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Stadt, Land, Fuchs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am14.03.20221. Auflage
Wussten Sie, dass Berlin nicht nur die Hauptstadt der Nachtigallen ist, sondern auch der Wildschweine? Dass Murmeltierfett über wundersame Heilkraft verfügen soll, Feldmäuse uns lehren können, besser mit Stress umzugehen, und dass es nicht nur Ost- und Westgoten gab, sondern auch Ost- und Westmäuse gibt? Denn eine seltsame Grenze verläuft durch Deutschland.

Der Biologe Josef H. Reichholf entführt uns in die verborgene Welt der Säugetiere in der Tradition David Attenboroughs, aber nicht zu Tigern und Elefanten, sondern in die unserer heimischen Säuger. Voll überraschender Erkenntnisse und Anekdoten rückt das liebevoll von Johann Brandstetter illustrierte Buch unser Zusammenleben mit Wölfen, Füchsen, Bibern und Fledermäusen in ein neues Licht.

Ein wahres Lesevergnügen!


Josef H. Reichholf, 1945 in Niederbayern geboren, war bis Mai 2010 Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und Professor für Ökologie und Naturschutz an der TU München. 2007 wurde er mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet. Seine Bücher wurden Bestseller sowie als Wissens- und Wissenschaftsbücher des Jahres ausgezeichnet. Zusammen mit Johann Brandstetter legte er zuletzt das Buch »Regenwälder« vor, das auf der Sachbuchbestenliste stand. Johann Brandstetter, 1959 in Oberbayern geboren, hat fast 200 Bücher bebildert, seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Studienreisen nach Zentralafrika, Asien und Mittelamerika inspirierten ihn zum Bilderzyklus »Symbiosen«, der 2016/17 in Salzburg in einer Ausstellung zu sehen war. Das gleichnamige Buch, dessen Text von Josef H. Reichholf verfasst ist, wurde mit dem Preis »Wissensbuch des Jahres« ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextWussten Sie, dass Berlin nicht nur die Hauptstadt der Nachtigallen ist, sondern auch der Wildschweine? Dass Murmeltierfett über wundersame Heilkraft verfügen soll, Feldmäuse uns lehren können, besser mit Stress umzugehen, und dass es nicht nur Ost- und Westgoten gab, sondern auch Ost- und Westmäuse gibt? Denn eine seltsame Grenze verläuft durch Deutschland.

Der Biologe Josef H. Reichholf entführt uns in die verborgene Welt der Säugetiere in der Tradition David Attenboroughs, aber nicht zu Tigern und Elefanten, sondern in die unserer heimischen Säuger. Voll überraschender Erkenntnisse und Anekdoten rückt das liebevoll von Johann Brandstetter illustrierte Buch unser Zusammenleben mit Wölfen, Füchsen, Bibern und Fledermäusen in ein neues Licht.

Ein wahres Lesevergnügen!


Josef H. Reichholf, 1945 in Niederbayern geboren, war bis Mai 2010 Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und Professor für Ökologie und Naturschutz an der TU München. 2007 wurde er mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet. Seine Bücher wurden Bestseller sowie als Wissens- und Wissenschaftsbücher des Jahres ausgezeichnet. Zusammen mit Johann Brandstetter legte er zuletzt das Buch »Regenwälder« vor, das auf der Sachbuchbestenliste stand. Johann Brandstetter, 1959 in Oberbayern geboren, hat fast 200 Bücher bebildert, seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Studienreisen nach Zentralafrika, Asien und Mittelamerika inspirierten ihn zum Bilderzyklus »Symbiosen«, der 2016/17 in Salzburg in einer Ausstellung zu sehen war. Das gleichnamige Buch, dessen Text von Josef H. Reichholf verfasst ist, wurde mit dem Preis »Wissensbuch des Jahres« ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841229199
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.03.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1912 Kbytes
Artikel-Nr.8456301
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Wolf

