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Die Tochter des Teufels

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
704 Seiten
Deutsch
Konsalik Verlagerschienen am01.10.2021
St. Petersburg zu Beginn des vorigen Jahrhunderts: Ein Dämon beherrscht die Familie des Zaren und damit die ganze Hauptstadt. Er ist düster und hässlich, aber es werden ihm wundertätige Kräfte nachgesagt, und seiner finsteren Ausstrahlung verfallen Menschen in den allerhöchsten Kreisen. Sein Name wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt: Rasputin. Der Bauernsohn, der den Zarewitsch von einer tödlichen Krankheit geheilt haben soll und der seitdem der Zarin seinen Willen aufzwingt. Aber auch der mächtige Rasputin hat eine Schwäche: Nadja, seine schöne, uneheliche Tochter, die mit den Zarenkindern zusammen erzogen wird, in Liebe zu dem jungen Gardeoffizier Nikolai entbrennt und in den Wirren der Revolution in höchste Gefahr gerät. Die Edition Konsalik ist die digitale Neuauflage des Gesamtwerks des Kult-Autors: Entdecken Sie die Klassiker von Heinz G. Konsalik neu!

Heinz. G. Konsalik wurde 1921 in Köln geboren; Studium der Theater- und Zeitungswissenschaften und der Literaturgeschichte in Köln und München mit dem Ziel, Dramaturg zu werden. Wurde bei Ausbruch des 2. Weltkrieges eingezogen; nach der Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft war er zunächst Mitarbeiter im Feuilleton der Kölner Zeitung. Bald gehörte er zu jenen Autoren, die sich nach Kriegsende zum Ziel setzten, für die nachkommende Generation die Schrecken jedes Krieges eindringlich und realistisch zu schildern. 1956 wurde Konsalik mit dem Roman Der Arzt von Stalingrad, der heute als einer der Klassiker der Weltkrieg-II-Literatur gilt, nahezu über Nacht berühmt. Seitdem schrieb er einen Bestseller nach dem anderen - insgesamt 155. Am 2. Oktober 1999 erlag er in seinem Salzburger Domizil einem Schlaganfall. Er ist aber noch heute unbestritten der national und international meistgelesene deutschsprachige Schriftsteller der Nachkriegszeit; seine Werke erreichten bisher eine Gesamtauflage von rund 88 Millionen Exemplaren; sie wurden in 46 Sprachen übersetzt.
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Produkt

KlappentextSt. Petersburg zu Beginn des vorigen Jahrhunderts: Ein Dämon beherrscht die Familie des Zaren und damit die ganze Hauptstadt. Er ist düster und hässlich, aber es werden ihm wundertätige Kräfte nachgesagt, und seiner finsteren Ausstrahlung verfallen Menschen in den allerhöchsten Kreisen. Sein Name wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt: Rasputin. Der Bauernsohn, der den Zarewitsch von einer tödlichen Krankheit geheilt haben soll und der seitdem der Zarin seinen Willen aufzwingt. Aber auch der mächtige Rasputin hat eine Schwäche: Nadja, seine schöne, uneheliche Tochter, die mit den Zarenkindern zusammen erzogen wird, in Liebe zu dem jungen Gardeoffizier Nikolai entbrennt und in den Wirren der Revolution in höchste Gefahr gerät. Die Edition Konsalik ist die digitale Neuauflage des Gesamtwerks des Kult-Autors: Entdecken Sie die Klassiker von Heinz G. Konsalik neu!

Heinz. G. Konsalik wurde 1921 in Köln geboren; Studium der Theater- und Zeitungswissenschaften und der Literaturgeschichte in Köln und München mit dem Ziel, Dramaturg zu werden. Wurde bei Ausbruch des 2. Weltkrieges eingezogen; nach der Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft war er zunächst Mitarbeiter im Feuilleton der Kölner Zeitung. Bald gehörte er zu jenen Autoren, die sich nach Kriegsende zum Ziel setzten, für die nachkommende Generation die Schrecken jedes Krieges eindringlich und realistisch zu schildern. 1956 wurde Konsalik mit dem Roman Der Arzt von Stalingrad, der heute als einer der Klassiker der Weltkrieg-II-Literatur gilt, nahezu über Nacht berühmt. Seitdem schrieb er einen Bestseller nach dem anderen - insgesamt 155. Am 2. Oktober 1999 erlag er in seinem Salzburger Domizil einem Schlaganfall. Er ist aber noch heute unbestritten der national und international meistgelesene deutschsprachige Schriftsteller der Nachkriegszeit; seine Werke erreichten bisher eine Gesamtauflage von rund 88 Millionen Exemplaren; sie wurden in 46 Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783947022373
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.10.2021
Seiten704 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8035539
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Am Ufer des Flusses Tobol entlang ritt an diesem Morgen eine junge Frau. Mit losen Zügeln ließ sie den Rappen galoppieren, der Ufersand und runde, in Jahrmillionen abgeschliffene Kiesel wirbelten um sie herum, und sie lachte, ließ das lange blonde Haar im Wind wehen und sah über das breite, träge, in der milchigen Morgensonne wie Blei fließende Wasser.

