Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Schule, die wir liebten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am30.09.20211
Als in den 1920er Jahren Bahnarbeiter mit ihren Familien quer durch Mexiko reisten, um Schienen zu legen und Bahnhöfe zu bauen, rollten mit ihnen fahrbare Klassenzimmer durch die Landschaft: die sogenannten Eisenbahnschulen. Ikal, der elfjährige Sohn eines Eisenbahnarbeiters, träumt davon, Lehrer zu werden. Er bewundert seinen älteren Freund Chico, zählt mit Tuerto die vorbeifahrenden Züge, träumt von Valeria, deren dunkle Haare sich wellen wie das Wasser auf dem Río Culiacán, und erlebt Abenteuer mit seinem Hund Quetzal. An der Grenze zum Nirgendwo, zwischen Obstfeldern und alten Waggons, entdecken die Kinder das Leben, inspiriert von ihrem Lehrer Don Ernesto. Doch das einst erfolgreiche Schul-Modell hat in einem modernen Mexiko keinen Platz mehr, und nun will die Regierung auch die letzte Eisenbahnschule schließen. Hugo Valenzuela, Chefinspektor der Generaldirektion für Bildung, soll die Schließung abwickeln. Ein altes Foto, das er in den Akten findet, bringt ihn jedoch dazu, Fragen zu stellen - seinen Vorgesetzten, aber auch sich selbst.

Ángeles Doñate wurde in Barcelona geboren. Sie ist die Älteste von fünf Geschwistern und ein großer Familienmensch. Neben dem Reisen war das Lesen von klein auf ihre große Passion. Als Kind versteckte sie sich unter der Treppe und las von morgens bis abends, studierte später Publizistik und begann, eigene Geschichten zu schreiben. Ihr Roman »Der schönste Grund, Briefe zu schreiben« wurde in elf Sprachen übersetzt und war auch in Deutschland ein Bestseller. »Die Stunde der Señorita Leo« wurde durch das legendäre Radioprogramm »La Señorita Francis«, das in Spanien von 1947 bis 1984 gesendet wurde, inspiriert.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextAls in den 1920er Jahren Bahnarbeiter mit ihren Familien quer durch Mexiko reisten, um Schienen zu legen und Bahnhöfe zu bauen, rollten mit ihnen fahrbare Klassenzimmer durch die Landschaft: die sogenannten Eisenbahnschulen. Ikal, der elfjährige Sohn eines Eisenbahnarbeiters, träumt davon, Lehrer zu werden. Er bewundert seinen älteren Freund Chico, zählt mit Tuerto die vorbeifahrenden Züge, träumt von Valeria, deren dunkle Haare sich wellen wie das Wasser auf dem Río Culiacán, und erlebt Abenteuer mit seinem Hund Quetzal. An der Grenze zum Nirgendwo, zwischen Obstfeldern und alten Waggons, entdecken die Kinder das Leben, inspiriert von ihrem Lehrer Don Ernesto. Doch das einst erfolgreiche Schul-Modell hat in einem modernen Mexiko keinen Platz mehr, und nun will die Regierung auch die letzte Eisenbahnschule schließen. Hugo Valenzuela, Chefinspektor der Generaldirektion für Bildung, soll die Schließung abwickeln. Ein altes Foto, das er in den Akten findet, bringt ihn jedoch dazu, Fragen zu stellen - seinen Vorgesetzten, aber auch sich selbst.

Ángeles Doñate wurde in Barcelona geboren. Sie ist die Älteste von fünf Geschwistern und ein großer Familienmensch. Neben dem Reisen war das Lesen von klein auf ihre große Passion. Als Kind versteckte sie sich unter der Treppe und las von morgens bis abends, studierte später Publizistik und begann, eigene Geschichten zu schreiben. Ihr Roman »Der schönste Grund, Briefe zu schreiben« wurde in elf Sprachen übersetzt und war auch in Deutschland ein Bestseller. »Die Stunde der Señorita Leo« wurde durch das legendäre Radioprogramm »La Señorita Francis«, das in Spanien von 1947 bis 1984 gesendet wurde, inspiriert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492600446
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum30.09.2021
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3349 Kbytes
Artikel-Nr.7897566
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

8

Der Samstag war mein Lieblingstag.

