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Das Geheimnis des Schneemanns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am18.09.2021Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
»Mr. Strangeways, ich wüsste gern, ob Sie das Übernatürliche akzeptieren.« Im ehrwürdigen Easterham Manor gehen sonderbare Dinge vor sich. Zu Heiligabend haben sich Familie und Freunde versammelt, um zu ergründen, was es mit einer alten Spuklegende auf sich hat. Und tatsächlich scheint zumindest die Katze Gespenster zu sehen. Doch dann geschieht ein Mord, und nichts ist mehr, wie es war... Als Privatdetektiv Nigel Strangeways gemeinsam mit seiner Frau Georgia zu einer Tante nach Essex reist, glaubt er noch, er sei nur eingeladen worden, um das rätselhafte Verhalten einer Katze aufzuklären. Doch schnell wird klar, dass der Geist, der offenbar seit Heiligabend in Easterham Manor sein Unwesen treibt, es nicht auf Katzen abgesehen hat, sondern auf sehr reale Menschen. Als ein Mitglied der Familie Restorick in Easterham zu Tode kommt, erwacht der Spürsinn des Detektivs. Welche Geheimnisse birgt das alte Gemäuer, in dem es angeblich spukt? Und welche Absichten verbergen die Gäste der Restoricks?

Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904-1972). Er war ein irisch-britischer Akademiker, arbeitete eine Zeit lang beim Verlag Chatto & Windus, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und brauchte irgendwann Geld, weshalb er begann, unter Pseudonym äußerst erfolgreiche psychologische Kriminalromane zu schreiben. Er ist außerdem der Vater des Oscar-prämierten Schauspielers Daniel Day-Lewis.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Mr. Strangeways, ich wüsste gern, ob Sie das Übernatürliche akzeptieren.« Im ehrwürdigen Easterham Manor gehen sonderbare Dinge vor sich. Zu Heiligabend haben sich Familie und Freunde versammelt, um zu ergründen, was es mit einer alten Spuklegende auf sich hat. Und tatsächlich scheint zumindest die Katze Gespenster zu sehen. Doch dann geschieht ein Mord, und nichts ist mehr, wie es war... Als Privatdetektiv Nigel Strangeways gemeinsam mit seiner Frau Georgia zu einer Tante nach Essex reist, glaubt er noch, er sei nur eingeladen worden, um das rätselhafte Verhalten einer Katze aufzuklären. Doch schnell wird klar, dass der Geist, der offenbar seit Heiligabend in Easterham Manor sein Unwesen treibt, es nicht auf Katzen abgesehen hat, sondern auf sehr reale Menschen. Als ein Mitglied der Familie Restorick in Easterham zu Tode kommt, erwacht der Spürsinn des Detektivs. Welche Geheimnisse birgt das alte Gemäuer, in dem es angeblich spukt? Und welche Absichten verbergen die Gäste der Restoricks?

Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904-1972). Er war ein irisch-britischer Akademiker, arbeitete eine Zeit lang beim Verlag Chatto & Windus, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und brauchte irgendwann Geld, weshalb er begann, unter Pseudonym äußerst erfolgreiche psychologische Kriminalromane zu schreiben. Er ist außerdem der Vater des Oscar-prämierten Schauspielers Daniel Day-Lewis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608116991
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.09.2021
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.7894968
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1


Wär ich ein Possenkönig doch aus Schnee.

WILLIAM SHAKESPEARE

Der große Frost von 1940 war vorüber. Das große Tauwetter hatte eingesetzt. Zwei Monate lang hatte das flache Land um Easterham Manor unter einer eintönigen Schneedecke gelegen, die wie ein Zauberer die vertrautesten Orientierungspunkte in seltsame und stumme Gestalten verwandelte. Durch die beschlagenen Fensterscheiben des Kinderzimmers starrend, konnten John und Priscilla Restorick Easterham Village sehen, das, eine Meile entfernt, allmählich aus seiner schneeweißen Trance erwachte. In dieser Landschaft aus flachen Feldern und kurvenreichen, heckenlosen Straßen gab es außer den Dörfern wenig, was das ständige Toben der Schneestürme aufhalten konnte. Easterham lag halb begraben unter Schneeverwehungen. Immer wenn Männer Korridore durch die einzige Straße oder die Hinterhöfe gegraben hatten, waren sie sofort wieder zugeschneit worden. Heute glich Easterham einer Reihe von halb beendeten Ausgrabungen in einer weißen Wüste; von den roten Dächern gleitend, unter den Schritten der Einwohner zu gelblichem Matsch schmelzend, von den Ulmen des Pfarrhauses prasselnd, nur noch eine löchrige Schneedecke auf den Parzellen bildend, ließ der Schnee allmählich die Umrisse des Dorfs erkennen, das die Kinder kannten.