Ab und zu hielt sie das Pferd an, dann strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, richtete sich im Sattel auf und überblickte das weite, flache Land wie ein Feldherr.

Der Fluss ⦠die beiden Sandbänke, auf denen sich wilde Schwäne die Nacht aus dem Gefieder schüttelten ⦠der Birkenwald zur Rechten, die kleine Zwiebelturmspitze der rosa gestrichenen Kirche von Podunskoje zur Linken, dazwischen die Felder und Acker, Buschgruppen und Weiden ⦠und dann der Himmel, sich mit dem Land verschmelzend, als höre die Welt am Horizont auf ⦠das war ein Anblick, dessen man nie müde wurde.

Langsam ritt Helena Feodorowna Woronzowa weiter. Sie saß nicht wie eine vornehme Dame auf dem Pferd, in einem sittsamen Reitrock und in einem Damensattel, o nein, wie ein Kosak ritt sie daher, in hohen Stiefeln, im Herrensitz, über der schönen Brust eine Jacke aus rotem Filz und darunter eine Bluse aus chinesischer bestickter Seide. Und wie ein Kosak beugte sie sich auch über den Hals des Pferdes, schrie ihm etwas in die Ohren und jauchzte, als der Gaul den Kopf emporwarf, wieherte und weitergaloppierte, den Sand aufwirbelnd, hinunter zum Ufer des Flusses Tobol.

Über dem Wasser schwebten Nebelschleier. Früh war in diesem Jahr die Schneeschmelze gewesen. Das Eis auf dem Tobol war nicht wie sonst unter donnerndem Krachen geborsten, Kanonenschüsse der Natur, die in den Herzen der Bauern wie Glockengeläut klangen, denn nun kam der Frühling auch nach Sibirien. Diesmal war es ganz merkwürdig am Fluss, das Eis setzte sich einfach in Bewegung, floss zum großen Bruder Ob, riss bei Tobolsk und Jelisarowo einige Holzbrücken weg und verschwand dann ganz in der warmen Frühjahrssonne.

Helena Feodorowna ritt wie ein blonder Teufel weiter am Ufer entlang. Ihr langes Haar war wie eine goldene Fahne.

Später, in den vielen einsamen Tagen und Nächten, die diesem Frühlingsmorgen folgten, dachte sie viel darüber nach, wie es damals geschehen war. Erklärungen gab es nicht - es blieb immer ein Geheimnis.

Das Pferd scheute plötzlich. Mit hoch erhobenem Kopf stieg es vorn hoch, warf die Vorderbeine in die Luft, machte dann einen Satz, stolperte und knickte ein. »Was ist denn, Jascha ?«, schrie Helena Feodorowna noch, aber da sie mit lockeren Zügeln ritt, fand sie keinen Halt mehr, sie versuchte noch, sich in der Mähne festzukrallen, aber es kam alles so plötzlich und ruckartig, dass sie weit durch die Luft flog und in einer Staubwolke im Sand des Tobolufers aufschlug.

Sie erwachte, weil sie fror.

Mit Schrecken sah sie, dass sie nackt am Ufer des Flusses lag, die Sonne glitt über ihren weißen Körper, und sie war nass, als habe man sie gewaschen. Unter ihr lagen ihre Kleider, die hohen Stiefel standen nahe am Fluss, ein merkwürdiger Anblick: zwei einsame Lederröhren vor dem Hintergrund des gurgelnden Wassers.

»Gott segne dich, mein Täubchen ⦫, sagte hinter ihr eine tiefe Stimme.

Mit einem Schrei fuhr sie herum, riss, was am nächsten lag - es war ihre Reithose -, vor ihre Blöße und rollte sich zur Seite zu einem windzerzausten Busch, als könne er sie schützen und verbergen.

