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Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.08.2022
Das schillernde Leben von Meret Oppenheim: Künstlerin, Freigeist, Liebende
Paris, 1933: Die junge deutsch-schweizer Künstlerin Meret Oppenheim genießt das unbeschwerte Leben inmitten der Pariser Bohème. Zu ihren engsten Freunden zählen die Surrealisten Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton. Als sie sich in den Maler Max Ernst verliebt, nimmt eine stürmische Affäre ihren Lauf. Doch Meret möchte nicht nur seine Muse sein. Sie will ihren eigenen Weg gehen und träumt vom großen Durchbruch. Sie experimentiert mit Alltagsgegenständen, mit denen sie erste Erfolge feiert, entwirft Mode und Schmuck. Immer wieder muss sie gegen die strengen Regeln der Gesellschaft ankämpfen. Und während in Europa dunkle Schatten aufziehen, die auch Merets Familie bedrohen, sucht die freiheitsliebende Künstlerin nach einem Weg, die Liebe und die Kunst in Einklang zu bringen.

Mina König ist das Pseudonym der österreichischen Autorin und Journalistin Emily Walton, die sich intensiv mit den Biografien bedeutender Frauen in der Geschichte beschäftigt. Als sie bei Recherchen auf Fotoaufnahmen von Meret Oppenheim aus den Dreißigerjahren und persönliche Briefe aus dem Nachlass der Künstlerin stieß, ließ sie das faszinierende Leben dieser außergewöhnlichen Frau nicht mehr los, und die Idee zu ihrem Roman war geboren. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas schillernde Leben von Meret Oppenheim: Künstlerin, Freigeist, Liebende
Paris, 1933: Die junge deutsch-schweizer Künstlerin Meret Oppenheim genießt das unbeschwerte Leben inmitten der Pariser Bohème. Zu ihren engsten Freunden zählen die Surrealisten Pablo Picasso, Joan Miró, Alberto Giacometti und André Breton. Als sie sich in den Maler Max Ernst verliebt, nimmt eine stürmische Affäre ihren Lauf. Doch Meret möchte nicht nur seine Muse sein. Sie will ihren eigenen Weg gehen und träumt vom großen Durchbruch. Sie experimentiert mit Alltagsgegenständen, mit denen sie erste Erfolge feiert, entwirft Mode und Schmuck. Immer wieder muss sie gegen die strengen Regeln der Gesellschaft ankämpfen. Und während in Europa dunkle Schatten aufziehen, die auch Merets Familie bedrohen, sucht die freiheitsliebende Künstlerin nach einem Weg, die Liebe und die Kunst in Einklang zu bringen.

Mina König ist das Pseudonym der österreichischen Autorin und Journalistin Emily Walton, die sich intensiv mit den Biografien bedeutender Frauen in der Geschichte beschäftigt. Als sie bei Recherchen auf Fotoaufnahmen von Meret Oppenheim aus den Dreißigerjahren und persönliche Briefe aus dem Nachlass der Künstlerin stieß, ließ sie das faszinierende Leben dieser außergewöhnlichen Frau nicht mehr los, und die Idee zu ihrem Roman war geboren. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641275297
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.08.2022
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1980 Kbytes
Artikel-Nr.8381254
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG
Mai 1932

Meret Oppenheim hatte die Tageszeitung in kleinste Stücke gerissen und ließ nun vom Zug aus Konfetti auf den Bahnsteig hinunterregnen. Abschiede wie diesen musste man schließlich gebührend feiern.

Großhüssi, wie sie ihre Großmutter liebevoll nannte, klatschte begeistert in die Hände und versuchte, ein paar Schritte neben dem Waggon herzulaufen, blieb dann aber keuchend stehen und hob ihr weißes Stofftaschentuch.

»Adieu, Itscheli! Jetzt ist es Zeit, deinem großen Traum entgegenzugehen! Und denk dran: Aus Stolpersteinen können Kunstwerke werden!«, rief sie.

Meret winkte bis das Taschentuch und die Großmutter zu einem winzigen Punkt verschwammen. Bald darauf verschwand auch der Bahnsteig und wenig später der gesamte Bahnhof von Basel in der Ferne. Der Zug glitt den Rhein entlang.

Seufzend ließ Meret sich auf ihren Sitzplatz gegenüber von ihrer Freundin Irène nieder. Eine milchige Morgensonne schien durch das Fenster. Der Samt des Bezugs war warm und abgewetzt, die Federn ausgeleiert. Meret hüpfte ein wenig auf dem Sitz herum.

»Wir sitzen tatsächlich im Zug nach Paris! Ich dachte schon, dieser Tag würde niemals kommen«, seufzte sie glücklich.

»Ehrlich gesagt, hätte ich darauf gewettet, dass dein Vater uns in letzter Sekunde noch einen Strich durch die Rechnung macht«, entgegnete Irène.

»Mademoiselle Zurkinden!«, rief Meret mit gespielter Entrüstung. »Ich wäre mit dir nach Paris gekommen, selbst wenn du mich in einer Kiste hättest schmuggeln müssen!«

Irène grinste und griff sich mit der Hand an die Stirn.

