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Der stille Held

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
464 Seiten
Deutsch
mareverlagerschienen am24.08.2021
Namen wie Scott und Shackleton sind Fans der polaren Entdeckungsgeschichte wohlbekannt. Doch wer kennt den irischen Bauernsohn Tom Crean, der gleich drei ihrer bedeutenden Antarktis-Expeditionen auf heldenhafte Weise unterstützte? Mit Scott und der Discovery stellte Crean einen neuen Südrekord auf, Scotts legendäres Wettrennen mit Amundsen begleitete er bis kurz vor den Pol und rettete dann mit einem spektakulären Alleinmarsch durch die Eiswüste sich und seinen Kameraden das Leben. Mit Shackleton durchquerte er unter unmenschlichen Bedingungen Südgeorgien, um Hilfe für die gestrandeten Männer der Endurance-Expedition zu holen. Indem Michael Smith die packende Geschichte Tom Creans erzählt, wirft er ein völlig neues Licht auf die Blütezeit der Polarerkundung und honoriert endlich die außergewöhnlichen Taten eines zu Unrecht vergessenen Helden.

Michael Smith, geboren 1946 in London, begann nach einer Karriere als preisgekrönter Journalist, über die Erforschung der Antarktis und der Arktis zu schreiben. Er wurde zweimal zum Industrial Journalist of the Year ernannt. Heute ist er für verschiedene Fernseh- und Radiodokumentationskanäle tätig und hält Vorträge über die Polarforschung.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextNamen wie Scott und Shackleton sind Fans der polaren Entdeckungsgeschichte wohlbekannt. Doch wer kennt den irischen Bauernsohn Tom Crean, der gleich drei ihrer bedeutenden Antarktis-Expeditionen auf heldenhafte Weise unterstützte? Mit Scott und der Discovery stellte Crean einen neuen Südrekord auf, Scotts legendäres Wettrennen mit Amundsen begleitete er bis kurz vor den Pol und rettete dann mit einem spektakulären Alleinmarsch durch die Eiswüste sich und seinen Kameraden das Leben. Mit Shackleton durchquerte er unter unmenschlichen Bedingungen Südgeorgien, um Hilfe für die gestrandeten Männer der Endurance-Expedition zu holen. Indem Michael Smith die packende Geschichte Tom Creans erzählt, wirft er ein völlig neues Licht auf die Blütezeit der Polarerkundung und honoriert endlich die außergewöhnlichen Taten eines zu Unrecht vergessenen Helden.

Michael Smith, geboren 1946 in London, begann nach einer Karriere als preisgekrönter Journalist, über die Erforschung der Antarktis und der Arktis zu schreiben. Er wurde zweimal zum Industrial Journalist of the Year ernannt. Heute ist er für verschiedene Fernseh- und Radiodokumentationskanäle tätig und hält Vorträge über die Polarforschung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783866488014
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum24.08.2021
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12369 Kbytes
Artikel-Nr.7843937
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINE ZUFALLSBEGEGNUNG

Im Jahr 1901 endete eine Ära, die das britische Reich lange geprägt hatte. Königin Viktoria, die dem Zeitalter, in dem England zu einem Weltreich wurde, den Namen gegeben hatte, starb am 22. Januar nach gut dreiundsechzig Jahren auf dem Thron. Aber es war auch das Jahr, in dem Großbritannien unter der Führung von Robert Falcon Scott den ersten Versuch startete, den letzten unerforschten Kontinent der Erde zu erobern: Antarktika.

Mit einem Durchmesser von 4500 Kilometern und einer Fläche von vierzehn Millionen Quadratkilometern ist Antarktika, noch vor Australien und Europa, der fünftgrößte Kontinent der Erde, der zehn Prozent der gesamten Landmasse einnimmt. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte nur eine Handvoll Menschen ihn betreten.

Antarktika ist eine riesige Insel ohne Verbindung zur übrigen Welt und von jeder Zivilisation durch den stürmischen Südlichen Ozean getrennt. Südamerika ist 1000 Kilometer entfernt, Australien gar 2500. Gut 99 Prozent der Landmasse sind durchgehend von Eis bedeckt, in dem etwa 70 Prozent des gesamten Süßwasservorkommens der Erde gespeichert sind. Hier wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern gemessen. Mit -89,6°C hält Antarktika den Kälterekord der Erde.

