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Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
287 Seiten
Deutsch
UTB GmbHerschienen am21.07.20101. Auflage
Wie früh sollen Kinder heute «gebildet» werden? Das vorliegende Überblickswerk liefert zu dieser aktuellen und emotional diskutierten Frage sachliche und umfassende Informationen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung des jungen Kindes, die Bedeutung und Qualität familienergänzender Betreuung, was frühkindliche Bildung im späteren Leben des Kindes bewirkt und ob deshalb eine frühere Einschulung als bisher üblich angezeigt ist.

Prof. Dr. Margrit Stamm ist eine schweizerische Erziehungswissenschaftlerin und emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaften an der Université de Fribourg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextWie früh sollen Kinder heute «gebildet» werden? Das vorliegende Überblickswerk liefert zu dieser aktuellen und emotional diskutierten Frage sachliche und umfassende Informationen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung des jungen Kindes, die Bedeutung und Qualität familienergänzender Betreuung, was frühkindliche Bildung im späteren Leben des Kindes bewirkt und ob deshalb eine frühere Einschulung als bisher üblich angezeigt ist.

Prof. Dr. Margrit Stamm ist eine schweizerische Erziehungswissenschaftlerin und emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaften an der Université de Fribourg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783846334126
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum21.07.2010
Auflage1. Auflage
Seiten287 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8184522
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Einleitung 11Schwerpunkt IGrundlagen 171 FBBE: Was sie meint und was sie leisten soll 191.1 Was ist FBBE? 191.2 Was soll FBBE leisten? 212 Internationale Entwicklung 252.1 FBBE-Systeme 252.2 FBBE-Forschung 323 Kognitive, soziale und emotionale Entwicklung 373.1 Kognitive Entwicklung 373.2 Soziale und emotionale Entwicklung 523.3 Entwicklungs- und Sozialisationsrisiken 633.4 Zusammenfassende Bilanz 654 Individuelle und kulturelle Unterschiede 674.1 Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten und im Wissen 674.2 Unterschiede in der körperlichen und motorischen Entwicklung 754.3 Sozioökonomische und kulturelle Unterschiede 774.4 Interkulturelle Bildung und Erziehung 824.5 Zusammenfassende Bilanz 845 Familie und familienergänzende Betreuung 875.1 Die Familie als System .875.2 Eltern, ihre Bedeutung und ihre Erziehungsstile .895.3 Familienergänzende Betreuung und Bildung 925.4 Eltern- und Familienbildung 955.5 Zusammenfassende Bilanz 97Schwerpunkt IIAngebote, Qualität und Professionalität 996 FBBE: Das Was und das Wie . 1016.1 Konzepte frühkindlicher Bildungsarbeit 1026.2 Bildungspläne 1126.3 Die Messung von Kompetenzen auf der Basis von Bildungsplänen 1196.4 Strategien frühpädagogischer Bildungsförderung 1366.5 Zusammenfassende Bilanz 1457 Qualität (in) der FBBE 1497.1 Konzepte von Qualität in vorschulischen Angeboten 1507.2 Qualität messen und beurteilen 1527.3 Lernen anregen, herausfordern, vermitteln: Erfolgreiche Pädagogische Strategien 1617.5 Best Practice: Das High/Scope Perry Preschool Project 1717.6 Zusammenfassende Bilanz 1758 Pädagogische Professionalität 1798.1 Professionalität 1798.2 Denken und Überzeugungen des Vorschulpersonals 1838.3 Zur Ausbildung des Personals 1858.4 Zusammenfassende Bilanz 189Schwerpunkt IIIFBBE und ihre Wirksamkeit 1919 Auswirkungen familienergänzender Frühförderung 1939.1 Wie viel Mutter braucht das Kind? . 1939.2 Auswirkungen frühkindlicher Förderprogramme auf den Schulerfolg 2059.3 Zusammenfassende Bilanz 21310 Zum volkswirtschaftlichen Nutzen von FBBE 21510.1 Die Gesamtproblematik 21510.2 Zur Rolle des Staates 21710.3 Zum volkswirtschaftlichen Nutzen frühkindlicher Bildung 21810.4 Zusammenfassende Bilanz 224Schwerpunkt IVFBBE und ihre Diskurse 22511 Bildung und/oder Betreuung? 22711.1 FBBE im historischen Kontext . 22811.2 Die Dichotomie «Bildung versus Betreuung» . 22911.3 Bildung und Betreuung in der Praxis 23011.4 Zusammenfassende Bilanz 23212 Je früher und intensiver, desto besser? . 23512.1 Problematik 23712.2 Historische Konzepte 23812.3 Konzeptionen des Kleinkindes im Blickwinkel der Akzeleration . 24212.4 Aktuelle Forschungserkenntnisse 24312.5 Risiken einer Frühförderung 24512.6 Zusammenfassende Bilanz 24913 Frühere Einschulung 25313.1 Grundlagen der Problematik 25413.2 Von der Schulreife zur Schulfähigkeit 25513.3 Einschulungsalter international . .. 25613.4 Empirie 25813.5 Bedingungen für eine erfolgreiche Früheinschulung 26213.6 Zusammenfassende Bilanz 266Anhang 269Literaturverzeichnis 271mehr
Leseprobe



