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Keiner stirbt allein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.08.2022
Felix Pink kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch plötzlich steht er unter Mordverdacht ...
Der Rentner Felix Pink leistet schon seit Jahren passive Sterbehilfe, um todkranken Menschen das Leid zu ersparen, das seine Frau und sein Sohn erdulden mussten. Doch eines Tages begleitet er versehentlich den falschen Mann in den Tod - mit fatalen Folgen: Kurz darauf sucht die Polizei nach ihm, denn Felix, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, steht mit einem Mal unter Mordverdacht. Aber hat wirklich Felix durch seinen Irrtum den Tod von Albert Cann verursacht, oder steckt in Wahrheit ein perfider Plan dahinter? Um seine Unschuld zu beweisen, beginnt Felix heimlich zu ermitteln ...

Belinda Bauer wuchs in England und Südafrika auf. Sie arbeitete als Journalistin und Drehbuchautorin und wurde mit dem renommierten Bafta Award for Young British Screenwriters ausgezeichnet. Ihr Romandebüt legte sie mit dem von Kritikern wie Lesern gefeierten Werk »Das Grab im Moor« vor, das als bester Spannungsroman des Jahres mit dem Gold Dagger ausgezeichnet wurde. Auch mit ihren weiteren Romanen wurde Belinda Bauer ihrem Ruf als Ausnahmetalent immer wieder aufs Neue gerecht. Die Autorin lebt in Wales.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFelix Pink kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch plötzlich steht er unter Mordverdacht ...
Der Rentner Felix Pink leistet schon seit Jahren passive Sterbehilfe, um todkranken Menschen das Leid zu ersparen, das seine Frau und sein Sohn erdulden mussten. Doch eines Tages begleitet er versehentlich den falschen Mann in den Tod - mit fatalen Folgen: Kurz darauf sucht die Polizei nach ihm, denn Felix, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, steht mit einem Mal unter Mordverdacht. Aber hat wirklich Felix durch seinen Irrtum den Tod von Albert Cann verursacht, oder steckt in Wahrheit ein perfider Plan dahinter? Um seine Unschuld zu beweisen, beginnt Felix heimlich zu ermitteln ...

Belinda Bauer wuchs in England und Südafrika auf. Sie arbeitete als Journalistin und Drehbuchautorin und wurde mit dem renommierten Bafta Award for Young British Screenwriters ausgezeichnet. Ihr Romandebüt legte sie mit dem von Kritikern wie Lesern gefeierten Werk »Das Grab im Moor« vor, das als bester Spannungsroman des Jahres mit dem Gold Dagger ausgezeichnet wurde. Auch mit ihren weiteren Romanen wurde Belinda Bauer ihrem Ruf als Ausnahmetalent immer wieder aufs Neue gerecht. Die Autorin lebt in Wales.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641288549
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.08.2022
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2914 Kbytes
Artikel-Nr.8383953
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Der neue Exiteer nannte sich Amanda.

Sie saß draußen vor einem kleinen Café auf dem Platz in Bideford, ganz in der Nähe der Haltestelle, an der Felix aus dem Bus gestiegen war. Eine Andeutung herbstlicher Kühle lag in der Luft, doch es war sonnig und windig. Also genau das richtige Wetter für die beigefarbene Jacke mit dem Reißverschluss. Felix stellte sich vor, und Amanda gab ihm die Hand. Vor ihr stand ein volles Glas heißer Schokolade, und Felix bestellte sich eine Kanne Tee.

Sie war verblüffend jung, und er überlegte, wie die Exiteers wohl auf sie gestoßen waren. Er selbst war von einer älteren Frau rekrutiert worden, die in dem Bestattungsinstitut arbeitete, in dem Margaret aufgebahrt worden war. Elspeth hatte auf ihrem kleinen schwarzen Namensschild gestanden. Weißes Haar. Blaue Augen. Ein gütiger Mund.

Es tut mir leid, dass sie so gelitten hat, hatte sie gesagt, und Felix hatte mit einem Kopfnicken auf den verwelkten Leichnam seiner Frau gedeutet und geantwortet: Der Tod war für uns beide eine Erlösung.

Er wusste nicht mehr genau, wie das Gespräch von Margarets Tod auf die Exiteers gekommen war, nur dass er in diesem Moment nicht zurückgeschreckt war. Elspeth hatte Anspielungen auf eine Gruppe gemacht, die Beihilfe zum Suizid unterstützte, und gesagt, sie würde »ihm diesen Gedanken mitgeben« - zusammen mit ihrer Visitenkarte.

Felix hatte sechs ganze Monate darüber nachgedacht, denn er gehörte nicht zu denen, die wagten, bevor sie wägten und noch einmal wägten - und dann womöglich noch eine Art Risikoeinschätzung in Auftrag gaben. Vorsicht war ebenso ein Teil von ihm wie Margaret oder Jamie oder Marmeladen-Sandwiches.