Hier gibt es keine Inuit, von denen sich lernen ließe, wie man unter solchen Bedingungen überlebt, und auch sonst sind hier so gut wie nie Menschen anzutreffen. Heimisch sind hier lediglich Pinguine, Robben und Wale sowie Organismen wie Algen, Flechten und Moose. Wer Antarktika erobern will, muss folglich Nahrung und Ausrüstung mitbringen. Doch es gibt noch weitere Ungewöhnlichkeiten: Auch wenn alles von Eis bedeckt ist, schneit es hier nur selten, und an den weitaus meisten Tagen des Jahres ist der Kontinent rund um die Uhr entweder in tiefste Dunkelheit getaucht oder von grellem Sonnenlicht überflutet.

Dass Antarktika kein Hirngespinst ist, sondern tatsächlich existiert, davon waren die Menschen schon in der Antike überzeugt. Gut zweitausend Jahre vor der Entdeckung geisterte die Terra Australis Incognita bereits durch die Mythologie. Griechische Philosophen pochten darauf, dass als Gegengewicht zu den Landmassen des Nordens ein Südkontinent erforderlich sei. Und weil die nördliche Hemisphäre unter dem Sternbild des Großen Bären, griechisch arktos, lag, wurde die dem Norden gegenüberliegende südliche Landmasse kurzerhand antarktikos genannt. So war der Name Antarktika geboren.

Berühmte Seefahrer wie Magellan oder Drake hatten schon im 16. Jahrhundert mit einer Fahrt Richtung unbekannter Südkontinent geliebäugelt, und zwei kühne französische Entdecker - Jean-Baptiste Bouvet de Lozier und Yves Joseph de Kerguelen-Trémarec - drangen im 18. Jahrhundert bis zu einigen subantarktischen Inseln vor. Doch es war James Cook, dem wohl bedeutendsten aller Entdecker, vorbehalten, als Erster den südlichen Polarkreis zu überqueren. Am 17. Januar 1773 näherte er sich Antarktika mit seinen beiden Schiffen Resolute und Adventure bis auf 120 Kilometer, allerdings ohne den Kontinent selbst zu Gesicht zu bekommen. Was er mit zurücknahm, war der Zweifel daran, dass die kalte und menschenfeindliche Umgebung weitere Erkundungen wert war.

Die erste überlieferte Sichtung der Antarktis wird einer Expedition unter Leitung von Edward Bransfield aus Cork, Irland, zugeschrieben. Zugetragen haben soll sie sich am 30. Januar 1820. Nahezu zeitgleich berichteten Fabian von Bellingshausen, seines Zeichens Offizier der Kaiserlich Russischen Marine, und der US-Amerikaner Nathaniel Palmer von ähnlichen Ereignissen. Wirklich sicher war sich jedoch keiner von ihnen, und so wird in den Annalen der Robbenfänger John Biscoe genannt, der im Januar 1831 den antarktischen Kontinent als Erster umrundete.

1841 gelangte Sir James Clark Ross erstmals an das Schelfeis, das den Kontinent umgibt, und segelte mit den Schiffen Erebus und Terror an der Eiskante entlang. Den beiden markanten Bergen, die über die Einfahrt in jenen Teil des Südpolarmeeres wachen, der später nach Ross benannt werden sollte, verlieh er die Namen, die auch seine beide Schiffe trugen. Die Insel, auf der sie stehen, wurde zum Anlaufpunkt zahlreicher britischer Expeditionen. Auch sie trägt heute den Namen ihres Entdeckers.

Eine internationale Expedition unter der Führung des Belgiers Adrien de Gerlache stieß zwischen 1897 und 1899 mit der Belgica tief Richtung Südpol vor, bis sie in der Bellingshausensee unweit der Antarktischen Halbinsel, die hier wie ein ausgestreckter Finger Richtung Südamerika zeigt, vom Eis gestoppt und eingeschlossen wurde.

Nur ausgesprochen widerwillig und mit bangem Herzen fügten sich de Gerlache und seine Männer in das Unausweichliche und verbrachten als erste Menschen überhaupt den Winter in Antarktika, wo die Sonne sich vier Monate lang nicht zeigt. Die Strapazen, die bittere Kälte und die nicht enden wollende Dunkelheit forderten ihren Tribut. Ein Besatzungsmitglied starb während des Winters, zwei weitere büßten den Verstand ein.

