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Die Grimms

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Beneventoerschienen am19.10.20211. Auflage
Mehr als märchenhaft: Wer war die Familie Grimm? Ihre Sammlung der »Kinder- und Hausmärchen« wird bis heute gelesen, mit dem Grimmschen Wörterbuch leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte. Jacob und Wilhelm Grimm sind jedoch bei weitem nicht die einzigen Familienmitglieder, die die deutsche Geschichte beeinflusst haben. Von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gestaltete die bürgerliche Familie Grimm die Gesellschaft aktiv mit und war bestrebt, ihr ihren Stempel aufzudrücken. Dabei war die Familie nicht immer das, was sie zu sein vorgab. Michael Lemster beleuchtet in dieser Familienbiografie die Geschichte der Grimms. Kenntnisreich analysiert der Kulturwissenschaftler das epochale Wirken der Grimms vor dem Hintergrund ihrer tiefen existenziellen Angst vor der Moderne. - Der Stammbaum der Familie Grimm: Welche berühmten Persönlichkeiten gerieten in Vergessenheit? - Die erste Familienbiografie der Grimms: Einblicke in ein Stück deutscher Kulturgeschichte - Eine lebensprall erzählte Familiengeschichte, eingebunden in die Geschichte Deutschlands - Mit Zeittafeln, Personen- und Ortsregistern sowie weiterführender Literatur Unterhaltsam und erhellend: Eine Zeitreise von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne Nicht nur Jacob und Wilhelm waren Meister ihres Fachs. Die Grimms waren eine Familie großer Persönlichkeiten und Künstler. Doch Michael Lemster richtet den Fokus auch auf jene Familienmitglieder, die stets im Schatten ihrer berühmten Verwandten standen: Ferdinand Grimm, der bis zu seinem frühen Tod die Rolle des »Idioten der Familie« zu spielen hatte, Lui, der romantischste Grimm, oder der »trostlose« Carl, der ein suchender Sonderling blieb. So fächert der Autor die facettenreiche Historie einer Künstlerfamilie auf, die von Gewalt und Angst, aber auch von Freundschaft und Güte geprägt war.

Michael Lemster begibt sich als studierter Kulturwissenschaftler seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche, u.a. für »DIE ZEIT« und den BR. Nach einer Verlagskarriere ist er als freier Unternehmensberater und Publizist in Augsburg tätig.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextMehr als märchenhaft: Wer war die Familie Grimm? Ihre Sammlung der »Kinder- und Hausmärchen« wird bis heute gelesen, mit dem Grimmschen Wörterbuch leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte. Jacob und Wilhelm Grimm sind jedoch bei weitem nicht die einzigen Familienmitglieder, die die deutsche Geschichte beeinflusst haben. Von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gestaltete die bürgerliche Familie Grimm die Gesellschaft aktiv mit und war bestrebt, ihr ihren Stempel aufzudrücken. Dabei war die Familie nicht immer das, was sie zu sein vorgab. Michael Lemster beleuchtet in dieser Familienbiografie die Geschichte der Grimms. Kenntnisreich analysiert der Kulturwissenschaftler das epochale Wirken der Grimms vor dem Hintergrund ihrer tiefen existenziellen Angst vor der Moderne. - Der Stammbaum der Familie Grimm: Welche berühmten Persönlichkeiten gerieten in Vergessenheit? - Die erste Familienbiografie der Grimms: Einblicke in ein Stück deutscher Kulturgeschichte - Eine lebensprall erzählte Familiengeschichte, eingebunden in die Geschichte Deutschlands - Mit Zeittafeln, Personen- und Ortsregistern sowie weiterführender Literatur Unterhaltsam und erhellend: Eine Zeitreise von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne Nicht nur Jacob und Wilhelm waren Meister ihres Fachs. Die Grimms waren eine Familie großer Persönlichkeiten und Künstler. Doch Michael Lemster richtet den Fokus auch auf jene Familienmitglieder, die stets im Schatten ihrer berühmten Verwandten standen: Ferdinand Grimm, der bis zu seinem frühen Tod die Rolle des »Idioten der Familie« zu spielen hatte, Lui, der romantischste Grimm, oder der »trostlose« Carl, der ein suchender Sonderling blieb. So fächert der Autor die facettenreiche Historie einer Künstlerfamilie auf, die von Gewalt und Angst, aber auch von Freundschaft und Güte geprägt war.

Michael Lemster begibt sich als studierter Kulturwissenschaftler seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche, u.a. für »DIE ZEIT« und den BR. Nach einer Verlagskarriere ist er als freier Unternehmensberater und Publizist in Augsburg tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783710951190
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum19.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8512 Kbytes
Illustrationenmit zahlreichen farbigen Abbildungen
Artikel-Nr.8184868
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

VORWORT

Dieses Buch führt uns in eine Welt, um deren sichtbare Überreste die Menschheit uns Deutsche beneidet. Staunenswerte Überreste, zu denen gebildete, neugierige Menschen aller Nationen pilgern wie zu Wallfahrtsstätten, um sich der Verführungskraft sanfter bewaldeter Hügel, verträumter Wiesengründe, mäandernder Bäche, majestätischer, von Burgen überragter Ströme, bergender Fachwerkstädte und ragender gotischer Kirchen hinzugeben.

