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Das Haus Zamis 30

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
64 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am07.12.20211. Aufl. 2021
Hubert Ehrenreich fuhr aus dem Schlaf hoch. Er war sicher, den Schrei einer Frau vernommen zu haben. Aber jetzt war es wieder still.
Er schob den Vorhang zur Seite, aber die Sicht endete dort, wo sich ein von Baumwipfeln verborgener Weg bergan zum Waller schlängelte, auf dessen Gipfel sich das unheimliche Schloss befand.
Und dann sah er die Gestalt. Er hetzte aus dem Haus und blieb wie im Traum gefangen stehen.
Irene ...
Aber das war unmöglich, denn seine Frau Irene war seit Jahren tot!

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Produkt

KlappentextHubert Ehrenreich fuhr aus dem Schlaf hoch. Er war sicher, den Schrei einer Frau vernommen zu haben. Aber jetzt war es wieder still.
Er schob den Vorhang zur Seite, aber die Sicht endete dort, wo sich ein von Baumwipfeln verborgener Weg bergan zum Waller schlängelte, auf dessen Gipfel sich das unheimliche Schloss befand.
Und dann sah er die Gestalt. Er hetzte aus dem Haus und blieb wie im Traum gefangen stehen.
Irene ...
Aber das war unmöglich, denn seine Frau Irene war seit Jahren tot!

Details
Weitere ISBN/GTIN9783751725095
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum07.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.30
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8452274
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Kapitel

Gegenwart

Kerstin Ahrens wischte eine schwarzgefärbte Haarsträhne aus der Stirn, die auf ihrer schweißnassen Haut klebte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und mümmelte sich in ihre Jacke ein. Fröstelnd sah sie zu, wie der Atem an der Windschutzscheibe kondensierte.

»Was für eine Schnapsidee«, sagte sie, »mitten in der Nacht einen Ausflug nach Schloss Waller zu machen.«

Monika Beck schlug wütend auf das Lenkrad. »Kann ich wissen, dass diese verdammte Karre ausgerechnet heute Nacht den Geist aufgibt?«

Verzweifelt blickte sie auf die Anzeigen des Armaturenbretts. Der altersschwache Golf hatte sie fünf Jahre lang treu begleitet, aber nun schienen ihm die Kräfte zu versagen.

»Ohne dich wäre ich jetzt jedenfalls nicht hier«, sagte Kerstin vorwurfsvoll.

Monika verdrehte die Augen. Kerstin war schon immer etwas wehleidig gewesen. »Vom Rumsitzen wird es jedenfalls auch nicht besser. Es sind noch zwei Kilometer bis Schloss Waller.«

Kerstins Kopf ruckte herum. »Willst du etwa, dass wir zu Fuß weitergehen? Ich habe nur eine Sommerjacke dabei.«

»In zwei Stunden ist es hier im Auto genauso kalt wie draußen. Dann könnten wir längst auf dem Schloss sein.«

Monika verfluchte sich für die Idee, Schloss Waller aufzusuchen.

Sie hatten sich einen Spaß erlauben wollen. Um etwas Abwechslung in ihr Leben zu bringen, das im Augenblick in ziemlich unruhigen Bahnen verlief. Der endlose Streit mit ihren Eltern, die meinten, ihre achtzehnjährige Tochter wie ein Baby behandeln zu müssen ... Nächste Woche würde sie ausziehen, das stand fest.

Sie hatte Kerstin davon berichten wollen, aber die war ausgerechnet gestern von ihrem Freund verlassen worden. So kam es wie immer. Monika kümmerte sich um Kerstins Seelenzustand, obwohl sie eigentlich genug eigene Probleme hatte.

Sie fand, dass die Idee, das verfallene Schloss Waller aufzusuchen, ziemlich abgefahren war. Eine Nacht in der Ruine zuzubringen, war mal was anderes, als in der wohlbehüteten Enge ihres alten Kinderzimmers zu schlafen.

