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Ein Garten über der Elbe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.03.2022
Atmosphärisch und eindrücklich - eine Frau verwirklicht ihren Traum eines Gartens hoch über der Elbe, der später weltberühmt wird
Hamburg, 1913: Als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Hedda, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen - bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Hedda, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis.
Lebendig und mit faszinierenden Pflanzenbeschreibungen erzählt Marion Lagoda das Leben der Frau nach, deren wahrer Name Else Hoffa lautete und die als Obergärtnerin der Familie Warburg den berühmten Römischen Garten in Hamburg-Blankenese anlegte.
Inspirierend und kenntnisreich - das ideale Geschenk für Gartenliebhaber*innen.

Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen und studierte Kunstgeschichte, bevor sie ein Volontariat bei der Rheinischen Post begann. Sie arbeitete als Journalistin u.a. für die Frankfurter Rundschau und spezialisierte sich später auf die Themen Natur und Garten. Sie ist Autorin zahlreicher Gartenbücher und schreibt Gartenreportagen für verschiedene Magazine. Marion Lagoda hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAtmosphärisch und eindrücklich - eine Frau verwirklicht ihren Traum eines Gartens hoch über der Elbe, der später weltberühmt wird
Hamburg, 1913: Als Hedda ihre Stelle als Obergärtnerin bei der jüdischen Bankiersfamilie Clarenburg antritt, hat sie es nicht leicht. Auf dem parkähnlichen Anwesen oberhalb der Elbe ist sie die erste Frau auf diesem Posten und wird von den ausschließlich männlichen Kollegen entsprechend kritisch beäugt. Auch körperlich wird ihr viel abverlangt, denn das Anwesen über der Elbe ist riesig, und der Erste Weltkrieg fordert ihr gärtnerisches Können noch einmal besonders heraus. Trotzdem gelingt es Hedda, hier ihren gärtnerischen Traum zu verwirklichen - bis hin zum Amphitheater im römischen Stil, das zum Mittelpunkt prachtvoller Feste und Theateraufführungen wird. Doch als sich in den 1930er Jahren die Zeiten verdüstern, geraten sowohl Hedda, die jüdische Vorfahren hat, als auch die Familie Clarenburg immer mehr in Bedrängnis.
Lebendig und mit faszinierenden Pflanzenbeschreibungen erzählt Marion Lagoda das Leben der Frau nach, deren wahrer Name Else Hoffa lautete und die als Obergärtnerin der Familie Warburg den berühmten Römischen Garten in Hamburg-Blankenese anlegte.
Inspirierend und kenntnisreich - das ideale Geschenk für Gartenliebhaber*innen.

Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen und studierte Kunstgeschichte, bevor sie ein Volontariat bei der Rheinischen Post begann. Sie arbeitete als Journalistin u.a. für die Frankfurter Rundschau und spezialisierte sich später auf die Themen Natur und Garten. Sie ist Autorin zahlreicher Gartenbücher und schreibt Gartenreportagen für verschiedene Magazine. Marion Lagoda hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641255855
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.03.2022
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1669 Kbytes
Artikel-Nr.8381022
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Es war ein ungewöhnlich warmer und freundlicher Tag Ende April des Jahres 1913, als sie ihren Dienst bei den Clarenburgs antrat. Die Obstbäume blühten, als gäbe es kein Morgen, und streuten ihre weißen und rosafarbenen Blütenblätter wie Konfetti auf die Straßen. Die Tulpen in den Vorgärten prangten in all ihren Ostereierfarben. Überall nahm sie eine schier überschäumende, knospende Vegetation wahr.

Sie schaute aus dem Fenster der Kutsche und registrierte, je länger sie fuhren, vor allem haushohe Eibenhecken und immer wieder mächtige Rhododendronpflanzungen, die die Grundstücke rechts und links der stillen Villenstraße begrenzten. Die Knospen mancher der ausladenden Gehölze waren bereits kurz davor aufzubrechen. In ein, zwei Wochen würde das fantastisch aussehen, und für eine kurze Zeit würde man sich fühlen wie in einem Hain aus Edelsteinen. Danach würden diese blickdichten grünen Wände wieder wie ein Schutzwall wirken. Abweisend und undurchdringlich würden sie ihre Aufgabe für alle klar erkenntlich und bestens erfüllen, nämlich die Gärten und die herrschaftlichen Häuser dahinter vor den zudringlichen Blicken des gemeinen Volkes zu verbergen.

Sie verwarf diesen Gedanken. Sie war noch nicht einmal an ihrem Bestimmungsort angekommen, und schon hegte sie böse Vermutungen. Lass dir Zeit, ermahnte sie sich. Schau dir alles in Ruhe an und hab Geduld mit den Menschen. Vor allem das: Geduld mit den Menschen und dann und wann ein wenig Nachsicht.

