bruder und ich haben uns den Rest des Films angesehen, bis zum großen Finale, wo der Typ am rechten Bildrand steht und sie links und sich zwischen ihnen eine große freie Fläche auftut. Darn und ich haben dann draußen eine halbe Stunde gewartet, bevor wir einen Busfahrer überredeten, uns kostenlos nach Hause mitzunehmen, da wir kein Geld dabeihatten. Mein Bruder hieß Darnell, doch alle nannten ihn Darn.

Als wir hereinkamen, blickte Dad vom Küchentresen auf, wo er sich gerade einen Milchpunsch mixte. »Ah, mal wieder weg«, sagte er.

Ich erklärte ihm, dass sie zurückkäme.

»Vermutlich wird sie das.« Er nahm einen Schluck und gab mehr Zucker dazu. »Das Leben ist keine Pizzeria, Pretty. Es gibt keinen Lieferservice.«

Wir rasen mit siebenunddreißig Sachen durch diese gottverlassene ausländische Wüste, und irgendwo rechts von uns sehen wir eine Staubwolke. Im Osten oder Westen, wer weiß das schon. Es gibt da draußen nicht viele Orientierungspunkte, man muss auf den Kompass schauen. Die verdammte Sonne ist auch keine Hilfe, sie ist einfach überall. Oscar hält mit dem Jeep am Fahrbahnrand, um wenigstens eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, wie weit diese Staubwolke entfernt ist, in welche Richtung sich das Fahrzeug bewegt und mit welcher Geschwindigkeit. Unser Wagen ist im Leerlauf, doch die Stöße aus Buckeln und Schlaglöchern sind uns praktisch in Fleisch und Blut übergegangen. Wir spüren sie immer noch. Oscar hat keine Schweißflecken unter den Armen, und ich denke, verdammt, der Mann ist nicht von dieser Welt, eher so was wie ein Außerirdischer. Irgend so eine Kreatur.

Hast du mal dran gedacht, Kinder zu bekommen, fragt mich Oscar. In diesem tödlichen Sonnenlicht kommt man echt auf schräge Gedanken, Gespräche, die du woanders niemals führen würdest. Als würde die uns umgebende Gleichförmigkeit so etwas zutage fördern. Ich meine, irgendwann, ergänzt er.

Ich erzähle ihm nicht, dass ich bereits eins hatte.

Sechs Stunden nach ihrer Geburt, so gegen zwei oder drei Uhr morgens, sagten sie mir, sie hätten alles getan, was in ihrer Macht stand, aber mein Baby wäre gestorben. Sie brachten sie zu mir, eingewickelt in eine rosa Decke, damit ich sie auf dem Arm halten konnte. Ihr Gesicht war gespenstisch weiß. Hatte sie überhaupt richtig gelebt? Eine Stunde nachdem sie gegangen waren, war ich weg.

Nö, antwortete ich Oscar.

Der Schatten eines vorbeifliegenden Vogels gleitet über uns hinweg. Wir beobachten, wie sich der Schatten von uns fortbewegt, in Richtung einer weit entfernten Windhose. Der Motor knackt leise. Riecht heiß. Alles riecht heiß.

Genau wie man hier draußen auf schräge Gedanken kommt, können Worte anfangen, sich einem zu entziehen. Sätze verlieren ihren inneren Zusammenhalt, haben Löcher. Verben fallen heraus, Antworten passen nicht mehr zu Fragen. Bei solchen Ausfällen muss man sich fragen, ob das, was wir denken, was wir noch denken können, ebenfalls heruntergefahren wird.

Es entfernt sich von uns, sagt Oscar. Was meinst du, ein einzelnes Fahrzeug?

Sieht so aus.

Wir setzen uns wieder in Bewegung.

Oscar mit weniger als einer Stunde zu leben.

An meinem siebzehnten Geburtstag, ein Jahr nachdem ich Selmer verlassen hatte, saß ich in einem Bus, der sich langsam Richtung Norden bewegte, immer in Sichtweite des Flusses, wie ein Boot, das vom Kurs abgekommen war und nun nach irgendeinem Zugang suchte, der ganz in der Nähe sein musste. Die Familie hinter mir, Eltern, zwei Kinder, vielleicht sechs und acht, kauften Lunchpakete, als an einem Rastplatz ein Verkäufer zustieg. Gebratenes Hühnchen, Brötchen groß wie Unterteller, Krautsalat. Vertrautes Essen für die lange Reise ins Ungewisse. Alle vier hatten einen beträchtlichen Körpergeruch; das Haar des Mannes und des Jungen glänzte ölig. Schon damals wusste ich, dass dies etwas signalisierte. Was genau, fand ich heraus, als der Junge im Bus ganz nach vorn ging und sich dann Reihe für Reihe nach hinten vorarbeitete und dabei immer wieder denselben Satz wiederholte, in einer slawischen Sprache, glaube ich. Ausländer. So viel zu vertrautem Essen. Sie waren zu einem Abenteuer aufgebrochen, das so mutig und tollkühn war wie mein eigenes.

Ich landete schließlich irgendwo hinter St. Louis, in einer Collegestadt, deren Einwohnerzahl sich in den Ferien halbierte, zu allen Seiten flaches Land, geografisch so mehrdeutig, dass man nicht sagen konnte, ob man sich immer noch im Süden befand oder irgendwo in einem Nicht-Kansas gelandet war. Die Unterkunft war früher mal ein Bauernhaus gewesen, das vor langer Zeit in Studentenzimmer unterteilt worden war, dann während seines langsamen, sicheren Abstiegs herausgerissene Wände erdulden musste, bis nur noch zwei Säle blieben, einer für jene,...
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Autor

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaften in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit einer Romanreihe um den farbigen Privatdetektiv Lew Griffin. Er wurde mit dem Hammett Award und dem Grand Prix de Littérature policière ausgezeichnet. Für seinen Roman "Driver" wurde ihm 2008 der Deutsche Krimi Preis verliehen. James Sallis lebt in Phoenix, Arizona.