Zu denen, die mit heiler Haut davonkamen, gehörten ein fünfundzwanzigjähriger Norweger namens Roald Amundsen sowie ein dreiunddreißigjähriger Amerikaner namens Frederick Cook. Amundsen, der wohl bedeutendste Polarreisende der Geschichte, durchfuhr später als erster Mensch die Nordwestpassage und erreichte den Südpol einen Monat vor seinem britischen Rivalen Captain Scott, der dabei sein Leben ließ. Cook, ein ebenso launischer wie talentierter Mann, bestand wider besseres Wissen bis zu seinem Tode darauf, eher am Nordpol gewesen zu sein als Robert Peary, dem das Verdienst, der Erste gewesen zu sein, tatsächlich zukommt.

Die ersten Menschen, die nicht nur die Antarktische Halbinsel, sondern den eigentlichen Kontinent betreten haben, waren vermutlich acht Besatzungsmitglieder des Walfängers Antarctic, der am 24. Januar 1895 Kap Adare erreichte. Wer von ihnen zuerst antarktisches Festland betrat, ist nicht überliefert und umstritten, aber der norwegische Naturforscher Carsten Borchgrevink behauptete, er sei vor seinen Kameraden aus dem Beiboot an Land gesprungen, weshalb die Ehre, der Erste gewesen zu sein, ihm zufalle. Später ließ Borchgrevink von der Behauptung ab und beschrieb seine Leistung nun damit, dass er der Leiter der ersten Expedition gewesen sei, die freiwillig und vorsätzlich auf Antarktika überwintert habe.

Borchgrevink landete 1899 unweit der Einfahrt in die Robertson Bay, die zwischen der Adare-Halbinsel und der Festlandküste Antarktikas liegt. Aus Material, das er aus Europa mitgebracht hatte, errichtete er dort zwei Hütten, in denen die zehnköpfige Gruppe den Winter verbrachte. Jene Hütte, die den Männern als »Wohnzimmer« diente, steht heute noch. Die Erträge von Borchgrevinks Aufenthalt waren bescheiden und beschränkten sich im Grunde auf einen Ausflug auf das Ross-Schelfeis.

Den ersten planmäßig angelegten Versuch, Antarktika zu erobern, hatte einige Jahre zuvor der Engländer Sir Clements Markham unternommen, der Jahrzehnte zuvor bereits die Arktis bereist hatte. Damals befand sich Markham, der im zarten Alter von dreizehn Jahren die Schule verlassen hatte und in die Navy eingetreten war, an Bord der Assistance, die sich in den Jahren 1850 und 1851 an der vergeblichen Suche nach Sir John Franklin beteiligt hatte. Der war 1845 mit zwei Schiffen und insgesamt 129 Mann Besatzung aufgebrochen, um die Nordwestpassage zu durchfahren, und seither verschollen.

Dieses Ereignis hatte Markham geprägt, hatte durch ihn aber auch gravierende Folgen für die Expeditionen, die das britische Königreich in der Folge Richtung Nordpol, später auch Richtung Südpol unternahm. Die Rolle, die Britannien im Goldenen Zeitalter spielte, wäre eine andere gewesen ohne Clements Markham, einen nicht nur wegen seines stattlichen Backenbartes charakteristischen Vertreter der Regierungszeit Königin Viktorias.

Markham, ein sturköpfiger und aufbrausender Mann, der an Winston Churchill denken lässt, machte die Erkundung der Polargebiete zu seiner persönlichen Angelegenheit, die ihm fast zur Obsession wurde. Mit an Fanatismus grenzender Leidenschaft setzte er seine Überzeugungs- und Überredungskünste ein, um sicherzustellen, dass Großbritannien neue und größere Expeditionen Richtung Südpol auf die Beine stellte, und zwar zu einer Zeit, in der sich andernorts niemand dafür interessierte. Zugleich drängte er darauf, dass solche Expeditionen künftig unter dem Kommando der Navy standen, um so einer ungläubig dreinblickenden Welt die Unerschrockenheit und Überlegenheit des britischen Königreichs zu demonstrieren.

Besonders am Herzen lag ihm, dass sich künftige Expeditionen typisch britischer Methoden bedienten, die sich auf früheren Reisen bewährt hatten, allen voran von Menschen gezogene Schlitten. Von modernen Errungenschaften wie Schlittenhunden und Skiern hielt er nichts, auch wenn Hunde deutlich schneller und ausdauernder waren und im Fall der Fälle...
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Autor

Michael Smith, geboren 1946 in London, begann nach einer Karriere als preisgekrönter Journalist, über die Erforschung der Antarktis und der Arktis zu schreiben. Er wurde zweimal zum Industrial Journalist of the Year ernannt. Heute ist er für verschiedene Fernseh- und Radiodokumentationskanäle tätig und hält Vorträge über die Polarforschung.