Vor allem seit ich Quetzal hatte.

Wenn ich mein Zimmer aufgeräumt hatte, hatte ich bis zum Mittagessen keine Verpflichtungen mehr. Ich konnte über den ganzen Vormittag frei verfügen und ihn mit meinem vierbeinigen Freund verbringen.

Stets erwartete er mich bereits, wenn ich die Tür des Waggons öffnete. Ganz brav und still saß er da, den Blick starr auf unser Fenster gerichtet, und ich hatte keine Ahnung, wie lange er dort schon ausgeharrt hatte.

Wenn es regnete, beobachtete ich ihn durch die Gardinen am Fenster. Dann ließ meine Mutter mich nicht zum Spielen nach draußen. Quetzal machte der Regen nichts aus. Er wartete, bis er verstand, dass ich an diesem Morgen nicht herauskommen würde. Dann verschwand er für einige Stunden, um auf eigene Faust Abenteuer zu
erleben.

Zwischen den Wänden unseres Waggons gefangen, blickte ich ihm sehnsüchtig nach.

Mein Zuhause war nicht gerade groß.

Wenn ich mich unter den Esstisch setzte, konnte ich in einer Hundertachtzig-Grad-Wendung meine ganze Welt im Auge behalten. Meine Mutter sah ich von hinten in der Küche werkeln. Es gab keine Tür, die diese vom Wohnbereich trennte, sodass, wenn sie kochte, der Essensgeruch durch den ganzen Waggon zog. Rechts von mir befand sich hinter einem Stoffvorhang mein Zimmer. Mein Bett war ein Brett, das mein Vater mit ein paar Lederriemen an der Wand befestigt hatte. Sobald ich aufgestanden war, klappte meine Mutter es hoch, damit ich Platz zum Spielen hatte. Sie träumte davon, dass sie eines Tages noch ein weiteres Kinderbett dort befestigen würden. Doch dazu ist es nie gekommen.

Ein alter Teppich auf dem Holzboden, ein paar Spielzeugautos, ein kleiner Elektro-Bausatz und ein Ball vervollständigten mein Reich.

Hinter mir verdeckte ein weiterer Vorhang den Zugang zum Schlafzimmer meiner Eltern, das aus einem einfachen Bett, einem kleinen Schrank und einer Truhe bestand. Der Rest unserer Habe, ein paar Möbel und Koffer, wartete im Haus meiner Großeltern in einem kleinen Dorf in der Nähe der Hauptstadt auf uns. Dort wohnten wir, wenn wir nicht unterwegs waren.

Ich mochte den Waggon: den Duft nach Suppe, der ihn erfüllte, das Knarren des Holzes an windigen Tagen, die Schatten meiner Eltern am Vorhang.

Von außen hatten wir ihn in einem leuchtenden Grün angestrichen. Schon von Weitem hob er sich von den anderen Waggons ab. Wenn ich ihn bei der Rückkehr von meinen Abenteuern erspähte, konnte ich nicht anders, als loszurennen. Ich sprang den Tritt hoch, stieß die Tür auf und warf mich in die Arme meiner Mutter, die sie stets für mich ausbreitete.

Ein schneller Lauf nach dem anderen, in meiner Erinnerung vermischten sie sich zu einem einzigen. Genau wie die Samstage in jenem Jahr. Dennoch gab es einen, der besonders war. Er begann wie jeder andere mit Quetzal an der Tür unseres Waggons, strahlendem Sonnenschein und den Verheißungen eines noch jungen Tages.

Mein Vater hatte einen alten Reifen an einen Baum gehängt.

Und ich versuchte, meinem Hund beizubringen hindurchzuspringen, wie die Tiere im Zirkus. Ich träumte davon, ihm Tricks beizubringen und eines Tages mit ihm von Ort zu Ort zu reisen. In Scharen würden die Leute auf die Plätze strömen, um uns zu sehen. Ich hörte Applaus, den Tusch des Trommlers, die bewundernden Ausrufe der kleinen Zuschauer.