Einleitung

Im 20. Jahrhundert wurde die Kindheit als eigenständige Lebensphase mit speziellen Entwicklungsbedingungen und Ansprüchen entdeckt. Erstmals wurden Rechte der Kinder formuliert, in der UN-Kinderrechtskonvention fixiert und ihre weltweite Durchsetzung angestrebt. Eines dieser Rechte ist das Recht des Kindes auf Bildung. Im Zuge der globalisierten Wirtschaft und ihren neuen Herausforderungen ist Bildung zur zentralen Ressource geworden, die ihr Potenzial im internationalen Wettbewerb unter Beweis stellen soll. Im Zusammenhang mit länderübergreifenden Schulleistungsstudien wie TIMMS und PISA haben deshalb viele Länder ihre Bildungssysteme überprüft und neu reguliert. In diesem Kontext und als Konsequenz von neuen Forschungserkenntnissen aus den Neurowissenschaften sowie der Entwicklungs- und Familienpsychologie wird die frühe Kindheit zunehmend als bedeutsame Phase in der individuellen Bildungsbiografie eines Menschen erkannt und als erster Schritt im Prozess des lebenslangen Lernens begriffen. Das internationale Interesse manifestiert sich denn auch in einem starken Anstieg der Bildungs-, Integrations-, Betreuungs- und Erziehungsarbeit in diesem Sektor (vgl. dazu auch die beiden Starting-Strong-Berichte der OECD von 2001 und 2006).

Diese Entwicklung trifft die Pädagogik relativ unvorbereitet, hat sie doch bislang die frühe Kindheit vernachlässigt. Wohl gibt es eine ausgedehnte Kindheitsforschung, doch hat das Thema Kindheit vor dem Schuleintritt noch wenig Tradition. Deshalb stehen noch wenig Antworten auf Fragen zur Verfügung, die Auskunft darüber geben, was frühkindliche Bildung ist, wie sie mit Betreuung und Erziehung verknüpft ist, wozu sie dient und mit welchen Inhalten sie versehen werden soll. Sie ist noch weitgehend eine Black Box. Angesichts der im gesamten deutschen Sprachraum entwickelten oder in Entwicklung begriffenen Bachelor- und Masterstudienprogramme im Bereich der frühen Kindheit sowie der verstärkten Etablierung von privat und staatlich verantworteten Betreuungs- und Bildungsangeboten wiegt dieser Mangel doppelt. Dazu kommt die große Meinungsvielfalt von Bildungs- und Sozialpolitikern. In den aktuellen medialen Diskursen äußert sie sich in unterschiedlichen, häufig ideologisch gefärbten Facetten, welche eine Unterscheidung von wissenschaftlich geprüften Erkenntnissen erschweren. Was uns somit mangelt, ist eine wissenschaftsbasierte, ideologiefreie Auseinandersetzung mit der Thematik.

