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Blutrot ist das Schweigen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.08.20221. Auflage
Der spannende zweite Band der Sankt-Petersburg-Serie um die Kommissarin Natalja Iwanowa, die sich keinem System beugt, sondern nur ein Ziel verfolgt, koste es, was es wolle: die Wahrheit. In einer eisigen Januarnacht wird Natalja Iwanowa an eine Landstraße nahe St. Petersburg gerufen. Dort liegt die Leiche einer jungen Frau. Was nach einem Erfrierungstod aussieht, stellt sich als Mord heraus. Bevor die Kommissarin mit ihren Ermittlungen beginnen kann, wird ihr der Fall vom russischen Inlandsgeheimdienst entzogen. Denn die Ermordete war Mitglied einer politischen Protestgruppe. Weitere Aktivisten sollen kaltgestellt werden, befürchtet Natalja. Sie muss die Wahrheit herausfinden. Im Namen der Toten und der Gerechtigkeit. Auch wenn sie ihr eigenes Leben und das ihrer Familie aufs Spiel setzt.

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer spannende zweite Band der Sankt-Petersburg-Serie um die Kommissarin Natalja Iwanowa, die sich keinem System beugt, sondern nur ein Ziel verfolgt, koste es, was es wolle: die Wahrheit. In einer eisigen Januarnacht wird Natalja Iwanowa an eine Landstraße nahe St. Petersburg gerufen. Dort liegt die Leiche einer jungen Frau. Was nach einem Erfrierungstod aussieht, stellt sich als Mord heraus. Bevor die Kommissarin mit ihren Ermittlungen beginnen kann, wird ihr der Fall vom russischen Inlandsgeheimdienst entzogen. Denn die Ermordete war Mitglied einer politischen Protestgruppe. Weitere Aktivisten sollen kaltgestellt werden, befürchtet Natalja. Sie muss die Wahrheit herausfinden. Im Namen der Toten und der Gerechtigkeit. Auch wenn sie ihr eigenes Leben und das ihrer Familie aufs Spiel setzt.

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644007178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum16.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3698 Kbytes
Artikel-Nr.8454259
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Oktober 2017

Mehrere alte Frauen - Kopftücher, Pelzmäntel, Sonnenbrillen - schoben sich an Elisaweta vorbei in das Restaurant zu ihrer Rechten, dessen Einrichtung eine einzige Hommage an Charlie Chaplin darzustellen schien. Sie klemmte die Hände in die Achselhöhlen. Es war zwar nicht besonders kalt, doch da sie schon seit einer Stunde hier herumstand, fror sie trotzdem. Sie sah aufs Handy: 11:48 Uhr.

Von hier aus konnte sie die vier Dezembristen beobachten, die auf dem Gehweg über die Sampsonjewski-Brücke Position bezogen hatten. Der Verkehr rauschte zu ihren Füßen in einen Tunnel, der unter der grauen Newa hindurchführte. Max und eine attraktive Frau mit schwarzem Haar gesellten sich zu den vier anderen. Er trug seine gelbe Puffa-Wendejacke. Einmal, so hatte er stolz berichtet, war es ihm gelungen, einen dummen Polizisten zu täuschen, indem er die Jacke auf die schwarze Seite gedreht hatte. Der Musor, der ihn verfolgte, war direkt an ihm vorbeigerannt.

Max zog sich eine türkise Sturmhaube über den Kopf und klappte die untere Hälfte nach oben, sodass sie wie eine Wollmütze aussah.

Lisa atmete langsam aus.

Dann versuchte sie sich abzulenken, indem sie sich vorstellte, mit Max zu schlafen. Zweifellos wäre er besser als der besoffene Trottel, den sie vor einem halben Jahr mit nach Hause genommen hatte, während ihre Mutter im Nebenraum schnarchte. Max hatte zwar noch nie mit ihr geflirtet, doch sie war sich sicher, dass sie gut zusammenpassten. Er war nur wenig älter als sie, und im Gegensatz zu den dürren Studentinnen, die ihn förmlich anbeteten, schien er tatsächlich an dem interessiert zu sein, was sie zu sagen hatte.

Sie stampfte gegen die zunehmende Taubheit mit den Füßen auf. Ein Kellner warf ihr einen Blick zu - schwer zu sagen, ob er sie damit ins Restaurant locken wollte oder nur neugierig war, weshalb sie davor herumlungerte. Als ihr Handy klingelte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Der Kellner lachte. Sie wandte sich von ihm ab und zog die Handschuhe aus.

Lisa warf einen Blick zu den über dem Tunnel stehenden Dezembristen hinüber. Max hatte das Telefon am Ohr.