Sie war am frühen Morgen in Berlin aufgebrochen. In Hamburg angekommen, war sie mit der Vorortbahn Richtung Westen in das am Elbhang liegende Fischerdorf Blankenese gefahren und dort von der hauseigenen Kutsche abgeholt worden. Zwei Koffer, ein Korb mit Reiseproviant, mehr hatte sie nicht dabei. Ihre Notizblöcke, Schreibstifte, Zeichen- und Malutensilien, die Bücher sowie ihre botanischen Nachschlagewerke hatte sie vor einigen Tagen an die neue Adresse geschickt. Ihr künftiger Arbeitgeber bezahlte alles.

Langsam gingen die Rhododendren in eine waldige Parklandschaft über. Die Kutsche bog nach links in einen breiten Seitenweg ab und nach etwa einem Kilometer wieder nach links, wo der Weg in einen runden Vorplatz mündete. Sie hielten vor dem Portal eines weitläufig aussehenden Hauses aus rotem Backstein. Links davon nahm sie eine Remise und Pferdeställe wahr, rechts war ein kleineres, zweistöckiges Gebäude zu sehen, vermutlich das Wohnhaus für das Personal.

Der Kutscher hielt ihr die Tür auf und bot ihr die Hand zum Aussteigen. Er war ein untersetzter Mann mit grauem Haar und freundlichen Augen. »Gehen Sie ruhig ins Haus, Fräulein. Herr Clarenburg erwartet Sie. Ihr Gepäck bringe ich schon mal ins Gärtnerhaus«, sagte er.

Sie fühlte sich verschwitzt und schmutzig von der Reise und hätte sich gern die Hände gewaschen, bevor sie dem Hausherrn gegenübertrat. Aber das war wohl auf die Schnelle nicht möglich.

Als sie auf das klassizistisch anmutende Portal zutrat, kam ihr ein Mann raschen Schrittes aus dem Haus entgegen.

»Sie sind Fräulein Herzog, nicht wahr, Flora Hedwiga Herzog«, sagte er und hielt ihr schon beide Hände entgegen. »Ich bin Ludwig Clarenburg. Herzlich willkommen in Blankenese. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Reise.« Sein breites Lächeln zog sich über das ganze Gesicht, ein sympathisches Gesicht, wie sie fand. Hochgewachsen, kräftig, mit sich bereits lichtendem schwarzen Haar, dem breiten Schnurrbart und der lebhaften Attitüde wirkte er nicht gerade so, wie sie sich einen hanseatischen Bankier vorgestellt hatte. Aber was wusste sie schon? Solche Leute kannte sie nicht, hatte sie nie gekannt.

Ohne Umschweife fasste er sie galant am Ellbogen und führte sie ins Haus. »Kommen Sie, kommen Sie. Wir gehen in mein Arbeitszimmer. Da können wir uns unterhalten.«

Sie fühlte sich leicht überwältigt vom Überschwang des Hausherrn, der sie im Eiltempo durch die repräsentative Eingangshalle in sein Arbeitszimmer führte, einen behaglichen Raum mit eichengetäfelten Wänden und Bücherregalen bis unter die Decke sowie einem ausladenden Schreibtisch.

»Nehmen Sie doch Platz«, sagte er, während er ihr einen bequemen Stuhl vor dem Schreibtisch zurechtrückte und sich selbst dahintersetzte.

Er überflog ganz kurz die vor ihm liegenden Papiere und schaute sie dann freundlich an.

Sie schaute abwartend zurück.

Wie nahm er sie wahr, was sah er? Eine schmale, groß gewachsene Frau Ende zwanzig mit dichtem kastanienrotem Haar, unter einem breitrandigen Hut aufgesteckt, und einer sehr hellen, fast durchsichtig wirkenden Haut. Große graugrüne Augen, die ihn wachsam musterten. Ihre Haltung war sehr gerade, die Kleidung durchaus elegant, aber sichtlich abgetragen.

Er betrachtete sie lange. Sie schaute schweigend zurück. Ein ironischer Zug erschien um ihre Mundwinkel und ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen.

»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie schließlich. »Ich bin ziemlich belastbar.« Sie lächelte zum ersten Mal, seit sie sich kennengelernt hatten. Und zum ersten Mal hörte er auch ihre Stimme, eine ungewöhnlich dunkle Stimme, leicht rauchig.

Er lachte. »Na ja, nichts für ungut. Meine Frau stammt wie Sie aus Würzburg und kannte noch die Gärtnerei Ihres Vaters«, erklärte er. »Sie war immer sehr angetan von seiner Arbeit und hat von Verwandten gehört, dass Sie in seine Fußstapfen getreten sind. Und dann Ihre Ausbildung in Berlin ... Ich habe mich natürlich erkundigt. Ihre Referenzen sind tadellos.« Clarenburg schaute noch einmal auf das Empfehlungsschreiben der Königlichen Gärtnerlehranstalt.

»Ich habe da nur wenige Monate hospitiert«, erklärte sie.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Clarenburg. »Aber Ihren Lehrern scheinen Sie dennoch aufgefallen zu sein.«

»Ich war eine von zwei Frauen dort«, bemerkte sie trocken.

