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Das Lied des Herbstmondes

tolino mediaerschienen am01.07.2021
Die Macht der Musik Der Ruf der Magie Die Eulen in der Nacht Oma Thea soll eine Wicca gewesen sein? Carolin ist mehr als skeptisch, als sie an ihrem 16. Geburtstag eine Nachricht von ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Neugierig ist sie trotzdem. Zwischen Klassenarbeiten und Musical-Proben, Geistervögeln und verwirrenden Visionen macht sie sich auf die Suche nach ihrem magischen Erbe. Allerdings dürfen ihre Eltern nichts davon erfahren - strikte Anweisung ihrer Oma. Was als magisches Abenteuer beginnt, führt Carolin bald auf dunkle Pfade, und schließlich muss sie sich entscheiden: Was ist ihr die neu gewonnene Macht wert? In »Das Lied des Herbstmondes« betrachtet Christina Löw die düstere Seite von Jorinde & Joringel und erzählt in einer modernen Fabel über das Wesen der Magie, wie die Hexe des Grimm'schen Märchens entstand.

Christina Löw würde am liebsten den ganzen Tag über schreiben, um all ihren Plotbunnys genug Aufmerksamkeit zu schenken. Im Moment müssen sich die Geschichten jedoch auf die Abendstunden beschränken. Tagsüber arbeitet Christina als Literatur-Übersetzerin, Lektorin/Korrektorin, Journalistin & Kunstvermittlerin.
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Produkt

KlappentextDie Macht der Musik Der Ruf der Magie Die Eulen in der Nacht Oma Thea soll eine Wicca gewesen sein? Carolin ist mehr als skeptisch, als sie an ihrem 16. Geburtstag eine Nachricht von ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Neugierig ist sie trotzdem. Zwischen Klassenarbeiten und Musical-Proben, Geistervögeln und verwirrenden Visionen macht sie sich auf die Suche nach ihrem magischen Erbe. Allerdings dürfen ihre Eltern nichts davon erfahren - strikte Anweisung ihrer Oma. Was als magisches Abenteuer beginnt, führt Carolin bald auf dunkle Pfade, und schließlich muss sie sich entscheiden: Was ist ihr die neu gewonnene Macht wert? In »Das Lied des Herbstmondes« betrachtet Christina Löw die düstere Seite von Jorinde & Joringel und erzählt in einer modernen Fabel über das Wesen der Magie, wie die Hexe des Grimm'schen Märchens entstand.

Christina Löw würde am liebsten den ganzen Tag über schreiben, um all ihren Plotbunnys genug Aufmerksamkeit zu schenken. Im Moment müssen sich die Geschichten jedoch auf die Abendstunden beschränken. Tagsüber arbeitet Christina als Literatur-Übersetzerin, Lektorin/Korrektorin, Journalistin & Kunstvermittlerin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754612651
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Seiten332 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2890
Artikel-Nr.8165020
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1


Gedankenverloren schaute Carolin aus dem Fenster. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in warme Orange- und Rottöne und verwandelte die Bäume im Garten in dunkle Scherenschnitte mit langen Schatten. Sie gähnte, schaute hinüber zur Uhr an der Wand ihres Zimmers und schüttelte dann den Kopf. Es war eigentlich noch viel zu früh, doch wie jedes Jahr wurde sie im Winter müde, sobald es draußen dunkler wurde. Auch wenn es noch früh am Nachmittag war. Anfang 2005 war sie eindeutig nicht wacher als 2004.

Sie unterdrückte ein erneutes Gähnen und kramte in ihrem Rucksack nach dem Hefter, in dem sie die Notenblätter aufbewahrte. Eigentlich müsste sie ihre Französisch-Hausaufgaben machen, doch darauf hatte sie keine Lust. Viel lieber ging sie den Text durch, den sie für den Chor morgen lernen musste.

»Akt 1, Szene 1«, las sie leise. »Die BEWOHNER und BEWOHNERINNEN VON OZ strömen auf die Bühne, jubelnd und feiernd. Wir befinden uns vor dem Palast des Zauberers, in der Smaragdstadt, Hauptstadt des Landes Oz.« Die nächsten Zeilen übersprang sie, denn wirklich wichtig waren für sie nur die Teile der Rolle, die sie haben wollte: Galinda, die gute Hexe.

»Meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen von Oz!«, sprach sie und stand dann von ihrem gemütlichen Platz auf dem Bett auf. Sie musste mehr Energie in ihre Stimme legen, wenn sie auch nur eine Chance haben wollte, sich gegen die anderen Anwärterinnen auf die Rolle durchzusetzen.