»Ach, Irène, tu nicht so erstaunt. Du kennst mich doch nun schon lange genug, um zu wissen, dass ich einen Sinn fürs Abenteuer habe!«

»Und eine rege Fantasie noch dazu«, erwiderte ihre Freundin und knuffte sie in den Bauch. »Damit gehörst du auf jeden Fall nach Paris. Dort wirst du bestimmt auf mehr Verständnis stoßen als in deinem Kuhdorf.«

»Kleinstadt, wenn ich bitten darf«, verteidigte Meret ihre Heimatstadt Steinen im südlichsten Zipfel Deutschlands, nur wenige Kilometer vor der Schweizer Grenze. Sie mochte ihr Zuhause, aber in letzter Zeit hatte sie zunehmend das Gefühl gehabt, als würden der alltägliche Trott und das biedere, konservative Umfeld ihre Inspiration schon im Keim ersticken.

Sie seufzte laut. »In Steinen haben sie mich bereits in der Grundschule seltsam gefunden.«

»Na ja, ich würde mich auch wundern, wenn ich ein Kind dazu aufgefordert hätte, seine Eltern zu zeichnen, und stattdessen zwei hingekritzelte Frösche bekäme«, erwiderte Irène.

»Also ich würde das Kind für seinen Freigeist loben«, sagte Meret entschlossen und zog ihren Sommermantel aus.

Sie lehnte sich in ihrem Sitz nach vorne, hauchte die Scheibe an und malte ein großes K auf das matte Glas. K wie Künstlerin. Schon in der Schule hatte sie statt mathematischen Gleichungen lieber einen Hasen = X gesetzt.

Seit ihrem Schulabschluss vor einem Jahr hatte Meret in Basel versucht, als Kunststudentin und Künstlerin zu leben - aber auch hier fand sie keinen Raum zur Entfaltung. Ihre Zeichnungen waren vielen zu absurd, ihre Skulpturen zu abgehoben. Paris aber war anders. Es war die Stadt der Kunst. Die Stadt der Liebe. Eine Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Und mit jedem Meter, den der Zug zurücklegte, kam sie der französischen Hauptstadt näher.

Irène kickte ihre Pumps von den Füßen, stieg auf die Sitzbank, um ihre Cordreisetasche herunterzuholen, und kramte darin.

»Was suchst du?«, fragte Meret.

»Et voilà!« Irène zog eine Flasche hervor. Meret unterdrückte ein kleines Schmunzeln. Irènes Schweizer Akzent war selbst in diesen beiden winzigen Worten nicht zu überhören. Sie hoffte, dass sie selbst ein wenig kosmopolitischer und eloquenter klang, wenn sie Französisch sprach. Seitdem sie und Irène vor zwei Monaten den endgültigen Entschluss gefasst hatten, nach Paris zu ziehen, hatte Meret täglich vor dem Spiegel geübt und dabei mit Baskenmütze und Elfenbeinzigarettenhalter posiert, um sich ein wenig französischer zu fühlen.

An dem silbergerahmten Etikett auf der dunkelgrünen Flasche erkannte Meret sofort, dass es Pernod war, jener Anisschnaps, den sie an kühlen Winterabenden in den Baseler Studentenkneipen getrunken hatten, während sie sich ihr Leben in Paris ausgemalt hatten. Irène, die vier Jahre älter war als Meret, hatte schon im Vorjahr ein paar Monate in der französischen Hauptstadt verbracht. Seitdem sie zurückgekehrt war mit all ihren Erzählungen von den Kursen an der Académie de la Grande Chaumière, von den philosophischen Diskussionsrunden in den verrauchten Kneipen und den Vernissagen, auf denen sich die Gäste mit Rotwein betranken, noch bevor die Eröffnungsrede beendet war, konnte Meret an nichts anderes mehr denken als daran, selbst die Reise nach Paris anzutreten. Sie wollte erleben, wie Sonne und Eiffelturm um die Wette strahlten, wollte die baumgesäumten Alleen in den vielen Parkanlagen entlangschlendern, ihre Absätze aus den Ritzen des Kopfsteinpflasters in den verwinkelten Gassen ziehen - und inspiriert davon ihre Notizbücher füllen.

Irène schraubte die Tasse ihrer Thermoskanne ab und bedeutete Meret, das Gleiche zu tun.

»Unsinn! Ich trinke aus der Flasche«, protestierte Meret.

»Ich weiß, dass es sinnlos ist, dir zu widersprechen«, seufzte Irène und schenkte sich Pernod ein, bevor sie Meret die Flasche reichte. »Santé, chérie!« Sie hob ihre Tasse.

