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Das Geheimnis von Ardmore Castle

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.05.2022
Die Londoner Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson soll die Echtheit eines wertvollen alten Sekretärs klären. Mit gemischten Gefühlen kehrt sie auf die Isle of Skye zurück, die Insel, deren raue Schönheit sie immer noch beeindruckt, auf der sie jedoch eine schwierige Kindheit verbrachte. Dort sucht sie den Antiquitätenhändler Ross MacKenzie auf, Herr von Ardmore Castle; doch der bärbeißige Schlossherr ist Ivy keine Hilfe und verweigert sich ihren Fragen. Einziger Lichtblick auf der Burg ist MacKenzies Neffe Calum, der sich um die Angelegenheiten seines kranken Onkels kümmert. Zwischen Calum und Ivy entwickelt sich schon bald eine zarte Romanze. Doch dann fördern Ivys Recherchen ein ungeheuerliches Geheimnis zu Tage, das ihrer aller Leben für immer verändern wird ...

Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Ording, studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kiel und promovierte an der University of Wales in Aberystwyth. Als Autorin ist sie sowohl mit großen Frauen- als auch mit historischen Romanen erfolgreich.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Londoner Versicherungsdetektivin Ivy Ferguson soll die Echtheit eines wertvollen alten Sekretärs klären. Mit gemischten Gefühlen kehrt sie auf die Isle of Skye zurück, die Insel, deren raue Schönheit sie immer noch beeindruckt, auf der sie jedoch eine schwierige Kindheit verbrachte. Dort sucht sie den Antiquitätenhändler Ross MacKenzie auf, Herr von Ardmore Castle; doch der bärbeißige Schlossherr ist Ivy keine Hilfe und verweigert sich ihren Fragen. Einziger Lichtblick auf der Burg ist MacKenzies Neffe Calum, der sich um die Angelegenheiten seines kranken Onkels kümmert. Zwischen Calum und Ivy entwickelt sich schon bald eine zarte Romanze. Doch dann fördern Ivys Recherchen ein ungeheuerliches Geheimnis zu Tage, das ihrer aller Leben für immer verändern wird ...

Constanze Wilken, geboren 1968 in St. Peter-Ording, studierte Kunstgeschichte, Politologie und Literaturwissenschaften in Kiel und promovierte an der University of Wales in Aberystwyth. Als Autorin ist sie sowohl mit großen Frauen- als auch mit historischen Romanen erfolgreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641245702
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum16.05.2022
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6592 Kbytes
Artikel-Nr.8381100
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Ardmore Castle, Skye

Die Wolken ballten sich dunkel über dem Schloss zusammen, während Ivy mit dem Fahrrad die schmale Straße hinauffuhr. Vom Haus ihrer Eltern bis zum Schloss waren es nur knapp sechs Kilometer, und die Landschaft war so atemberaubend schön, dass sie die frische Luft und die Bewegung genoss. Die Landzunge im Nordwesten von Skye, auf der ihr Elternhaus stand, nannte sich Waternish. Grüne Hügel zur Landseite, Felsen, Ginster und ein Wald erstreckten sich vom ältesten Ort Stein bis hinüber zur Ostseite der Halbinsel. Was Ivy schon als Kind faszinierend gefunden hatte, waren die alten Geschichten über das Feenvolk, das einst auf Skye gelebt hatte. Noch immer gab es die Fairy Bridge, mit der die Legende um eine tragische Liebe zwischen einem Chief des MacKenzie-Clans und einer Fee verbunden war.

Weniger begeistert war Ivy von der Viehzucht. Ihre Eltern betrieben einen kleinen Hof und züchteten seltene Schafrassen. Die kleinen Castlemilk Moorit und die widerstandsfähigen Manx Loaghtan mit den hübschen braunen Gesichtern grasten im felsigen Hügelland der Fergusons. Allein von der Schafzucht konnten ihre Eltern jedoch nicht leben und hatten deshalb zwei kleine Ferienhäuser aus Holz gebaut, die bei den Gästen sehr beliebt waren.

Als ein erster Regentropfen ihre Stirn traf, beschleunigte Ivy das Tempo, um ihrem neuen Arbeitgeber nicht durchnässt gegenübertreten zu müssen. Es war September und noch immer mild, doch sie hatte die Rechnung ohne das rasch wechselnde schottische Wetter gemacht. Innerhalb weniger Augenblicke war es beinahe dunkel, und dicke Regentropfen wurden ihr vom Wind entgegengepeitscht. Zähneknirschend trieb sie ihr Rad die letzte Steigung zum Schloss der MacKenzies hinauf, überquerte die Brücke vor dem Toreingang und kam in einem gepflasterten Innenhof zum Stehen.

