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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am10.03.2022Auflage
Provokateur, Motivator, Taktiker - das erste und einzige Buch über den Erfolgstrainer. Thomas Tuchel gilt als einer der besten Trainer der Welt. Er lässt aufregenden Fußball spielen, ist ein gewiefter Taktiker und vermag junge Spieler weiterzuentwickeln. Gleichzeitig steht er im Ruf, stur und schwierig zu sein. Dieses Buch zeichnet das spannende Porträt eines außergewöhnlichen Menschen: von seinen ersten Stationen in Mainz und Dortmund über seine Erfolge in Paris, wo er lernte, auch mit Stars wie Neymar und Mbappé umzugehen, bis hin zu seinem jüngsten Champions-League-Erfolg 2021 mit dem FC Chelsea.

Tobias Schächter, Jahrgang 1970, ist seit 2019 Redakteur bei den Badischen Neuesten Nachrichten in Karlsruhe. Vorher schrieb er fast 20 Jahre als freier Sportjournalist u. a. für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung und die taz. Er veröffentlichte ein Buch zum türkischen Fußball.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextProvokateur, Motivator, Taktiker - das erste und einzige Buch über den Erfolgstrainer. Thomas Tuchel gilt als einer der besten Trainer der Welt. Er lässt aufregenden Fußball spielen, ist ein gewiefter Taktiker und vermag junge Spieler weiterzuentwickeln. Gleichzeitig steht er im Ruf, stur und schwierig zu sein. Dieses Buch zeichnet das spannende Porträt eines außergewöhnlichen Menschen: von seinen ersten Stationen in Mainz und Dortmund über seine Erfolge in Paris, wo er lernte, auch mit Stars wie Neymar und Mbappé umzugehen, bis hin zu seinem jüngsten Champions-League-Erfolg 2021 mit dem FC Chelsea.

Tobias Schächter, Jahrgang 1970, ist seit 2019 Redakteur bei den Badischen Neuesten Nachrichten in Karlsruhe. Vorher schrieb er fast 20 Jahre als freier Sportjournalist u. a. für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung und die taz. Er veröffentlichte ein Buch zum türkischen Fußball.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843726740
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.03.2022
AuflageAuflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse22150 Kbytes
Artikel-Nr.8451893
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

»One step beyond«
Tuchel ist oben angekommen und will mehr

Und dann Madness. Doch an diesem Abend ertönt »One step beyond«, der Hit der bekanntesten Ska-Band Englands, nicht wie sonst üblich an der Stamford Bridge, der Heimat des FC Chelsea im Süden Londons. An diesem Abend des 29. Mai 2021 tanzen 6000 Chelsea-Fans in der Kurve und die Mannschaft der Blues zum Nutty-Sound von Madness im Estádio do Dragão in Porto. Und auf dem Rasen tanzt Thomas Tuchel. Völlig losgelöst feiert der deutsche Trainer des FC Chelsea mit seiner Frau Sissi und seinen beiden kleinen Töchtern Emma und Kim. Der 1:0-Sieg im Endspiel der Champions League gegen Manchester City durch ein Tor von Kai Havertz katapultiert Tuchel endgültig in die erste Reihe der Trainer der Fußballwelt, auf Augenhöhe mit seinem Landsmann Jürgen Klopp und auch auf Augenhöhe mit seinem Idol Pep Guardiola, den er an diesem Abend mit dessen Elf geschlagen hat.

»Der Thomas«, sagt sein einstiger Mentor Hansi Kleitsch, »ist jetzt ein Welttrainer.« Das Urteil wird tatsächlich am 17. Januar 2022, weniger als ein Jahr vor dem ersten Arbeitstag Tuchels bei Chelsea, durch die Wahl zum FIFA-Welttrainer des Jahres bestätigt.

Kleitsch hat den Nachwuchscoach Tuchel einst in der Jugend des VfB Stuttgart gefördert. Von da an ging der Weg des Thomas Tuchel steil nach oben - bis auf den Gipfel des europäischen Klubfußballs an diesem Abend im Mai in Porto. Der Gewinn der Königsklasse durch den FC Chelsea geht einher mit einer der unwahrscheinlichsten Trainerleistungen der Champions-League-Geschichte. Nicht nur, dass Tuchel sein Vorbild Guardiola in Porto brillant ausgecoacht hat. Als der 47-Jährige sein Amt von Vereinslegende Paul Lambert Ende Januar 2021 übernimmt, dümpeln die West-Londoner in der Premier League auf Platz neun. Tuchel stabilisiert das Team in kurzer Zeit, führt es in der Premier League noch auf Rang vier, der die Qualifikation für die nächste Spielzeit der Champions League schon vor dem Titelgewinn in der Königsklasse sicherte, und er führt die »Blues« ins FA-Cup-Finale, das Tuchels Team allerdings 0:1 gegen Leicester City verliert.