Warum jedoch hat die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) eine so große Bedeutung erlangt? Zum einen aufgrund der Wissensexplosion in der Entwicklungspsychologie, den Neurowissenschaften und der Lehr-/Lernforschung, welche den ungeheuren Enthusiasmus und die Lernkompetenz junger Kinder ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt hat. Zum anderen sind es aktuelle bildungs- und gesellschaftspolitische Herausforderungen, welche die Brisanz der Thematik unterstreichen und sie nicht lediglich als Modeerscheinung deklassieren. Die Bedeutung von FBBE lässt sich vierfach legitimieren:


- Die ersten Lebensjahre sind die kritischste Phase für die Entwicklung eines Kindes. Dies gilt in sozialer, emotionaler und intellektueller Hinsicht. In der frühen Kindheit wird ein wichtiger Grundstein für den späteren Bildungs- und Lebenserfolg gelegt. Was hier unterlassen wird, kann später nur mit großem Aufwand aufgeholt werden. Die ersten fünf Lebensjahre sind eine Zeit enormen Anwachsens linguistischer, sozialer, emotionaler und motorischer Kompetenzen. Schon ab Geburt lässt sich dieser Kompetenzerwerb bei einem gesunden Kind beobachten, wenn es die Umgebung auszukundschaften beginnt, zu kommunizieren lernt und Ideen darüber konstruiert, wie die Dinge in seiner Umgebung ablaufen.

- Die Lerngeschwindigkeit eines jungen Kindes ist jedoch davon abhängig, inwiefern seine Neugier auf ein engagiertes, sensibles und förderliches Umfeld trifft. Der Aufwachskontext beeinflusst seine Entwicklung, seine Lern- und Bildungsprozesse in einem großen Ausmaß. Sollen junge Kinder somit Bildungsangebote annehmen können, müssen sie in gut entwickelte Beziehungsstrukturen eingebettet sein. Für den Aufbau einer allgemeinen Bildungsbereitschaft ist es deshalb besonders wichtig, dass ein Kind soziale Beziehungen sowohl in seiner Herkunftsfamilie als auch in seinem weiteren Umfeld pflegt und sich in diesem Beziehungsraum geborgen und emotional sicher fühlen kann. Deshalb kommt in den ersten Lebensjahren nicht nur Betreuungs-, sondern auch Bildungsprozessen eine grundlegende Bedeutung zu. Dies gilt sowohl für Kinder mit förderlichem als auch mit ungünstigem familiärem Hintergrund. Für diese Kinder gilt es jedoch ganz besonders.

- Insbesondere in Deutschland und der Schweiz sind Bildungschancen stark durch die soziale Herkunft bestimmt. Kinder aus unterprivilegierten, bildungsfernen Familien haben bereits beim Eintritt in den Kindergarten nicht die gleichen Chancen wie privilegiert und bildungsnah auf wachsende Kinder. Die Förderung muss deshalb bereits in den ersten Lebensjahren einsetzen. Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil viele Längsschnittstudien aufzeigen, dass sich Leistungspositionierungen von Kindern über die Schuljahre hinweg nicht wesentlich verändern: Wer beim Schuleintritt vorne liegt, wird diese Position wahrscheinlich auch am Ende der Schulzeit innehaben, wer sie mit Defiziten beginnt, wird in den nachfolgenden Schuljahren mit Auf holen beschäftigt sein. Deshalb gilt: Je besser die frühen Jahre für FBBE genutzt werden, desto chancengerechter können Potenziale entdeckt, Defizite erkannt und allen Kindern gerechtere Startchancen für ihre nicht voraussehbare Zukunft gegeben werden.

- Das heute veränderte Rollenverständnis zwischen den Geschlechtern erhöht die Nachfrage nach außerfamiliären Betreuungsangeboten. In allen deutschsprachigen Ländern bestehen jedoch nach wie vor große und ungelöste Herausforderungen, Familie und Beruf ökonomisch und qualitativ verträglich zu vereinbaren. Dazu kommt, dass hochwertige Ausbildungen von jungen Frauen und Männern zu individuellen und volkswirtschaftlichen Verlusten führen, wenn ein Elternteil aus dem Berufsleben ausscheidet.


