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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am01.02.20221. Auflage
»Marys und Jims Geschichte zieht einen in ihren Bann und lässt einen nicht mehr los.« HOLLY MILLER Mary O'Connor hält jeden Tag Ausschau. Bis ans Ende der Welt wollte Jim mit ihr gehen. Doch seit sieben Jahren ist er spurlos verschwunden. Abends nach der Arbeit geht Mary zum Londoner Bahnhof Ealing Broadway und stellt sich mitten in den Pendlerstrom. In ihren Händen hält sie ein Schild mit den Worten: Komm nach Hause, Jim. Bis ein unerwarteter Anruf ihre Welt auf den Kopf stellt. Sosehr sich Mary innerlich sträubt, sie muss sich endlich dem stellen, was vor all den Jahren passiert ist. Als die Lokalreporterin Alice  Mary am Bahnhof begegnet, wittert sie eine gute Geschichte und freundet sich mit ihr an. Kann Alice Jim finden - und ist Mary bereit, die Wahrheit über ihre große Liebe zu erfahren? 

Abbie Greaves, geboren in Oxford, studierte an der Cambridge University und hat mehrere Jahre in einer Literaturagentur gearbeitet. Ihr Lebenstraum ist es jedoch, Romane zu schreiben, über die Liebe und darüber, wie sie den Funken des Außergewöhnlichen in scheinbar ganz normalen Leben entzündet.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Marys und Jims Geschichte zieht einen in ihren Bann und lässt einen nicht mehr los.« HOLLY MILLER Mary O'Connor hält jeden Tag Ausschau. Bis ans Ende der Welt wollte Jim mit ihr gehen. Doch seit sieben Jahren ist er spurlos verschwunden. Abends nach der Arbeit geht Mary zum Londoner Bahnhof Ealing Broadway und stellt sich mitten in den Pendlerstrom. In ihren Händen hält sie ein Schild mit den Worten: Komm nach Hause, Jim. Bis ein unerwarteter Anruf ihre Welt auf den Kopf stellt. Sosehr sich Mary innerlich sträubt, sie muss sich endlich dem stellen, was vor all den Jahren passiert ist. Als die Lokalreporterin Alice  Mary am Bahnhof begegnet, wittert sie eine gute Geschichte und freundet sich mit ihr an. Kann Alice Jim finden - und ist Mary bereit, die Wahrheit über ihre große Liebe zu erfahren? 

Abbie Greaves, geboren in Oxford, studierte an der Cambridge University und hat mehrere Jahre in einer Literaturagentur gearbeitet. Ihr Lebenstraum ist es jedoch, Romane zu schreiben, über die Liebe und darüber, wie sie den Funken des Außergewöhnlichen in scheinbar ganz normalen Leben entzündet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104911359
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3138 Kbytes
Artikel-Nr.8198900
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1 2018

Zehn Uhr abends. Mary dreht vorsichtig den Kopf von links nach rechts. Erst knackt es, dann knirscht es, als würde man auf trockenes Laub treten. Wer auch immer gesagt hat, dass Stehen gesund sei, war selbst noch nicht täglich zwölf Stunden auf den Beinen. Mary faltet das Schild zusammen und steckt es in den Rucksack zurück, dann lässt sie ein letztes Mal den Blick schweifen. Obwohl sie sich inzwischen an die Enttäuschung gewöhnt haben sollte, schmerzt der Anblick der Bahnhofshalle ohne das eine Gesicht, nach dem sie sich sehnt.

Weil es Dienstag ist, hat Mary keine Zeit, vor ihrer Schicht von 23 bis drei Uhr früh bei NightLine, der lokalen Krisenhotline, nach Hause zu gehen. Donnerstagnachts hat sie die gleiche Schicht, und sie hätte auch noch weitere übernommen, wenn nicht Ted, der Dienstplanschreiber, das verhindert hätte in der Befürchtung, Mary könnte sich überarbeiten. Tatsächlich ist sie dermaßen erschöpft - psychisch und physisch -, dass sie gar nicht mehr weiß, wie es ist, sich anders zu fühlen. Sie hofft, sich auf dem fünfzehnminütigen Spaziergang vom Bahnhof zur Grundschule St. Katherinen - wo sich die Räume der Krisenhotline befinden - etwas zu erholen, einen klaren Kopf zu bekommen für die Nacht am Telefon.

Als Mary bei NightLine angefangen hatte, war das, was mit Jim passiert war, gerade drei Monate her, und sie hatte zwar schon ihre Wache am Bahnhof aufgenommen, aber irgendwie reichte das nicht. Jims Verlust hatte eine Leere in ihrem Leben hinterlassen, wie ein großer klaffender Krater, der sie zu verschlucken drohte. Auch wenn Mary das Gefühl hatte, diese Leere würde nie wieder ausgefüllt werden, wusste sie doch, dass sie zumindest versuchen musste, etwas zu tun, um sich an die Fetzen einer Zukunft zu klammern, die ihr noch geblieben war.