Clarenburg blickte auf und sah sie aufmerksam an. »Verstehe«, sagte er. Er lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. »Sehen Sie, ich halte es für eine große Verschwendung, das Potenzial und die Kreativität von Frauen so außer Acht zu lassen, wie das im Moment noch geschieht«, fuhr er fort. »Doch seien Sie versichert: Die Zeiten ändern sich. Meine vier Töchter werden alle aufs Lyzeum gehen und studieren, wenn sie das denn wollen. Auf jeden Fall werde ich dafür sorgen, dass sie einen Beruf ergreifen, um zumindest finanziell unabhängig von einem männlichen Wesen zu sein. In der Zwischenzeit schauen wir erst mal, was wir hier für Sie tun können.«

Dann stand er auf. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr neues Domizil. Henry hat Ihr Gepäck sicher schon ins Gärtnerhaus gebracht.«

»Vielen Dank. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich auch gern gleich den Garten sehen.«

»Sicher, ich habe noch eine Stunde Zeit. Ich zeige Ihnen erst einmal die Südterrasse, den Bereich, für den ich Sie hauptsächlich habe kommen lassen. Den Rest können wir vielleicht in den nächsten Tagen anschauen. Ein Gang über das gesamte Grundstück braucht schon eine Zeit lang.«

»Das ist sehr freundlich, aber ich kann das auch alleine machen. Sie haben sicher genug zu tun, und ich schaue mir gern alles in Ruhe an.«

Er überging die deutlich zum Ausdruck gebrachte Abfuhr mit Nonchalance. »Gut. Dann zeige ich Ihnen jetzt Ihr Haus, und dann gehen wir zur Südterrasse.«

»Könnte ich mich vorher kurz frisch machen und mir andere Schuhe anziehen?«, fragte sie.

»Ja natürlich, und das mit den Schuhen ist sicher sinnvoll. Kommen Sie«, forderte er sie auf.

Das Gärtnerhaus, unterhalb des auf einer Anhöhe errichteten Haupthauses gelegen, sollte ihr alleiniges Refugium sein. Das hatte man ihr schon geschrieben. Clarenburg ging mit ihr durch die Vorhalle mit einer in den ersten Stock führenden, geschwungenen Treppe und vorbei an einem lichten Salon. Bei einem kurzen Blick durch die halb geöffneten Schiebetüren sah sie einen offenen Kamin mit davorstehenden, zwanglos gruppierten Sesseln, helle Wände, Stuckdecken von zierlicher Eleganz und weiß gestrichene Möbel, dazu leichte Vorhänge. Es gab einen Flügel und zwei bequem aussehende Polstersofas zwischen den Fensterfronten. Alles atmete großbürgerliche Gediegenheit, aber auch etwas herrschaftlich Festliches wehte durch die Räume.

Unmittelbar neben dem Salon führte eine gläserne Tür nach draußen, sodass man schon von der Diele aus auf die dahinterliegende Szenerie schauen konnte. Eine lang gezogene, überdachte Terrasse bildete eine Art Laubengang, der sich in den anschließenden Wiesenhang schob. Jeweils sechs bis zum Boden gezogene Rundbögen auf beiden Seiten gaben den Blick nach Osten und Westen frei. Rosen- und Glyzinienranken kletterten an den Pfeilern empor, und von der Decke hingen mit Farnen bepflanzte Körbe, gerade so hoch, dass eine groß gewachsene Person wie Clarenburg problemlos darunter hinwegschreiten konnte. Ein paar Deckchairs waren auf dem hellen Sandsteinboden verteilt.

Sie bemühte sich, ihr Entzücken über das Ambiente im Zaum zu halten. Sie brach auch nicht in Begeisterungsstürme aus, als sie die Treppe am Ende der Terrasse erreichten, wo man über die Kronen der weiter hangabwärts stehenden Bäume hinweg den Lauf der Elbe mehrere Kilometer weit überblicken konnte. Vage nahm sie den Salzgeruch des nahen Meeres wahr.

Clarenburg geleitete sie über den Rasenhang nach links hin zu einem Rhododendronwäldchen, durch das ein abwärts führender, verschlungener Weg zu einem unauffälligen Fachwerkbau führte. Eine große Eberesche und einige Hortensienbüsche flankierten das Haus nach Südosten hin. In einem kleinen Anbau lagerten...

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Autor

Marion Lagoda ist im Bergischen Land aufgewachsen und studierte Kunstgeschichte, bevor sie ein Volontariat bei der Rheinischen Post begann. Sie arbeitete als Journalistin u.a. für die Frankfurter Rundschau und spezialisierte sich später auf die Themen Natur und Garten. Sie ist Autorin zahlreicher Gartenbücher und schreibt Gartenreportagen für verschiedene Magazine. Marion Lagoda hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Hamburg.