«Ich kann dich kaum hören», rief sie.

«In zwei Minuten ist es so weit.» Er legte auf.

Sie klappte den Kragen ihres Wollmantels hoch und ging los. Max telefonierte wieder und winkte Tima zu, der auf der gegenüberliegenden Seite des Finljandski-Prospekt in einem Lieferwagen saß. Nur Sekunden später setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.

Wahrscheinlich war der grantige Mudak Tima nur dabei, weil ihm der Lieferwagen gehörte. Lisas Qualifikation dagegen war ihr Beruf. Sie hatte Adelina - der Frau am Telefon - erzählt, dass sie Physik studiert hatte und als Bausachverständige arbeitete. Adelina hatte ihr daraufhin die Logistik für diese Operation anvertraut. Eine Aufgabe, die Lisa sehr ernst nahm. Sie wusste, wie viele Sekunden es dauerte, um das Fass zu leeren, und sie hatte berechnet, wie lange der Mercedes bei jeweils verschiedenen Geschwindigkeiten durch den Tunnel brauchte. Eines Abends hatte sie sogar Kieselsteine von der Brücke geworfen und gestoppt, wie lange es dauerte, bis sie auf dem Asphalt der Unterführung auftrafen.

Eine ganze Weile lang wurde sie das mulmige Gefühl nicht los, dass das Ganze schiefgehen würde. Bevor sie mit den Dezembristen Kontakt aufgenommen hatte, war das Schlimmste, was sie sich hatte vorstellen können, eine demütigende Verhaftung vor Artems Augen und das Ende ihrer beruflichen Laufbahn gewesen. Inzwischen wusste sie, dass viel mehr auf dem Spiel stand - eigentlich hätte sie Todesangst haben müssen. Hatte sie aber nicht. Ihr Herz schlug wie wild, doch äußerlich war sie vollkommen ruhig.

Lisa ging so unauffällig wie möglich den Gehweg zur Sampsonjewski-Brücke hinauf. Als sie die anderen Aktivisten erreichte, hatte Tima bereits eine Fahrspur mit seinem Lieferwagen blockiert. Sie sah, wie schlampig er das schwarze Klebeband auf dem Nummernschild angebracht hatte. Damit würde er wohl keinen Polizisten täuschen. Wütende Fahrer umrundeten den Lieferwagen. Dann flogen mit einem Knall die Hecktüren auf, zwei Männer mit OP-Masken sprangen auf die Ladefläche und lösten die Seile, mit der die Tonne gesichert war.

Sie ging zu Tima hinüber. Er trug eine riesige rote Wollmütze, in die er Löcher für Augen und Mund geschnitten und die er so in eine Sturmhaube verwandelt hatte.

«Was zum Teufel machst du denn hier? Du solltest doch auf der anderen Seite sein», rief er ihr aus der Fahrerkabine entgegen. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu erkennen.

Lisa wandte sich von ihm ab. Das Adrenalin hatte ihre Angst in Leichtsinn verwandelt. Max zog sich die türkisfarbene Sturmhaube übers Gesicht. Er stand nur eine Armeslänge von ihr entfernt mit dem Rücken zu einer niedrigen Betonmauer und sprach in ein Handy, das ihm eine seiner Studentinnen, - eine junge Frau mit einem violetten Schal - an den Mund hielt. Die anderen beiden Frauen trugen bunte Sturmhauben und hielten ein Banner mit drei übereinandergeschriebenen Worten hoch.


Geschenk

zum

Ruhestand


Max sprach so ernst wie ein Priester bei der Predigt.

«Herr Putin, heute werden Sie fünfundsechzig Jahre alt», sagte er. «Aber anstatt in Rente zu gehen, reißen Sie einmal mehr die Präsidentschaft an sich. Im Namen von Mütterchen Russland verlangen wir Ihren Rücktritt.»

Sie bemerkte, dass Max hinter der Sturmhaube grinste. «Hoffentlich werden Ihnen Ihre Schoßhunde, die Geheimpolizisten vom FSB, unser Geschenk auch überreichen.»

Dann wurde er von einem vorbeifahrenden Kipplaster übertönt. Lisa stand in den Dieselabgasen und bemerkte, wie etwas über dem Fluss aufblitzte - es war die Kameradrohne, die wie ein riesiges Insekt über der Großen Newa schwebte. Lisa sah zu Gregor hinüber, der die Drohne in sicherer Entfernung von der Brücke aus steuerte.

