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Identity X - Wer ist Boston Coleman?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am13.04.20221. Auflage
Was, wenn es dich mehr als nur einmal gibt? Boston ist ein ganz normaler 14-Jähriger, das glaubt er zumindest bis zu dem Tag, an dem ein fremder Junge auftaucht, der Bostons Ebenbild ist. Bevor Boston mehr über ihn erfahren kann, überrollen ihn die Ereignisse: Eine Spezialeinheit des FBI steht vor der Tür, um ihn zu verhaften. Er soll sich ein Sturmgewehr besorgt und einen Geldtransporter überfallen haben. Die Beweise sind erdrückend, es gibt sogar ein Video, das Boston zeigt. Aber wie kann das sein, wenn er doch zum Tatzeitpunkt 150 Meilen entfernt in einem Sommercamp war? Mit 200 Zeugen? Hat sein Doppelgänger etwas damit zu tun? Und was will er ausgerechnet von Boston?

Frank Maria Reifenberg, geboren 1962, ist gelernter Buchhändler. Er schreibt vor allem Kinder- und Jugend- sowie Drehbücher für Film und Fernsehen und engagiert sich für die Leseförderung von Jungen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWas, wenn es dich mehr als nur einmal gibt? Boston ist ein ganz normaler 14-Jähriger, das glaubt er zumindest bis zu dem Tag, an dem ein fremder Junge auftaucht, der Bostons Ebenbild ist. Bevor Boston mehr über ihn erfahren kann, überrollen ihn die Ereignisse: Eine Spezialeinheit des FBI steht vor der Tür, um ihn zu verhaften. Er soll sich ein Sturmgewehr besorgt und einen Geldtransporter überfallen haben. Die Beweise sind erdrückend, es gibt sogar ein Video, das Boston zeigt. Aber wie kann das sein, wenn er doch zum Tatzeitpunkt 150 Meilen entfernt in einem Sommercamp war? Mit 200 Zeugen? Hat sein Doppelgänger etwas damit zu tun? Und was will er ausgerechnet von Boston?

Frank Maria Reifenberg, geboren 1962, ist gelernter Buchhändler. Er schreibt vor allem Kinder- und Jugend- sowie Drehbücher für Film und Fernsehen und engagiert sich für die Leseförderung von Jungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423440561
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.04.2022
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1591 Kbytes
Artikel-Nr.8199737
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Tonbandprotokoll


Asservaten-Nr.: KXCV|13-534v

Aufnahmegerät: Revox A77 MKIV (Baujahr 1978)

Transkription: Lucas Butler (lb)


Ich hoffe sehr, dass jemand diese Tonbänder findet und so ein Gerät besitzt, um sie anzuhören. Eigentlich könnte es mir auch egal sein, aber ich will, dass jemand meine Version dieser Geschichte erfährt. Und dass eine ganze Menge von dem, was man sich über mich vielleicht erzählt, einfach nicht stimmt oder zumindest ganz anders war.

Da ich nicht weiß, wem die Tonbänder in die Hände fallen, sollte ich vielleicht erklären, wie die Dinger funktionieren. Es ist ein viereckiger Kasten, ungefähr so groß wie ein PC-Gehäuse. Es gibt ein paar Knöpfe und Schalter und zwei runde Spulen. Auf einer ist das gewickelt, was dem Gerät den Namen gibt: ein ungefähr ein oder zwei Zentimeter breites Band. Wenn du das Gerät einschaltest, rotieren die Spulen und das Band wird von einer auf die andere Rolle gewickelt. In der Mitte sitzen die Tonköpfe, die aufnehmen, was du in ein Mikrofon sprichst. Zum Glück steckte in der Seitentasche des Gerätekoffers eine Bedienungsanleitung.

Eine altmodische Angelegenheit, und diese Bänder sind einigermaßen empfindlich, aber es funktioniert und klingt sogar ganz gut.

Der Typ, dem das Haus gehört, hat Tierstimmen damit aufgenommen, Vögel und Frösche und alle möglichen anderen Geräusche drüben an dem kleinen See, der jetzt aber total zugefroren ist. Echt schräg, es gibt unzählige von diesen Bändern, aber eine menschliche Stimme habe ich bisher auf keinem gefunden. Zum Glück sind darunter auch noch einige unbespielte Bänder. Sieben, um genau zu sein, die benutze ich jetzt.

Der Typ war ziemlich sicher ein komischer Kerl, na ja, vielleicht kein Verrückter, aber zumindest eigenartig. Sehr. Er hat hier allen möglichen Kram versteckt. Mangel an Streichhölzern habe ich zum Beispiel nicht mehr, die hatte er in einer Regentonne gebunkert, die hinten im Schuppen stand.