Beim FC Chelsea ist Tuchel in seinem Element. Er findet eine Mannschaft mit viel Talent vor, die er besser machen kann. Der Triumph in Porto mit dem englischen Spitzenklub wirkt zudem wie eine Ohrfeige für die Macher von Paris Saint-Germain. Diese feuern Tuchel ein halbes Jahr vorher stillos am Weihnachtsabend 2020. Obwohl Tuchel den Klub kurz zuvor zum ersten Mal in ein Champions-League-Finale geführt hat, das das Starensemble um Neymar und Mbappé zwar mit 0:1 gegen den FC Bayern München verliert. Doch ohne Tuchel schließt Paris die folgende Saison nur auf Platz zwei in der Ligue 1 ab, hinter OSC Lille. Eine Demütigung für die Besitzer aus Katar und Sportdirektor Leonardo, die mit ihrem neuen Trainer Mauricio Pochettino nun zusehen müssen, wie Tuchel in Porto den Henkelpott küsst.

Dieses Buch zeichnet die Trainerwerdung und die Entwicklung zum Startrainer dieses so außergewöhnlichen Fußballlehrers nach. Es erzählt die Geschichte von der Karriere des Spielers Thomas Tuchel, die ihm zwei prägende Trainerpersönlichkeiten beschert hat: den autoritären Rolf Schafstall bei den Stuttgarter Kickers und den perfektionistischen Ralf Rangnick in Ulm. Und nach dem verletzungsbedingten Ende der aktiven Laufbahn dann die Anfänge von Tuchels Coachingkarriere in Stuttgart und Augsburg, wo er seinen Schützling, den heutigen Bayern-Chefcoach Julian Nagelsmann, dazu ermutigt, ebenfalls Trainer zu werden. Es folgt der schnelle Aufstieg in Mainz vom Meistertrainer der A-Junioren zu einem der aufregendsten Versprechen in der deutschen Trainerbranche. 2015 stößt Tuchel mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund in die Spitze vor, Tuchel trainiert seinen ersten großen Verein, gewinnt mit dem Pokalsieg 2017 seinen ersten Titel - den er aber nicht komplett genießen kann. Kurz danach trennen sich der Trainer und die Borussia: als Fachmann unantastbar, als Mensch schwierig, so die Diagnose. Statt eine Ära zu prägen, muss Tuchel nach zwei Jahren im Streit gehen. Dann also Paris: Neymar, Mbappé, Cavani und Co. Mit diesen Stars besiegt er zu Beginn der Coronapandemie am letzten Spieltag vor Aussetzung des Spielbetriebs in der Champions League den BVB. Nach einer 1:2-Niederlage in Dortmund gewinnt PSG am 11. März 2020 unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Rückspiel im Prinzenpark mit 2:0. In diesem »Geisterspiel« besiegt Tuchel auch die bösen Geister seiner BVB-Vergangenheit.

In der Sache coacht Tuchel auch beim schwierigen Star-Klub Paris so unnachgiebig wie in Mainz und Dortmund. Seine Arbeit fußt noch immer auf dem Ansatz aus den Tagen seiner unverhofften Beförderung vom Nachwuchstrainer zum Chef des Bundesligateams bei Mainz 05 im August 2009: An jenem Anfang steht der Pass. Zu Beginn seiner ersten Einheit als Trainer des Fußballbundesligaklubs lässt Tuchel seine Spieler im zuvor exakt abgemessenen Abstand einander gegenüber aufstellen. Drei Spieler auf der einen Seite, drei Spieler auf der anderen. Eine Übung, die ambitionierten D-Juniorentrainern mit ihren Zehn- bis Zwölfjährigen zu simpel wäre. Gut 20 Minuten lang geht es nur darum, den Ball sauber zum Gegenüber zu spielen und dann im lockeren Trab auf die andere Position zu laufen. Dabei müssen die Spieler die Namen ihres Gegenübers, dem sie den Ball zuspielen, laut rufen. »Andy!«, »Tim!«, »Miro!« oder »Niko!«, schallt es über den Trainingsplatz am Bruchwegstadion. Dazwischen hört man immer wieder ein knappes »Schärfer!«. Tuchel schaut sich pedantisch die Zuspiele mit der Innenseite an und moniert, wenn der Ball nicht fest genug oder unpräzise gespielt wird.

