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Allgemeine Psychologie: Denken und Lernen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
233 Seiten
Deutsch
UTB GmbHerschienen am29.03.20212. aktual. und erweiterte Aufl
Denken und Lernen in der Psychologie In diesem einführenden Psychologie-Lehrbuch stehen die Themenfelder Denken, Lernen und Volition im Vordergrund. Neben psychologischer Forschung werden auch philosophische Aspekte mitberücksichtigt. Themen sind u.a. Konditionieren, kognitive Wende, Gedächtnis, Gedächtnistäuschungen, deduktives und induktives Denken, Urteilsheuristiken und Problemlösen.

Ao. Univ.-Prof. Mag. DDr. Andreas Hergovich lehrt und forscht an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte sind Anomalistische Psychologie und Philosophie der Psychologie.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextDenken und Lernen in der Psychologie In diesem einführenden Psychologie-Lehrbuch stehen die Themenfelder Denken, Lernen und Volition im Vordergrund. Neben psychologischer Forschung werden auch philosophische Aspekte mitberücksichtigt. Themen sind u.a. Konditionieren, kognitive Wende, Gedächtnis, Gedächtnistäuschungen, deduktives und induktives Denken, Urteilsheuristiken und Problemlösen.

Ao. Univ.-Prof. Mag. DDr. Andreas Hergovich lehrt und forscht an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte sind Anomalistische Psychologie und Philosophie der Psychologie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783846355916
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.03.2021
Auflage2. aktual. und erweiterte Aufl
Seiten233 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4934 Kbytes
Artikel-Nr.8184871
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 71 Lernen 91.1 Klassisches Konditionieren 91.1.1 Die Arbeiten von Pawlow 91.1.2 Praktische Anwendung der Konditionierung 251.2 Operantes Konditionieren 261.2.1 Der Problemkäfig von Thorndike 261.2.2 Der Behaviorismus 281.2.3 Die Arbeiten von Skinner zum Operanten Konditionieren 311.2.4 Arten von Verstärkern 381.2.5 Verstärkerpläne 401.2.6 Die Konditionierung abergläubischen Verhaltens 441.3 Kognitive Wende 471.3.1 Kritik am behavioristischen Paradigma 471.3.2 Die Lerntheorie von Bandura 501.4 Gedächtnis 531.4.1 Die Gedächtnisforschung von Ebbinghaus 541.4.2 Die Studie von Bartlett (1932) 601.4.3 Das Ultrakurzzeitgedächtnis 621.4.4 Das Kurzzeitgedächtnis 641.4.5 Das Arbeitsgedächtnis 681.4.6 Das Langzeitgedächtnis 701.4.7 Vergessen 721.4.8 Gedächtnistäuschungen 731.4.9 Altersabhängige Veränderungen des Gedächtnisses 781.4.10 Was zeichnet Personen mit hervorragendem Gedächtnis aus? 801.5 Praktische Lerntipps 831.6 Die PQ4R-Technik 882 Denken und Problemlösen 892.1 Definitionen 892.2 Deduktives Denken 922.2.1 Einleitung 922.2.2 Die Selektionsaufgabe 952.2.3 Kategoriale Syllogismen 982.3 Induktives Denken 1012.3.1 Verfügbarkeitsheuristik 1022.3.2 Repräsentativitätsheuristik 1052.3.3 Ankerheuristik 1262.3.4 Affektheuristik (Gefühlsheuristik) 1282.3.5 Simulationsheuristik 1312.3.6 Einfache Heuristiken 1332.3.7 Probabilistisches Denken 1352.4 Problemlösen 1392.5 Sind Menschen rational? 1422.5.1 Der Ansatz des reflektiven Equilibriums 1432.5.2 Zum Unterschied zwischen Kompetenz und Performanz 1452.5.3 Menschliche Rationalität aus psychologischer Sicht 1462.5.4 Optimisten und Pessimisten in Bezug auf menschliche Rationalität 1512.5.5 Fazit 1593 Volition und Willensfreiheit 1603.1 Definitionen 1603.2 Experimentelle Befunde zur Willensfreiheit 1633.2.1 Die unbewusste Initiierung intentionaler Handlungen 1633.2.2 Kritik an den aus den Libet-Experimenten gezogenen Schlussfolgerungen 1683.2.3 Subliminale Reize als Determinanten kontrollierter Handlungen 1743.2.4 Fehlattribution der Urheberschaft 1773.2.5 Fazit zu den experimentellen Befunden 1793.3 Der Determinismus als implizite Hintergrundüberzeugung für die Leugnung der Willensfreiheit 1793.4 Kritik am Determinismus 1843.5 Fazit zur Willensfreiheit 1943.6 Zur Phänomenologie der Entscheidung 1963.7 Psychologische Studien zu den Konsequenzen des Glaubens an den freien Willen 1973.8 Die Theorie der subjektiven Freiheit von Steiner 2004 Literatur 203Abbildungsverzeichnis 221Stichwortverzeichnis 227mehr
Leseprobe


