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Die Hexen von Woodville - Rabenzauber

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.04.2022
Faye Bright hatte schon immer das Gefühl anders zu sein, als die anderen Mädchen in Woodville. Als sie das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter entdeckt, erfährt sie auch endlich warum: Fayes Mum war eine Hexe und hat ihre magischen Fähigkeiten an ihre Tochter vererbt. Jetzt muss Faye nur noch lernen, diese auch einzusetzen, und das ein bisschen plötzlich, denn als eine Armee von verzauberten und äußerst angriffslustigen Vogelscheuchen auf Woodville zumarschiert, ist in dem beschaulichen kleinen Dorf im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los ...

Mark Stay ist gebürtiger Londoner und arbeitete viele Jahre lang im Verlagswesen. In seiner Freizeit schrieb er an seinen an seinen eigenen Texten, inzwischen ist er als freischaffender Autor und Podcaster tätig. Mark Stay lebt in Kent.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFaye Bright hatte schon immer das Gefühl anders zu sein, als die anderen Mädchen in Woodville. Als sie das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter entdeckt, erfährt sie auch endlich warum: Fayes Mum war eine Hexe und hat ihre magischen Fähigkeiten an ihre Tochter vererbt. Jetzt muss Faye nur noch lernen, diese auch einzusetzen, und das ein bisschen plötzlich, denn als eine Armee von verzauberten und äußerst angriffslustigen Vogelscheuchen auf Woodville zumarschiert, ist in dem beschaulichen kleinen Dorf im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los ...

Mark Stay ist gebürtiger Londoner und arbeitete viele Jahre lang im Verlagswesen. In seiner Freizeit schrieb er an seinen an seinen eigenen Texten, inzwischen ist er als freischaffender Autor und Podcaster tätig. Mark Stay lebt in Kent.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641275518
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum11.04.2022
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1772 Kbytes
Artikel-Nr.8381225
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2

Engelsgleiche Klänge

Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde das Dorf Woodville in den Chroniken von Wilfred von Cirencester, einem reisenden Schreiber, den Offa, der König von Mercien, entsandt hatte, um seine neuen Ländereien zu erfassen. Wilfred kam im Jahr 762 durch das Dorf und beschrieb es mit den Worten »hat seine beste Zeit hinter sich gelassen und müsste mal wieder ordentlich geputzt werden«, die Bewohner als »schwer von Begriff, fast schon unzivilisierte Wilde«. Das waren Wilfred von Cirencesters letzte Aufzeichnungen, die man zusammen mit einigen seiner blutbefleckten Habseligkeiten im Straßengraben fand, keine zwei Meilen von Woodville entfernt.

Um das Dorf herum finden Reisende dichte Waldgebiete vor, einige verstreute Farmen, ein paar Herrenhäuser, ein paar alte Festungen, einen Flughafen, sanft geschwungene Hügel, abbröckelnde Kalkklippen und Kiesstrände. Die Wode Road ist die einzige Straße, die ins Dorf und wieder hinaus führt, und nur wenige Menschen verirren sich zufällig hierher.

Faye trat auf der Wode Road kräftig in die Pedale, Bertie kauerte auf dem Sattel hinter ihr und hielt sich an ihr fest, während er seinen Korb mit Holunderblüten an sich drückte. Der Regen strömte herab, und Faye hoffte, es würde vor der Sperrstunde noch aufklaren. Sie hatte versprochen, Mr. Paine nach Schließung des Pubs auf seiner Patrouille zu begleiten, und sie wollte im Dunkeln nicht allzu sehr frieren und nass werden. Sie kamen am Lebensmittelladen vorbei, an dem Schlachter, dem Bäcker, dem Postamt, dem Süßwarenladen, an der Teestube, dem Gemischtwarenladen, an drei Pubs, einer Schule, einer Bücherei und zwei Kirchen.