Schon die ersten Minuten des Profitrainers Thomas Tuchel weisen den Weg in eine Karriere, die einen damals 35 Jahre alten Fußballlehrer, der zuvor ein gutes Jahrzehnt im Nachwuchsfußball gearbeitet hat, binnen weniger Jahre hinaufkatapultieren wird in die erste Reihe von Europas Spitzentrainern. Thomas Tuchel wird sich und seine Spielphilosophie verändern, auch seine Arbeitsweise mit immer neuen Details weiterentwickeln, die sich der in alle Richtungen interessierte Trainer aneignet. Aber Tuchel wird in vielen Facetten ein Rätsel für seine Beobachter, weil er sich umso mehr aus der Öffentlichkeit zurückzieht, je prominenter seine Arbeitsplätze und er selbst werden.

In seiner Mainzer Zeit tritt er noch regelmäßig in Dialog mit Journalisten in wöchentlichen Hintergrundgesprächen, salopp als »Tuchel-Runden« bezeichnet. In diesen gestattet der Jungtrainer oftmals erstaunliche Einblicke in sein Denken über Fußball. Wenn er mit Fragen konfrontiert wird, die ihn fachlich berühren, dann sprudeln seine Arbeitsansätze aus Tuchel mit großer Leidenschaft. Das pflegt Tuchel übrigens auch später noch so auf den Podien der großen Bühne in fließendem Französisch oder Englisch, wenn er merkt, dass Fragesteller ernstes fachliches Interesse zeigen. Wenn er dann in der Berichterstattung aus seiner Sicht nur arg verkürzt und unzureichend wiedergegeben wird, ist er zutiefst beleidigt.

Die Berichterstattung über einen Bundesligatrainer ist wohl selten von so viel Fachlichkeit geprägt wie in den ersten Jahren von Tuchel in Mainz. Die beiden Autoren dieses Buches sind zwei der regelmäßigen Begleiter jener Mainzer »Tuchel-Runden«, die einmal in der Woche am Trainingsgelände am Bruchweg stattfanden. Sie erklären Thomas Tuchel von jenen Wurzeln am Bruchweg her. In Mainz entwickelt er bereits jene Charakterzüge in seiner Mannschaftsführung, die vor allem in Dortmund zu Problemen führen werden: Tuchel wird ungeduldig, bisweilen cholerisch, er ist unnachgiebig und nachtragend. Über der Dortmunder Zeit lastet das traumatische Erlebnis des Bombenanschlags auf die Mannschaft des BVB vor dem Champions-League-Spiel gegen AS Monaco. Die Geschehnisse und die Meinungsverschiedenheiten rund um den Anschlag sowie die Neuansetzung des Spiels am Folgetag führen endgültig zum Zerwürfnis zwischen Tuchel und der BVB-Führung. Die Persönlichkeit Tuchels, die gerade zum Ende der Zeit bei Borussia Dortmund wegen der Begleitumstände der Suspendierung durch den Verein zum Gegenstand der Berichterstattung wird, gibt Hinweise auf den mitunter trotzigen Charakter. Er ist kompromisslos im Umgang mit seinen Vorgesetzten, erwartet von allen in seinem Arbeitsumfeld dieselbe Besessenheit, mit der er arbeitet. Immer wieder gibt es Indizien, dass er mit dieser Art die Stars bei Paris Saint-Germain gegen sich aufbringt, wenn ein Neymar ihm auf der Nase herumtanzt oder Kylian Mbappé nach einer Auswechslung den Blickkontakt verweigert.

All diese Erfahrungen aber haben Thomas Tuchel reifen lassen. In London beim Chelsea FC tritt er vom ersten Tag an mit der Abgeklärtheit und Ausstrahlung eines Toptrainers auf. Am Anfang war der Pass. Auf dem Höhepunkt im Mai 2021 steht der Gewinn der Champions League mit dem FC Chelsea. Doch Thomas Tuchel wäre nicht Thomas Tuchel, würde er nicht in der Stunde seines größten Triumphs weiterdenken. »Jetzt ist es an der Zeit, den Erfolg wirken zu lassen«, sagte er unmittelbar nach der Siegerehrung in Porto und richtete den Blick auf die nächsten Ziele...
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