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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.03.2022
Ein Muss für alle Ehrenamtlichen, die Besuchsdienste übernehmen
Ehrenamtliche Besuchskreisarbeit ist eine bereichernde Aufgabe, aber sie kann auch knifflig sein: Übergroße Freude über den Besuch, peinliche Stille, ein nicht endender Redefluss der Besuchten, unangenehme Gesprächsthemen und viele andere Herausforderungen wollen gemeistert sein.
Hier sind gute Ausbildung und Vorbereitung für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Besuchskreisarbeit hilfreich und notwendig. Rita Kusch bietet dafür die geeignete Unterstützung. In diesem Buch erklärt sie, was man wissen, können und tun muss, und wo Stolpersteine liegen. Viele Beispiele, humorvolle Geschichten und zahlreiche Tipps helfen nicht nur Ehrenamtlichen, sich auf Besuche vorzubereiten, sondern unterstützen auch den Aufbau einer Besuchskreisarbeit in der Gemeinde.

Rita Kusch, geboren 1958, hat Religionspädagogik studiert und war 27 Jahre lang als Diakonin in einer Kirchengemeinde im Ammerland tätig. Von 2009 bis 2019 war sie Beauftragte für Seniorenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Sie hat Fortbildungskurse zur ehrenamtlichen Seniorenbegleitung geleitet und hat an der Ev. Altenpflegeschule unterrichtet.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextEin Muss für alle Ehrenamtlichen, die Besuchsdienste übernehmen
Ehrenamtliche Besuchskreisarbeit ist eine bereichernde Aufgabe, aber sie kann auch knifflig sein: Übergroße Freude über den Besuch, peinliche Stille, ein nicht endender Redefluss der Besuchten, unangenehme Gesprächsthemen und viele andere Herausforderungen wollen gemeistert sein.
Hier sind gute Ausbildung und Vorbereitung für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Besuchskreisarbeit hilfreich und notwendig. Rita Kusch bietet dafür die geeignete Unterstützung. In diesem Buch erklärt sie, was man wissen, können und tun muss, und wo Stolpersteine liegen. Viele Beispiele, humorvolle Geschichten und zahlreiche Tipps helfen nicht nur Ehrenamtlichen, sich auf Besuche vorzubereiten, sondern unterstützen auch den Aufbau einer Besuchskreisarbeit in der Gemeinde.

Rita Kusch, geboren 1958, hat Religionspädagogik studiert und war 27 Jahre lang als Diakonin in einer Kirchengemeinde im Ammerland tätig. Von 2009 bis 2019 war sie Beauftragte für Seniorenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Sie hat Fortbildungskurse zur ehrenamtlichen Seniorenbegleitung geleitet und hat an der Ev. Altenpflegeschule unterrichtet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641287795
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum21.03.2022
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2509 Kbytes
Artikel-Nr.8381014
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Grundlagen der Besuchskreisarbeit

Die Besuchskreisarbeit bringt viel Freude mit sich, kann aber auch sehr herausfordernd sein. Im Folgenden möchte ich auf einige wichtige Aspekte eingehen, auf die man sich einstellen oder über die man sich im Vorhinein Gedanken machen sollte. Es ist wichtig, dass man weiß, was auf einen zukommt. Daher möchte ich gerne einige Tipps mitgeben, die helfen können, sich gut auf die Arbeit vorzubereiten.

Kompetenz- oder Defizitmodell - Wie sehen wir alte Menschen?

Ein wichtiger Grundsatz in der Besuchskreisarbeit ist, wie ich auf die alten Menschen schaue. Nehme ich zuerst das wahr, was sie nicht können und wo sie Hilfe brauchen, oder sehe ich das, was an Kompetenzen da ist, was sie von früher wissen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sie haben, die ich nicht habe. Bedenken Sie einmal, auf wie viele Veränderungen die alten Menschen reagieren mussten, mit welchen Abschieden sie sich abfinden, mit welchen Notlagen sie umgehen mussten. All das hat den jetzt alten Menschen oft unfreiwillig mit vielen Kompetenzen ausgestattet, die es im Alter möglicherweise wieder zu nutzen gibt und aus denen man gerade jetzt Kraft schöpfen könnte.

Mit der Brille des Defizits wird der alte Mensch zu einem hilfebedürftigen Wesen und ich als Besuchende stehe über ihm oder ihr, weil ich helfen kann und möchte. So eine hierarchische Sichtweise ist für eine Begegnung auf Augenhöhe nicht gut. Sie verhindert Respekt und Achtung und fördert letztlich das hierarchische Denken gegenüber dem Besuchten. Rita Auma Obama, die Schwester des ehemaligen US-Präsidenten, die sich vielfältig ehrenamtlich engagiert, hat dazu sinngemäß sehr treffend gesagt: Wer immerzu dankbar sein muss, verliert das Selbstwertgefühl. Dem kann ich nur zustimmen.

