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Willkommen in Wisewood

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am30.06.2022Auflage
Willkommen in Wisewood. Wir?bewahren deine Geheimnisse. Wenn du unsere?bewahrst. Natalie Collins hat seit Monaten nichts von ihrer Schwester Kit gehört. Nach dem Krebstod der Mutter hatte Kit sich immer mehr in ihrer Trauer vergraben, bis sie schließlich auf das Angebot von Wisewood stieß: ein Retreat?in einer Gemeinschaft, die einem helfen soll, alle Ängste abzuwerfen und zukünftig ein freies Leben zu führen. Seit einem halben Jahr ist Kit dort. Nun erhält Natalie eine Mail aus Wisewood:?Wir wissen, was du getan hast. Möchtest du es deiner Schwester selbst sagen oder sollen wir das übernehmen? Panisch reist Natalie auf die abgelegene Insel vor der Westküste, um ihre Schwester nach Hause zu holen. Dort angekommen, muss auch sie sich den strengen Regeln der Einrichtung unterwerfen: kein Handy, keine Berührungen, keine Spiegel, kein Make-up, keine Privatsphäre. Doch Kit ist nirgends zu finden. Und schnell stellt Natalie fest: Wer einmal in Wisewood ist, kommt nicht mehr so leicht weg ...

Stephanie Wrobel ist in Chicago aufgewachsen, lebt seit einigen Jahren aber mit ihrem Mann und ihrem Hund Moose Barkwinkle in Großbritannien. Sie hat am Emerson College studiert und als Texterin für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Debüt »Darling Rose Gold« wurde ein internationaler Bestseller.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextWillkommen in Wisewood. Wir?bewahren deine Geheimnisse. Wenn du unsere?bewahrst. Natalie Collins hat seit Monaten nichts von ihrer Schwester Kit gehört. Nach dem Krebstod der Mutter hatte Kit sich immer mehr in ihrer Trauer vergraben, bis sie schließlich auf das Angebot von Wisewood stieß: ein Retreat?in einer Gemeinschaft, die einem helfen soll, alle Ängste abzuwerfen und zukünftig ein freies Leben zu führen. Seit einem halben Jahr ist Kit dort. Nun erhält Natalie eine Mail aus Wisewood:?Wir wissen, was du getan hast. Möchtest du es deiner Schwester selbst sagen oder sollen wir das übernehmen? Panisch reist Natalie auf die abgelegene Insel vor der Westküste, um ihre Schwester nach Hause zu holen. Dort angekommen, muss auch sie sich den strengen Regeln der Einrichtung unterwerfen: kein Handy, keine Berührungen, keine Spiegel, kein Make-up, keine Privatsphäre. Doch Kit ist nirgends zu finden. Und schnell stellt Natalie fest: Wer einmal in Wisewood ist, kommt nicht mehr so leicht weg ...

Stephanie Wrobel ist in Chicago aufgewachsen, lebt seit einigen Jahren aber mit ihrem Mann und ihrem Hund Moose Barkwinkle in Großbritannien. Sie hat am Emerson College studiert und als Texterin für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Debüt »Darling Rose Gold« wurde ein internationaler Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843727471
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.06.2022
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3321 Kbytes
Artikel-Nr.8451903
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Natalie

6. Januar 2020

Ich stehe am Kopfende des Konferenztisches. Alle Plätze sind von Männern besetzt: kleinen und großen, dicken und kahlen, höflichen und skeptischen. Ich komme gerade zum Schluss meiner Präsentation, bei der der Kunde fünfzig der sechzig Minuten mit seinem Handy gespielt und die restlichen zehn Minuten abschätzig zu mir gestarrt hat. Er hat seine beste Zeit hinter sich und versucht das mit Haarimplantaten und falscher Sonnenbräune zu kaschieren.

»Mit dieser neuen Strategie«, erkläre ich, »wird Ihr Bier zur Nummer eins bei den männlichen Konsumenten zwischen einundzwanzig und vierunddreißig.«

Der CEO beugt sich vor. Sein Mund ist leicht geöffnet, als steckte normalerweise eine Zigarre zwischen seinen Lippen. Er leitet eine bekannte Brauerei, die schon seit Jahren Marktanteile an Craft-Beer-Brauereien verliert. Je mehr die Umsätze sanken, desto dünner wurde auch für uns als ihre Werbeagentur das Eis.

Er mustert mich mit leicht verächtlicher Miene. »Bei allem nötigen Respekt, aber wieso meinen Sie« - Letzteres spuckt er aus wie ein schlechtes Sandwich -, »Sie wüssten, was unsere männlichen Kunden wollen?«

Ich werfe einen Blick aus dem Fenster des Konferenzraums, betrachte den River Charles in der Ferne und zähle bis drei. Mein Team hat mich vor diesem Typen gewarnt: ein Dinosaurier unter den Unternehmern, der immer noch glaubt, Geschäfte würden auf dem Golfplatz gemacht.