Als an einem ihrer ersten Arbeitstage beim SuperShop ein Anschlag am schwarzen Brett verkündete, dass man neue Ehrenamtliche für NightLine suche, riss sie instinktiv einen der Zettel ab. Sie steckte ihn in die Hosentasche. Einen Tag oder zwei beließ sie es dabei. Jedes Mal, wenn sie an die E-Mail-Adresse schreiben wollte, kam ihr, ehe sie auf Senden klicken konnte, ein Lieblingsspruch ihrer Mam in den Sinn: Bevor du anderen helfen kannst, musst du dir selbst helfen.

Dieser Aphorismus entbehrte nicht einer gewissen Logik. Wenn aber nur Menschen anderen helfen würden, die selbst keine Hilfe benötigen, würde dann überhaupt noch jemand ehrenamtlich tätig sein? Außerdem passte Marys Profil zu den meisten Anforderungen der Ausschreibung. Nur bei dem Punkt »souverän in Krisensituationen« war sie sich nicht ganz sicher, aber Mary sagte sich, dass sie das doch ebenso gut bei NightLine lernen könne.

Noch nie war sie dermaßen mit Informationen bombardiert worden wie bei ihren ersten Schulungseinheiten. Anfangs markierte Ted ihr die wichtigsten Passagen in dem dicken Handbuch, aber damit hörte er bald wieder auf. Vielleicht spürte er Marys Gewissenhaftigkeit - sie würde das Handbuch ohnehin komplett durcharbeiten. Nach all der Lektüre gab es nur einen Satz, den sich Mary zu Herzen nahm, und der prangte als Slogan auf dem Handbuch der Organisation: Raum zum Reden.

Dabei musste sie an Jim denken, was an sich nicht ungewöhnlich war, doch dieser Satz verlieh ihrem Denken eine neue Richtung. Sie hatte lange jedes Gespräch mit ihm im Kopf immer wieder durchgespielt. Doch nun wurde ihr klar, dass all die aneinandergereihten Worte - selbst wenn sie sich ganz genau erinnerte - nicht die ganze Wahrheit enthielten. Mary schwor sich, dass sie ihren Anrufern bei NightLine allen Raum geben würde, den sie aufbringen konnte.

Obwohl ihr Selbstwertgefühl seit Jahren am Boden liegt, weiß sie, dass sie eine gute Freiwillige ist. Und trotz ihrer kräftezehrenden Rolle bei NightLine hat sie festgestellt, dass sie sich dort wohler fühlt als an fast jedem anderen Ort der Welt. Das Gefühl, gebraucht zu werden, erdet sie nach den emotional anstrengenden Wachen am Bahnhof. Die Wände der Klassenzimmer haben etwas Tröstliches. Und dann ist da noch die Gesellschaft der anderen Freiwilligen, die ihr tatsächlich sehr ans Herz gewachsen sind.

Von allen kennt sie Ted am längsten, er ist allerdings streng genommen kein Freiwilliger, vor zwei Jahren nach dem Tod seiner Frau, der Gründerin von NightLine, hat er sich für die Trauerzeit vom Telefondienst zurückgezogen. Nun hat er eine leitende Funktion inne, kümmert sich um die Dienstpläne, die Technik, eben die langweiligen Stellschrauben eines solchen Unternehmens. Ted und sie hatten nebeneinanderher gearbeitet, bis seine jüngste Tochter letztes Jahr ihr Studium begann und er Mary gestand, dass er nicht mehr weiterwisse.

Dann sind wir schon zu zweit, dachte Mary und sprang über ihren Schatten, um ihm einen gemeinsamen Spaziergang vorzuschlagen. Inzwischen gehen sie regelmäßig sonntagnachmittags spazieren. Vor einigen Wochen sind sie in Kew eingekehrt und haben seinen Fünfzigsten gefeiert - wenn man bei zwei Scones in einem Café von einer Feier sprechen kann.

»´n Abend!«, ruft Mary, als sie das Klassenzimmer betritt.

Ted hat ihr den Rücken zugewandt. Er trägt wie immer Poloshirt mit Kaki-Shorts und steht unter der Lichtleiste, sein rasierter Kopf leuchtet wie eine Glühbirne. Mary sieht, dass er gerade die Teemaschine füllt. Allerdings gehorcht ihm das Ding nicht. Der Behälter aus Edelstahl wackelt gefährlich nah an der Tischkante.

»Mary!«

In seiner Begeisterung, sie zu begrüßen, hebt Ted die Hand, die das Metallgefäß hielt, und es fällt krachend zu Boden. Beide zucken zusammen.

»Dieses Ding ist ein verdammter Albtraum«, sagt er, während der Behälter unter den Tisch rollt. Es überrascht Mary immer wieder, wie neutral seine Stimme in ihren irischen Ohren klingt. Er hat das Temperament eines Ganoven aus dem East End, aber keine Spur eines Akzents.