All das erklärte ich Quetzal.

Der sah mich aufmerksam an. Auf seinen Hinterbeinen hockend, spitzte er die Ohren und schnüffelte mit schief gelegtem Kopf in die Luft.

»Es ist ganz einfach. Du musst es nur wollen«, sagte ich mit den Worten von Don Ernesto. »Du bist doch ein schlauer Hund.«

Ich lächelte ihm zu.

»Was sage ich? Ein sehr schlauer Hund!«, fügte ich hinzu und wedelte aufmunternd mit den Armen.

Quetzal bellte.

»Es geht darum, hier hindurchzuspringen«, erklärte ich und zeigte auf das Loch im Reifen. »Ich mache es dir mal vor.«

Bei dieser ersten Trainingseinheit hing der Reifen bis auf den Boden.

Ich stellte mir das Ganze so vor, dass ich ihn im Laufe der nächsten Wochen immer höher anbringen würde. Mein vierbeiniger Freund war nicht besonders groß, aber agil. Ich hatte ihn schon mehrfach über Zäune springen sehen, um zu einem Hühnerstall zu gelangen, oder laut bellend bei der Verfolgung eines Autos. Große, glänzende Schlitten konnte er nicht leiden. Fuhr dagegen ein mit Arbeitern gefüllter Bus vorbei, sah er vom Straßenrand aus schwanzwedelnd zu.

Das hatte ihm Chicos Respekt eingebracht, der ihn »Compañero Quetzal« nannte. Don Ernesto hatte daraufhin amüsiert zu mir gesagt: »Dein Hund hat tatsächlich Klassenbewusstsein«, und ihm dabei das schmutzige Fell geklopft.

Wie ein Affe kletterte ich durch den Reifen. Auf Händen und Füßen.

Das machte ich ein, zwei, drei â¦ zehn Mal hintereinander. Quetzal ließ mich nicht aus den Augen.

»Jetzt bist du dran!«

Ich zeigte auf den Reifen. Quetzal folgte meinem Arm mit dem Blick. Sah genau hin. Spannte seine Nackenmuskeln an.

Ich hielt die Luft an.

Zwei Sekunden, drei, fünf.

Nichts geschah.

»Los!«

Stille. Absolute Ruhe.

Auf dem untersten Ast des Baumes piepste eine Elster.

Quetzal schoss los wie von der Tarantel gestochen.

Er galoppierte um den Reifen herum und auf den Baum zu. Bellend sprang er daran hoch.

»Verdammter Vogel!«

Ich schrie, so laut ich konnte, ohne dass der Vogel davonflog.

Ich warf mit Stöcken und Steinen, bis ich ihn erwischte. Er kreischte und erhob sich in die Luft. Erst in diesem Moment schien Quetzal sich wieder zu beruhigen.

»Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, mein Freund«, sagte ich und wies auf den Reifen.

Eine Viertelstunde später kam meine Mutter vom Einkaufen. Sie fand mich auf dem Boden sitzend, den Kopf traurig auf die Hände gestützt. Mein Hund döste neben mir in der Sonne.

»Kein Glück gehabt?«

Ich schüttelte den Kopf.

Sie strich mir übers Haar.

»Ich glaube, ich habe da etwas, was dir helfen könnte«, murmelte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Sie wühlte in ihrer Einkaufstasche und zog etwas heraus, das sogar bei geschlossenen Augen sofort Quetzals Aufmerksamkeit erregte. Er reckte den Hals und fuhr sich mit der Zunge über das Maul.

»Das wird ihn motivieren.«

Meine Mutter ging und ließ ihren Sohn, den Hund und eine Scheibe geräucherten Speck zurück. Mit neu erwachter Energie postierte ich mich wieder neben dem Reifen. Ich zerteilte die Speckscheibe in mehrere Stücke. Dann packte ich alle bis auf eines in meine Hosentaschen.

»Hier, Quetzal.« Ich wedelte mit dem kleinen Stück Speck in der Luft.

Er stürmte auf mich zu, stellte sich auf die Hinterbeine und sprang.

Im Bruchteil einer Sekunde war der Speck verschwunden.