Am liebsten würde ich sagen: Ja, wirklich, wie soll ich die Tiefen solch vielschichtiger Gehirne durchdringen? Kann ein Einfaltspinsel wie ich wirklich das Genie edler Studentenverbindungshelden verstehen? Momentan zerdrücken sie noch leere Bierdosen an ihrer Stirn, aber eines Tages werden sie Vorstände leiten. Eines Tages werden sie Ihren Platz einnehmen und behaupten, das hätten sie nur mit harter Arbeit geschafft. Doch dann werden sie Ihr wässriges Gesöff, das Sie als Bier bezeichnen, gegen dreihundert Dollar teuren Pinot Noir eingetauscht haben. Die Wochenenden werden sie immer noch mit Saufen und Kotzen verbringen, doch nun in Hotelzimmern mit den Frauen ihrer besten Freunde. Montags hocken sie an diesem Tisch und fragen sich, warum ich so selten lächle. Sie werden fordern, dass ich die Decke zum Einstürzen bringe, doch bitte ohne dass sie was von den Trümmern abkriegen. Sie werden lamentieren, dass sie so was nicht mehr laut aussprechen können - außer natürlich auf dem Golfplatz.

Stattdessen sage ich: »Um Ihre Umsätze zu steigern, habe ich in den letzten zwei Monaten Fokusgruppen mit sechshundert Männern befragt, die zu Ihren Zielkunden gehören.« Ich scrolle zum Anhang meiner Power-Point-Präsentation, der an die vierzig detaillierte Tabellen und Schaubilder enthält. »Unter der Woche habe ich Daten gesammelt, die ich an den Wochenenden analysiert habe. Ich bin über die Berufe und Gehälter dieser Männer genau im Bilde. Ich kenne ihre Ausbildung, ihre Religion und ihre ethnische Zugehörigkeit. Ich weiß, wo Ihre Zielkunden wohnen, wie ihr Lifestyle und ihre persönlichen Werte aussehen, was sie über Ihr Bier und das Ihrer Konkurrenz denken. Ich weiß, wie oft, wie viel und zu welchen Gelegenheiten sie Ihr Bier trinken. Ich weiß, wie sehr sie an Ihrer Marke hängen. Wenn ich im Zug zur Arbeit fahre oder nachts im Bett liege, höre ich mir immer wieder die Interviews an, um mich zu vergewissern, dass mir auch nichts entgangen ist. Daher kann ich mit Überzeugung sagen, dass ich Ihre Zielkunden genauso gut kenne wie meinen eigenen Vater.« Unwillkürlich krümme ich mich innerlich. »Was heißt, ich kenne sie genauso gut, wie Sie sie kennen. Ich meine nicht, ich wüsste, was im Kopf Ihrer Zielkunden vorgeht, sondern ich weiß es. Denn ich war bereits drin. Mit allem nötigen Respekt.« Ich grinse, sodass dieser Seitenhieb scherzhaft klingt statt aggressiv.

Alle im Raum wirken beeindruckt. Mein Assistent Tyler vergisst sich einen Moment und fängt an zu klatschen. Ein einziger Blick von mir lässt ihn innehalten, doch da haben sich schon Kunden und Mitarbeiter angeschlossen. Der CEO betrachtet mich - belustigt, aber unschlüssig. Es war riskant, ihn öffentlich herauszufordern, um die anderen zu aktivieren, aber ich werde so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben: Mir wurde gesagt, er taucht nur zu Werbemeetings auf, wenn er sonst niemanden drangsalieren kann. Es ist das Marketingteam, das ich auf meiner Seite haben muss.

Der CEO lehnt sich zurück, überlässt das Ende der Sitzung seinen Untergebenen und geht nach der Hälfte der Fragerunde.

Ein paar Minuten später haben die Kunden unsere Strategie für das nächste Jahr abgesegnet. Allgemeines Händeschütteln und Schulterklopfen. Zum ersten Mal seit Monaten zieht sich das Meeting bis zum Lunch hin. Das Team bleibt bei den Kunden, aber ich verabschiede mich, da ich meine Mittagspause für E-Mails nutze. Wenn mein Posteingang leer ist, verbringe ich die Stunde im Fitness-Studio.

Tyler und ich fahren mit dem Aufzug die vierzig Stockwerke bis zur Eingangshalle des Prudential Tower hinunter. Ich muss grinsen, als er schwärmt, wie toll die Präsentation war. Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, er wurde mir zugewiesen. Was ihm an Ehrgeiz (und, ehrlich gesagt, nachweisbaren Fähigkeiten) fehlt, versucht er mit Persönlichkeit wettzumachen.