2 Denken und Problemlösen

1.2 Definitionen

Was versteht man eigentlich unter Denken? Einige Autoren bezweifeln, dass eine Definition des Denkens so einfach möglich ist: Die Frage Was heißt Denken? lässt sich niemals dadurch beantworten, dass wir eine Begriffsbestimmung über das Denken, eine Definition, vorlegen und deren Inhalt fleißig ausbreiten (Heidegger, 1954, S. 9). Vielmehr gilt: In das, was Denken heißt, gelangen wir, wenn wir selbst denken (Heidegger, 1954, S. 1). Rolf (2016) drückt das folgendermaßen aus: Das buchstäblich Idiotische15 des Denkens liegt somit darin, dass es in seinem Sein nur mittels seiner selbst - eben durch Denken des Denkens - präsentierbar ist, während es aus Sicht des alltäglichen Erfahrens und Erlebens nahezu nichts ist (Rolf, 2016, S. 19).

Denken kann sich ereignen, wie der Gedanke, der einem einfällt. Denken kann aber auch etwas sein, das man tut, um ein Problem zu lösen, oder nichts von beidem, wenn man z. B. denkt, dass Karl Ove Knausgård ein lesenswerter Schriftsteller ist.

Wenn wir über das Denken nachdenken, dann begegnet uns das Denken also in unterschiedlichen Zusammenhängen. Wenn wir z. B. an eine gute Freundin denken , d. h. uns einen ganz bestimmten Menschen vor unserem inneren Auge vorstellen, wird der Begriff Denken im Sinne von Gedenken oder Erinnern gebraucht. Denken hängt aber nicht nur mit Vorstellungen zusammen, sondern vor allem mit dem Begreifen von etwas. Wir Menschen als Wesen, die sprechen können, verfügen über Begriffe. Das Wort Begriff beinhaltet, dass etwas begriffen , also verstanden wurde. Die kundige Verwendung von Begriffen setzt voraus, dass wir diese Begriffe von anderen zu unterscheiden wissen und dass wir ihre Bedeutungszusammenhänge kennen. Ohne Denken kann man keine Sprache lernen.

Die interessante und viel diskutierte Frage ist, ob es umgekehrt Denken ohne Sprache gibt. Anti-Lingualisten vertreten diese Position, aus Sicht des Lingualismus wird das verneint (Demmerling, 2016). Lingualisten meinen, dass Wesen (z. B. Tiere), die über keine Sprache verfügen, nicht denken, weil sie über keine Begriffe verfügen und Begriffe die maßgeblichen Bestandteile von Gedanken sind. Insbesondere könnten sprachlose Wesen keine sogenannten propositionalen Einstellungen haben. Unter Propositionen werden Aussagen verstanden. Propositionale Einstellungen sind Einstellungen zu Aussagen. Einer Aussage wie Der Baum trägt Äpfel kann man zustimmen oder sie ablehnen, man kann sie für wahr oder falsch halten. Einen Wahrnehmungseindruck wie ein Wolf kann man durch ein einzelnes Wort bezeichnen, Urteile wie Die Birne ist reif sind hingegen auf eine Subjekt-Prädikat-Struktur angewiesen (das Prädikat ist reif schreibt dem Subjekt eine bestimmte Eigenschaft zu). Sprachliche Fähigkeiten scheinen auch eine Voraussetzung dafür zu sein, Dinge klassifizieren zu können: Wer über einen Begriff verfügt, kann die Welt in Dinge einteilen, die unter diesen Begriff fallen, und in solche, welche das nicht tun. Dass man eine Unterscheidung treffen kann, ist eine notwendige Bedingung dafür, über einen Begriff zu verfügen (Demmerling, 2016, S. 43).