Doch schließlich hatte er Elspeth angerufen. »Ich würde gern ein Exiteer sein«, hatte er gesagt und war sich dabei vorgekommen, als bewerbe er sich darum, Batman zu werden. Aber Elspeth hatte nicht gelacht. Sie hatte ihm gesagt, wo er sich mit ihr treffen sollte, und am Ende eines zivilisierten gemeinsamen Teetrinkens bei Banburys war er für tauglich befunden worden. Nach welchen formalen psychologischen Maßstäben sie das entschieden hatte, war ihm nie genau klar gewesen. Wahrscheinlich nach gar keinen, argwöhnte er. Doch Elspeth schien eine sehr intelligente Frau zu sein, und er hatte auf ihr gesundes Urteilsvermögen vertraut.

Felix hoffte, dass jemand wie Elspeth Amanda gründlich überprüft hatte, aber wirklich, jemand hätte ihn warnen müssen, dass sie so jung war.

»Haben Sie so etwas schon mal gemacht?«, erkundigte er sich, sobald die Kellnerin davonging.

»Nein«, antwortete sie. »Sie?«

Er nickte. »Viele Male.«

»Wie viele?«, wollte sie wissen. »Male, meine ich. Wie viele Male?«

Sie war nervös. Vor seinem ersten Mal war er auch nervös gewesen.

»Siebenundzwanzig.«

Mit großen Augen starrte sie ihn an. »Das sind aber ... viele.«

So wie sie das sagte, hörte es sich an, als wäre er eine Art Serienmörder, und das hatte sie bestimmt gemerkt, denn sie lief rot an, sodass sie noch jünger aussah als ohnehin schon. Er schätzte sie auf fünfundzwanzig, selbst wenn man eine übersteigerte Wahrnehmung von Jugend aus der Fernperspektive eines Fünfundsiebzigjährigen mit einkalkulierte.

»Es wird leichter«, meinte er. »Nicht dass es jemals angenehm wird.«

Amanda nickte und schaute auf ihre Schokolade, die in dem hohen Glas kalt wurde. Der größte Teil der Schlagsahne war bereits in der trüben Flüssigkeit versunken.

»Darf ich fragen, wie alt Sie sind?«

»Dreiundzwanzig«, antwortete sie und fragte dann beklommen: »Ist das okay?«

»Selbstverständlich«, beteuerte er, obgleich es ja noch schlimmer war, als er gedacht hatte. »Sie müssen nur immer daran denken, dass wir eine rein passive Rolle spielen, keine aktive. Das Wichtigste, das wir unseren Klienten anbieten können, ist Güte und Ruhe. Wir bieten ihnen die nötige Unterstützung, um diese Welt ohne Schmerz oder Angst zu verlassen. Wenn wir das tun, haben wir alles getan, was uns möglich war.«

Sie nickte. Dann runzelte sie die Stirn und fragte: »Und was ist, wenn ich Panik kriege?«

Felix musterte sie prüfend. Sie hatte gerade, dunkle Augenbrauen, die sie vernünftig wirken ließen. Also sagte er ausschließlich aufgrund ihrer Augenbrauen: »Sie kriegen keine Panik.«

»Und wenn ich gefühlsduselig werde? Wenn ich ... losheule?«

»Ist das wahrscheinlich?«

Sie zog die Brauen zusammen, allerdings war ihre Stirn noch so jung, dass die Furchen, die dabei entstanden, flach und flüchtig waren. »Wenn ich traurig bin vielleicht.«

»Nun ja, traurig zu sein, ist schon in Ordnung«, sagte Felix, »aber ich würde sehr von irgendwelchen Gefühlsausbrüchen abraten, solange wir bei dem Klienten sind.«

»Was denn für Gefühlsausbrüche?«

»Lautes Klagen«, meinte er. »Sich die Kleider zerreißen.«

Sie überraschte ihn damit, dass sie den Witz als solchen erkannte. Wenn sie lachte, leuchtete ihr ganzes Gesicht auf, und sie sah aus, als wäre sie höchstens zwanzig.

Er hoffte wirklich, dass Geoffrey wusste, was er tat.

»Warum ... machen Sie das?«, wollte sie wissen.

Felix nahm den Deckel von der Kanne und inspizierte seinen Tee. Er rührte ein wenig um und legte den Deckel wieder an seinen Platz. »Ich glaube, jeder hat seine eigenen Gründe.«

»Meine Großmutter ist an Krebs gestorben«, sagte sie, als hätte er sie gefragt. »Erst hatte sie eine Sorte und dann eine andere, und danach noch eine dritte. Sie hat zwei Jahre gebraucht, und die letzten paar Monate waren, also, echt total grauenvoll.« Sie hielt inne und betrachtete die Leute, die vorbeieilten, einkauften, plauderten, ihre Hunde ausführten. »Ich wünschte, ich hätte damals hiervon gewusst.«

Mit gedämpftem Klirren ließ sie den Löffel in ihre Schokolade fallen, und Felix wusste, dass sie sie nicht austrinken würde.

