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P.S. Morgen bist du tot

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
444 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am24.06.20221. Aufl. 2022
Chloe Sevres ist neu an der John Adams University in Washington. Sie ist eine von sieben diagnostizierten Psychopathen, die an einer klinischen Studie der Uni teilnehmen, natürlich komplett anonym. Chloe ist aber noch aus einem anderen Grund hier: Sie will Rache - und den Tod eines Kommilitonen, der ihr übel mitgespielt hat. In 60 Tagen wird sie ihn umbringen. Bevor sie jedoch ihren Plan in die Tat umsetzen kann, funkt ihr jemand dazwischen und tötet erst einen, dann einen zweiten Teilnehmer der Studie. Um nicht als nächstes dran glauben zu müssen, schließt Chloe ein gefährliches Bündnis mit den anderen Psychopathen - immer auf der Hut, nicht von der Jägerin zur Gejagten zu werden ...


Vera Kurian ist Autorin und studierte Psychologin. Sie lebt in Washington, DC. P.S. Morgen bist du tot ist ihr Debüt-Roman. Weitere Informationen finden Sie auf www.verakurian.com.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextChloe Sevres ist neu an der John Adams University in Washington. Sie ist eine von sieben diagnostizierten Psychopathen, die an einer klinischen Studie der Uni teilnehmen, natürlich komplett anonym. Chloe ist aber noch aus einem anderen Grund hier: Sie will Rache - und den Tod eines Kommilitonen, der ihr übel mitgespielt hat. In 60 Tagen wird sie ihn umbringen. Bevor sie jedoch ihren Plan in die Tat umsetzen kann, funkt ihr jemand dazwischen und tötet erst einen, dann einen zweiten Teilnehmer der Studie. Um nicht als nächstes dran glauben zu müssen, schließt Chloe ein gefährliches Bündnis mit den anderen Psychopathen - immer auf der Hut, nicht von der Jägerin zur Gejagten zu werden ...


Vera Kurian ist Autorin und studierte Psychologin. Sie lebt in Washington, DC. P.S. Morgen bist du tot ist ihr Debüt-Roman. Weitere Informationen finden Sie auf www.verakurian.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751720991
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.06.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten444 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8384257
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS
Tag 60

Sobald sich die Tür zu meiner neuen Wohnheimunterkunft schloss, trat ich ans Fenster und suchte auf dem Innenhof nach ihm. Es war sehr unwahrscheinlich, dass er zufällig gerade jetzt da draußen inmitten der Familien unterwegs war, die Umzugskartons schleppten, oder der wenigen Studenten, die sich auf dem Rasen räkelten.

Aber da! Ein Schopf schmutzig blonder Locken. Will. Unwillkürlich öffnete ich den Mund. Dann drehte sich die Person um, und ich sah, dass es sich bloß um ein Mädchen mit einem verunglückten Haarschnitt handelte. Im Ernst, man sollte meinen, dass sie sich zum Tag ihres Einzugs ein bisschen mehr Mühe geben würde.

Ich wandte mich wieder zu meiner leeren Unterkunft mit dem traurigen Linoleumboden um und ging im Geiste meine To-do-Liste durch: 1. Mom loswerden. Erledigt. Sie war schon weg, raste gewiss gerade die I-95 hoch und entkorkte gleich eine Sektflasche, weil sie mich endlich vom Hals hatte. 2. Den besten Platz in Beschlag nehmen, ehe meine Mitbewohnerin Yessica eintraf. 3. Mich mit sechs bis acht Leuten anfreunden, bevor ich 4. zu meinem ersten Termin in der Psychologiefakultät ging. 5. Will finden.

Das kleine Apartment hatte zwei Schlafzimmer, von denen eines eindeutig größer war als das andere. Normalerweise würde ich mir das größere schnappen, aber ich erkannte gleich, dass es damit ein Problem gab. Dieses Zimmer ging zum Innenhof. Was, wenn ich mich mitten in der Nacht durchs Fenster raus- und wieder reinschleichen wollte? Heutzutage filmten die Leute alles mit ihren Handys, was auch nur vage interessant schien, und man könnte mich leicht von den anderen Apartments und den Uniräumen mit Blick in den Innenhof sehen - zu viel Publikum für meinen Geschmack.

Ich nahm das kleinere Zimmer. Meine Großzügigkeit würde mir Pluspunkte bei meiner neuen Mitbewohnerin einbringen, aber vor allem ging mein Zimmer nun zur Seitenmauer des Gebäudes neben unserem, und von meinem Fenster aus führte eine Feuerleiter nach unten. Es war ein Leichtes, hier unbemerkt ins Zimmer und wieder raus zu gelangen - perfekt. Ich trug einige Kartons in das Zimmer, machte das Bett und legte meinen Plüschwal auf die Überdecke, um klarzumachen, dass dies mein Bett war. Die Stimmen im Wohnheim riefen nach mir, und ich musste mich hier schnell etablieren.

Ich blickte kurz in den Spiegel, ehe ich den Raum verließ, trug frischen Lipgloss auf und richtete mein Haar. Das Haar musste genau passend sein - ein loser, schlicht wirkender, seitlicher Bauernzopf, der alles andere als leicht gemacht war. Man musste den Eindruck erwecken, man hätte sich keinerlei Mühe gegeben, sondern würde einfach aus dem Bett steigen und von sich aus wie ein geiles, aber irgendwie zurückhaltendes Starlet wirken. Entspricht man einer gewissen Norm von objektiver Attraktivität, halten einen die Leute automatisch für besser, als man de facto ist - für klüger, interessanter und würdiger zu existieren. In Kombination mit der richtigen Persönlichkeit kann das enorm viel ausmachen.

Im Brewser gab es einen langen Korridor, von dem zu beiden Seiten Räume abgingen. Ich spähte in den nebenan, wo zwei brünette Mädchen eine Bettdecke aus einer Plastikverpackung zerrten. »Hi!«, rief ich freundlich. »Ich bin Chloe!« Ich konnte alles sein, was sie sich wünschten. Witzig, eine mögliche beste Freundin, jemand, dem man bei Mitternachtssnacks Geheimnisse anvertraute. Diese Formen von sozialer Interaktion waren nur kleine Rollen, die ich für wenige Momente spielte; doch auch wenn ich mich richtig reinknien muss, kann ich das. Ich kann mich jünger machen, wenn ich will, weite Sachen anziehen, um meine Figur zu verbergen, und meine Augen verblüfft glänzen lasse - die komplette Fassade der Ahnungslosigkeit. Mit Make-up und sorgsam ausgewählter Kleidung kann ich älter aussehen und mehr Haut zeigen, wenn es nötig ist. Es ist einfach, weil die Leute dazu neigen, das zu sehen, was sie sehen wollen.

Ich ging von Tür zu Tür. Zimmer 202. »Oh mein Gott, ich liebe dein Haar!«, sagte ich zu einer lebhaften Blondine, von der ich annahm, dass sie allgemein beliebt sein würde.

Zimmer 206. »Ihr seid doch keine Brüder, oder?«, fragte ich schüchtern zwei Jungen aus dem Ruderteam (nette Körper, aber Babygesichter - nicht mein Geschmack). Sie grinsten mich an, sahen auf meine Titten, und jeder versuchte, irgendwas Schlaues zu sagen. Keiner von ihnen war schlau.

In Zimmer 212 waren zwei linkische Mädchen. Ich war freundlich zu ihnen, hielt mich jedoch nicht länger auf, weil ich wusste, dass sie nichts zu melden hätten.

Während ich noch ein paar mehr Leute kennenlernte, schätzte ich gleichzeitig ein, wer von ihnen am ehesten in eine der Verbindungen gehen würde. Will war in einer - SAE -, und eines meiner ersten Vorhaben war, Zugang zu der Verbindung zu bekommen. Die Ruderer waren schon auf dem Korridor und redeten laut darüber, dass sie abends in einen Club wollten. Das war gut - sie gingen aus und schienen genau die Typen, die einer Verbindung beitraten. »Ich liebe Tanzen«, sagte ich zu Wie-hieß-er-noch-gleich, dem größeren von beiden, wobei ich mit dem Ende meines Zopfes spielte. »Das ist die beste Art, Leute kennenzulernen.« Er lächelte auf mich herab, und seine Augenwinkel kräuselten sich. Wenn mich die Highschool eines gelehrt hatte, dann, dass jedes soziale Miteinander ein Spiel war, bei dem sich alles um das geschickte Navigieren innerhalb der Hierarchien dreht. Sei jemand, den die Jungs ficken wollen, oder du bist unsichtbar für sie. Sei jemand, den die Mädchen fest in ihrer Clique wollen, ob als Freundin oder Feindin, oder stirb den Tod der völligen Bedeutungslosigkeit.

Schon nach unserem kurzen Austausch erkannte ich, dass keiner in diesem Wohnheimtrakt in meinem Programm war. Ich habe noch niemanden wie mich kennengelernt. Doch wenn es irgendwann passiert, denke ich, dass es wie die Begegnung zweier Wölfe in der Nacht sein wird, die sich beschnüffeln und den anderen als Jagdgefährten erkennen. Ich bezweifle jedoch, dass sie zwei von uns in dasselbe Wohnheim stecken würden - wir waren ja insgesamt nur sieben, und wahrscheinlich verteilten sie uns, um einen offenen Krieg zu verhindern.

Nun musste ich gehen und meine neuen Freunde zurücklassen, um mich in dem neuen Programm zu melden.

Der Fachbereich Psychologie lag quer über dem Innenhof, gut zu sehen von dem Gemeinschaftsbereich meiner Unterkunft aus. Der Innenhof war eine große Rasenfläche, von gepflasterten Wegen durchzogen, auf denen in jeden Stein der Name eines Alumnus eingraviert war - John Smith, Studienjahr  03. Witzig, Will würde nie einen Stein bekommen, ich aber schon. An einem der größeren Wohnheime, Tyler Hall, hing ein riesiges Banner mit der Aufschrift WILLKOMMEN ERSTSEMESTER!!! Ich blieb stehen, um ein Selfie mit dem Banner im Hintergrund aufzunehmen: Hier ist ein Mädchen, das am ersten Tag am College ganz aufgeregt ist und lauter College-Sachen macht!

Es ist quasi Schicksal, dass ich an der John Adams University gelandet bin. Ich wusste, dass ich in D.C. sein musste, was bedeutete, dass ich mich an der Georgetown, der American University, der George Washington University, der John Adams, der Catholic University und dem Trinity College bewerben musste, die sich alle in D.C. befanden. Sicherheitshalber bewarb ich mich auch noch an vertretbar nah gelegenen Colleges wie George Mason und der University of Maryland. Ich wurde an allen angenommen, außer an der Georgetown. Ernsthaft, fickt euch. Meine Bewerbung war der Hammer: Ich habe einen IQ von 135 - fünf Punkte unter Genie -, tolle Aufnahmetestergebnisse und gute Noten. Meine Garderobe war größtenteils aus Einnahmen finanziert, die ich generierte, indem ich Hausarbeiten für andere schrieb. Wer weiß, wie viele von denen ins College gekommen sind, weil sie einen herzzerreißenden Essay über eine an Krebs gestorbene Großmutter verfasst haben, die es nie gab?

Mir wurden Stipendien für diverse Hochschulen angeboten, aber nie war es mit dem vergleichbar, womit Adams aufwartete. Selbst wenn ich die Psychologie-Studie abgelehnt hätte, hätte ich immer noch ein großzügiges Stipendium bekommen, mit dem Studenten meiner Herkunft gelockt werden sollten, eine höhere Studienbildung zu absolvieren. Was mir egal war, denn Adams war wegen Will stets meine erste Wahl gewesen. Ein weiterer Bonus war, dass sich die Uni in D.C. befand: eine Großstadt mit einer relativ hohen Mordrate. Der Campus lag in dem aufstrebenden Viertel Shaw, gleich östlich vom noblen Logan Circle und südlich der U-Street, einer beliebten Ausgehmeile. In dieser Gegend kam es trotz der Nobelrestaurants häufiger zu Auseinandersetzungen zwischen Betrunkenen, die sich prügelten oder gegenseitig abstachen, und Leute wurden ausgeraubt. Die Polizei war jedoch mit der steten Parade von Demonstrationen, Konferenzen und diplomatischem Auslandsbesuch beschäftigt. Wahrscheinlich pfiffen sie darauf, was im Kopf irgendeiner Achtzehnjährigen mit einem iPhone in der Hand und einem harmlosen Gesichtsausdruck vorging.

Ich mochte diesen düsteren Burgcharakter der Psychologischen Fakultät. Roter, efeuberankter Backstein, Fenster mit schwarzen Eisenrahmen und narbigem alten Glas. Drinnen wurde alles von einem Kronleuchter mit flackernden Birnen erhellt, und das gewölbeartige Foyer roch nach alten Büchern. Als ich hindurchging, stellte ich mir vor, wie mir eine Kamera folgte und sich die Zuschauer sorgten, welche gefährlichen Dinge mich hier erwarten könnten. Ich wäre die, mit der sie...

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Autor

Vera Kurian ist Autorin und studierte Psychologin. Sie lebt in Washington, DC. P.S. Morgen bist du tot ist ihr Debüt-Roman. Weitere Informationen finden Sie auf www.verakurian.com.
P.S. Morgen bist du tot