Doch Johns und Priscillas Aufmerksamkeit galt nicht dem Dorf. Sie starrten mit der tiefen Versunkenheit ihres Alters auf den Schneemann direkt unter ihrem Fenster.

»Queen Victoria wird liquidiert«, murmelte John, der die Gabe hatte, abgedroschene Wörter der Älteren aufzugabeln und sie aufzumöbeln. Er benutzte dieses Wort sotto voce, weil er wusste, dass sein Vater das absolut nicht guthieß. Es war ohne jeden Zweifel - wie »Dirne« und »verdammt« - eines jener Wörter, die Shakespeare und die Erwachsenen ruhig benutzen durften, die aber für Kinder nicht geeignet waren. Will Dykes, der Freund ihrer Mutter, der bei ihnen wohnte, hatte es einmal beim Mittagessen gebraucht; und ihr Vater hatte auf tadelnde Weise, die John schmerzlich vertraut war, langsam die Augen geschlossen und einen schockierten Nicht-vor-den-Kindern-Gesichtsausdruck aufgesetzt.

»Queen Victoria wird liquidiert«, murmelte John erneut, wobei er das Wort genüsslich auf seiner Zunge zergehen ließ und beobachtete, wie ein weiterer Schneeklumpen von der sich auflösenden Witwe glitt.

»Queen Victoria wird dekontaminiert«, rief Priscilla, die ihm nicht nachstehen wollte. Sie rieb die beschlagene Stelle auf dem Fenster, auf die sie ihre Stupsnase gedrückt hatte.

»Du bist eine Närrin«, sagte John leutselig. »Dekontaminieren ist das, was man mit dir macht, wenn du mit Senfgas in Berührung gekommen bist. Sonst bekommst du verdammt große Blasen, die aufplatzen.«

»Du sollst dieses Wort doch nicht benutzen.«

»Ist mir doch egal. Tante Betty hat es auch immer benutzt.«

»Sie war erwachsen. Außerdem ist sie tot.«

»Was macht das für einen Unterschied? Sag mal, Maus, findest du nicht auch, dass das mit Tante Betty ziemlich seltsam war?«

»Seltsam? Was meinst du, Ratte?«

»Na ja, dass die ganze Zeit Polizisten da waren und die Erwachsenen wie verrückt herumwuselten.«

»Die wuselten nicht herum. Sie saßen alle da, als â¦ als warteten sie auf einen Zug. Ja«, führte Priscilla aus, »es war, als würden wir in die Sommerferien fahren. Alle setzen sich hin, stehen wieder auf, stürmen davon und sind zu beschäftigt, um mit uns zu spielen, und du weißt nie, ob sie besonders nett zu dir sein werden oder dir den Kopf abreißen.«

»Aber es gibt keine Polizisten, die herumwuseln, wenn du in die Ferien fährst.«

»Ich mag Mr Strangeways. Er ist mein liebster Polizist.«

»Er ist kein Polizist, du Leopard. Er ist ein Privatimitator.«

»Was ist das?«

»Das ist â¦ na ja, eben ein Privatimitator, wie Sherlock Holmes. Er klebt sich einen falschen Bart an und verfolgt den Verbrecher bis zu seinem Versteck, wenn die Polizei nicht mehr weiterweiß.«

»Warum kann er den Verbrecher nicht bis zu seinem Versteck verfolgen, ohne sich einen Bart anzukleben? Ich mag Bärte nicht. Es kitzelt, wenn Dr. Bogan mich küsst.«

»Sei kein Esel. Er klebt sich einen falschen Bart an â¦ na ja, das gehört zu den Dingen, die du verstehen wirst, wenn du älter bist.«

»Ich habe Mr Strangeways nie mit einem falschen Bart gesehen. Und überhaupt, ich bin so alt wie du, Zwillingsratte.«

»Du bist zehn Minuten nach mir geboren worden.«

»Frauen sind für ihr Alter immer weiter als Männer, das weiß doch jeder.«

»So ein Blödsinn! Du bist keine Frau. Du bist ein Wickelkind.«

»Benimm dich nicht wie Miss Ainsley. Sie ist ein arroganter Vampir.«

»Ist sie nicht. Sie hat Onkel Andrew und uns geholfen, den Schneemann zu bauen.«

»Ist sie wohl. Sie hat blutige Fingernägel und spitze weiße Zähne.«

»Damit sie dich besser fressen kann. Tante Betty hat ihre Fingernägel rot lackiert. Und ihre Fußnägel. Ich habe sie gesehen, in der Nacht, als sie hereinkam.«

»In welcher Nacht?«, fragte Priscilla.

