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Dunkle Tiefen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
412 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am24.06.20221. Aufl. 2022
In einem abgelegenen Cottage an der Steilküste Englands wollen drei Schwestern die Weihnachtsferien zusammen verbringen. Es ist das erste Mal seit jener tragischen Nacht vor zwanzig Jahren, dass sie in das einstige Ferienhaus der Familie zurückkehren. Damals stürzte ihre jüngste Schwester Rose mitten in der Nacht von einer Klippe - die Umstände ihres Todes sind bis heute ungeklärt. In der Hoffnung, die Vergangenheit möge endlich ruhen, treffen die drei jungen Frauen im Cottage ein. Als ein Sturm aufzieht, der sie endgültig von der Außenwelt isoliert, drängen allzu lang gehütete Geheimnisse an die Oberfläche - und mit ihnen eine tödliche Gefahr ...



Elizabeth Kay begann ihre berufliche Laufbahn als Assistentin in einem großen britischen Verlagshaus, für das sie heute als Lektorin arbeitet. In ihrer Freizeit widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben von Romanen. Ihre Werke erscheinen in mehr als zwanzig Ländern weltweit. Elizabeth Kay lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in der Nähe London.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn einem abgelegenen Cottage an der Steilküste Englands wollen drei Schwestern die Weihnachtsferien zusammen verbringen. Es ist das erste Mal seit jener tragischen Nacht vor zwanzig Jahren, dass sie in das einstige Ferienhaus der Familie zurückkehren. Damals stürzte ihre jüngste Schwester Rose mitten in der Nacht von einer Klippe - die Umstände ihres Todes sind bis heute ungeklärt. In der Hoffnung, die Vergangenheit möge endlich ruhen, treffen die drei jungen Frauen im Cottage ein. Als ein Sturm aufzieht, der sie endgültig von der Außenwelt isoliert, drängen allzu lang gehütete Geheimnisse an die Oberfläche - und mit ihnen eine tödliche Gefahr ...



Elizabeth Kay begann ihre berufliche Laufbahn als Assistentin in einem großen britischen Verlagshaus, für das sie heute als Lektorin arbeitet. In ihrer Freizeit widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben von Romanen. Ihre Werke erscheinen in mehr als zwanzig Ländern weltweit. Elizabeth Kay lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in der Nähe London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703512
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.06.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten412 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse974 Kbytes
Artikel-Nr.8384224
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2
22. Dezember 2017
Jess

Die Scheibenwischer laufen mit voller Geschwindigkeit. Sie rasen so schnell durch ihr Sichtfeld, dass sie sie kaum sehen kann. Gnadenlos prasselt der Regen auf das Blechdach und die Windschutzscheibe. Man kann so gut wie nichts erkennen, außer einzelnen Scheinwerfern, deren Licht sich im Regen bricht. Ansonsten ist alles grau.

Sie hat das Handy mit dem Zigarettenanzünder verbunden - auch wenn es nicht wirklich zu laden scheint - und es in die Halterung auf dem Armaturenbrett gesteckt. Eine dicke, bernsteinfarbene Linie markiert ihre Route. Sollte sie sich rot färben, was auf dichten Verkehr hinweist bis hin zum Stau, kann Jess noch immer die Schnellstraße am nächsten Kreisverkehr verlassen und wieder nach Hause fahren.

Die Route ist ihr nicht im Mindesten vertraut, weder die Abzweigungen noch die Kreuzungen oder die Tankstellen am Straßenrand. Als Kind hat sie auf solche Dinge aber auch nicht geachtet. Damals hat sie immer nur nach Nummernschildern geschaut, die mit dem gleichen Buchstaben begannen wie ihr Name, nach Autos in ungewöhnlichen Farben und nach Lastwagen, die Teddybären am Kühlergrill hatten.

Jess tritt auf die Bremse, als ein Sportwagen sich in die winzige Lücke vor ihr drängt. Der Van hinter ihr hupt.

Jess stößt einen lauten Fluch aus, als der Sicherheitsgurt in ihren Bauch schneidet.

Sie freut sich nicht gerade auf die Woche, die vor ihr liegt.

Seit zwanzig Jahren war sie nicht mehr in dem Cottage, nicht seit jenem Sommer, nicht seit dem Tod ihrer Schwester. Sie erinnert sich noch genau an ihre letzte Fahrt in die Stadt, als sie nur noch zu dritt im Wagen gesessen hatten anstatt zu viert. Damals hatte sie sich geschworen, nie wieder zurückzukehren.

Sie fährt auf einen Rastplatz.