Auch unsere Redeweise ist hier oft verräterisch. Wenn Sie beispielsweise sagen, dass ein alter Mensch dieses oder jenes noch sehr gut könne, impliziert dieses zugleich, dass auch diese Fähigkeit bald verloren gehen könnte. Jemandem in einer Situation, die er oder sie alleine nicht bewältigen kann, nicht zu helfen, ist ebenso unwürdig, wie eine Hilfe unaufgefordert zu leisten, wenn der alte Mensch eine Tätigkeit gut alleine ausführen könnte und das sicherlich auch möchte.

Bedürfnispyramide (Maslow)

Quelle: Maslowsche Bedürfnishierarchie - Wikipedia

Der Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) hat in seiner Bedürfnispyramide grundsätzliche menschliche Bedürfnisse beschrieben und hierarchisch organisiert dargestellt. Ohne im Einzelnen auf die Stufen der Pyramide eingehen zu wollen, möchte ich nur darauf hinweisen, dass durch manche Beschwernisse des Alters die Grundbedürfnisse, also zum Beispiel das Bedürfnis nach Schmerzfreiheit, nicht immer erfüllt sind. Trotz guter Medikation können nicht alle Schmerzen genommen werden, jedenfalls nicht ohne den Preis der starken Eintrübung des Bewusstseins.

Viele ältere Menschen haben Schmerzen. Wenn Sie selbst schon einmal längere Zeit Schmerzen hatten, werden Sie sich sicherlich daran erinnern, dass man dann für heitere Geschichten, Rätsel oder andere Ablenkungen nur bedingt ansprechbar ist. Auch das Bedürfnis nach Sicherheit ist insbesondere bei Menschen mit einer demenziellen Veränderung nicht erfüllt. Für die Notwendigkeit der Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung aufgrund der Erkrankung fehlt oft die Einsicht. Sie wollen nach Hause, fühlen sich in der Einrichtung fremd und nicht behütet trotz aller Bemühungen der Mitarbeitenden und trotz Ihrer Bemühungen als ehrenamtliche Begleitung.

Wenn also mancher Versuch der Ablenkung oder der sonstigen Fürsorge für einen alten Menschen scheitert, weil er gar nicht richtig ankommt, liegt das nicht unbedingt an Ihnen, als dem Besucher oder der Besucherin sondern daran, dass viel dringendere Bedürfnisse nicht erfüllt sind und auch nicht erfüllt werden können. Je nach Typ und Tagesform möchte ich bei Schmerzen vielleicht lieber alleine sein oder Gesellschaft haben, möchte ich reden oder in Ruhe gelassen werden, suche ich nach Ablenkung oder lasse mich in den Schmerz fallen, bin ich ärgerlich über den Schmerz oder kann ihn in Duldsamkeit annehmen.

Nehmen Sie diese Bedürfnispyramide einfach als Denkanstoß dafür, manche Reaktion der älteren Menschen besser verstehen zu können. Suchen Sie nicht für alles die Schuld bei sich, denken Sie aber durchaus darüber nach, ob Sie möglicherweise etwas nicht beachtet haben.

Bedenken Sie beim Blick auf die oberen Etagen der Bedürfnispyramide, dass viele der jetzt alten Menschen, insbesondere Frauen, in ihrer Biografie selten die Möglichkeit zur Wahrnehmung und erst recht nicht zur Erfüllung von individuellen Bedürfnissen und zur Selbstverwirklichung hatten. Sehr viel mehr als wir Jüngeren haben die heute alten Menschen gelernt, sich in die Gegebenheiten zu fügen und sie ohne großen Widerspruch hinzunehmen. Nur sehr wenige konnten ihren Hunger nach Bildung stillen, konnten den Beruf ergreifen, den sie gerne wollten, und konnten in der ohnehin knapp bemessenen Freizeit das tun, was sie wollten. Auch die finanziellen Gegebenheiten waren alles andere als einfach.

Distanz und Nähe

Ein individuell ausgelotetes Verhältnis von Distanz und Nähe scheint mir in der Besuchskreisarbeit besonders wichtig. Gewiss ist es richtig, dass viele der älteren Menschen, vor allem wenn sie alleine oder ohne Partnerin oder Partner in einer Einrichtung der Altenpflege leben, ein starkes Bedürfnis nach Nähe haben. Aber ich mahne hier zu Vorsicht vor Pauschalisierungen. Nicht alle alten Menschen mögen in den Arm genommen werden; von Fremden schon gar nicht. Und als Besucherin oder Besucher sind wir zunächst fremd.