Sie atmete tief durch, stellte sich aufrecht hin und fuhr halblaut fort: »Dies ist ein Tag dankbarer Freude! Lasst uns jubilieren, der Tugend droht nicht mehr die Bösartigkeit von der - ihr wisst schon wer.« Ihre Stimme wurde dabei immer kraftvoller, tönender und schließlich schmetterte sie: »Am Ende siegt doch stets - das ist das Wunderbare - das Gute, Schöne, Wahre.«

Dabei wanderte ihr Blick wieder zum Abendhimmel, den sie vom Fenster aus sehen konnte, eine Bewegung am Rande ihres Sichtfelds lenkte ihre Aufmerksamkeit vom Notenblatt in den winterlich kahlen Garten. Sie blinzelte. Saß dort drüben im Apfelbaum tatsächlich ein großer Vogel? Sie sah genauer hin und wirklich: Auf einem der oberen knorrigen Äste hockte ein Vogel, dem Umriss nach eine Eule.

Carolin runzelte die Stirn. Was machte denn eine Eule hier, mitten in der Stadt? Klar, in Köln flogen auch Papageienschwärme durch die Gegend - aber Eulen? Die waren nicht dafür bekannt, ein allzu großes Interesse an Menschenansammlungen zu haben. Und noch etwas war sonderbar an dem Vogel: Sein Umriss schien zu flimmern, war längst nicht so scharf geschnitten wie der des Apfelbaums, auf dem er saß. Ein bisschen wie eine Fata Morgana, nur anders, natürlich. Mehrere Minuten lang beobachtete sie die Eule. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde diese sie auch aus leuchtend roten Augen intensiv anstarren. Immer bohrender schien der Blick zu werden, als wollte die Eule bis in ihre innersten Gedanken dringen.

Der SMS-Ton ihres Handys ließ Carolin zusammenzucken. Das musste Annika sein - bereit für einen abendlichen Austausch über den Tag. Sie runzelte die Stirn. Normalerweise meldete ihre beste Freundin sich erst kurz vor dem Abendessen. Und dafür war es doch noch viel zu früh. Oder nicht? Konnte es sein, dass sie so lange aus dem Fenster geschaut und nichts weiter getan hatte, als die Eule anzustieren?

Ihr Blick huschte zur Uhr. Tatsächlich. Irgendwie war die Zeit verronnen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Carolin schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich, als wäre sie gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Ein leichter Schauer überlief ihren Rücken und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Sie schaute aus dem Fenster, zum Apfelbaum. Doch die Eule war verschwunden.

Ein weiterer Signalton. Sie sah zu ihrem Handy hinüber, das neben ihren Französischsachen auf dem Schreibtisch lag. Offenbar wurde Annika ungeduldig. Wahrscheinlich wollte sie über das morgige Vorsingen reden. Carolin seufzte, griff nach dem Handy und schrieb: Brauche noch fünf Minuten. Rufe dich gleich an.

Dann lief sie aus ihrem Zimmer auf den Gang und über die Treppe nach unten. Leise huschte sie an der offenen Tür zur Küche vorbei. Dort bereiteten ihre Eltern - den Geräuschen und Gerüchen nach zu urteilen - bereits das Abendessen zu. Carolin schlich sich ins Wohnzimmer und trat schließlich durch die Terrassentür in den Garten. Sie brauchte ein Zeichen. Irgendetwas, das ihr sagte, dass sie sich die Eule nicht nur eingebildet hatte.

Im schwachen Licht, das aus dem Inneren auf den Rasen fiel, suchte Carolin die Umgebung ab, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und bemühte sich, die Dunkelheit mit ihrem Blick zu durchdringen. Langsam näherte sie sich dem Apfelbaum, musterte den Stamm und schaute durch das blattlose Astwerk nach oben, wo die Eule gesessen hatte. Doch sie konnte nichts erkennen, was die Anwesenheit eines großen Vogels verraten hätte.

Fröstelnd wandte Carolin sich schließlich ab und ging zum Haus zurück. Was hatte sie schon erwartet? Ein großes Schild mit der Aufschrift Eine Eule war hier? Wohl kaum. Auch wenn sie nicht glaubte, dass sie im Hellen mehr sehen würde, nahm sie sich vor, dem Apfelbaum am nächsten Tag einen weiteren Besuch abzustatten. Schaden würde es sicher nicht.

Sie rieb sich die kalten Arme, als sie die Terrassentür erreichte, blickte ein letztes Mal in den Garten und wollte gerade zurück ins Haus gehen, als sie direkt neben ihrem linken Hausschuh etwas im Gras entdeckte. Carolin bückte sich und betrachtete ihren Fund in dem schwachen Licht, das aus dem Wohnzimmer nach draußen schien. Eine Feder. Hellbraun mit schwarzbraunen Flecken. Eine Eulenfeder? Sie strich behutsam über die weiche Federfahne.