Tima stieg aus und kam zu ihr herüber. «Lisa, du darfst hier nicht stehen bleiben. Sie werden dein Gesicht sehen.»

«Keine Sorge, bin schon weg.»

Sie überquerte die Brücke. Es war, als würden ihre Füße den Boden nicht berühren. Ihr Herz raste. Alles kam ihr unwirklich vor. Sie bemerkte den Verkehr kaum. Zwischen den vier Fahrspuren befanden sich die Straßenbahngleise, die die Autos in beiden Richtungen zum Ausweichen benutzten. Sie stellte sich auf dieses gefährliche Niemandsland und beobachtete die beiden Männer mit den OP-Masken, wie sie mit dem Fass hantierten. Es glitt ihnen aus den Händen und fiel auf den Boden, dann hatten sie es in Position gebracht, den Metallverschluss geöffnet und den Deckel abgenommen. Rote Flüssigkeit schwappte auf den Asphalt.

Schon wurden die Autos immer langsamer, als die Fahrer interessiert das Spektakel beobachteten. Sie schlängelte sich durch den zähflüssigen Verkehr, vorbei an einem Mann, der den Unterarm aus dem Autofenster gestreckt hatte und die Aktion mit dem Handy filmte. Sie hätte ihm das Handy aus der Hand reißen können, so nahe war er, doch stattdessen schlich sie sich unbemerkt an seinem Wagen vorbei. Sie trug keine Sturmhaube, also würden die FSB-Agenten in ihren Fahrzeugen keine Notiz von ihr nehmen.

Gregor steuerte die Drohne unter die Brücke, um den Konvoi dabei zu filmen, wie er den Tunnel verließ. Lisa tat so, als wollte sie die Aurora fotografieren, die auf dem gegenüberliegenden Ufer der Großen Newa vor Anker lag. Sie hob das Handy, wie um ein Bild des berühmten Panzerkreuzers zu machen, auf dem die Oktoberrevolution ihren Anfang genommen hatte. Das Blaulicht des Konvois wurde heller. Zuerst erschien ein vor Antennen starrender, wuchtiger schwarzer Geländewagen. Dann folgte ein ebenso schwarzer Mercedes.

Der Konvoi, dem eine Staffel der Motorradpolizei den Weg geräumt hatte, war schneller als erwartet. Seine Geschwindigkeit hatte sie bei ihren Berechnungen nur schätzen können. Als der Geländewagen nur noch zwanzig Meter vom Tunneleingang entfernt war, drehte sie sich plötzlich um. Auf dieses Signal hin warfen die beiden Männer mit den OP-Masken das Fass um. Vierzig Liter Kunstblut - bestehend aus Glyzerin, Öl, roter Farbe und Gott weiß was noch - ergossen sich in den Tunnel.

Die Männer stellten das Fass wieder gerade hin und stießen Jubelrufe aus. Max hob den Daumen: Volltreffer. Unter ihr war das Wimmern eines Rückwärtsgangs zu hören. Dann schepperte Metall und klirrte Glas, als zwei Wagen zusammenprallten.

Eine halbe Minute lang war alles still, dann ertönten Rufe in der Unterführung. Eigentlich hätten sich die Dezembristen laut Plan in alle Richtungen zerstreuen sollen, doch auch sie verfolgten wie gebannt diese unerwartete Entwicklung. Max hob die geöffneten Hände - auch er wusste nicht, was vor sich ging. Nur der übervorsichtige Gregor entfernte sich langsam und überquerte die Brücke in Richtung der Petrograder Insel. Die Drohne folgte ihm wie ein exotisches Haustier über den Fluss hinweg.

Vier FSB-Personenschützer tauchten aus der Tunnelöffnung auf. Sie liefen gebückt, die Pistolen in beidhändigem Griff vor sich ausgerichtet, und nutzten die Schatten und hohen Mauern als Deckung, während sie eine Seite der Brücke sicherten. Das Fass war glitschig vom Kunstblut und entglitt den Männern in den...
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Autor

G.D. Abson wuchs auf Militärbasen in Deutschland und Singapur auf, bevor er nach Großbritannien zurückkehrte und unter anderem Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Russland studierte. Heute lebt und arbeitet er als selbstständiger Business-Analyst im Süden Englands. Nach «Tod in Weißen Nächten» ist «Blutrot ist das Schweigen» der zweite Fall mit der St. Petersburger Kriminalkommissarin Natalja Iwanowa.Kristof Kurz lebt und arbeitet als freiberuflicher Übersetzer und Redakteur in München und hat unter anderem Werke von Robert Galbraith, Harry Bingham und Simon Scarrow ins Deutsche übertragen.