Nicht alle Denkvorgänge umfassen propositionale Einstellungen. Wenn Peter zu schlafen gedenkt, dann bezieht er sich in seiner Absicht (Intention) nicht auf eine Aussage, sondern auf eine Handlung. Es scheint durchaus plausibel, dass wir über gewisse Begriffe auch verfügen können, ohne sprachliche Fähigkeiten zu besitzen. Elementare Unterscheidungsfähigkeiten wie die unterschiedliche Reaktion von Eisen auf trockene oder feuchte Luft sind aber sicherlich zu wenig, um dem Eisen einen Begriff vom Trockenen und Feuchten zuzuschreiben (Demmerling, 2016). Niemand würde sagen, dass Eisen begreift, was trocken und feucht bedeuten. Es geht also um Kriterien für das Denken bzw. Begreifen (das Verfügen von Begriffen), die unterhalb der Sprachkompetenz, aber oberhalb der einfachen Diskriminierungsfähigkeit liegen. In Anlehnung an Heidegger (1927/2006) geht Demmerling (2016) davon aus, dass nur Lebewesen, die auch Bedeutungszusammenhänge verstehen, über nichtsprachliche Begriffe verfügen können. Auch wenn diese die Bedeutungszusammenhänge nicht artikulieren können, können sie doch Sachverhalte als bedeutsam erfahren, als zuträglich oder abträglich. Heidegger hat bereits darauf hingewiesen, dass im alltäglichen Handeln (beim Umgang mit Werkzeug, Schreibzeug, Nähzeug etc.) etwas implizit verstanden wird, das sich nicht sprachlich ausdrücken lässt:

Das Hämmern [...] hat sich dieses Zeug so zugeeignet, wie es angemessener nicht möglich ist. [...] je weniger das Hammerding nur begafft wird, je zugreifender es gebraucht wird, umso ursprünglicher wird das Verhältnis zu ihm, umso unverhüllter begegnet es als das, was es ist, als Zeug. Das Hämmern selbst entdeckt die spezifische Handlichkeit des Hammers. Die Seinsart des Zeugs, in der es sich von ihm selbst her offenbart, nennen wir die Zuhandenheit. (Heidegger, 1927/2006, S. 69)

In diesem Sinn wird man auch dem Schimpansen, der die Kisten stapelt, um die Banane zu erreichen, Denkfähigkeit zusprechen müssen (s. Abbildung 54).

Demmerling (2016) spricht in dem Zusammenhang vom Verfügen über praktische Begriffe. Über praktische Begriffe verfügt man, wenn man den Aufforderungscharakter der Umwelt versteht und angemessen auf Angebote und Anforderungen reagieren kann (s. Gibson, 1966). Und das können nur Lebewesen, für die etwas bedeutsam ist (Computer denken daher nicht, selbst wenn sie ein Programm vollziehen, mit dem sie jeden Menschen im Schach schlagen).

Abbildung 54: Versuche zum Problemlösen von Schimpansen von Wolfgang Köhler (1887-1967) auf Teneriffa (zw. 1914 und 1920 durchgeführt).