Nicht nur in Zeiten von Corona kann Abstand wichtig sein. Zum einen sind alte Menschen zum Beispiel anfälliger für Erkältungskrankheiten oder Magen-Darminfekte, die sie oft viel heftiger und länger treffen, als uns jüngere Menschen. Und zum anderen kam es in der Biografie der alten Menschen kaum vor, dass man einander in den Arm nahm, manchmal nicht einmal in der eigenen Familie. Pflegekräfte oder Besuchende, die ohne Unterschied allen alten Menschen über die Wange streicheln, nenne ich (vielleicht etwas respektlos) Serienstreichler. Wichtig ist es hier, den Abstand zu finden, mit dem sich beide wohlfühlen. Gerade zu Beginn der gemeinsamen Zeit ist eher Distanz wichtig, denn für die Nähe müssen sich ja erst einmal Vertrauen und Verlässlichkeit aufbauen.

Schauen Sie dabei unbedingt auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Ein möglicherweise unangenehmer Geruch, ein schlimmer Ausschlag oder Speichel, der dem alten Menschen aus dem Mund läuft, sind vielleicht ein Grund, warum Sie nicht so nahe heranrücken mögen. Zwingen Sie sich nicht zu etwas, das Sie nicht möchten.

Begleiten Sie jemanden zu einem Spaziergang, der oder die im Rollstuhl sitzt, stellen Sie vorsichtig in gewissen Abständen Körperkontakt her, denn wer nur geschoben wird und den Besucher nicht sehen kann, verliert den Kontakt. Die Kontaktaufnahme sollte mit der Rückseite der Hand erfolgen und leicht und vorsichtig sein. Ein zu heftiger Zugriff mit der ganzen Handfläche kann sich leicht übergriffig anfühlen. Nutzen Sie immer wieder Möglichkeiten, sich auf eine Bank zu setzen und ein kurzes Gespräch zu führen. Achten Sie auf einen Bereich ohne zu starke Außengeräusche.

Bei alten Menschen, die schwerhörig sind, ist es wichtig, auf der richtigen Seite zu sitzen oder zu gehen, damit sie uns besser verstehen können. Hier ist außerdem Deutlichkeit in der Sprache weitaus oft wichtiger als Lautstärke.

Unterschätzen Sie es nicht, dass Sie bei Besuchen den älteren Menschen emotional sehr nahe kommen können. In Gesprächen der Älteren mit ihren Kindern oder Enkeln werden manche Themen ausgespart oder von den Verwandten gleich kommentiert: »Ach Mutti, das hast du schon so oft erzählt!«, sodass darüber nicht mehr gesprochen wird. Manchmal ist es wohl leichter, sich einem fremden Menschen gegenüber zu öffnen und über die eigene Biografie oder auch aktuell belastende Gedanken zu sprechen. Schließlich gehen wir nach dem Besuch wieder auseinander. Die Tochter bleibt die Tochter.

Vor allem zu Beginn der Besuchsbeziehung sollten Sie nicht nach allzu persönlichen Dingen fragen, weil das leicht Wunden aufreißen kann, auch dort, wo Sie gar keine vermuten. Wenn Sie dann nach einer Stunde des Besuches nach Hause gehen, ist der alte Mensch mit seinen dunklen Erinnerungen wieder alleine. Lassen Sie immer den alten Menschen bestimmen, worüber er reden möchte. Fragen Sie interessiert nach, aber bohren Sie nicht in belastenden Erlebnissen herum. Und vor allem geben Sie nicht durch die Art der Fragestellung gleich die Antwort vor. Haben Sie beispielsweise jemanden aus dem Jahrgang 1936 vor sich, sagen Sie behutsamer: »Ich sehe, Sie sind Jahrgang 36. Da haben Sie bestimmt viel zu erzählen!« Wenn Sie dagegen sagen: »Ich sehe, Sie sind Jahrgang 36. Da haben Sie bestimmt viel Schlimmes erlebt!«, fokussieren Sie den alten Menschen gleich auf die negativen Erinnerungen. Diese sind gewiss da, aber der alte Mensch soll entscheiden, ob er gleich zu Beginn oder überhaupt irgendwann davon erzählen möchte.

Biografische Erlebnisse vieler jetzt alter Menschen machen eine gewisse Skepsis gegenüber Fremden leicht verständlich. Stellen Sie sich nur einmal die Flucht aus Schlesien oder Ostpreußen vor und das Ankommen in der neuen »Heimat«, in der man sich alles andere als willkommen gefühlt hat. Solche Erlebnisse und Erinnerungen führen oft zu einer reservierten Haltung anderen gegenüber, zumal sie in der Zeit, von der wir sprechen, nicht reflektiert...

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Autor

Rita Kusch, geboren 1958, hat Religionspädagogik studiert und war 27 Jahre lang als Diakonin in einer Kirchengemeinde im Ammerland tätig. Von 2009 bis 2019 war sie Beauftragte für Seniorenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Sie hat Fortbildungskurse zur ehrenamtlichen Seniorenbegleitung geleitet und hat an der Ev. Altenpflegeschule unterrichtet.