Sie zog den Schlüssel ab und öffnete die Tür. »Kommst du nun mit oder nicht?«

»Ich weiß nicht ...« Kerstin wischte sich über die Stirn. »Im Schloss ist es doch bestimmt noch kälter als hier.«

Monika kniff die Augen zusammen. »Was ist denn los? Du bist ja schweißnass ... Ist dir nicht gut?«

»Ich habe mich bestimmt erkältet.«

»Quatsch, das ist nur die Sache mit Sven. Er war ein Nichtsnutz. Umso besser, dass er weg ist.«

Monika stieg aus, und Kerstin folgte ihr widerwillig. In der Ferne türmte sich der Waller auf, über dessen Gipfel die runde Vollmondscheibe hing. Monika bekam bei dem Anblick eine Gänsehaut, ohne dass sie wusste, warum.

»Zwei Kilometer, hast du gesagt?«

»Höchstens«, erwiderte sie, obwohl sie sich nicht ganz sicher war.

Nach einer halben Stunde begann Kerstin sich zu beschweren. Sie schwitzte am ganzen Körper. Die schwarze, nietenbesetzte Stoffjacke flatterte, obwohl der aufkommende Wind höchstens ein laues Lüftchen war.

Monika verzichtete darauf, Kerstin daran zu erinnern, dass sie selbst es gewesen war, die auf einer leichten Jacke bestanden hatte. Weil sie nicht so spießig aussah wie die gefütterte Regenjacke, die Monika trug. Das hatte sie jetzt davon.

»Wir sind nicht besonders schnell gegangen«, beschwichtigte sie Kerstin. »Da kommt einem der Weg umso länger vor. Sieh mal, da vorn ist es schon!«

Tatsächlich war der Gipfel des Waller immer näher gekommen, und auch Monika konnte sich beim Anblick des verfallenen Schlosses eines ehrfürchtigen Schauers nicht erwehren. Das Schloss Waller besaß eine Jahrhunderte alte Geschichte, blutig und voller Tragödien.

Sie erreichten das Eingangstor. Ein drei Meter hoher Metallzaun umgab das riesige Grundstück. Er verlor sich rechts und links in der Finsternis zwischen den Bäumen.

»Ich weiß nicht«, sagte Kerstin plötzlich, »vielleicht sollten wir lieber umkehren.«

»Papperlapapp.«

Monika tastete über das verrostete Gitter. Der Riegel war nicht verschlossen. Als sie mit aller Kraft an dem Griff zog, öffnete sich das Tor mit einem hässlichen Quietschen.

Der Weg, den sie dahinter erblickten, war von Gras und Unkraut überwuchert. Seit Jahrzehnten schien hier niemand mehr gegangen zu sein.

»Hattest du nicht gesagt, dass in dem Schloss niemand wohnt?«, fragte Kerstin.

»Natürlich. Schon seit über fünfzig Jahren nicht mehr ...«

Ihr blieben die Worte im Halse stecken, als sie Kerstins Blick folgte. In einem der Turmzimmerfenster brannte Licht.

»Lass uns umdrehen«, flehte Kerstin.

»Blödsinn. Das wird sich schnell aufklären. Vielleicht leben die Bewohner so zurückgezogen, dass man sie einfach vergessen hat.«

»Dann mögen sie sicher auch keine Besucher.«

Monika drehte sich um und blitzte Kerstin an. »Es ist kurz vor Mitternacht, mir ist kalt, und mein kaputter Wagen steht zwei Kilometer entfernt. Wenn das Schloss bewohnt ist, umso besser. Ich werde jetzt nicht umkehren.«

Sie stapfte weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Nach einigen Sekunden hörte sie, wie Kerstin ihr folgte. Treffer, dachte sie. Kerstin war viel zu ängstlich, um allein zum Auto zurückzukehren.

Sie erreichten die beiden großen Torflügel, auf denen zwei große eiserne Klopfringe angebracht waren. Die Fenster im Erdgeschoss waren dunkel.