Also hatte sie sich den Vogel schon einmal nicht eingebildet. Aber was hatte die Eule bloß in ihrem Garten gewollt? Vorsichtig, sodass sie nicht beschädigt wurde, steckte Carolin die Feder in ihre hintere Hosentasche und huschte wieder ins Warme. Im Flur nahm sie das schnurlose Telefon von der Ladestation und lief nach oben in ihr Zimmer.

Sie sollte schnell Annika anrufen. Auch wenn sie in diesem Moment lieber weiter über die Eule gegrübelt hätte.

»Na, bist du wegen morgen nervös?«, drang kurz darauf die Stimme der Freundin an ihr Ohr.

Carolin verzog das Gesicht. »Etwas. Ich kann so schlecht abschätzen, wie gut unsere Konkurrenz aus der Theater-AG ist.«

»Ach, die haben doch gegen den Chor keine Chance! Vor allem nicht gegen dich.«

»Du singst aber auch vor, oder?« Es hatte Carolin einiges an Überredung gekostet, bis Annika eingewilligt hatte, es zumindest zu versuchen. Sich für eine Rolle zu bewerben und sich nicht nur im Ensemble zu verstecken.

»Ja-haaa« Annika klang alles andere als überzeugt.

Carolin unterdrückte ein Seufzen. »Du hast eine schöne Stimme, die es verdient, wahrgenommen zu werden. Und hey, wenn du es versuchst, kann ich danach nicht mehr sagen, du würdest dich ja nie etwas trauen ...«

Annika lachte. »Du bist fies, weißt du das?«

»Nur zu deinem Besten!«

»Und genau deshalb gebe ich mich überhaupt mit dir ab.«

»Touché.« Carolin kicherte. »Und bevor du fragst: Nein, ich habe meine Französisch-Hausaufgaben noch nicht erledigt ...«

Sie sah förmlich vor sich, wie Annika am anderen Ende die Schultern hob, und kam deren üblichem Kommentar zuvor: »Ich weiß, es ist meine Sache, wenn ich meine Note versauen will. Was ich nicht vorhabe. Nicht absichtlich, jedenfalls.«

»Sollen wir vor deiner nächsten Klassenarbeit zusammen üben?«, fragte Annika, anstatt auf Carolins Bemerkung einzugehen.

»Das wäre super, danke. Zum Glück steht die ja erst im nächsten Halbjahr an. Viel wichtiger ist aber bis dahin: Hast du für deine Rolle gelernt?«, lenkte Carolin das Thema wieder auf das Musical und das anstehende Vorsingen.

Als Annika schwieg, setzte Carolin nach: »Oder wir könnten über meine Eule sprechen.«

»Über deine Eule?« Nun klang Annika interessiert.

»Als ich vorhin den Anfang des Stücks durchgegangen bin, habe ich aus dem Fenster geschaut - und da saß sie: auf einem Ast des Apfelbaums in unserem Garten. Lindenthal ist zwar nicht die Innenstadt, aber ländlich oder in der Nähe eines Waldes wohnen wir auch nicht.«

»Und weiter?«, hakte Annika nach.

»Dann wurde es richtig sonderbar«, fuhr Carolin fort. »Soweit ich mich erinnern kann, zumindest.«

»Soweit du dich erinnern kannst?«

Carolin zögerte, dann erklärte sie mit gesenkter Stimme: »Mir fehlt etwa eine Stunde. Ich weiß noch, dass die Sonne unterging. Deshalb hatte ich schließlich nach draußen geschaut. Und im nächsten Moment hast du mir dann die erste SMS geschickt. Da war es schon dunkel.«

»Das klingt wirklich eher ... weniger normal. Aber was hat dein Zeitverlust mit der Eule zu tun?«

Carolin seufzte. »Das frage ich mich auch noch. Jedenfalls war sie am Anfang da und am Ende weg. Und ich habe mir die Eule ganz sicher nicht eingebildet.« Sie biss sich kurz auf die Lippe, dann fuhr sie fort: »Als ich dir schrieb, ich müsste noch was erledigen, bin ich in den Garten gegangen. Ich brauchte einfach einen Beweis, dass ich mir die Eule nicht nur eingebildet hatte. Und da fand ich eine Feder.« Gedankenverloren zog sie die Eulenfeder aus ihrer Hosentasche und betrachtete sie erneut.

»Eine Eulenfeder?«

»Sicher bin ich mir natürlich nicht«, räumte Carolin ein. »Ich hatte noch keine Zeit, nach einer Website für Eulen-Enthusiasten oder so etwas zu suchen. Aber es wäre ein ziemlicher Zufall, würde die Feder nicht von der Eule stammen.«

»Eulen-Enthusiasten?« Annika lachte. »Du...
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