Das Fahren ist anstrengend. Durch den starken Regen und die Gischt kann man noch nicht einmal die Begrenzungsstreifen wirklich sehen. Sie ist hin- und hergerissen, denkt darüber nach, wieder umzukehren und stattdessen die Woche mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern zu verbringen. Sie schaltet den Motor aus und öffnet das Fenster einen Spalt. Dann ruft sie ihren Mann an. Er ist nach einem Kundentreffen in den Pub gegangen, und jetzt ist er betrunken, aber er zwingt sich, nüchtern zu klingen. Er geht raus und sagt: Du weißt, dass du das tun musst. Du schaffst das.

Jess startet den Motor wieder, blinkt und verlässt den Rastplatz.

Er hat recht â¦ wie immer.

Und das ist frustrierend.

»Vergiss nicht«, hatte er am Morgen gesagt, als sie gemeinsam in dem Flur mit der hohen Decke gestanden hatten, die schwarz-weißen Fliesen kalt unter ihren Füßen. »Du bist eingeladen.« Er hatte sie so fest an sich gedrückt, dass sie sein Herz durch das Hemd gespürt hatte.

Sie hatte genickt.

Dann hatte sie die nächsten Stunden mit Packen verbracht, und bevor sie am Nachmittag schließlich in den Wagen gestiegen war, hatte sie die gedruckte Einladung aus der Küche geholt, sie gefaltet, sodass sie wieder in den Umschlag mit der Sondermarke gepasst hatte, und sie schließlich in die Handtasche gestopft. Anfang des Monats hatte sie plötzlich auf ihrer Fußmatte gelegen, eine teure cremefarbene Karte in einem Umschlag. Auf ihr stand in Großbuchstaben und mit schwarzer Tinte geschrieben:

JESS,

ICH MUSS DICH SEHEN. BITTE. ICH BIN AB DEM 22. IM COTTAGE.

BESUCHST DU MICH ZU WEIHNACHTEN?

LYDIA XX

Es ist nun neun Jahre her, seit Jess ihre Schwestern zum letzten Mal gesehen hat, und es wäre gelogen, wenn sie behaupten würde, dass sie sich auf das Wiedersehen freut. Tatsächlich hätte sie sie gern noch viel, viel länger nicht gesehen. Aber das Gefühl in ihrem Bauch, das Kind, das dort heranwächst, verlangt nach Antworten. Ist sie sich wirklich sicher, dass sie ein weiteres Leben beschützen kann, noch dazu ein so kleines, hilfloses? Alles andere wäre inakzeptabel. Ist sie sich wirklich sicher, dass sie den gleichen Fehler nicht noch einmal begehen wird?

Er - ihr geliebter Ehemann, der Mann, der ihrer Welt erst einen Sinn gegeben hat - weiß noch nichts von der Schwangerschaft. Tatsächlich hofft er, dass die Zeit mit ihren Schwestern sie ermutigen wird, zumindest einmal über eigene Kinder nachzudenken; dass sie so den Wert einer Familie erkennen und ihm seinen Wunsch schlussendlich erfüllen wird. Er will sie nur auf den rechten Pfad bringen, damit sie gemeinsam mit ihm in die Zukunft schaut. Und wenn er recht hat - was die letzten sieben Jahre stets der Fall war -, dann schafft sie das wirklich.

Sie wird es schaffen, in der kältesten, nassesten Woche des Jahres aus ihrer Stadt zu fahren, um die Feiertage mit Menschen zu verbringen, die schon seit vielen Jahren nicht mehr wirklich Teil ihrer Familie sind. Sie wird es schaffen, zu dem Ort zu fahren, der ihr mehr Angst macht als jeder andere, zu dem Haus mit den feuchten Treppenhäusern, tiefen Schränken und all den dunklen Erinnerungen. Sie wird es schaffen, sich mit ihren Schwestern zu versammeln.

*

Jess braucht fast noch einmal zwei Stunden bis zum Dorf. Erst als sie den Laden an der Ecke erreicht, wird ihr bewusst, wie nah sie dem Cottage bereits ist.

Das hier war einmal ein Süßigkeitenladen, wo mit Bonbons gefüllte Glasbehälter auf Holzregalen standen. Wenn man sich hier eine Tüte kaufte, war sie stets bis zum Rand gefüllt. Es ist einer ihrer Lieblingsorte gewesen.

Jetzt ist es ein Handy-Shop.

Jess fährt durchs Dorf, den Hügel hinauf und in Richtung Klippe und Küste.