Auf einem Stein saß ein junger, wild aussehender Mensch. Lange dunkle Haare fielen ungekämmt über den mächtigen Schädel, ein langer, struppiger Bart hing bis auf die Brust. Ein schmutziges blaues Bauernhemd trug er, von einem selbstgeschnittenen Lederriemen zusammengehalten. Darunter sahen alte, geflickte Hosen hervor, die in hohen, derben, staubigen Bauernstiefeln endeten.

Helena Feodorowna kroch zu dem Busch, die Kleider hinter sich herschleifend. Sie zuckte zusammen, als dröhnendes Lachen ihr folgte und der struppige Mensch sich auf die Schenkel schlug, als sehe er einen derben Spaß.

»Schämst du dich, mein Vögelchen?«, rief er. »Als du vom Pferd fielst, sah es aus, als gäbe es keinen heilen Knochen mehr an dir. Aber du kannst beruhigt sein ⦠an deinem schönen Körperchen ist alles, wie es sein soll. An der Hüfte wirst du einen blauen Fleck bekommen. Aber wer sieht s? Oder hast du einen Geliebten, den es stört?«

Helena Feodorowna schlüpfte in die Reithosen und zog die Bluse über. Völlig durchnässt war sie, und sie ahnte, dass der bärtige Mensch sie damit abgerieben hatte, um sie aus ihrer Ohnmacht zu erwecken. »Warum hast du mich ausgezogen?«, fragte sie, als sie hinter dem Busch wieder hervorkam. Der Bärtige musterte sie wie ein junges Pferd. In seinem Blick lag eine magische, anziehende Kraft, die Helena verwirrte. Sie wandte sich ab und sah über den Fluss, nur um diesen blauen, glänzenden Augen auszuweichen, die durch alles hindurchsahen, als bestände die Welt nur aus Glas.

»Als du da im Sand lagst, du schönes Menschenkind, bleich und verkrümmt, da hatte ich Angst.« Der Bärtige erhob sich. Er war kein Riese, wie Helena zuerst gedacht hatte, aber er war breit und stark, und das Mächtigste war sein Kopf mit der starken Nase und den zwingenden Augen. »Ich habe dich ausgezogen, wie es eine Mutter tut, ich habe dich zum Fluss getragen und gewaschen, ich habe deine Glieder massiert und die Knöchelchen nachgesehen, ich habe dich frottiert, bis dein Atem wieder tief und voll Leben war. Und dann habe ich dagesessen und habe dich angesehen und mich erfreut an deiner Schönheit. Du bist schön, mein Täubchen. Ich habe noch nie eine solch schöne Frau gesehen. Unsere Mädchen haben breite Hüften und schwere Brüste ⦠du bist zierlich wie eine Elfe, deine Beine sind lang und schlank, deine Hüften schmal und deine Brüste fest und rund. Gott hat die Schönheit geschaffen, damit man sie sieht. Ich habe sie bewundert, mein Vögelchen ⦫

Helena Feodorowna wagte nicht, sich umzuwenden. Die tiefe, warme Stimme des Bärtigen war einschmeichelnd und schwemmte den eigenen Willen weg. Eine zärtliche Kraft lag in ihr, gegen die sie sich anstemmte. Jeder Ton, jedes Wort drang in sie ein. Sie spürte es wie ein Flimmern in sich, und als sie an sich heruntersah, bemerkte sie, dass ihre Finger nervös gegen ihre Schenkel trommelten.

»Wo ist mein Pferd? Wo ist Jascha?«, fragte sie bewusst hart und mit Kälte in der Stimme.

»Ich habe ihn an einen Baum gebunden. Über eine Wurzel ist er gestolpert.«

»Du lügst! Hier gibt es keine Wurzeln! Du hast Jascha erschreckt!« Sie fuhr herum, gewillt, hochmütig und stolz zu sein. Wer ist er schon, dachte sie. Ein dreckiger Muschik! Oder gar ein Herumtreiber? Wann hat er sich zum letzten Mal gewaschen? Er wird stinken nach Schweiß, Knoblauch und feuchter Erde.

Und dann sah sie seine Augen, helle blaue Sterne, und aller Hochmut schmolz, wie das Eis auf dem Tobol geschmolzen war.

»Ich werde dir fünf Rubel geben«, sagte sie nervös. Sie verfolgte seinen Blick und sah an sich hinunter. Die nasse Bluse klebte auf ihrem Körper, ihre Brüste drückten sich durch den anliegenden dünnen Stoff. Da bückte sie sich, riss die rote Filzjacke hoch und zog sie über.