St. Irene war mit Abstand das älteste der beiden Dorfgotteshäuser. Die Kirche zu Unserer Lieben Frau war dagegen relativ neu und erst 1889 errichtet worden. Das Kirchenschiff von St. Irene stammte aus dem sechsten Jahrhundert und war aus römischen Ziegeln und Schindeln erbaut worden, die man von der Kirche nahm, die zuvor an dem Platz gestanden hatte. Weitere Abschnitte waren im Lauf der Jahrhunderte dazugekommen, zuletzt der Glockenturm im Jahr 1310. Die Kirche war nach der Heiligen Irene von Thessaloniki benannt, die mit ihren Schwestern gefoltert worden war, weil sie unter anderem verbotene Bücher gelesen hatte. Irenes Schwestern wurden hingerichtet, sie jedoch in ein Bordell geschickt, um die Übergriffe der Freier zu erdulden. Doch niemand fasste sie an, und laut der Überlieferung bekehrte sie mit ihren leidenschaftlichen Lesungen aus den Evangelien viele Freier zum Christentum. Eine andere Überlieferung erzählte, dass sie die Freier damit lediglich in ein anderes Bordell ein paar Häuser weiter getrieben habe. Wie auch immer, die Starrköpfigkeit der Heiligen Irene wirkte bei den Dorfbewohnern bis zum heutigen Tag nach. Niemand erwähnte, dass sie bei lebendigem Leib verbrannt worden war, als Strafe für ihre Weigerung, Kompromisse einzugehen. Doch die Bewohner von Woodville ließen sich eine gute Geschichte nicht von einem düsteren Ende verderben.

»Runter mit dir«, sagte Faye zu Bertie und bremste.

»Geh schon mal vor«, erwiderte er und streckte seine unterschiedlich langen Beine. »Ich komme nach.«

Faye lehnte das Fahrrad gegen den Glockenturm von St. Irene, schlüpfte durch die Tür und eilte die unebenen Steintreppen der Wendeltreppe nach oben. Sie hörte die Stimme des Tower Captains, Mr. Hodgson, wie er die anderen Glöckner auf die letzte Runde einer Bob-Doubles-Abfolge vorbereitete. »Achtung!«, rief er. Faye spähte durch den schmalen Steinbogen in die Glockenstube, während Mr. Hodgson die Hände um den gepolsterten Griff seines Seils legte, der Sally genannt wurde. »Sopran geht ...« Er zog an dem Seil und brachte seine Glocke zum oberen Totpunkt. Dann, als sie fast schon läutete, fügte er hinzu: »Und sie ist weg.« Die Sopranglocke läutete, die anderen taten es ihr in rascher Folge nach.

Es war fast neun, Faye und Bertie hatten die ganze Übungsstunde verpasst. Der Turm schwankte sanft hin und her, während die Glocken läuteten, und Faye folgte der Bewegung, überlegte, ob sie zurück ins Pub gehen und ihrem Dad helfen sollte, doch die Glöckner würden sowieso gleich aufbrechen, da konnte sie sich ebenso gut sehen lassen und für ihre Abwesenheit entschuldigen.

Sie schob sich durch den Bogen in die Glockenstube, hielt sich dicht an der Mauer und winkte Mr. Hodgson kleinlaut zu, während er die Runden ansagte. Bertie tauchte hinter ihr auf, immer noch mit dem Korb im Arm und leicht außer Atem.

Sogar nach den besonderen Maßstäben von Woodville waren die Glockenläuter ein seltsamer Haufen. Aus Faye wurde niemand schlau, am wenigsten sie selbst. Miss Burgess mochte die Hühner in ihrem Garten lieber als Menschen, und ihre Fingernägel waren immer schmutzig. Miss Gordon war die Freundlichkeit in Person und eine Meisterin im Bogenschießen. Mrs. Pritchett war im Alter geschrumpft und musste sich zum Läuten auf eine Kiste stellen, doch ihr Geist war so scharf wie eh und je. Vervollständigt wurde die Gruppe von den Roberts-Zwillingen, zwei ältlichen Herren, beleibt und von freundlichem Wesen, die mit knappem Nicken und Murmeln kommunizierten. In der Glöcknerwelt waren sie als die Bob Doubles bekannt, was ein Insiderwitz war, der bei der jährlichen Hauptversammlung der County Society Gelächter auslöste und sonst überall höfliche Verwirrung. Angeführt wurden sie vom Tower Captain Mr. Hodgson, dem Pfadfinderleiter, der bei jedem Wetter knielange Kakishorts trug. Man munkelte sogar, man könne das Wetter anhand der Farbe von Mr. Hodgsons Knien vorhersagen. An diesem Abend hatten sie die Farbe von Cox-Orange-Äpfeln. Über Nacht würde es regnen und am Morgen vielleicht noch nieseln.