Was versteht man nun unter frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung? Diese Frage als Erstes zu beantworten ist zentral für die Lektüre dieser Publikation und das in ihr entfaltete Verständnis. Denn aktuell gibt es in allen deutschsprachigen Ländern, insbesondere in der Schweiz, einen relativ vehementen Widerstand gegenüber dem Ansinnen, die «Bildung» in der frühen Kindheit zu verankern. Nicht selten wird sie sogar als einer glücklichen Kindheit abträglich erachtet. Der Grund für diese Ablehnung liegt hauptsächlich darin, dass unter frühkindlicher Bildung die Vorverlegung schulischer Inhalte in den bis anhin bildungsfreien Vorschulraum verstanden wird. Frühkindliche Bildung ist jedoch etwas anderes. Sie meint die Anregung aller Kräfte eines Menschen, damit sie sich entfalten können, eine tätige Aneignung der Welt erlauben und zu einer selbst bestimmenden Individualität führen (vgl. dazu auch von Hentig, 1996). Diese kindliche Aneignungstätigkeit entspricht dem angeborenen Drang des Kleinkindes, selbsttätig zu sein, zu erkunden, zu beobachten, zu fragen und zu kommunizieren, sich Wissen anzueignen und sich ein Bild von der Welt zu machen. Solche Aneignungstätigkeiten sind jedoch auf die Unterstützung einer anregungsreichen, liebevollen und beschützenden Umwelt angewiesen. Dies ist die Aufgabe der frühkindlichen Betreuung. Sie umfasst die Einbindung in eine Gemeinschaft und die altersangemessene Pflege und Versorgung des Kindes, um seine elementaren physischen und psychischen Bedürfnisse zu stillen. Erziehung schließlich, die auf Bildung zielt und sich auf Betreuung abstützt, meint die bewusste Gestaltung der Umwelt des Kindes und die Interaktion mit ihm, um erwünschte Verhaltensweisen zu fördern und unerwünschte zu vermeiden oder zu korrigieren.

Frühkindliche Bildung und Betreuung gehören damit immer zusammen und bilden mit der Erziehung zusammen das Kürzel «FBBE». Dass für die vorliegende Publikation dieser Begriff gewählt worden ist, hat seinen Grund in der internationalen Gepflogenheit, von «Early Education» zu sprechen. In der internationalen Perspektive umfasst «Education» traditionellerweise sowohl Bildung als auch Betreuung und Erziehung. In der Vergangenheit ist zwar verschiedentlich versucht worden, andere Begriffe zu finden. So verweist Hayes (2007) auf die Wortschöpfung «educare», mit der versucht wurde, eine Balance zwischen den beiden Begriffen herzustellen und einen Zugang zu Bildung zu beschreiben, der eine entwicklungsangemessene Mischung von Betreuung («care») und Bildung («education»), von Stimulation und Pflege, offeriert. Obwohl sich der Begriff bis heute nicht durchgesetzt hat, zeigt er zumindest, wie «care», also Betreuung, rekonzeptualisierbar wird, sodass sie gleichwohl mit Bildung in die frühkindlichen Prozesspraktiken eingeordnet werden kann.

Die Elemente von FBBE zusammenzudenken, ist jedoch nur die eine herausfordernde Seite der Medaille. Die andere Seite liegt darin, sie auch strukturell-organisatorisch zusammenzubringen. Diese Forderung formuliert die OECD in ihrem Bericht Starting Strong II von 2006, der von einem einheitlichen Vorschulraum ausgeht, in dem Betreuungs- und Bildungsfunktion miteinander verzahnt sind. Trotz solcher Forderungen ist der Gedanke einer «Bildung von Anfang an» in allen deutschsprachigen Ländern noch nicht selbstverständlich. Spezifisch für die Schweiz liegt die große Herausforderung darin, dass die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK)...

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Kritik
Aus: lehrerbibliothek.de, Oliver Neumann, 01.11.2010Dieser informative Band bietet alle notwendigen Grundlagen zur FBBE [Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung]. Das ist auch für Lehrer/innen insofern von besonderer Relevanz, als in jüngerer Zeit die Vernetzung von Vorschule und Schule stärker angestrebt wird.mehr