»Erkälten wirst du dich, mein Täubchen!«, sagte der Bärtige. Er tappte zum Ufer, holte die Reitstiefel und reichte sie ihr hin wie ein Leibeigener. »Leg dich zwei Tage ins Bett, trink einen heißen Tee mit Wodka vermischt und schwitze. Das tut gut.« Er stützte sie, als sie die Reitstiefel anzog, und seine Berührung durchdrang sie wie ein wundersamer Schauer.

»Wer bist du?«, fragte er, als sie hinauf zum Uferpfad gingen. Jascha stand an einer Weide angebunden und wieherte. Er hatte einen Verband um den linken Vorderhuf. Ein dreckiges, zerrissenes Hemd war es.

»Jascha ist verletzt?«, rief Helena.

»Eine Verstauchung. Ich habe ihn gestreichelt, und nun kann er wieder gehen.« Der Bärtige blieb stehen. Über Helena zog eine warme, angenehme Welle. Die Stimme war wärmer als die Sonne, die durch den Morgennebel gebrochen war und den Fluss mit Gold übergoss.

»Du hast gute Hände«, sagte sie leise.

»Gott hat sie mir gegeben ⦫

»Ich bin Helena Feodorowna Woronzowa«, sagte sie, an seine erste Frage denkend. »Die Witwe Woronzowa ⦫

»So jung und eine Witwe?«

Helena sah über den Fluss. Ihr schmales Gesicht unter den nassen blonden Haaren wurde scharfkantig und fremd.

»Der Tobol hat mir Wladimir Alexandrowitsch genommen«, sagte sie hart. »Ein reicher Kaufmann war er. Vor einem Jahr heirateten wir, und dann fuhr er mit Freunden in einem Boot auf dem Fluss, um zu fischen. Das Boot schlug um ⦠alle retteten sie sich, nur Wladimir ertrank. Er geriet in einen Strudel.« Sie hob den Arm und zeigte hinüber. »Dort, an der Sandbank war es. Drei Wochen waren wir verheiratet.«

»Und jetzt bist du eine reiche, sorglose Witwe. Ein Pferd hast du, ein großes Haus, Bedienstete, einen immer gedeckten Tisch, einen Kasten voll Goldrubel ⦠Was willst du mehr für drei Wochen Ehe?«

Helena Feodorowna schwieg. Sie fasste Jascha am Zügel, und ehe man es ahnte, saß sie mit einem Schwung im Sattel und ritt davon.

Der bärtige Mensch folgte ihr. Wie ein Bär trabte er hinterher, mit weiten, stampfenden Schritten. Ja, er holte sie sogar ein, denn sie ritt keinen Galopp, und er klammerte sich an ihrem Steigbügel fest und rannte neben ihr her wie ein riesiger, zottiger, hungriger Hund.

So kamen sie nach Podunskoje, dem schmucken Dorf mit der rosa gestrichenen Holzkirche, und zu dem Haus der Woronzows. Das größte Gebäude im Dorf war es, von einem Garten umgeben, den ein Lattenzaun von...
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Autor

Heinz. G. Konsalik wurde 1921 in Köln geboren; Studium der Theater- und Zeitungswissenschaften und der Literaturgeschichte in Köln und München mit dem Ziel, Dramaturg zu werden. Wurde bei Ausbruch des 2. Weltkrieges eingezogen; nach der Entlassung aus amerikanischer Gefangenschaft war er zunächst Mitarbeiter im Feuilleton der Kölner Zeitung. Bald gehörte er zu jenen Autoren, die sich nach Kriegsende zum Ziel setzten, für die nachkommende Generation die Schrecken jedes Krieges eindringlich und realistisch zu schildern. 1956 wurde Konsalik mit dem Roman Der Arzt von Stalingrad, der heute als einer der Klassiker der Weltkrieg-II-Literatur gilt, nahezu über Nacht berühmt. Seitdem schrieb er einen Bestseller nach dem anderen - insgesamt 155. Am 2. Oktober 1999 erlag er in seinem Salzburger Domizil einem Schlaganfall. Er ist aber noch heute unbestritten der national und international meistgelesene deutschsprachige Schriftsteller der Nachkriegszeit; seine Werke erreichten bisher eine Gesamtauflage von rund 88 Millionen Exemplaren; sie wurden in 46 Sprachen übersetzt.