Canis lupus


Der Wolf ist ein großer, frei lebender Hund. Diese Feststellung wird sogleich Widerspruch hervorrufen, verhält es sich doch wohl umgekehrt. Die Hunde, alle Hunde, sind Formen des Wolfes. Er ist ihre Stammart. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten können wir dank der Möglichkeiten des genetischen Vergleichs, den die Molekulargenetik eröffnet hat, ziemlich sicher sein, dass der Hund vom Wolf abstammt. Dennoch hat der einleitende Satz seine volle Berechtigung. Denn Wölfe und Hunde bilden Formen innerhalb einer einzigen ziemlich großen Art, und die Hunde sind so viel zahlreicher, dass Wölfe nur eine kleine Teilgruppe im Spektrum bilden. Aber »Hunde« umfasst die weit größere Gruppierung der Hunde/Wölfe als Gattung mit dem wissenschaftlichen Namen Canis. Und zu dieser gehören der Goldschakal Canis aureus, der gegenwärtig vom südöstlichen Balkan nach Mitteleuropa vordringt, weitere Schakalarten aus Afrika und Vorderasien sowie der nordamerikanische Kojote. Und natürlich alle Unterarten des Wolfes Canis lupus. In seinem Artnamen lupus steckt die altlateinische Bezeichnung für den Wolf. Er wird also tatsächlich den Hunden zugeordnet, wie im Eingangssatz formuliert. Verwirrend genug? Kein Wunder, denn genetisch stehen nicht nur Wolf und Hund einander sehr nahe - so nahe, dass es bei manchen Hundeformen schwerfällt, auf den bloßen Anblick hin zu entscheiden, ob Hund oder Wolf - sondern auch die anderen Arten der Gattung Canis sind wenig voneinander verschieden. Konrad Lorenz, Nobelpreisträger und wohl bekanntester Verhaltensforscher des 20. Jahrhunderts, war nicht grundlos fest davon überzeugt, dass der Hund vom Goldschakal und nicht vom Wolf abstammen müsse. Die Lorenz´sche Meinung deckt sich immer noch weitgehend mit dem Empfinden der Menschen, die Hunde halten. Der Hund, der beste Freund des Menschen, kann doch kein bloß gezähmter Wolf sein. Gerade wenn der Hund recht wolfsähnlich aussieht, wird der Kontrast im Verhalten umso klarer. Er gibt Pfote, schaut uns mit ergreifendem Hundeblick in die Augen und fordert uns mit wedelndem Schwanz zum Spaziergang auf. Das soll ein »Wolf« sein?! Das kann nicht sein, so das Empfinden. Wölfe sind Raubtiere, sagen die Jäger und die Schäfer. Wölfe sind lebensgefährlich, davon erzählen die Märchen seit Jahrhunderten. Wölfe haben ein zähnestarrendes Maul, Hunde Mundgeruch und daher mitunter den Zahnarzt nötig. Wölfe »reißen« (arme) Tiere, die von Jägern ordentlich »erlegt« werden würden. Wölfe verbreiten Angst und Schrecken in der Tierwelt. Und die Jäger? Ihr Wirken machte die Tiere zu Wild, also scheu. Und damit den Menschen zum schrecklichsten der Schrecken für die Tierwelt. So sehen es die Tierschützer.

Der Hund verbindet. Wer Kontakte zu anderen Menschen knüpfen möchte, sollte sich einen Hund zulegen. Das hilft bestimmt, wenn es nicht gerade ein psychisch schwer gestörter Hund ist. Der Wolf hingegen polarisiert wie kein anderes Tier. Grund genug also, um ihn genauer zu betrachten, zumal Deutschland seit einem Vierteljahrhundert wieder Wolfsland ist.

Nochmals, aber jetzt nur aus Vergleichsgründen: Der Wolf ist ein großer Hund, ein kräftiger und ziemlich hochbeiniger. Ausgewachsene Wölfe messen vom Kopf bis zum Schwanzansatz 100 bis etwa 140 Zentimeter. 30 bis knapp 50 Zentimeter Schwanzlänge kommen hinzu, und Wölfe werden 30 bis über 70 Kilogramm schwer. Das sind Messwerte, wie sie auch für mehrere Hunderassen, aber nur auf die wirklich großen zutreffen. Der Kopf der Wölfe wirkt breiter als bei Hunden ähnlicher Größe, die Pfoten sind größer. Die Fellfarbe ist grau mit bräunlichen Tönen in Schattierungen. Auch nahezu schwarze Wölfe kommen vor. Wie immer bei Schwärzlingen in der Tierwelt wird ihnen besondere Wildheit nachgesagt, was aber nur unsere Ängste vor dem Dunklen ausdrückt. Die Beine der Wölfe sind lang - deutlich länger als bei etwa gleich großen Schäferhunden. Ihr Hinterteil fällt nicht ab, wie es den Schäferhunden angezüchtet wurde, damit sie sich scheinbar immer in Habacht-Stellung befinden. Das verursacht aber häufig Hüftprobleme (Hüftdisplasie). Wölfe können hingegen ausgewogen laufen. Und zwar sehr anhaltend. Dutzende Kilometer in einer Nacht sind für einen halbwegs fitten Wolf kein Problem. Sein Lauf profitiert von der in der Einführung zu den Säugetieren geschilderten Wirkung der Laufimpulse auf Zwerchfell und Atmung.