Die Tonne ist aus wirklich stabilem Plastik und hat einen luftdichten Verschluss. Es sind lauter Sachen drin, die man zum Überleben braucht, und ein Handbuch vom Katastrophenschutz. Vielleicht will er sie ja noch vergraben.

Ich glaube, der Typ ist so ein Prepper, der auf alles vorbereitet sein will. Ich bin heilfroh, weil mir die Sachen jetzt sehr helfen. Es war sogar Schokolade drin, schmeckt ein bisschen muffig, macht aber trotzdem froh, wenn du abends den Blues kriegst und heulen möchtest. Die Kurbeltaschenlampe habe ich jetzt immer bei mir.

Für das Tonband braucht man allerdings Strom und das ist ein Problem. Es gibt hier nämlich keinen richtigen Stromanschluss, nur so eine Art Akku oder eine große Batterie, die man wiederaufladen kann. Bei gutem Wetter mache ich das mit der Solaranlage, ansonsten steht in der Scheune noch ein Generator, der mit Diesel betrieben wird. Von dem wiederum habe ich aber nur ein paar Kanister gefunden (es sei denn, der Typ hat noch so ein Lager wie für die Streichhölzer). Außerdem macht das Teil ordentlich Radau und ich will nicht, dass jemand auf mich aufmerksam wird. Im Moment ist der Akku noch halb voll, weil gestern die Sonne ein paar Stunden geschienen hat. Ich muss sparsam damit umgehen.

Also, ich mache mir jetzt einen Tee und dann geht es weiter.

[Unterbrechung]

Hier ist mehr los als am Times Square in New York. Ich hatte ein seltsames Geräusch gehört, bin schnell raus, aber da war nichts zu sehen. Trotzdem hab ich gleich alles verdunkelt, sogar das Feuer im Kamin hab ich gelöscht, den Rauch sieht man sonst meilenweit. Aber alles kühlte sofort aus und der Akku verträgt auch keine Kälte. Er war schneller leer als früher mein Smartphone. Dann habe ich mich auf das Sofa mit den Felldecken verkrochen, bin eingepennt und nach meiner Dose Ravioli hatte ich keinen Bock mehr. Jetzt sind eine ganze Nacht und ein halber Tag vergangen. Draußen ist es noch kälter, aber dafür scheint die Sonne so sehr, dass ich es gewagt habe, die Solaranlage volle Pulle laufen zu lassen, um Badewasser heiß zu machen.

Also, ich war bei der Frau vom FBI stehen geblieben. Diese Agentin wirkte nicht wie so ein scharfer Hund, wie man sie aus allen möglichen Filmen kennt. Aber mir war sofort klar, dass sie es draufhat. Als sie das Video startete, schaute ich zum zweiten Mal an diesem Tag in den Lauf einer Waffe, dieses Mal nur nicht live.

Es handelte sich um ein Überwachungsvideo und jemand hielt ein Gewehr in die Kamera. Die Mündungsöffnung war wie ein schwarzer Schlund, der die Linse des Geräts verschlucken wollte. Je mehr vom Bild freigegeben wurde, desto besser konnte man erkennen, wo die Aufnahme gemacht worden war: Im Hintergrund wurden Handfeuerwaffen über die gesamte Breite einer Wand in verschlossenen Glasvitrinen präsentiert. Links war ein Regal mit Schrotflinten zu sehen, rechts die halbautomatischen Gewehre. Ein Waffenladen also.

Eine Waffe hielt ich in der Hand. Eine richtig fette Wumme.

Verdammt.

Ich.

Das ist ein schlechter Witz.

Ich hasse Waffen.

Das war im Moment jedoch nicht wichtig. Ich hatte eine erste Ahnung, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Vielleicht hatte es mit diesem Besuch vor ein paar Tagen zu tun, über den ich bisher zu niemandem ein Wort verloren hatte. Nicht einmal gegenüber Celia. Ich hielt auch jetzt den Mund. Ich würde mich nur noch tiefer in den Dreck reiten, dachte ich. Wahrscheinlich war das im Nachhinein gesehen ein Fehler.