»In der Nacht, in der sie starb und in den Himmel kam. Sie kam herein und sah mich an, und dann ging sie wieder hinaus. Sie dachte, ich würde schlafen. Ihr Gesicht war totenbleich. Ich konnte sie im Mondlicht erkennen. Sie sah ganz gefroren aus, wie ein Schneemann.«

»Ich nehme an, es war ihr Geist.«

»Sei kein Esel«, sagte John eine Spur weniger selbstsicher. »Wie konnte sie ein Geist sein, wo sie noch gar nicht tot war?«

»Na ja, es wäre nicht das erste Mal, dass ein Geist in diesem schimmligen Haus herumspukt.«

»Was faselst du denn da?

»Das ist ein Geheimnis. Ich hörte Daddy und Mr Strangeways â¦ Psst, da kommt jemand!«

Hereward Restorick betrat das Kinderzimmer. Der Vater der Zwillinge war ein ehemaliger Armeeoffizier und Gutsbesitzer durch und durch. Sein flachsfarbener, herabhängender Schnurrbart, den er länger trug, als es in der Kavallerie Mode war, erinnerte an seine sächsische Abstammung. Das Geschlecht der Restoricks of Easterham war älter als das Domesday Book.

Hereward blickte sich beunruhigt im Kinderzimmer um; er wirkte wie ein Offizier, der seine Männer inspiziert, den Kopf aber woanders hat.

»Was ist das denn?«, fragte er und deutete auf eine Anhäufung von Spielsachen auf dem Fußboden.

John schob seine Unterlippe vor, als wollte er sich gegen Ärger wappnen. Aber Priscilla war nicht im Geringsten beeindruckt. Mit einer siegesgewissen, eigensinnigen Geste, die sie von ihrer amerikanischen Mutter hatte, warf sie ihre dunklen Locken zurück und sagte:

»Wir misten den Spielzeugschrank aus, Daddy.«

»Ihr mistet aus? Hm. Nun ja, John kann das zu Ende bringen. Es ist Zeit für deinen Musikunterricht, kleiner Lockenkopf.«

Der hohe Schnee und die Quarantäne wegen Masern hatten die Kinder in diesem Halbjahr von der Schule ferngehalten, und ihre Eltern hatten ihnen gelegentlich Unterricht erteilt. Hereward Restorick besaß, eher überraschend für jene, die in ihm den Inbegriff eines Freiluftsportlers sahen, eine Begabung für das Klavier.

Priscilla lief zu ihm, nahm seine Hand und zog ihn aufgeregt zur Tür. Als sie hinausgingen, blickte er noch einmal zu seinem Sohn, der schon wieder aus dem Fenster starrte.

»Mach weiter, alter Mann«, sagte er - nicht unfreundlich, aber mit unterdrückter Ungeduld in seiner Stimme, was dafür sorgte, dass der Junge sich ein wenig versteifte. »Räum das auf. Du kannst nicht den ganzen Vormittag vertrödeln.«

»Wir haben beobachtet, wie der Schneemann schmilzt.«

»Das ist schon in Ordnung. Aber er wird auch noch da sein, wenn du aufgeräumt hast. Das Luftgewehr ist doch nicht etwa geladen, oder? Bist du sicher?«

»Onkel Andrew sagte, ich könnte aus dem Fenster auf Vögel schießen, als er es mir gab.«

»Ich fragte dich, ob es geladen ist, Sohn.«

»Es muss bereit sein, falls ich plötzlich einen Vogel sehe, und â¦«

»Hab ich dir nicht gesagt, dass ein Gewehr niemals geladen sein darf? Du bist zehn, und es wird Zeit, dass du lernst, wie gefährlich Feuerwaffen sind. Also bitte, ich will sehen, dass du die Kugel herausnimmst. Sofort, bevor du es vergisst.«

John tat, wie ihm geheißen. Er war kein ängstliches Kind, aber er wusste, dass es besser war, das jähzornige, furchterregende Temperament seines Vaters nicht durch Ungehorsam zu provozieren. Instinktiv erkannte er, dass sein Vater, der...
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Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904-1972). Er war ein irisch-britischer Akademiker, arbeitete eine Zeit lang beim Verlag Chatto & Windus, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und brauchte irgendwann Geld, weshalb er begann, unter Pseudonym äußerst erfolgreiche psychologische Kriminalromane zu schreiben. Er ist außerdem der Vater des Oscar-prämierten Schauspielers Daniel Day-Lewis.