Die Runden waren zu Ende, und die Glöckner begannen mit dem Abschwingen der Glocken. Diesen Teil der Übungsstunde mochte Faye am liebsten. Nach den Runden mussten die Glocken sicher mit der Öffnung nach unten platziert werden, und die Glöckner brachten sie sanft in die richtige Position. Die Glocken läuteten dichter nacheinander, was Fayes Dad »einen vermaledeiten Lärm« nannte, »der sonst nirgendwo erlaubt wäre, wenn es nicht um die verdammte Kirche ginge«. Doch dann geschah etwas Wunderbares: Aus dem Chaos entstand ein harmonisches Summen. Es floss um sie herum, wurde von den alten Mauern des Turms zurückgeworfen, vibrierte in den Holzdielen und ließ die Fenster erzittern. Fayes Mum hatte immer sagt, es klänge wie der Gesang der Engel, und wenn die Glöckner alles richtig machten, war dieser Klang einzigartig.

Die Männer und Frauen hielten die Sallys weiter sanft mit der rechten Hand und ließen sie los, während sie das Seilende mit der linken zusammenrafften. Faye schloss genießerisch die Augen und badete im Summen der Glocken.

Die Harmonie wurde von einem Ruf von Mr. Hodgson unterbrochen. »Auslassen und zupacken nach der Drei. Eins ... zwei ... drei. Auslassen und zupacken!« Nach einem letzten Läuten verstummten die Glocken.

Faye öffnete die Augen und sah, wie Mr. Hodgson sie finster musterte.

»Und warum taucht ihr beiden jetzt erst auf?«, schnaufte er an Faye und Bertie gewandt.

»Tut mir leid, Mr. H«, antwortete sie, »der Tag ist mir irgendwie entglitten.«

»Ach ja? Hast du auch nur einen Moment an uns gedacht, wie wir hier stehen und auf dich warten? Wie wir wertvolle Zeit mit Däumchendrehen vergeuden, während wir schon längst hätten üben können, hm?« Mr. Hodgson fand es immer unbegreiflich, dass sich nicht jedermanns Tage ausschließlich um die Übungsstunde drehten. Doch selbst für seine Verhältnisse war er an diesem Abend ungewöhnlich schnippisch.

»Tut mir leid, Mr. H, ich bin so schnell gefahren, wie ich ...«

»Oh, ganz bestimmt. Wo bist du gewesen?«

»Ich war ... Ich hatte was zu erledigen. Saucepans for Spitfires, ein paar Töpfe abliefern. Am Sonntag bin ich pünktlich, versprochen.«

Die anderen murmelten leise und warfen sich verstohlene Blicke zu.

»Am Sonntag werden wir nicht läuten«, antwortete Mr. Hodgson mit zitternder Oberlippe. Die anderen sahen genauso bedrückt aus und befestigten schmollend ihre Seile.

»Was ... Was ist denn los?«, fragte Faye. »Wer ist gestorben?«

»Es kam im Radio«, erzählte Bertie. »Die Nazis haben Paris besetzt. Schreckliche Neuigkeiten.«

»Es ist noch viel schlimmer, Bertie«, jammerte Mr. Hodgson. »Es dürfen keine Glocken mehr geläutet werden. Bis Kriegsende ist es verboten!«

»Verboten?« Fayes Stimme wurde eine Oktave höher. »Wer hat es verboten? Das können sie doch nicht machen? Oder?«

»Die Anweisung kam von der Diözese und dem Kriegsministerium. Bis auf Weiteres müssen alle Kirchenglocken schweigen«, sagte Mr. Hodgson. Er verdrehte die Augen und fügte hinzu: »Außer bei Fliegerangriffen.«

»Aber was ist mit dem Quarter Peal am Sonntag? Für Mum?« Ein Quarter Peal war ein fast einstündiger Zyklus, für den erfahrene Glöckner notwendig waren und der zu besonderen Anlässen geläutet wurde. Faye hatte noch nie an einem teilgenommen, doch sie war bereit, und Mr. Hodgson hatte ein Quarter Peal zum Todestag ihrer Mutter vorgeschlagen. Faye war sich nicht sicher gewesen - es störte sie, wenn andere Leute sie an ihre Mutter erinnerten -, doch der Tower Captain hatte darauf bestanden, und schließlich hatte sie nachgegeben.

»Es tut mir leid, das ist abgesagt«, erwiderte er.

»Nein, nein, das kann nicht sein. Das ist doch mein erstes. Das ist nicht fair. Eine Ausnahme für ein kleines Quarter Peal muss doch möglich...

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Autor

Mark Stay ist gebürtiger Londoner und arbeitete viele Jahre lang im Verlagswesen. In seiner Freizeit schrieb er an seinen an seinen eigenen Texten, inzwischen ist er als freischaffender Autor und Podcaster tätig. Mark Stay lebt in Kent.