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So reich wie der König

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am14.02.20221. Auflage
Sarah, die sechzehnjährige, bildschöne Französin, hat nichts. Driss, der Sohn einer der wohlhabendsten muslimischen Familien hingegen hat alles, ist reich wie der König. Sarah beschließt, ihn zu verführen, ihn zu heiraten. Ihr Weg dahin führt sie durch die Stadt Casablanca, in all ihren Facetten: von den Armenbaracken mit den Prostituierten und Abgeschlagenen, wo Sarah mit ihrer Mutter lebt, bis in die Villenviertel auf den Hügeln, zu den reichen Jugendlichen, die jointsrauchend in üppigen Gärten an Pools sitzen und nachts durch die Clubs der Stadt ziehen - während sich unten, in den Baracken, alle nach einem Ort weit weg sehnen, einem unerreichbaren Ort. Sarah ist entschlossen, diesen Ort zu erreichen, ganz gleich, was sie dafür opfern muss.

So reich wie der König erzählt vom Aufstieg und Fall einer jungen Frau im Casablanca der 1990er Jahre. Von einer pulsierenden Stadt voller Widersprüche und zwei jungen Menschen, für die die Liebe notgedrungen zur Verhandlungsmasse wird. Ein Roman von sinnlicher und poetischer Sprachgewalt, der zwischen Schönheit und Härte changiert.


Abigail Assor wurde 1990 in Casablanca geboren, wo sie aufwuchs, bis sie mit 17 Jahren nach Paris zog. Nach einem Studium der Philosophie und Soziologie widmete sie sich dem Schreiben und dem Film. So reich wie der König ist ihr erster Roman, mit dem sie für den Prix Goncourt de Premier Roman nominiert war und der in sieben Sprachen übersetzt wurde.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextSarah, die sechzehnjährige, bildschöne Französin, hat nichts. Driss, der Sohn einer der wohlhabendsten muslimischen Familien hingegen hat alles, ist reich wie der König. Sarah beschließt, ihn zu verführen, ihn zu heiraten. Ihr Weg dahin führt sie durch die Stadt Casablanca, in all ihren Facetten: von den Armenbaracken mit den Prostituierten und Abgeschlagenen, wo Sarah mit ihrer Mutter lebt, bis in die Villenviertel auf den Hügeln, zu den reichen Jugendlichen, die jointsrauchend in üppigen Gärten an Pools sitzen und nachts durch die Clubs der Stadt ziehen - während sich unten, in den Baracken, alle nach einem Ort weit weg sehnen, einem unerreichbaren Ort. Sarah ist entschlossen, diesen Ort zu erreichen, ganz gleich, was sie dafür opfern muss.

So reich wie der König erzählt vom Aufstieg und Fall einer jungen Frau im Casablanca der 1990er Jahre. Von einer pulsierenden Stadt voller Widersprüche und zwei jungen Menschen, für die die Liebe notgedrungen zur Verhandlungsmasse wird. Ein Roman von sinnlicher und poetischer Sprachgewalt, der zwischen Schönheit und Härte changiert.


Abigail Assor wurde 1990 in Casablanca geboren, wo sie aufwuchs, bis sie mit 17 Jahren nach Paris zog. Nach einem Studium der Philosophie und Soziologie widmete sie sich dem Schreiben und dem Film. So reich wie der König ist ihr erster Roman, mit dem sie für den Prix Goncourt de Premier Roman nominiert war und der in sieben Sprachen übersetzt wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458773184
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2251 Kbytes
Artikel-Nr.8184099
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



- 2 -

Ein halbes Jahr früher


Es war eine Masche von Driss, die Mädchen nicht anzuschauen. Schon als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, Anfang des Jahres 1994, waren seine Augen über sie hinweggeglitten. Als wäre sie ein Luftzug - nichts an Driss kam ihr entgegen. Plötzlich war sie wieder das kleine Mädchen im Lynx, dem Kino in der Avenue Mers Sultan, in das sie sich oft hineinschlich, schlangengleich. Dann versenkte sie sich vollständig in die stürmischen Pupillen der ägyptischen Stars; und die schönen Augen Kairos, die sie doch von der Leinwand anstarrten, gaben ihr nichts zurück. Auch sie glitten über sie hinweg.