Als Tyler auf der Boylston Street ein Taxi ruft, fröstle ich vor Kälte. Im Wagen wende ich mich zu ihm: »Kaufen Sie ihm eine Schachtel Cohibas aus dem Laden auf der Hanover. Die Schachtel soll in marineblaues Papier verpackt und mit einer Notiz auf der Rückseite einer meiner Visitenkarten verschickt werden. Aber nehmen Sie nicht die schäbigen von der Agentur, sondern die dicken mit der schönen Prägung, die ich hab machen lassen. Haben Sie einen Stift? Dann zücken Sie Ihr Handy. Auf der Karte soll genau das stehen: Auf eine produktive Partnerschaft. Mit Punkt, nicht mit Ausrufezeichen. Unterstreichen Sie das, und darunter Natalie . Klar? Ohne Mit freundlichen Grüßen , besten Wünschen oder so. Nur ein schwungvoller Strich und mein Name. Und das schicken Sie an den CEO.«

Tyler starrt mich mit offenem Mund an. »Aber er war total unhöflich zu Ihnen. Vor allen Leuten!«

Ich tippe eine Liste mit Aufgaben ins Handy, die ich mir später vornehmen will. Ohne aufzublicken, sage ich: »Wissen Sie, womit ich die meiste Zeit verbracht habe, als ich in dieser Branche anfing? Ich habe zugehört und mir Notizen gemacht.«

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass seine Miene leicht säuerlich wird. Er ist nur drei Jahre jünger als ich.

»Ich will das Protokoll der heutigen Sitzung in einer Stunde auf meinem Schreibtisch. Bitte.«

»In den zwei Jahren, die ich bei DCV bin, wurden nie Sitzungsprotokolle gemacht«, murmelt er.

»Vielleicht haben Sie deshalb fast den Kunden verloren, der all unsere Gehälter zahlt«, kontere ich und rechne mit einer patzigen Erwiderung. Als die ausbleibt, hole ich einen Ordner aus meiner Tasche. »Ich hab mir Ihre Infomappe über Starburst angesehen. Die wimmelt von Tippfehlern.« Ich suche die angemarkerten Seiten heraus und gebe sie ihm. »Wenn Ihre Arbeit nachlässig ist, wirft das auf uns beide ein schlechtes Licht. Beim nächsten Mal bitte gründlicher Korrektur lesen, ja?« Seine Kiefermuskeln spannen sich an. »Und wie ich schon sagte: Abschnittsüberschriften fett und in Großbuchstaben. Nicht entweder - oder, sondern beides. Sie wären überrascht, wie weit einen Detailgenauigkeit bringen kann.«

Der Wagen hält vor unserem Bürogebäude. Wir fahren erneut mit dem Aufzug, diesmal allerdings schweigend. Im sechsten Stock steigen wir aus. Als unsere Wege sich trennen, bemerkt Tyler naserümpfend: »Sie haben den CEO doch heute zum ersten Mal getroffen. Woher wollen Sie wissen, ob er Zigarren raucht?«

»Ich kenne meinen Zielkunden«, erwidere ich und steuere die Damentoilette an.

Eine Minute später gehe ich den Flur hinunter und scrolle dabei durch meinen Terminkalender (heute Nachmittag noch drei weitere Meetings). Gerade will ich um die Ecke zu meinem Büro biegen, da höre ich leise Stimmen aus einer Arbeitsnische in der Nähe. Die erste gehört einer der Assistentinnen, einer Frau, die noch nicht weiß, dass sie für eine Beförderung vorgesehen ist. »Ich würde liebend gerne für sie arbeiten. Sie ist echt cool.«

»Eher eiskalt.« Tylers Stimme.

Die anderen Assistentinnen kichern.

»Sie behandelt mich wie ein kleines Kind«, beharrt Tyler, ermutigt durch die Reaktion seiner Kolleginnen, und sagt mit schriller Stimme: Tyler, geh bitte auf die Toilette, und wenn du dir den Hintern abwischst, benutze vier Blatt Papier, aber dreilagiges, nicht zweilagiges. Ist es zweilagig, bist du gefeuert. « Alle kichern. Sie sind fast so alt wie ich, verdienen aber nur ein Drittel von dem, was ich bekomme.

Ich straffe die Schultern und marschiere an der Arbeitskabine vorbei. Ohne langsamer zu werden oder auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen, sage...
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Autor

Stephanie Wrobel ist in Chicago aufgewachsen, lebt seit einigen Jahren aber mit ihrem Mann und ihrem Hund Moose Barkwinkle in Großbritannien. Sie hat am Emerson College studiert und als Texterin für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Debütroman »Darling Rose Gold« war ein Top-Ten-Bestseller in Kanada und Großbritannien.