»Was heißt hier santé, Irène? Wir trinken nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auf unser Abenteuer! Auf unsere Zukunft! Auf unseren Durchbruch als Künstlerinnen! Und auf jeden Schnupfen, den wir von dem vielen Pariser Regenwetter bekommen werden!«

Ein paar Stunden später, kurz nach Straßburg, war die Flasche Pernod bis auf ein paar Schlucke leer, und Meret spürte, wie sie innerlich ruhiger wurde. Die anfängliche Aufregung hatte sich nun in wohlige Erwartungsfreude gewandelt. Sie blickte aus dem Fenster und betrachtete, wie die französische Landschaft an ihr vorbeirauschte. Frühlingsgrüne Felder wechselten sich mit sanften Hügeln und kleinen Dörfern ab. Irène war vom Pernod müde geworden und an der Fensterscheibe lehnend eingeschlafen. Ihr sorgfältig zusammengestecktes Haar hatte sich ein wenig gelöst. Meret staunte, dass ihre Freundin hier so seelenruhig schlafen konnte. Einen Moment lang betrachtete sie ihr Spiegelbild in der Zugscheibe. Ihr schmales Gesicht, ihre rehbraunen Augen, die kerzengerade Nase und das kurze Haar. Meret legte Wert darauf, dass ihre Frisur immer ein wenig wild, keinesfalls perfekt zurechtgemacht aussah. Sie zupfte sich den smaragdgrünen Wollpullover mit dem breiten V-Kragen zurecht und strich ein paar Flusen von ihrer Bundfaltenhose. Einen Moment lang dachte sie an den Abschied am Bahnhof zurück.

Ihr Vater hatte sie nüchtern fortgeschickt. »Mach´s gut, meine Älteste. Sorge mir dafür, dass dieser Aufenthalt keine Zeit- und Geldvergeudung wird«, hatte er bloß gesagt und seine Tochter kurz an sich gedrückt. Großhüssi hingegen hatte schon eine ganze Weile mit den Tränen gekämpft. Ihr großmütterlicher Busen hatte gebebt, als Meret sie ein letztes Mal umarmt hatte, und ihre Hände, mit Haut wie Seidenpapier, hatten gezittert.

Irène stöhnte einmal tief auf im Schlaf. Ihr Kopf neigte sich nach vorne. Meret wünschte, ihre Freundin wäre wach, um ihre vielen Fragen über Paris zu beantworten. Wie hieß noch mal das Café, in dem sich ihre Künstlerfreunde trafen? War es am Montmartre gewesen? Oder doch in Montparnasse? Und dieser Flohmarkt mit den vielen Musikern - in welchem Arrondissement war der gleich? Und den Louvre, sollte man ihn lieber vormittags oder nachmittags besuchen?

Einen Moment lang legte Meret ihre Hand auf den Wollrock ihrer Freundin, um sie zu wecken, hielt sich dann aber davon ab. Stattdessen führte sie die Flasche an die Lippen und trank den letzten Schluck Pernod. Nachdenklich ließ sie die Finger über das verzierte Etikett gleiten. Diese Flasche war nichts Besonderes und doch irgendwie zu schön, um sie hier im Zug in den Abfall zu werfen. Meret beschloss, sie mitzunehmen - als Symbol für ihren Aufbruch in die Freiheit. Irène und sie könnten sie in ihrem Zimmer im Hotel Odessa, wo sie zunächst unterkommen würden, als Blumenvase aufstellen.

Meret kramte in ihrer ledernen Umhängetasche, um Platz für die Flasche zu machen. Großhüssi hatte ihr die Tasche vor ein paar Tagen geschenkt. Der Aufnäher des Basler Kaufhauses Rheinbrücke am Innenfutter stach silberfarben schillernd hervor. Nachdem sie ein Sammelsurium aus Stiften, Stadtplänen, Fahrkarten, Notizblöcken und Schminksachen herausgefischt hatte, fand sie unten am Boden schließlich die Schatulle, die ihre Großmutter ihr am Vorabend ans Bett gebracht hatte. Noch einmal hörte sie Großhüssis Worte in ihrem Kopf: Aber mach´s erst im Zug auf, wenn du einen Moment für dich hast.

Meret blickte hinüber zu Irène, die nun friedlich im Schlaf lächelte. Vorsichtig hob sie den geschnitzten Holzdeckel der Schatulle an. Obenauf in der mit Samt ausgekleideten Box lag ein Bündel französischer Francs, darunter verbarg sich ein bauchiges Kuvert, nur eine gute Handbreit groß. Meret wischte sich die Hände an ihrer Bundfaltenhose ab, bevor sie die Lasche des hellbraunen Umschlags öffnete. Sie sah ein Muster aus Dunkelblau und Gold und erkannte, dass es sich um Karten handelte. Tarotkarten. Sie zog sie heraus: Der Magier. Der Stern. Das Rad. Ihr Herz machte einen Sprung....

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Mina König ist das Pseudonym der österreichischen Autorin und Journalistin Emily Walton, die sich intensiv mit den Biografien bedeutender Frauen in der Geschichte beschäftigt. Als sie bei Recherchen auf Fotoaufnahmen von Meret Oppenheim aus den Dreißigerjahren und persönliche Briefe aus dem Nachlass der Künstlerin stieß, ließ sie das faszinierende Leben dieser außergewöhnlichen Frau nicht mehr los, und die Idee zu ihrem Roman war geboren. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.