An diesem Tag, ein halbes Jahr vor dem Strand 56 und dem ganzen Rummel, war sie gerade mit Kamil im Campus, dem Café gegenüber vom Gebäude K des Gymnasiums, in das die hübschen Mädchen und die Lederwestenjungen gingen - dem für die Bessergestellten. Ein paar Meter davon lag auch das Billard-Café, in das sie manchmal ging. Dort konnte man rauchen, was man wollte, und die Sandwiches mit Thunfisch und Tomatensauce mitbringen, für die man bei Moustache, dem Alten aus dem Lebensmittelladen in der Straße nebenan, anschreiben ließ. Kamil hätte sie allerdings nie gestanden, dass sie schon einmal im Billard-Café gewesen war. Er hatte ihr die Tür aufgehalten, als sie hineingegangen waren, und sie hatte gehört, dass er mit seinem Vater in der Telekommunikationsbranche arbeitete. Das sagte schon alles.

Kamil war nicht hässlich, schön aber auch nicht, was ihr sympathisch war. Manchmal dachte sie, dass er ein bisschen angab mit seinem Auto und seinem Haus in einem der schicken Stadtviertel, wohin alle abends Kartenspielen gingen; aber Jungs von seiner Sorte gab es wirklich schlimmere. Hinter seinem schwarzen Kaffee und dem Bananasplit schaute er sie an. Er wirkte so verblüfft, dass ihm jeder ihrer Gesichtszüge einzeln entgegenfieberte. Er sah und mochte die lange, gerade Nase, ebenso die braune Haut und die Prinzessinnenaugen, die sich bis zu ihren Schläfen zogen. Er mochte alles, wollte alles besitzen. Also nahm er sie jetzt schon zum dritten Mal mit ins Café. Sarah hatte im vergangenen Jahr eine Technik gelernt: abzuwarten, bevor sie sich auszog. Das funktionierte gut. Idiotisch, diese Jungs, die einem dafür wochenlang einen Kaffee nach dem nächsten zahlten. Manchmal sogar noch danach, wenn sie sich für verliebt hielten. Kamil war der Schlimmste, er hatte sie noch nicht einmal geküsst; das fand sie schon ziemlich nett.

Er redete viel. Er sagte: Meine Villa in Dar Bouazza hat fünf Schlafzimmer und sechs Badezimmer, ich nehme dich mit, weißt du, na ja, wenn du willst. Er sagte: In Casa hat man es wirklich gut, aber was ich gern einmal sehen würde, das ist Amerika, auf der anderen Seite des Atlantiks. Ist dir klar, dass, wenn wir am Strand 56 sind, am anderen Ende des Ozeans tatsächlich Amerika liegt? Wenn ich gehe, nehme ich dich mit, warum lachst du denn, ich meine es ernst, wirklich.

Doch Sarah lachte. Sie zweifelte nicht, dass es ihm mit seiner Begeisterung ernst war. Sie lachte, weil er ihr plötzlich wunderschön vorkam, und sie selbst sich noch schöner mit ihm, dort drüben, auf der anderen Seite des Wassers. Sie würde einen großen, grünen Hut tragen, und er einen Schnurrbart, und so würden sie wie richtige Herrschaften in einem Hafen durch die Menge schreiten, die sich an den Schiffen drängte. Überdreht und nervös lachte sie über diese amerikanischen Schönheiten, denn sie waren verboten, so schön waren sie. Kamil unterbrach sich angesichts der kleinen Spötterin, aber Sarah bettelte: Nein, rede weiter.

Als er von der feuchten Schwüle in einem New Yorker Kabarett erzählte, hielt er auf einmal inne: »Hey, Kumpel!« Er hatte hinter Sarah jemanden entdeckt; sie wandte sich um. Im Türrahmen setzte ein junger Mann seinen Helm ab; er hatte kurze Beine und einen schwabbeligen Bauch. Bei Kamils Worten lächelte er, seine kleinen, von dem dicken Zahnfleisch verdrängten Nagezähne kamen zum Vorschein, und das dicke Zahnfleisch wölbte sich unter dem Schatten seiner Hakennase, die zum Boden zeigte. Wirklich hässlich, keine Frage. Driss kam auf sie zu.

»Lang ist´s her, Driss! Du schuftest wohl wie ein Verrückter für deinen Vater?«

»Ja, ziemlich ... ziemlich, und du?«

Kamil plauderte wieder über die Telekommunikationsbranche und über Amerika; da sah Sarah plötzlich diese Augen. Sie waren winzig, aber grün, aus einem unbequemen Grün, einem Grün von draußen, einem Grün der Natur, dem Grün der Thymianblätter im Hohen Atlas, das in niemandes Augen etwas zu suchen hatte - und dieses Grün glitt über sie hinweg. Driss sah sie nicht an.

