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Phosphoreszenz - Was dir in dunklen Zeiten Halt gibt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am12.04.20221. Auflage
Wie können wir Hoffnung schöpfen und Kraft finden, wenn wir mit Krankheit, Kummer, Schmerz oder Tod konfrontiert sind? Diese Frage beschäftigt auch Julia Baird, als sie schwer an Krebs erkrankt. Im Phänomen der Phosphoreszenz findet sie schließlich die geeignete Metapher für das, was uns in dunklen Stunden Licht bringt: So, wie es die Phosphoreszenz Glühwürmchen, Quallen und sogar ganzen Ozeanen ermöglicht, aus sich selbst heraus zu leuchten, können auch wir Menschen unsere eigene Phosphoreszenz erschaffen.  Baird schreibt über die Dinge, die ihren Weg erhellten und ihr zu Resilienz verhalfen: die Kraft der Natur, Freundschaft, ihr Glaube, die Akzeptanz des eigenen Scheiterns, die Abkehr von Perfektionsgedanken, die beruhigende Kraft des Alltäglichen. Sie verwebt ihre eigene mit Geschichten darüber, wie andere Menschen in schwierigen Zeiten Zuversicht finden, und ermutigt die Leserinnen und Leser dazu, ihr inneres Glück, ihr inneres Leuchten (wieder) zu entdecken.

Julia Baird ist eine australische Journalistin und Autorin. Die studierte Historikerin wurde 2005 in Sydney promoviert und war dann Fellow am renommierten Shorenstein Center in Harvard. Sie ist Kolumnistin der International New York Times und moderiert die Nachrichtensendung «The Drum» im australischen Sender ABC TV. Julia Bairds Artikel erscheinen u. a. in The New York Times, The Guardian, The Washington Post, The Sydney Morning Herald, Newsweek und Harper's Bazaar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextWie können wir Hoffnung schöpfen und Kraft finden, wenn wir mit Krankheit, Kummer, Schmerz oder Tod konfrontiert sind? Diese Frage beschäftigt auch Julia Baird, als sie schwer an Krebs erkrankt. Im Phänomen der Phosphoreszenz findet sie schließlich die geeignete Metapher für das, was uns in dunklen Stunden Licht bringt: So, wie es die Phosphoreszenz Glühwürmchen, Quallen und sogar ganzen Ozeanen ermöglicht, aus sich selbst heraus zu leuchten, können auch wir Menschen unsere eigene Phosphoreszenz erschaffen.  Baird schreibt über die Dinge, die ihren Weg erhellten und ihr zu Resilienz verhalfen: die Kraft der Natur, Freundschaft, ihr Glaube, die Akzeptanz des eigenen Scheiterns, die Abkehr von Perfektionsgedanken, die beruhigende Kraft des Alltäglichen. Sie verwebt ihre eigene mit Geschichten darüber, wie andere Menschen in schwierigen Zeiten Zuversicht finden, und ermutigt die Leserinnen und Leser dazu, ihr inneres Glück, ihr inneres Leuchten (wieder) zu entdecken.

Julia Baird ist eine australische Journalistin und Autorin. Die studierte Historikerin wurde 2005 in Sydney promoviert und war dann Fellow am renommierten Shorenstein Center in Harvard. Sie ist Kolumnistin der International New York Times und moderiert die Nachrichtensendung «The Drum» im australischen Sender ABC TV. Julia Bairds Artikel erscheinen u. a. in The New York Times, The Guardian, The Washington Post, The Sydney Morning Herald, Newsweek und Harper's Bazaar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644012677
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.04.2022
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2180 Kbytes
Artikel-Nr.8454224
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Auftakt Ein inneres Licht

Es gibt weniges, das uns so in Erstaunen versetzt, wie in freier Natur diesem überirdischen Leuchten zu begegnen: Glühwürmchen. Geisterpilze. Leuchtkäfer. Leuchtfische. Laternenhaie. Vampirtintenfische. Neonblaue Wellen. Die Böden und Dächer unserer Wälder, die Tiefen und Küsten unserer Ozeane wimmeln von lumineszenten Wesen, von Kreaturen, die aus sich heraus leuchten. Sie verzaubern uns seit Jahrhunderten wie Apostel der Wunder, strahlende Boten, die uns das Staunen lehren.