Wölfe sind Läufer. Als Vierfüßer sogar die perfekten Läufer. Im Sprint werden sie zwar von zahlreichen anderen größeren Säugetieren übertroffen, nicht aber an Ausdauer. Der Gepard, das schnellste nach Beute jagende Säugetier, erreicht in wenigen Sekunden eine Spitzengeschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Stunde, aber nicht »pro Stunde«, sondern nur ein paar Minuten lang. Dann ist er erschöpft. Hat er dann die sprintende Gazelle nicht eingeholt, die zwar etwas langsamer ist, aber einen Vorsprung hatte, ist seine Jagd gescheitert, und die hohe Energieausgabe geht in die Verlustbilanz ein. Der Wolf hingegen kann weitermachen, laufen und laufen, bis die Beute müde wird. Da kaum eines seiner Beutetiere die ideale Kombination aus Körpergewicht, entsprechender Muskulatur und Lauffähigkeit dank optimierter Beinstruktur hat, stehen die Chancen für ihn besser, zum Erfolg zu kommen. Sie sind aber nicht gut genug für einen allein jagenden Wolf, wenn Beutetiere der dafür idealen Größe, wie Rehe, knapp (geworden) sind. Denn anhaltend schneller Lauf kostet natürlich auch Energie. Die Bilanz muss stimmen, d. h. positiv ausfallen. Mehrere Gepardensprints mögen einer mehrere Kilometer langen Verfolgungsjagd entsprechen. Doch das, was zählt, ist der Jagderfolg. Dafür reicht ein kilometerweit verfolgter Hase nur im Ausnahme-, nicht aber im Regelfall. Und der schon altersgeschwächte Hirsch wehrt sich häufig erfolgreich genug, wenn der Wolf, der ihn gestellt hat, allein ist. Die Aussicht, zwei Wochen lang tagtäglich Fleisch nach Bedarf zu haben, verleiht nicht mehr Kräfte als die, die der Kampf ums Überleben beim Hirsch freisetzt. Aus dieser knappen Schilderung, worum es beim Wolf geht, wenn er jagt, ergeben sich zwei Schlussfolgerungen, die tatsächlich zutreffen und das Leben der Wölfe charakterisieren: Erstens sollte sich Kooperation mit Artgenossen lohnen, und zweitens müssen vorhandene Kadaver größerer Tiere für Wölfe attraktiv sein.

Die Kooperation lohnt, wenn die Beute größer als der Wolf ist, der sie jagt. Dann bringt der Erfolg genug ein, um mit anderen Wölfen zu teilen. Mit zunehmender Beutegröße sollte daher auch die Zahl der an der Jagd und an der Verwertung der Beute teilnehmenden Wölfe ansteigen. Das ist der Fall, wenn man die gegenwärtige Maximalgröße der Beute und ihre Häufigkeit im Streifgebiet von Wölfen betrachtet. Die Wolfsrudel sind nicht überall gleich groß, weil die Beuteverfügbarkeit variiert. Die Rudelgröße muss eher dem unteren Bereich entsprechen, der genügend Beute für alle Mitglieder über den größten Teil der Zeit im Jahreslauf garantiert, und nicht dem Höchstwert mit Beute im Überfluss. Einzelwölfe gibt es selten, und wenn doch, dann »auf Zeit«. Denn normalerweise sind solche, als Jungwölfe, auf der Suche nach einem geeigneten Partner zur Bildung eines Paares und eines neuen Rudels. Dieses umfasst die Jungwölfe des letzten Wurfes oder der letzten Würfe. Aber dem Rudel können sich auch fremde Wölfe anschließen, jedoch nur nach längerer Annäherungszeit und wenn das Streifgebiet beutereich genug ist.

Kadaver spielen für die Ernährung der Wölfe eine unter Umständen ganz beträchtliche Rolle: Großtiere können aus verschiedenen Gründen ums Leben kommen. Durch Verhungern, wenn Frost und Schnee zu lange dauern und ihnen die Nahrung unzugänglich machen, durch Unfälle, etwa durch Absturz in steilem Gelände, aber auch, und dies nicht selten, durch Krankheiten. Das Spektrum der Kadavernutzer reicht von Löwen und Wölfen über Schakale und Füchse bis hin zu von Aas lebenden Großvögeln wie Geiern, einigen Arten großer Störche sowie Raben. Dass Geier überhaupt entstehen konnten, beweist hinlänglich, dass Großtierkadaver in der Natur »natürlich« sind und eigentlich von Menschen nicht entsorgt werden sollten. Vielerorts beteiligen sich Hunde anstelle von Wölfen an der Verwertung toter Tiere. Straßenhunde, Streuner, Pariahunde werden sie genannt. Sie sind Wölfe ihrer Biologie...

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Autor

Josef H. Reichholf, 1945 in Niederbayern geboren, war bis Mai 2010 Leiter der Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und Professor für Ökologie und Naturschutz an der TU München. 2007 wurde er mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet. Seine Bücher wurden Bestseller sowie als Wissens- und Wissenschaftsbücher des Jahres ausgezeichnet. Zusammen mit Johann Brandstetter legte er zuletzt das Buch »Regenwälder« vor, das auf der Sachbuchbestenliste stand.

Johann Brandstetter, 1959 in Oberbayern geboren, hat fast 200 Bücher bebildert, seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Studienreisen nach Zentralafrika, Asien und Mittelamerika inspirierten ihn zum Bilderzyklus »Symbiosen«, der 2016/17 in Salzburg in einer Ausstellung zu sehen war. Das gleichnamige Buch, dessen Text von Josef H. Reichholf verfasst ist, wurde mit dem Preis »Wissensbuch des Jahres« ausgezeichnet.