»War der Urlaub schön?«, fragt Mary.

Ted nickt, und Mary bemerkt, wie braun er geworden ist. Er ist zwar nie blass - ein Vorteil des Gärtnerberufs, vermutet sie -, nach den zweieinhalb Wochen bei seinen alten Eltern in Dorset ist er jedoch richtig braun gebrannt. Das macht ihn zehn Jahre jünger. »Gut, danke. Aber es ist nicht leicht mit anzusehen, wie sie immer gebrechlicher werden.«

Mary versucht, nicht an ihre eigene Mam zu denken, wie es ihr wohl gehen mag, mit ihren geschwollenen Fußgelenken über den Filzpantoffeln. Eine gute Tochter würde ihr abends zur Hand gehen, statt sich fünfhundert Meilen entfernt vor einen Bahnhof zu stellen. Sie schiebt den Gedanken weg.

»Ich muss los«, sagt Ted und reißt Mary damit aus ihrem Tagtraum. Sie hatte wohl zu lange geschwiegen, denn nun sieht sie, wie Ted zögert, er weiß nicht, ob er sie zum Abschied umarmen soll oder nicht. Mary lächelt ihn stattdessen sehr überzeugend an.

Als er weg ist, setzt sie sich und wickelt sich das Telefonkabel um den Zeigefinger, während sie auf die anderen beiden Freiwilligen wartet.

Kurz darauf sieht sie durchs Fenster, wie Kit und Olive die Straße überqueren. Kit - ein Mann in den Zwanzigern mit der unerschöpflichen Energie eines Schuljungen - erzählt gerade etwas. Er streicht sich immer wieder das strohblonde Haar aus den Augen, und Mary kann sich vorstellen, dass Olive - sie ist Chiropraktikerin im Ruhestand - sich verkneifen muss, ihm ein Zopfgummi anzubieten. Kit ist so makellos schön wie ein Boy-Band-Sänger, allerdings legt er nicht viel Wert auf sein Äußeres, was bedeutet, dass er immer so aussieht, als wäre er gerade von einem Festival gekommen. Kaum zu glauben, dass er tagsüber bei einer Investmentbank arbeitet.

»Für mich hört sich das ein bisschen weit hergeholt an ...«, sagt Olive gerade, als sie hereinkommen.

Sie winkt Mary zu, dann schnappt sie sich den Drehstuhl vom Lehrerpult. Sie öffnet den Klettverschluss ihrer Sandalen und streift sie ab. Olive ist eine alte Freundin von Ted und arbeitet schon seit der Gründung bei NightLine. Das erklärt, warum sie sich hier wie zu Hause fühlt.

»Wie geht es dir, amigo?«

Kit hatte allen anderen Freiwilligen erzählt, dass er mit einer App Spanisch lerne. Nun gibt es für ihn anscheinend kein anderes Thema mehr.

Kurz herrscht Stille, dann bemerkt Mary, dass er sie meint. »Mir?«

»Was gibt´s Neues?«, hilft Kit ihr auf die Sprünge.

»Nicht viel.« Oder eher gesagt: nichts. Aber wie könnte sie Kit begreiflich machen, dass ihr Leben immer nur aus Supermarktschichten, Bahnhofswachen und an zwei Abenden pro Woche der Freiwilligenarbeit bei NightLine besteht? Nur vage kann sie sich sein Leben als hart arbeitender und noch härter Party machender Stadtmensch vorstellen. Um nichts in der Welt will sie sein Mitleid.

»Hast du einen Sommerurlaub geplant?«

Bevor sich Mary zu einer Antwort aufraffen kann, klingelt das Telefon neben Olive.

»Setz dich!«, herrscht Olive Kit an. »Es geht los.«

Stille legt sich über den Raum, als alle drei nacheinander Anrufe entgegennehmen. Marys erster dauert lange, über zwei Stunden: ein junger Mann, seine Frau hat ihn verlassen, die Zwillinge im Kleinkindalter hat sie mitgenommen. Es wird niemals leichter zu hören, dass jemand nicht mehr weiß, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen, doch Mary kann das zweifelsohne besser nachfühlen als die meisten anderen. Aber das darf sie sich nicht anmerken lassen. Die Freiwilligen sind anonym und dürfen Informationen aus ihrem...
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Abbie Greaves, geboren in Oxford, studierte an der Cambridge University und hat mehrere Jahre in einer Literaturagentur gearbeitet. Ihr Lebenstraum ist es jedoch, Romane zu schreiben, über die Liebe und darüber, wie sie den Funken des Außergewöhnlichen in scheinbar ganz normalen Leben entzündet.Pauline Kurbasik, geboren 1982 in Landau, studierte Romanistik, Anglistik und Linguistik sowie Literaturübersetzen. Sie übersetzt Bücher aus dem Englischen und Französischen und lebt in Köln.