Forschungen haben ergeben, dass auch wir im Dunkeln leuchten, ganz schwach, sogar tagsüber. Offensichtlich ist das Leuchten allen Lebewesen gemeinsam. In einer 2009 veröffentlichten Studie wurden fünf junge Japaner mit nacktem Oberkörper in komplett abgeschottete Räume gesetzt: an drei aufeinanderfolgenden Tagen, alle drei Stunden für jeweils zwanzig Minuten. Mithilfe eines hochsensiblen bildgebenden Verfahrens konnte nachgewiesen werden, dass alle Probanden leuchteten, am stärksten im Gesicht, und dass die Intensität im Tagesverlauf anstieg und abfiel.

Der Studienumfang war zugegebenermaßen klein, und das Experiment ist auch nicht wiederholt worden - die Autoren der Studie, Masaki Kobayashi, Daisuke Kikuchi und Hitoshi Okamura, schlossen jedoch daraus, dass wir alle «direkt und rhythmisch» Licht abgeben: «Der menschliche Körper schimmert geradezu. Die Intensität des vom Körper ausgestrahlten Lichts ist allerdings eintausend Mal geringer als die Reizempfindlichkeit des bloßen Auges.»

Vielleicht sind wir doch aus Sternenstaub gemacht.

*

Vor einigen Jahren durchlitt ich eine Phase abgrundtiefen Liebeskummers. Ich verlor über Monate den Appetit und hatte heftige Schlafstörungen. Ich war abgemagert, am Boden zerstört, ohne jedes Selbstbewusstsein. Unter Tränen rief ich meinen Therapeuten an und sagte: «Ich weiß nicht, wie ich das überleben soll.» Er erzählte mir, er habe einst als junger Mann dasselbe zu seinem Mentor gesagt. Dieser Mann, ein Argentinier, sei ihm ins Wort gefallen und habe entgegnet: «Jetzt bekommt alles, was dir in deinem Leben gegeben wurde, seine Bedeutung; besinne dich auf deine Ressourcen. Deine Eltern, deine Freunde, deine Arbeit, deine Bücher, alles, was dich jemals beeinflusst hat, alles, das du jemals gelernt hast - nun ist der Moment gekommen, darauf zurückzugreifen.» Und er hatte recht. Welchen Zweck hat das, was wir gelernt haben, wenn wir uns dessen im Moment der tiefsten Krise nicht bedienen? Alle Erfahrungen, die wir gemacht haben, die Liebe und Zuneigung anderer Menschen, befinden sich in einer Art innerem Honigtopf, von dem wir in solchen Momenten zehren können.

Ich bin aufgrund meiner Krebserkrankung mehrmals dem Tode nahe gewesen, und heute frage ich mich, wie es passieren konnte, dass ich mich damals von Liebeskummer in eine solche abgrundtiefe Verzweiflung hinabzerren ließ. Ich habe in den letzten Jahren drei große Operationen durchgestanden. Für die dritte und größte benötigte das OP-Team über fünfzehn Stunden. Jedes Mal wurde der Prozess von einer emotionalen Intensität begleitet, die ich zuvor nicht gekannt hatte: Klarheit, Angst, Nervosität, Ruhe, Einsamkeit, äußerstes Grauen, Liebe und Spiritualität. Im Strudel einer Krebserkrankung gehen alle anderen Geräusche unter, man hört nur noch den eigenen Herzschlag, den eigenen Atem, die Zaghaftigkeit der eigenen Schritte. Selbst wenn man in einer derartigen Krise von der größten Familien- und Freundesschar und der strahlendsten Liebe umgeben ist - die dunkelsten Täler der Krankheit muss man allein durchschreiten.