Monika hob einen der Ringe an. Er war schwer wie Blei. Als er gegen das Tor schlug, hallte es wie ein Donnerschlag über das Grundstück. Kerstin zog fröstelnd den Kragen ihrer Jacke zusammen.

Ein Lichtschimmer fiel unter dem Torspalt hindurch. Sie vernahmen Schritte, und eine Klappe öffnete sich im Tor. Das hagere Gesicht eines Greises erschien.

Monika stellte sich und Kerstin vor. »Wir brauchen Hilfe. Mein Auto ist auf der Landstraße stehen geblieben.«

»Wir haben kein Telefon.«

Kein Telefon?, dachte Monika betroffen. Die Bewohner dieses Schlosses schienen tatsächlich ziemlich wunderlich zu sein.

»Ich kann Ihnen aber einen Platz zum Schlafen anbieten«, sagte der Greis. »Dann können Sie morgen früh ins Dorf zurückkehren und Hilfe holen.«

Na toll. Der nächste Ort lag mindestens zehn Kilometer entfernt.

Monika blickte Kerstin an, die zögernd die Lippen zusammenkniff. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.

»In Ordnung«, sagte Monika. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden wir gern bleiben.«

Die Klappe schloss sich, und Monika vernahm, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde.

»Ich gehe da nicht rein«, zischte Kerstin.

Das Tor öffnete sich langsam und gleichmäßig, als würde es von einem Relais gezogen. Dahinter kam die Gestalt des Alten zum Vorschein. Er schien trotz seiner mageren Erscheinung sehr rüstig zu sein.

»Kommen Sie herein, meine Damen. Mein Name ist Hubert Ehrenreich. Ich heiße Sie auf Schloss Waller herzlich willkommen.«

Sie traten durch das Tor, und Monika hielt den Atem an, als sie sah, wie der Alte mit einer beiläufigen Armbewegung den Torflügel hinter ihnen schloss.

Sie hatte auf einmal das Gefühl, sich in einem riesigen Gefängnis zu befinden.

»Du hast dich abermals meinen Anweisungen widersetzt. Du bist wirklich eine Schande für unsere Sippe, Coco!«

Ich saß auf dem Sofa im Wohnzimmer unserer Villa in der Ratmannsdorfgasse und fühlte den Blick meines Vaters wie einen Bannstrahl auf mir.

Michael Zamis saß in einem Sessel, die schlanke Gestalt aufgerichtet, das schwarze Haar umrahmte sein kantiges, strenges Gesicht.

Er war vor einer Stunde von einer seiner »Geschäftsreisen« zurückgekehrt, und weder meine Geschwister noch ich wussten, wo er sich aufgehalten hatte. Nur Georg schien eingeweiht zu sein, aber mein älterer Bruder zog es vor, mir gegenüber zu schweigen - wofür ich ihm sogar dankbar war.

Ich wollte gar nicht wissen, in welche Machenschaften mein Vater unsere Sippe wieder einmal verstrickte. Es schien ihm nicht genug zu sein, dass unsere Auseinandersetzung mit Asmodi und Skarabäus Toth noch einmal glimpflich ausgegangen war. Er strebte immer noch nach dem Thron der Schwarzen Familie, und ich hatte das Gefühl, dass ihm dieses Ziel eines Tages das Genick brechen würde.

»Indem du Toths Aufmerksamkeit auf uns gezogen hast, hast du den Interessen unserer Sippe zuwidergehandelt. Ich sollte dich bestrafen.«

Ich duckte mich unwillkürlich bei den Worten meines Vaters - und gleichzeitig ärgerte ich mich über seine Vorwürfe, die in meinen Augen alles andere als gerechtfertigt waren.

Du hast mich längst genug gestraft, dachte ich wütend. Schließlich war ich es gewesen, die Georg auf der Teufelsinsel gerettet hatte, und zum Dank dafür hatte man mich als Bauernopfer benutzt. Auch wenn der Trip nach Südamerika am Ende ganz anders und vor allem...
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