Es gibt neben dem sprachlichen Denken auch ein nichtsprachliches Begreifen. Für sprachfähige Wesen wird allerdings der Weltund Selbstbezug durch die Sprache komplett modifiziert (Demmerling, 2016), das heißt, auch die sprachunabhängigen Schichten des Begreifens werden davon berührt. Demmerling (2016) bringt dafür folgendes Beispiel:

Angstgefühle sind kein sprachliches Phänomen. Die Voraussetzungen dafür, Angst empfinden zu können, liegen in der Organisationsform des Organismus. Wenn wir uns ein sprachloses Wesen vorstellen, dass auf biologischer Ebene sehr eng mit uns verwandt ist, dessen Organismus dem unsrigen vergleichbar ist, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass sich beispielsweise die Angst dieses Wesens in qualitativer Hinsicht von der Angst unterscheidet, die wir verspüren. Auch wenn Angst kein begriffliches oder sprachliches Phänomen ist, wird sie allerdings von Wesen, die über eine Sprache verfügen, als etwas erfahren, was immer schon in sprachliche Umgebungen eingebettet ist. Wesen, die über eine Sprache verfügen, verspüren nicht einfach Angst. Die Angst wird identifiziert und klassifiziert, beobachtet, verglichen, zieht Fragen auf sich, geht mit Sorgen einher, wird Gegenstand von Gesprächen und taucht im Kontext vielfältiger propositionaler Einstellungen auf. Man wünscht sich, dass die Angst aufhört, hofft, dass man einer Bedrohung entrinnt oder eine schwierige Situation meistert. Obwohl die Angst kein sprachliches Phänomen ist, steht sie [...] in einem Zusammenhang mit artikulierten Bezügen. (Demmerling, 2016, S. 57)

Denken ist keine Hirnfunktion, wie aus materialistischer Sicht vermeint (s. Gazzaniga & Heatherton, 2003) und wie es in populärwissenschaftlichen Publikationen gegenwärtig verbreitet wird. Beim Subjekt des Denkens handelt es sich nicht um das Gehirn, sondern um das menschliche Wesen, das mittels des Gehirns denkt:

Nicht das Gehirn konzentriert sich darauf, eine Operation mit der nötigen Sorgfalt und Konzentration auszuführen, sondern der Chirurg. Nicht das Gehirn spielt eine ausgebluffte Partie Tennis oder führt die Hammerklavier-Sonate glänzend auf, sondern der Tennisspieler bzw. Pianist. [...] Gehirne fassen etwas nicht als dies oder das auf, weil Gehirne gar nichts auffassen, und Gehirne können nicht darlegen, an wen sie gedacht haben, indem sie etwas sagen, oder woran sie dachten, als sie etwas sagten, weil Gehirne nichts sagen und weil sie nichts meinen können, indem sie etwas sagen. (Bennett & Hacker, 2010, S. 238)

Gleichzeitig ist aber darauf hinzuweisen, dass das Denkvermögen im Laufe der Evolution mit einer Abnahme angeborener Mechanismen und einer Zunahme von Lernprozessen einhergeht. Diese Entwicklung ist begleitet von einer starken Volumenzunahme der Anteile des Zentralnervensystems.

In der Psychologie wird Denken oftmals mit logischem Denken oder auch mit Problemlösen (Dörner, 1976) gleichgesetzt. Funke z. B. definiert problemlösendes Denken folgendermaßen: Problemlösendes Denken erfolgt, um Lücken in einem Handlungsplan zu füllen, der nicht routinemäßig eingesetzt werden kann. Dazu wird eine gedankliche Repräsentation erstellt, die den Weg vom Ausgangszum Zielzustand überbrückt (Funke, 2003, S. 25).

2.2 Deduktives Denken

2.2.1 Einleitung

Unter deduktivem Denken versteht man das Schließen vom Allgemeinen auf das Besondere oder den Übergang von einer oder mehreren Aussagen (Prämissen) zu einer Schlussfolgerung, die Konklusion (Conclusio) genannt wird.

Dabei ist es wichtig, zwischen der logischen Korrektheit (oder Gültigkeit) und der Schlüssigkeit eines Schlusses (Syllogismus) zu unterscheiden. Logisch korrekt (oder gültig) ist ein Schluss dann, wenn aus der Wahrheit der Prämissen...
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