Ich sehnte mich nach dem Ende dieser unerträglichen Schmerzen, gegen die Medikamente machtlos waren, verlor mich in opioidinduzierten Albträumen, verbrachte Monate in Krankenhäusern und lag in einem Krankenhauskittel hilflos flach auf dem Rücken, während großflächige offene Wunden mit giftigen Chemikalien traktiert und durchgespült wurden. Nach dieser Vergiftung zwang ich meinen Körper in seine Funktionsfähigkeit zurück, und ich quälte mich, meinen Tropf im Schlepptau, Schritt für Schritt humpelnd über Krankenhauskorridore, bemüht, dabei nicht auch noch den letzten Rest Würde zu verlieren.

Natürlich ist mir klar, dass ich nicht die Einzige mit einem solchen Trauma bin. Menschen, die wie ich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert waren, verstehen einander blind, und wir können uns oft besser in andere Leidende einfühlen - in die Millionen von Menschen mit gebrochenen Herzen, geschundenen Körpern, umnachteten Gehirnen. Denn wir kennen solche Zeiten, in denen sich das Leben wie eine Schlange um unseren Hals wickelt und uns die Luft abschnürt; uns im Schlaf wie ein Ungeheuer unserer Freude, unseres Sinns und unserer Hoffnung beraubt. Wir wissen, wie es ist, sich in einer engen, schwarzen, scheinbar luftleeren Höhle ohne erkennbaren Ausgang zu befinden.

Was mich in den vergangenen Jahre begleitet, fasziniert und mir geholfen hat, ist die Tatsache, dass wir Menschen in der Lage sind, in unserem Inneren unser eigenes, lebendiges Licht zu finden, es zu nähren und vor uns herzutragen - ein Licht, mit dem wir die Dunkelheit bannen können. Dabei geht es nicht darum, hell zu brennen, sondern vielmehr um die menschliche Fähigkeit, einer bescheidenen Phosphoreszenz den Boden zu bereiten, darum, auch bei Temperaturen unterhalb der Glut zu leuchten. Es geht um die Fähigkeit, Licht für Zeiten der Not aufzusparen, sanft zu leuchten, ohne zu verglühen. Am Leben zu bleiben, aufrecht zu bleiben, selbst wenn wir von Zweifeln geplagt sind.

*

Die amerikanische Autorin und Meeresbiologin Rachel Carson entdeckte das Phänomen von lebendigem Licht, als sie nachts am Ufer des Atlantiks entlanglief und den Strahl ihrer Taschenlampe ins dunkle Wasser hielt. Im August 1956 schrieb sie an ihre Freundin Dorothy Freeman:


Über den Tag herrschten hoher Seegang, kräftige Brandung und tosender Lärm, und so war es gegen Mitternacht besonders aufregend, dort zu sein - all meine Felsen schaumgekrönt [...] Um die Wildheit in Gänze zu erleben, knipsten wir die Taschenlampen aus - woraufhin es erst recht aufregend wurde. Die Brandung leuchtete, schien gespickt mit Diamanten und Smaragden, schleuderte sie zu Dutzenden auf den nassen Sand! Meine liebste Dorothy - wir waren am selben Ort, und doch war alles ungleich intensiver; die Begleitmusik aus Lärm und Bewegung viel wilder, und es gab so viel mehr Phosphoreszenz. Die einzelnen Funken waren riesig - wir sahen sie leuchtend im Sand liegen, andere waren gefangen in den strandauf, strandab laufenden Brandungswellen, immer aufs Neue vor- und wieder zurückgeschwemmt. Auch gelang es mir des Öfteren, einen davon eingebettet in Kies und Muschelsand in der hohlen Hand zu fangen, jedes Mal der festen Überzeugung, ihn mit bloßem Auge sehen zu können - doch dies Glück blieb mir verwehrt.