»Hey, was machen Sie hier?«, rief eine männliche Stimme. »Das ist Privatbesitz.«

Ivy schob ihr Rad auf den Mann zu, der unter einem Vordach stand und sie mit amüsierter Miene musterte. Er war groß, dunkelhaarig und hatte auffallend blaue Augen. In einer Hand hielt er ein Mobiltelefon, mit der anderen tätschelte er einen Jagdhund, der hinter ihm aus der offenen Tür gekommen war.

»Sind Sie Calum MacKenzie?« So selbstsicher, wie er sich gab, konnte er nur der Neffe des Schlossherrn sein, entschied Ivy und lächelte, während sie ihr nasses Haar aus dem Gesicht strich.

Er hob eine Augenbraue, musterte sie eingehend und grinste. »Ivy Ferguson?«

Sie nickte. »Ich bin wohl zu lange nicht mehr hier gewesen, sonst hätte ich mich mit meiner Wetterprognose nicht so verhauen.«

Calum MacKenzie steckte sein Telefon in die Hosentasche und reichte ihr die Hand. »Willkommen auf Ardmore Castle. Das Rad können Sie hier stehen lassen. Kommen Sie herein, da machen wir Ihnen einen Tee.«

Ivy lehnte ihr Fahrrad neben einem Surfbrett an die Mauer, um Calum ins Haus zu folgen. Der Hund, ein braun-weißer Springerspaniel, schnupperte an ihr, und sie streichelte automatisch das weiche Fell.

»Wie heißt er?«

»Charly. Er gehört meinem Onkel. Warten Sie bitte.« Sie befanden sich in einem kleinen Arbeitszimmer, in dessen Mitte ein schlichter Piedestalschreibtisch stand. Bücherregale, eine Vitrine und Stiche mit Tiermotiven fielen Ivys Kennerblick als geschmackvoll und einer näheren Begutachtung würdig auf.

Calum verschwand, und Ivy zog die nasse Windjacke aus. Immerhin war ihr Pullover nicht durchnässt. Jeans, Boots und ihre Handtasche ließen sich durch Schütteln von den Wassertropfen befreien. Der Hund legte sich in einen Korb neben dem Schreibtisch, blinzelte sie noch einmal an und schlief seufzend ein.

Da es ihre Aufgabe sein würde, das Inventar zu taxieren, machte sie in Gedanken bereits eine Aufstellung dessen, was sie sah. Solide, dachte sie, vor allem die Stiche konnten interessant sein. Sie trat näher, um den Künstler zu identifizieren, als Calum mit einem Handtuch zurückkehrte.

»Bitte, wenn Sie sich frisch machen wollen, finden Sie das Bad links am Ende des Ganges. Aber nicht erschrecken, hier ist die Zeit stehen geblieben.«

»Danke.« Sie nahm das Handtuch und ihre Handtasche und ging an gekalkten Wänden mit schmalen Fenstern zum Hof vorbei. Zugig, feucht und kalt, schoss es Ivy durch den Kopf, als sie die Tür zum Badezimmer aufdrückte. Die sanitären Einrichtungen hätten auch einem Museum alle Ehre gemacht. Entweder der Schlossherr hatte Sinn für Humor und war sehr sparsam, oder es mangelte schlicht an Geld.

Nachdem sie sich präsentabel gemacht hatte, kehrte sie in das Arbeitszimmer zurück. »Tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände bereite, aber nach dem Londoner Stadtmief war es einfach zu verlockend, das Fahrrad zu nehmen.«

Calum reichte ihr einen Becher mit Tee. »Keine Umstände. Wir sind froh, dass Sie sich gemeldet haben, um ehrlich zu sein. Alle anderen Bewerber waren, nun ja, kaum akzeptabel. Die meisten waren wohl eher auf der Suche nach einem bezahlten Urlaub auf Skye.«

»Wirklich? Nun, in dieser Hinsicht kann ich Sie zumindest beruhigen. Touristische Ambitionen habe ich nicht.« Sie nippte an ihrem Tee, der stark und aromatisch war.

Calum lehnte sich an den Schreibtisch und nahm eine Mappe in die Hand. »Nein, Ihre Eltern haben eins der Crofter-Häuser und sind ziemlich erfolgreich mit ihrer Schafzucht.«

»Wie man´s nimmt«, meinte Ivy und beobachtete seine schlanken Hände, die in den Unterlagen blätterten. Er wirkte sportlich, und seine Haut war gebräunt, so als wäre er viel am Wasser.