Mit seinem watscheligen Gang, der seinen Bauch schlackern ließ, machte er schon wieder Richtung Motorrad kehrt, als Kamil ihr zuraunte: »Dieser Typ ist der Reichste der Reichen. Reicher als wir alle zusammen. Vielleicht so reich wie der König. Aber siehst du, er ist trotzdem schwer in Ordnung.«

So hatte es angefangen: Driss war nämlich reich. Reicher als sie alle und genauso reich wie der König, reicher als Kamil und die Villa in Dar Bouazza. Vielleicht aber auch, weil in seinen winzigen grünen Augen Thymian war und Lorbeer, dessen Blätter sie als Kind so oft in der von Loubna zubereiteten Rindertajine hatte zerkochen sehen. Loubna war das Mädchen ihrer Freundin Séverine, bei der sie im ganzen letzten Grundschuljahr mittwochs immer zum Essen gewesen war. Statt Dienstmädchen sagte Séverine Mädchen - weil sie höflich war und Französin. Und Sarah sagte mit vollem Mund und verschmierten Zähnen: Bei mir zuhause gibt es auch eine Loubna, mit Thymianblättern, Rindfleisch und Oliven, und Tontöpfe, wie bei dir. Auch Gold und Kronen, Diamanten auf dem Boden, und in meiner großen Villa stolpert man über sie, wie hier, genau wie bei dir. Es war nicht schlimm, wenn Séverine ihr nicht glaubte.

Ja, der Thymian hatte in dieser ganzen Geschichte wohl seinen Teil der Verantwortung. Später dachte Sarah, dass sie, wären da nicht die Augen und mit ihnen die Tajine, Séverine und das letzte Grundschuljahr gewesen, nicht so weit gegangen wäre; sie hätte sich einen anderen gesucht, der ebenfalls reich war, vielleicht ein bisschen weniger, aber doch reich genug. Jedenfalls hatte sie nach dieser Begegnung überall die Thymianaugen gesehen. Schon im Café war Kamils Gesicht blasser und größer geworden, hatte sich einmal um sich selbst gedreht, um zu dem von Driss zu werden, mit seiner Hakennase, seinem Zahnfleisch, seinen Nagezähnen und diesen Augen. Und so war es, als hätte sie mit Driss geredet, im Campus bei einem Bananasplit. Als Kamil sie ein paar Tage später ins Kino eingeladen hatte, war es die Hand von Driss gewesen, die sie mit dem Klettverschluss der Brieftasche hantieren sah, und dieselbe Hand, die ihre drückte, als mit Amina Rachid auf der Leinwand geschimpft wurde, weil sie dem Schaflieferanten die Tür geöffnet hatte, während die Ärmel ihrer Djellaba hochgekrempelt waren. Kamil schleckte an einem Wassereis und lachte bei dem Geschrei des Ehemannes - Sogar dem Lieferanten zeigst du dich splitternackt, und wer bin ich, vielleicht das vierte Schaf? -, und wieder war es Driss, den Sarah im Dunkeln lachen hörte. Es war, als hätte sie in der darauffolgenden Woche in der Villa in Dar Bouazza mit Driss Karten gespielt, ja, als hätte sie sich auch mit Driss geliebt und dabei gehofft, dass diese Liebe nicht das Ende für die Kaffees im Campus, für das Kino und für die Villa in Dar Bouazza einläutete. In der neunten Klasse war Sarah immer sofort zur Liebe bereit gewesen, um sich ein Panini ausgeben zu lassen, aber ein paar Tage später spuckten ihr die Typen dann mit ihren Kumpels in den Gängen der Schule ins Gesicht, nannten sie eine Nutte und zahlten ihr nie mehr irgendwas. Auch die Mädchen sagten mit angewidertem Gesicht: Die Französin ist keine Jungfrau mehr, so eine hchouma. Sarah scherte sich nicht darum, weil es noch haufenweise andere gab, reiche Typen in Casa und haufenweise Paninis - aber es war ihr öfter passiert, dass manche nicht einmal mehr das Panini kauften, und das war grauenhaft. Daraus hatte sie gelernt. Seit der zehnten Klasse hatte sie eine neue Zielgruppe: ausschließlich Jungs, die schon älter und nicht mehr auf dem Gymnasium waren, mindestens neunzehn und mit einem ...

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Abigail Assor wurde 1990 in Casablanca geboren, wo sie aufwuchs, bis sie mit 17 Jahren nach Paris zog. Nach einem Studium der Philosophie und Soziologie widmete sie sich dem Schreiben und dem Film. So reich wie der König ist ihr erster Roman, mit dem sie für den Prix Goncourt de Premier Roman nominiert war und der in sieben Sprachen übersetzt wurde.
So reich wie der König