Was Carson in jener Nacht außerdem in Erstaunen versetzte, war der Leuchtkäfer, den sie über dem Wasser schweben sah «wie einen kleinen Scheinwerfer», und ihr wurde klar, dass dieser Käfer offenbar annahm, das Funkeln im Wasser stamme von Artgenossen. Sie rettete ihn vor dem Ertrinken und setzte ihn in einen Eimer, damit er seine Flügel trocknen konnte. Die Frau, deren späteres Werk Stummer Frühling den Startschuss für die moderne Umweltbewegung geben sollte, schrieb: «Es war eine jener Erfahrungen, die ein seltsames, nur schwer zu beschreibendes Gefühl auslösen, wo Fakten von so vielen Untertönen unterfüttert sind [...] Stell dir nur vor, man würde dies in die Sprache der Wissenschaft bringen!»

Allerdings.

Die Sprache, mit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese überweltlichen Phänomene beschrieben haben, hat sich im Laufe der Jahrhunderte in dem Maße gewandelt, wie das wissenschaftliche Verständnis für sie wuchs. Seit den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts ist das von natürlichen Substanzen oder Organismen abgestrahlte Licht als «Phosphoreszenz» bekannt: Normalerweise haben diese Organismen über einen langen Zeitraum Energie, wie zum Beispiel das Sonnenlicht, gespeichert und geben sie dann wieder ab.

Im frühen 20. Jahrhundert wurde der Begriff «Biolumineszenz» geprägt, insbesondere, um das biochemische Licht zu beschreiben, das Lebewesen wie Phytoplankton erzeugen, wenn sie durch Wellen aufgewühlt werden (tagsüber sehen wir es übrigens dann oft als rote Algenteppiche). Manche Wissenschaftler - wie Carson - verwendeten diese Begriffe noch synonym.

Ehe die Wissenschaft das Phänomen der Phosphoreszenz in seinen verschiedenen Ausprägungen zu erklären vermochte, war es im Reich der Mythen und Legenden zu Hause. Aristoteles rätselte über feuchtes Holz, das im Dunkeln leuchtete. Die Japaner sahen in Leuchtkäfern die Seelen der Toten, genauer gesagt, die Seelen von im Kampf gefallenen Samurai. Seeleute, deren Schiffe durch lumineszente Teppiche glitten, glaubten, die Wellen stünden in Flammen; sie sprachen von «brennenden Ozeanen», «milchweißen Meeren» oder «glühenden Kohlen» auf dem Wasser; Aristoteles verwies auf die «Ausdünstungen von Feuer aus der See». 1637 sah der französische Philosoph René Descartes Meerwasser «Funken sprühen ähnlich jenen, die von Feuersteinen erzeugt werden». 1688 verkündete der französische Jesuitenmissionar Père Tachard, die Funken rührten daher, dass die Sonne das Meer tagsüber mit «einer Unzahl feuriger und leuchtender Geister» schwängere und sich diese Geister nach Anbruch der...
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Autor

Julia Baird ist eine australische Journalistin und Autorin. Die studierte Historikerin wurde 2005 in Sydney promoviert und war dann Fellow am renommierten Shorenstein Center in Harvard. Sie ist Kolumnistin der International New York Times und moderiert die Nachrichtensendung «The Drum» im australischen Sender ABC TV. Julia Bairds Artikel erscheinen u. a. in The New York Times, The Guardian, The Washington Post, The Sydney Morning Herald, Newsweek und Harper's Bazaar. Sabine Längsfeld übersetzt bereits in zweiter Generation Literatur verschiedenster Genres aus dem Englischen in ihre Muttersprache. Zu den von ihr übertragenen Autor:innen zählen Anna McPartlin, Sara Gruen, Glennon Doyle, Malala Yousafzai, Roddy Doyle und Simon Beckett.