Ohne meine Hosentaschen aus den Augen zu lassen, leckte er sich das Maul.

»Wenn du mehr willst â¦ Du weißt ja, was du tun musst.«

Er schüttelte den Kopf und setzte sich.

»Okay, falls du es vergessen hast«, sagte ich und machte die Übung noch ein paarmal vor.

Dabei ertappte mich mein Vater, der gerade von der Arbeit nach Hause kam.

»Hey, Quetzal! Hast du meinem Sohn beigebracht, wie man durch einen Reifen springt?«, sagte er ernst und tätschelte den Hund, der vor Freude ganz aus dem Häuschen war. »Wenn ihr noch etwas übt, könnt ihr damit im Zirkus auftreten.«

Mir stieg das Blut in die Wangen, und ich sah die beiden wütend an.

Mein Vater fing an zu lachen.

»Vielleicht solltest du mit etwas Leichterem anfangen. Dein Hund ist ein alter Vagabund«, meinte mein Vater, während er auf unseren Waggon zuging. »Vielleicht ist er dafür auch nicht schlau genug.«

»Nein!«

Bevor mein Vater durch die Tür im Waggon verschwand, wandte er sich noch einmal um.

»In Ordnung. Dann ist er wohl nur ein wenig faul â¦«

»Nein! Nein!«, schrie ich wütend.

Quetzal war weder faul noch dumm.

Es war einfach nicht sein Tag.

»Willst du, dass man so von dir denkt?«, murmelte ich, während ich auf den Wald zuging. »Ich habe keine Lust, mich hier weiter lächerlich zu machen. Dann bleib eben liegen.«

Meine Freunde standen ganz in der Nähe am Weiher.

Ich sprang mit ihnen ins Wasser und vergaß meinen Ärger über den vergeudeten Samstag.

Chico und Tuerto waren mitten in einem Sprungwettkampf. Valeria, die am Rand der Pfütze stand, übernahm die Rolle der Schiedsrichterin.

»Und nun ein Spaßsprung!«, rief sie.

Wir drei stürzten uns ins Wasser, strampelten in der Luft mit den Beinen und stießen wilde Schreie aus.

Valeria musste lachen. Ich hörte es gerade noch, bevor das Wasser über mir zusammenschlug. So schnell ich konnte, schwamm ich wieder an die Oberfläche. Ich wollte unbedingt auftauchen, bevor dieses wunderbare Geräusch endete.

Chico war schneller gewesen und hatte schon nach der Wertung gefragt.

Ich bekam gerade noch mit, dass diesmal Tuerto gewonnen hatte.

Die Wettkämpfe mit Valeria als Schiedsrichterin gingen üblicherweise unentschieden aus. Niemals ließ sie zu, dass sich einer von uns als Verlierer fühlte, wenn er nach Hause ging. Falls Chico, der nur zu gut wusste, dass er der Beste war, protestierte, zuckte sie nur mit den Schultern. »Wenn es dir nicht passt, dann such dir eine andere Schiedsrichterin«, sagte sie dann gleichgültig.

Woraufhin Chico sich auf die Lippen biss. Genau wie ich. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass eine andere uns springen sah.

Daran dachte ich gerade, als ich, bis zum Hals im Wasser, bemerkte, dass Quetzal zwischen den Bäumen auftauchte. Offensichtlich war er mir gefolgt.

Er begann an unserer Kleidung zu schnüffeln,...
mehr

Autor

Ángeles Doñate wurde in Barcelona geboren. Sie ist die Älteste von fünf Geschwistern und ein großer Familienmensch. Neben dem Reisen war das Lesen von klein auf ihre große Passion. Als Kind versteckte sie sich unter der Treppe und las von morgens bis abends, studierte später Publizistik und begann, eigene Geschichten zu schreiben. Ihr Roman "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben" wurde in elf Sprachen übersetzt und war auch in Deutschland ein Bestseller. "Die Stunde der Señorita Leo" wurde durch das legendäre Radioprogramm "La Señorita Francis", das in Spanien von 1947 bis 1984 gesendet wurde, inspiriert.