Er nickte. Jetzt war ihm ein bisschen wohler, was sie betraf.

»Gehen wir?«, fragte er.

Er bestand darauf zu bezahlen und ließ ein Trinkgeld auf der Untertasse zurück. Zwanzig Prozent. Margaret hatte immer zu viel Trinkgeld gegeben, und das hatte ihn immer geärgert. Doch jetzt tat er es ihr zum Andenken und erfreute sich jedes Mal an seiner Mini-Freigiebigkeit.

»Okay«, sagte Amanda und sah plötzlich wieder älter aus. Als sie nach ihrer Handtasche griff, die über ihrer Stuhllehne hing, sah Felix, dass ihre Hände zitterten.

»Sie schaffen das schon«, sagte er freundlich.

Sie schenkte ihm ein Lächeln, aber es war klein und verspannt und hielt sich nicht lange.

Der Schlüssel lag unter der Fußmatte.

Natürlich.

Manchmal dachte Felix über den Profit nach, den er machen könnte, wenn er Einbrecher wäre und nicht Buchhalter im Ruhestand.

Drinnen kläffte ein kleiner schwarz-braun gefleckter Hund sie an, dann verstummte er und roch Mabel an seinem Hosenbein.

»Braver Junge«, sagte Felix, und der Hund wedelte mit dem Schwanz und trottete ins Wohnzimmer.

»Das fühlte sich so was von verkehrt an«, flüsterte Amanda und blickte sich nervös um.

Felix nickte. Einfach so das Haus eines Fremden zu betreten, fühlte sich immer verkehrt an. Allerdings empfand er diesen kleinen Nervenkitzel nicht als unangenehm.

An der Wand der Treppe hingen Fotos. Alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Es machte Felix immer traurig, Fotos von Menschen zu sehen, die er nicht kannte, und sich zu fragen, wo die Fotos - und die Menschen - wohl hinkamen, nachdem sie in Vergessenheit geraten waren.

Das Haus roch nicht nach Pillenfläschchen, aber es war ein bisschen ungepflegt. Nicht schmutzig, aber unordentlich. Auf dem Boden lag eine Herrensocke.

»Hallo?«

Der Hund kläffte einmal, eine menschliche Antwort jedoch war nicht zu vernehmen.

Sie gingen zum Fuß der Treppe, und sofort konnte Felix das mühsame Atmen hören - als versuche ein Marathonläufer, durch einen Strohhalm Luft zu holen.

Menschen, die im Sterben lagen, machten alle möglichen Geräusche - Ächzen, Furzen, Stöhnen -, doch es war das Ringen nach Luft, das Felix stets im Gedächtnis blieb. Das sich in seine Träume drängte und ihn schwitzend und keuchend hochschrecken ließ.

Das hier war mit das Schlimmste, was er je gehört hatte.

»Mr Cann?«

Keine Antwort. Nur dieses fürchterliche Japsen.

Er sah Amanda an. Sie war blass geworden. »Ich ...«, stieß sie hervor. »Ich glaube ... ich glaube, ich kann das nicht.«

»Natürlich können Sie es«, erwiderte Felix. »Sie schaffen das.« Er bedachte sie mit einem aufmunternden Lächeln, griff nach dem Treppengeländer und ging voran, ehe sie widersprechen konnte. Dabei schaute er sich nicht um, aber er merkte, dass sie ihm folgte.

Die Düsternis nahm zu, als sie die Treppe hinaufstiegen, und als Felix´ Kopf sich über die letzte Stufe hob, sah er, wieso. Nur eine Tür im Flur stand offen - die zum Schlafzimmer an der Rückseite des Hauses -, und dort drinnen waren die Vorhänge zugezogen.

Noch bevor er auf die letzte Stufe trat, sah Felix den Mann in dem Bett.

Leise trat er ins Zimmer. »Hallo, Mr Cann?«

Der Sterbende sah schlimm aus. An Kissen gelehnt lag er da, die Augen geschlossen, die Stirn in Falten gelegt und die Zähne vor Anstrengung, lange genug am Leben zu bleiben,...
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Belinda Bauer wuchs in England und Südafrika auf. Sie arbeitete als Journalistin und Drehbuchautorin und wurde mit dem renommierten Bafta Award for Young British Screenwriters ausgezeichnet. Ihr Romandebüt legte sie mit dem von Kritikern wie Lesern gefeierten Werk »Das Grab im Moor« vor, das als bester Spannungsroman des Jahres mit dem Gold Dagger ausgezeichnet wurde. Auch mit ihren weiteren Romanen wurde Belinda Bauer ihrem Ruf als Ausnahmetalent immer wieder aufs Neue gerecht. Die Autorin lebt in Wales.