»Sie klingen nicht sehr begeistert.«

»Nein, deshalb bin ich gleich nach der Schule von hier fortgegangen. Für Kunstbegeisterte gibt es nicht viele Möglichkeiten auf der Insel. Es sei denn, man besitzt ein Schloss, das mit Antiquitäten vollgestopft ist.«

»Womit wir beim Grund Ihres Hierseins sind.« Calum fuhr sich durch die Haare. »Die Lage ist folgende: Mein Onkel hatte einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholt. Bis dato hat er allein hier in dem alten Kasten gelebt, was nun aber nicht länger möglich ist. Deshalb hat er sich zum Verkauf des Familiensitzes entschlossen, was ihm sehr schwergefallen ist, aber ich halte es für die beste Lösung. Bevor wir diesen letzten Schritt gehen, wollen wir seine Kunstschätze veräußern.«

»Ihr Onkel war ein erfolgreicher Antiquitätenhändler. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat ihn manches Mal erwähnt. Hat Ihr Onkel seinerzeit nicht auch einige Artikel für das Burlington-Magazin geschrieben?« Ivy hatte sich vorbereitet, soweit das in der Kürze der Zeit möglich gewesen war.

»Richtig. Möbel des achtzehnten Jahrhunderts waren sein Spezialgebiet.«

Sollte sie gleich mit der Tür ins Haus fallen und das Schreibmöbel, das infrage stand, erwähnen? Zumindest wäre eine spontane Reaktion interessant. »Ich meine, mich an ein kleines Schreibmöbel zu erinnern, das vor einigen Monaten auf einer Auktion versteigert wurde. In der Provenienz wurde Ihr Onkel erwähnt. Sehr hübsch und außergewöhnlich, deshalb erinnere ich mich daran.«

Calum zuckte nur mit den Schultern. »Da bin ich überfragt. Ich helfe meinem Onkel, weil ich ihn mag und er sonst niemanden hat, dem er vertrauen kann. Allerdings bin ich Mediengestalter, kein Kunstexperte. Deshalb brauchen wir Sie.«

Sein Lächeln war entwaffnend und ließ sie unsinnigerweise überlegen, ob er Single war.

»Wollen Sie mir vielleicht zeigen, was auf mich zukommen würde, damit ich einschätzen kann, wie viel Zeit ich benötige?«

»Seien Sie nicht allzu enttäuscht vom Zustand des Schlosses.« Er ging voraus und führte sie zuerst in die große Halle, das Zentrum jeder schottischen Burg.

Während sie die massiven Möbelstücke aus verschiedenen Jahrhunderten, Waffen aller Art, Gemälde und Teppiche betrachteten, tappte Charly geduldig neben ihnen her und gähnte gelegentlich. Die Decke der Halle war getäfelt und mit aufwendigen Schnitzereien versehen. Hier hatten die großen Feste und Versammlungen des Clans stattgefunden. Und genauso waren hier Verhandlungen geführt und Kriegspläne geschmiedet worden. Wahrscheinlich hatte hier auch mancher Pächter vor dem Lord gestanden und um Hilfe gebeten, wenn er mit den Zahlungen im Rückstand war, weil die Ernte zu gering ausgefallen war oder eine Krankheit seine Familie dahingerafft hatte.

»Wie ist Ihr Eindruck?«, riss Calum sie aus ihren Gedanken.

»Solide, ich sehe bis jetzt allerdings keine besonders wertvollen Stücke. Die Gemälde sind Durchschnitt. Keine bedeutenden Künstler, aber ansprechende Motive. Besonders die Jagdszenen finden ihre Liebhaber.«

Calum sog scharf die Luft ein. »Autsch, das hört sich nicht gut an. Lassen Sie das nicht meinen Onkel hören.«

»Warum nicht? Er weiß doch sicher viel besser als ich, welche Gewinne zu erzielen sind.«

Ein lautes Klopfen ertönte. Beide drehten sich um, und Ivy sah den Schlossherrn in einem Rollstuhl durch die Tür fahren. Quer über seinen Beinen lag ein Spazierstock, mit dem er anscheinend gegen die Tür geschlagen hatte. Ross MacKenzie war noch immer eine beeindruckende Erscheinung, auch wenn er von seiner Krankheit gezeichnet war. Dichtes weißes Haar, ein klassisches Profil mit einem energischen Kinn und ein Ausdruck, der von einer gewissen Arroganz oder auch Verbitterung zeugte, hielten sein Gegenüber auf Distanz. Mit diesem Mann legt sich niemand ohne Weiteres an, dachte Ivy und lächelte zaghaft.

Die buschigen weißen Augenbrauen wurden unwillig zusammengezogen, als er mit beiden Händen seinen Stock umklammerte und seinen Neffen...
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