In eine Welt, die so idyllisch nicht war, wie die Butzenscheiben uns glauben machen könnten. In der nicht so sehr dasjenige in Ruinen fiel, was man nicht mehr brauchte, sondern das, was mächtigen Feinden im Wege stand. In der die Selbstbehauptung es erforderte, mit schweren Waffen zu kämpfen und grobe Keile auf grobe Klötze zu hauen. In der die Freiheit des Denkens und des Wortes unerhört im wahrsten Sinne war und erst erkämpft und behauptet werden musste. In der physische Sicherheit und das Lebensnotwendigste für die Allermeisten keine einklagbaren Rechte waren und in jeder Krise weithin fehlten. Keine Generation blieb von schweren Krisen verschont.

In eine Welt andererseits, die vielen im tiefsten Sinne Heimat war. Heimat mit all ihren Begrenzungen - materiellen, räumlichen, ständischen, religiösen, seelischen. Aber auch mit all dem Festigenden, das die Beschränkung den Menschen gibt. Menschen verhedderten sich nicht so oft im Netzgeflecht möglicher Entscheidungen, da so vieles festgelegt war. Die Menschen blieben meist lebenslang Nachbarn, da ihr Stand oder ihre Mittel es ihnen verboten zu reisen oder da sie nur dann reisten oder auswanderten, wenn es unbedingt erforderlich war.

In eine Welt, in der es von allem, was Menschen wichtig ist, weniger gab - von Wohlstand, von Wissen, von Nachrichten, sogar von Mitmenschen. Die Weite, in der sich heute so manche verlieren, gab es nur für wenige privilegierte, gebildete oder aber randständige Menschen: einerseits für den Adel, für die Geistlichkeit, für die Gelehrten, für die bürgerlichen Kauf- und Fuhrleute; andererseits und unter steter Bedrohung für das unter meist prekären materiellen Bedingungen überlebende fahrende oder gesetzlose Volk: die Wandergesellen und Soldaten, die Schausteller und Musikanten, die Glücksritter und Goldmacher, die Diebe und Räuber.

Halt finden, äußeren und inneren, und ihre Position verbessern, wenn nicht in dieser, so dann doch in einer der kommenden Generationen: Das war die einzige große weltliche Aufgabe, die sich viele Menschen damals stellten. Mit Geschick, Ruchlosigkeit, Charisma und Glück bewältigten sie die einen, andere wieder scheiterten. Den erfolgreichen unter ihnen wuchsen unterwegs erstaunliche Kräfte zu und wurden manchmal erstaunliche Schicksale zuteil.

Diejenige Klasse, die zwischen Früher Neuzeit und Moderne - also in der Zeit zwischen der Mitte des 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - für Aufstieg schlechthin stand, war das Bürgertum. Es erfand sich selbst in einem jahrhundertelangen Prozess als Stand von Kaufleuten, Geldverleihern, Handwerkern, Industriellen, Forschern, Gelehrten, Beamten und Pfarrern. Es lernte gegen alle Widerstände seinen Raum neben den Ständen des Adels, der Bauern und der Kirche zu behaupten, sich zur Führung der Gesellschaft aufzuschwingen und diese Führung gegen die Ansprüche nachdrängender Schichten zu behaupten.

Im vorliegenden Buch ist eine dieser bürgerlichen Familien kennenzulernen: die Familie Grimm. Ihre frühesten erhaltenen Lebensspuren reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert. Eine Familie von Bauern und Handwerkern, die ihre Chancen nutzten und zunächst kleine Verwaltungsposten ergriffen, bis sie als Juristen, als Pfarrer und schließlich als Wissenschaftler öffentlich zu wirken begannen.

In der Barockzeit begegnen wir erstmals ausgeprägten Persönlichkeiten unter den Grimms mit einem beachtenswerten schriftlichen Nachlass. Ihre Reihe beginnt mit dem in Hanau geborenen und verstorbenen Friedrich Grimm dem Älteren, einem Pfarrer und Kirchenpolitiker, den das Leben mitten in die Konfessionskämpfe jener Zeit stellte. Über Philipp Wilhelm Grimm, den früh verstorbenen landgräflich-hessischen Amtmann in Steinau und Schlüchtern, führt der Weg zu den prominentesten Grimms, den Märchensammlern und -erzählern Jacob und Wilhelm Grimm.