Langsam wird es dunkel, und auch die Temperatur im Wagen sinkt, als die Sonne sich immer mehr in Richtung Horizont bewegt. Jess schaltet Heizung und Scheinwerfer ein. Sie erreicht die vertraute Kurve, die nach rechts steil abfällt, die mit den Ästen, die links über die Straße hinausragen. Jess erinnert sich daran, wie ihr Vater immer mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die Kurve gebrettert ist und wie sie, die Kinder, dann immer geschrien, gelacht und sich aneinandergeklammert haben.

Jess nimmt sie sehr langsam.

Sie ist fast da.

In der Ferne entdeckt sie das Cottage. Es liegt ein Stück von der Straße entfernt, kurz vor dem Pfad, der zum Strand hinunterführt. Auf der Veranda brennt ein warmes Licht, und da ist ein Baum - kahl, aber groß - direkt neben der Terrassentür. Er glüht orange im Licht eines Feuers. Beim Näherkommen erkennt sie einen Weihnachtskranz am Türklopfer, und im oberen Stock brennt Licht.

Es dauert ein, zwei Augenblicke, bis sie erkennt, dass sie nicht ihr eigenes, sondern das Nachbarcottage sieht. Das andere Cottage, ihr Cottage, ist in der Ferne unsichtbar. Es ist vollkommen in Dunkelheit gehüllt, die Läden geschlossen.

Bis jetzt ist Jess noch gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie die Erste sein könnte.

Jess schaltet den Motor aus und steigt aus. Sie schnappt nach Luft, und das nicht nur, weil es kalt ist - tatsächlich ist es im Vergleich zur Stadt geradezu eisig -, sondern weil ihr der Wind so stark entgegenweht, dass er sie fast von den Beinen reißt. Sie stapft zum Cottage.

Jess klopft zuerst an den Fensterladen und dann an die Tür. Kurz versucht sie sogar, sie mit Gewalt zu öffnen. Sie stapft durch den wuchernden Efeu um das Cottage herum und in den Garten, um es an der Hintertür zu versuchen, doch wenig überraschend ist auch die verschlossen.

Jess schlägt mit der Hand gegen die Hauswand.

»Okay«, sagt sie. »Na, schön. Ich bin weg!«

Diesmal fährt Jess schneller, denn nun kennt sie die ganzen Kurven. Als sie das Dorf erreicht, hält sie vor der Agentur, die die Ferienwohnungen in der Gegend verwaltet. Sie parkt einfach auf dem Bürgersteig, springt raus und läuft durch den Regen hinein.

Im Inneren der Agentur ist es dunkel. Nur eine einzelne Leuchtröhre flackert über dem Schreibtisch. Und es ist auch still, wenn man einmal von der leisen Musik aus einem kleinen Radio absieht. Das Büro ist leer. Mehrere Stühle sind von den Tischen weggedreht, die Arbeitsplätze verwaist.

»Also, wenn das nicht â¦«

Jess wirbelt herum. Ein Mann steht neben einem Aktenschrank, in der Hand eine grüne Aktenmappe.

»Das ist doch eine der legendären Rotschopf-Schwestern!«

Der Mann hat noch das gleiche dunkle Wuschelhaar und die dicken Augenbrauen wie mit vierzehn, und er ist auch noch genauso schlank und grinst so schief wie eh und je.

»Charlie«, sagt Jess.

»Jitz«, erwidert er. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich je wiederzusehen.«

Zuerst war sie Jessie und dann Jess. Erst vor Kurzem ist sie Jessica geworden.

Charlie ist der Einzige, der sie je Jitz genannt hat.

»Dito«, sagt sie.

»Du bist wieder da.«

»Sieht so aus.«

Charlie ist ihre erste Liebe gewesen, vor zwanzig Jahren, auch wenn er das nie erfahren hat. Verschmitzt und frech ist er damals gewesen, und wenn er lächelte, hat sie immer Schmetterlinge im Bauch bekommen.

»Bist du allein hier?«, fragt er.

»Nein, meine Schwestern kommen auch«, antwortet Jess. »Erinnerst du dich noch an sie? Die Zwillinge?«

»Ella und â¦?«

»Lydia.«

»Lydia«, wiederholt er. »Ja, stimmt. Was führt dich zu mir?«

»Ich habe gehofft, dass du einen Schlüssel hast«, sagt Jess. »Für unser Cottage.«

Wind dringt durch den Türrahmen und lässt Jess frösteln. Weit weg von zu Hause ist Winter etwas anderes: grausamer,...

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Autor

Elizabeth Kay begann ihre berufliche Laufbahn als Assistentin in einem großen britischen Verlagshaus, für das sie heute als Lektorin arbeitet. In ihrer Freizeit widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben von Romanen. Ihre Werke erscheinen in mehr als zwanzig Ländern weltweit. Elizabeth Kay lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in der Nähe London.
Dunkle Tiefen

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt