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Module für die Tinnitus-Behandlung

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
329 Seiten
Deutsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGerschienen am08.11.20211. Auflage 2022
Etwa 3 Millionen Erwachsene in Deutschland leiden unter einem chronischen Tinnitus, der häufig auch mit weiteren Problemen wie Schlafstörungen, Stress und Ängsten einhergeht. Der Band stellt verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch sowie hypnotherapeutisch orientierte Module für die Behandlung des Tinnitus vor. Nach der Vermittlung von Basiswissen zum Tinnitus, wird das Vorgehen beim Erstkontakt mit Tinnitus-Patientinnen und -Patienten beschrieben. Counseling und Psychoedukation sind Basisinterventionen, die immer am Beginn der Beratung und Therapie stehen sollten. Praxisorientiert und ergänzt mit umfangreichen Arbeitsmaterialien werden anschließend bewährte Strategien und Methoden der Verhaltenstherapie, Psychodynamischen Therapie und Hypnotherapie zur Behandlung des Tinnitus beschrieben. Um eine Anpassung der Interventionen an unterschiedliche Bedürfnisse und Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sind die Behandlungsmodule so konzipiert, dass sie in verschiedenen Settings (z.B. Einzelsetting, offenes oder geschlossenes Gruppensetting, Workshop) und auch zur Bearbeitung von einzelnen Themen (z.B. Stressmanagement, Aufmerksamkeitslenkung) eingesetzt werden können. Der modulare Aufbau bietet Fachleuten aus der Psychologie, Psychotherapie und Medizin nicht nur eine hohe Flexibilität in der Planung und Gestaltung ihrer therapeutischen Interventionen, sondern ermöglicht auch einen Blick über den 'Tellerrand' der therapeutischen Schulen hinweg. Die zahlreichen im Buch enthaltenen Arbeitsmaterialien können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR36,95
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR32,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR32,99

Produkt

KlappentextEtwa 3 Millionen Erwachsene in Deutschland leiden unter einem chronischen Tinnitus, der häufig auch mit weiteren Problemen wie Schlafstörungen, Stress und Ängsten einhergeht. Der Band stellt verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch sowie hypnotherapeutisch orientierte Module für die Behandlung des Tinnitus vor. Nach der Vermittlung von Basiswissen zum Tinnitus, wird das Vorgehen beim Erstkontakt mit Tinnitus-Patientinnen und -Patienten beschrieben. Counseling und Psychoedukation sind Basisinterventionen, die immer am Beginn der Beratung und Therapie stehen sollten. Praxisorientiert und ergänzt mit umfangreichen Arbeitsmaterialien werden anschließend bewährte Strategien und Methoden der Verhaltenstherapie, Psychodynamischen Therapie und Hypnotherapie zur Behandlung des Tinnitus beschrieben. Um eine Anpassung der Interventionen an unterschiedliche Bedürfnisse und Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sind die Behandlungsmodule so konzipiert, dass sie in verschiedenen Settings (z.B. Einzelsetting, offenes oder geschlossenes Gruppensetting, Workshop) und auch zur Bearbeitung von einzelnen Themen (z.B. Stressmanagement, Aufmerksamkeitslenkung) eingesetzt werden können. Der modulare Aufbau bietet Fachleuten aus der Psychologie, Psychotherapie und Medizin nicht nur eine hohe Flexibilität in der Planung und Gestaltung ihrer therapeutischen Interventionen, sondern ermöglicht auch einen Blick über den 'Tellerrand' der therapeutischen Schulen hinweg. Die zahlreichen im Buch enthaltenen Arbeitsmaterialien können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783840927744
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum08.11.2021
Auflage1. Auflage 2022
Seiten329 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5361 Kbytes
Artikel-Nr.8451204
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4 Psychodynamische Psychotherapie bei Tinnitus

Helmut Schaaf

4.1 Grundlagen, Diagnostik, Ziele und Therapieplanung

Frage nicht (nur), welche Krankheit die Person hat, sondern (zumindest auch) welche Person die Krankheit hat.
(William Osler zugeschrieben)

Psychodynamische Verfahren haben methodisch die Besonderheit, dass sie die Interaktion zwischen Patienten und Therapeuten in das Zentrum der Therapie stellen. Dabei werden bewusst auch nonverbale Beziehungsangebote und -konstellationen mit einbezogen. Die psychotherapeutische Arbeit ist fokussiert auf das Erleben in der Psychotherapiesituation.

Da das Leiden am Tinnitus (nicht die Wahrnehmung eines Ohrgeräusches) aus guten Gründen zu den Somatisierungserkrankungen gezählt werden darf, ergibt sich schon aus der Besonderheit der Erkrankung eine Beziehungsstörung zwischen Patienten und Therapeuten: Der Patient sucht einen Arzt, der seine organische Krankheit behandeln soll, und bekommt einen Psychotherapeuten. So ist man als Psychotherapeut - wenn überhaupt von Wahl und Freiwilligkeit gesprochen werden kann -, oft nur die zweite , wenn nicht die letzte Wahl des Tinnitus- Leidenden. Über die der Somatisierungserkrankung innewohnende Abwehr psychischer Anteile geht dem Kontakt zum Psychotherapeuten meist eine persönliche Kränkung beim Patienten (psychisch überhaupt Hilfe zu benötigen) und eine strukturelle Kränkung für die Behandelnden (erst nachrangig gewünscht zu sein) voraus. So können beide - im Laufe der Therapie - von einer entsprechenden Beziehungsklärung zumindest profitieren.

Psychodynamische Ansätze sehen den Menschen in einem ständigen Prozess der interaktionellen Auseinandersetzung der früh mitgegebenen und erworbenen Eigenanteile mit seiner sozialen Umwelt. In der Entwicklung des Menschen spielen körperbezogene Erfahrungen für die Affektregulierung und die Etablierung eines stabilen Ich-Systems eine entscheidende Rolle, so zum Beispiel das Streicheln für Zärtlichkeit und Entspanntheit. So entstehen beziehungsvermittelte, unbewusste, körperliche Reaktionsmuster, die einzelnen Affekten zugeordnet werden.

So ist Streicheln mit Wohlfühlen und mit liebevollem Umgang zwischen Mutter und Kind verbunden. Daraus entwickeln sich u. a. die späteren Beziehungs-Repräsentanzen (Ermann, 2004).

Bei einer gelungenen Entwicklung kommt es zu einer Ausdifferenzierung der emotionalen Empfindung: Gefühle von Wohlsein und Lust können sich differenzieren in die Empfindung von Zufriedenheit, Freude, Vertrauen, Glaube, Liebe, Hoffnung, Zärtlichkeit; Unlust differenziert sich in Angst, Furcht, Scham, Schuld, Ekel, Trauer, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit (Ahrens & Schneider, 2002). Die seelische und körperliche Seite des Affekterlebens sollten im Laufe der Entwicklung nach und nach voneinander getrennt wahrgenommen werden können. Dann darf die körperliche Seite in der vorbewussten Wahrnehmung verbleiben. Das bedeutet, dass man das körperliche Erleben nicht mehr als solches wahrnimmt, sondern nur noch den zugehörigen Affekt.

Die Resomatisierung und die Zweiphasige Verdrängung

Der Prozess der Differenzierung emotionaler Qualitäten kann ins Stocken geraten oder - auf jeder Stufe - stehen bleiben. Daraus können Entwicklungsmängel mit Konsequenzen für die Ausgestaltungsmöglichkeiten der Affekte erwachsen. Dies kann zu Einschränkungen in der emotionalen und sozialen Kompetenz führen. Aber selbst bei gelungener Entwicklung kann die Affektwahrnehmung und -ausgestaltung bei überflutendem Druck, grenzüberschreitender Not oder entsprechender Heftigkeit von Konflikten wieder vermehrt körperlich wahrgenommen werden. Dies kann - für die Betroffenen - unbewusst bleiben und ist dann subjektiv nicht bewusst steuerbar . Als Theoriekonstrukt beschrieb dies erstmals der Leibarzt Freuds, Max Schur, als Prozess der De- und Resomatisierung. So kann der Körper zum Projektionsfeld für Missempfindungen und belastende Erlebnisse werden.
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