Diese werden so oft zusammen dargestellt, dass sie fast zu einer Person verschmelzen. Der unrichtige Glaube, sie seien Zwillinge, ist weit verbreitet. Das brüderliche Bündel von Persönlichkeitsmerkmalen zu entwirren und jeden der beiden als deutlich umrissenen Menschen zu zeigen, ist ein Hauptanliegen dieses Buches. Ebenso wie der Versuch, die Lebenslinien der übrigen vier Geschwister nachzuziehen, von denen einige Bedeutsames geleistet haben - weil ihnen ihr Schicksal Talent, Tatkraft und das privilegierte, das männliche Geschlecht zugeteilt hat. Doch die unterschiedlichen Talente und Temperamente stellten die geschwisterlichen Beziehungen dauernd unter Hochspannung bis zur katastrophalen Kriseâ¦

Wir begegnen auch den Frauen der Grimms, wie sie mit unermüdlichem Kampfgeist ihre, mag sein, nicht so glanzvollen, aber genauso wichtigen täglichen Aufgaben meistern - immer wieder entkräftet durch Schwangerschaft und Kindbett, zurückgeworfen durch die Krankheiten, die früher unzertrennliche Begleiter des Mutterwerdens und Mutterseins waren.

Schließlich lernen wir die Nachkommen kennen, allen voran Wilhelms Sohn Herman, der nicht nur aus der Kunstgeschichte eine spannende Disziplin machte, sondern auch den Goethe-Kult mitbegründet hat - und den Grimm-Kult. Hermans Bruder Rudolf endlich sorgte dafür, dass die Familie Grimm bis ins 21. Jahrhundert weiterlebt.

Die Grimms dachten in den Kategorien von menschlichen Beziehungen, Rechten und Verpflichtungen: gegenüber der Familie, den Nachbarn, der Obrigkeit, dem Land, der Nation und Gott. Sie waren religiös gebunden, in der reformierten Konfession, einer spirituell und intellektuell radikalen Auslegung der christlichen Lehre. Und sie waren weltlich nicht minder gebunden - als Diener der Gemeinschaft, die die verschiedenen Generationen der Grimms unterschiedlich umschrieben hätten: Kirche, Fürstentum, Gelehrtenrepublik, Volk.

»Volk« oder »Nation« ist ein mehrdeutiger Begriff. Dies gilt gerade für die Deutschen, die am Drehkreuz eines Kontinents sitzen. Einige der Grimms haben sich wie viele andere Vertreter ihrer Generation an dieser schillernden Kategorie abgearbeitet und - wie wir zur Genüge sehen werden - zu intellektuell zweideutigen Mitteln gegriffen, um sie zu vereindeutigen.

Die Grimms waren keine besonders mutigen Menschen. Im Gegenteil fügten sie sich vorsichtig ein in das gesellschaftliche Gefüge ihrer jeweiligen Zeiten. Passten sich an, wo die Notwendigkeit zu überleben dies erforderte - oft selbst dort, wo sie sich verbiegen mussten. Und als mit Macht die Moderne hereinbrach in Gestalt französischer Truppen, drängten früh eingeprägte Ängste in ihnen an die Oberfläche und diktierten ihnen in die Feder. Vieles von dem epochalen Wirken der Grimms lässt sich nicht erklären, ohne diese tiefe existenzielle Angst vor der Moderne und ihrer Unsicherheit zu verstehen.

Einmal schließlich wuchsen Grimms über sich hinaus: als es galt, gegen Fürstenwillkür aufzustehen. Die Brüder Jacob und Wilhelm, schon zu ihren Lebzeiten weltberühmte Märchensammler und Philologen, die nicht anstanden, sich als Monarchisten zu bezeichnen, forderten ihren Monarchen heraus. Nicht als Volkstribune auf den Schultern ihrer Anhänger sitzend, sondern als stille Gelehrte, die ihren König sachlich und klar an seine Verpflichtungen erinnerten. Dafür nahmen sie Vertreibung und Verarmung in Kauf - und ein Wiedererleben der Traumata ihrer Kindheit.

Auch wir stehen heute an der Schwelle einer Moderne, die Kräfte entfesselt hat, die die Grenzen unserer Vorstellungskraft sprengen. Vielleicht ist daher gerade heute so wichtig, uns auf Zeitreise zu begeben in vergangene Epochen, die aus damaliger Perspektive so unübersichtlich und bedrohlich waren wie unsere heutige für viele von uns. Um zu staunen darüber, wie die Menschen ihre Schwierigkeiten meisterten. Aber auch, um zu erkennen, dass es ohne Zuversicht und Tatkraft nicht weiterging und nicht weitergehen wird.

Einige vorgreifende, aber das Verständnis dieser Familiengeschichte sicherlich erleichternde Begriffsklärungen sind an diesem Ende des Beginns wohl angebracht. Mit »den Grimms« ist die komplette Familie gemeint oder enger gefasst die jeweils lebenden Generationen. Mit »den Geschwistern Grimm« die sechs Kinder des 1796 früh verstorbenen Amtmanns Philipp Wilhelm Grimm, unter ihnen die Märchen- und Sprachforscher Jacob und Wilhelm sowie der jüngste Bruder Ludwig Emil, dem seine visuelle und handwerkliche Begabung eine Künstlerkarriere ermöglichte. Ist dagegen die Rede von »den Brüdern Grimm«, so sind ausschließlich...
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Autor

Michael Lemster begibt sich als studierter Kulturwissenschaftler seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche, u.a. für »DIE ZEIT« und den BR. Nach einer Verlagskarriere ist er als freier Unternehmensberater und Publizist in Augsburg tätig.
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