»Das ist in York«, sagte die Agentin. »Kennst du Spoon & Hollingfield an der Lincoln Avenue? Ein Laden mit Tradition, seit 1897 am selben Ort, der Urgroßvater des jungen Hollingfield ist sage und schreibe 109 Jahre alt geworden und hat bis zu seinem letzten Tag im Laden gestanden.«

Sie hatte das Video gestoppt. Das eingefrorene Bild zeigte mich. Mit einem Mordsteil von einem Gewehr. Raff Myers aus meiner Klasse hätte wahrscheinlich sofort sagen können, um was es sich bei der Knarre handelte und ob man damit ein Nashorn zur Strecke bringen oder nur Krähen vom Himmel holen kann. Er stand auf Waffen, wie fast alle hier. Unser Haus war wahrscheinlich das einzige im ganzen County, in dem man keine Waffe finden konnte. Liz und Archie setzen ihren Namen unter jede Initiative gegen den privaten Waffenbesitz in unserem Bundesstaat.

»Mister Hollingfield junior war es sehr peinlich. Er hält sich an die Regeln und behauptet, dass er dir das AR-15 nur in die Hand gegeben hat, weil du so drum gebettelt hast.«

»Ich habe so ein Ding noch nie angefasst«, flüsterte ich.

Rosalind Casey ließ das Video weiterlaufen. »Das sieht hier aber anders aus«, sagte sie und ich musste ihr insgeheim recht geben.

Der Junge auf dem Überwachungsvideo sah aus wie - ich. Daran gab es keinen Zweifel. Ich konnte mich dabei beobachten, wie ich ein halbautomatisches Sturmgewehr bewunderte, dann damit auf die Kamera zielte und so tat, als feuere ich eine Salve auf das Gerät ab.

Eine Erklärung für das, was ich da sah, hatte ich nicht. Bevor ich etwas sagen konnte, öffnete jemand die Tür des Verhörraums.

Charlie Gibbons schob zuerst einen Aktenkoffer aus schwarzem Leder mit messingglänzenden Verschlüssen in den Raum und dann sich selbst. Charlies Kampfgewicht beträgt sicher anderthalb Zentner, weshalb er bei manchen Türen aufpassen muss, dass er nicht stecken bleibt. Hinter ihm erkannte ich meine Eltern im Dunkel des Zwischenraums.

»Halt den Mund, Bo!«, befahl Charlie mit seiner immer etwas atemlosen und gequetschten Stimme. »Ich bin der Anwalt des Jungen«, wandte er sich an die Polizistin. »Und ich muss Ihnen sicher nicht erklären, dass diese Befragung unzulässig ist.«

»Keine Befragung.« Rosalind Casey hob abwehrend die Arme und zeigte dem kleinen dicken Mann beide Handflächen. »Wir haben nur ein bisschen geplaudert.«

»Dann ist das, was Sie ihm da vorspielen, kein Beweismaterial?«, fragte Gibbons und nickte zu dem Bildschirm hinüber, auf dem ich mit einem Sturmgewehr in den Händen zu sehen war.

»Mister -« Casey stockte.

Charlie zückte eine Visitenkarte aus der Westentasche seines jetzt schon durchgeschwitzten Anzugs und reichte sie der Polizistin. Ich hatte Charlie noch nie in diesem Outfit gesehen. Wenn er morgens seinen Kaffee mit Hafermilch und Vanillesirup im Coffeeshop meiner Eltern holte, trug er immer T-Shirts, aus denen man einen Fallschirm nähen konnte, und dazu Jogginghosen. Er hätte fast mein älterer Bruder sein können, so schnell hatte er sein Jurastudium absolviert und die Lizenz als Anwalt bekommen. Sein speckiges Gesicht trug noch dazu bei, dass die Leute ihn meistens nicht ernst nahmen.

Ob Special Agent Casey das tat oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall blieb sie ruhig, rief noch einen zweiten Cop herein, der sich als Peter Gionelli vorstellte und unangenehm roch. Die Agentin leierte alle Formalitäten herunter und spielte dann das Video noch einmal ab.

»Bist du das?«, fragte sie mich anschließend.

»Mein Mandant macht keine Aussage, bevor wir nicht wissen, um was es hier geht«, sagte Charlie.

Mandant.

Jetzt war ich ein Mandant. Kein Zeuge. Sondern einer, den man als Verdächtigen befragt. Vielleicht bald einer, den man als Täter verhört. Aber ich hatte nichts getan.

Charlie Gibbons fixierte mich mit seinem Blick. »Hast du das kapiert, Junge? Kein einziges Wort, nicht einmal einen Furz lässt du, okay? Wenn ich nicht dabei bin, schon gar nicht.«

»Es ist nicht strafbar, in einem Waffenladen so ein Ding in der Hand zu halten«, sagte Pa. Er machte ein Gesicht, als habe er in einen Haufen Hundescheiße getreten. Seine Abneigung gegen Waffen...
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