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Auf Schwingen um die Welt

4
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Hanser Berlinerschienen am22.08.20221. Auflage
'Scott Weidensaul erhebt mit schnörkelloser Eloquenz die Ökologie auf das Level der Philosophie.' Los Angeles Times
Milliarden Vögel umrunden jedes Jahr die Erdkugel. Der spatzgroße Strandläufer fliegt ohne Halt von Kanada nach Venezuela - das entspricht 126 aufeinanderfolgenden Marathons ohne Nahrung, Wasser oder Schlaf. Dabei ziehen er Feuchtigkeit aus seinen Muskeln und Organen und nutzt das Magnetfeld der Erde mittels einer Form von Quantenverschränkung, die Einstein nervös gemacht hätte.
In den letzten zwanzig Jahren ist unser Wissen über Zugvögel sprunghaft gewachsen. In seinem elegant erzählten Meisterwerk zeigt der preisgekrönte Autor und Ornithologe Scott Weidensaul, dass wir mehr über die Lebewesen auf Erden verstehen, wenn wir uns mit dem Naturwunder über unseren Köpfen beschäftigen. Und wie wir trotz Klimawandel unsere fragilen Ökosysteme schützen können.
'Der preisgekrönte Autor sprüht vor Freude und Begeisterung, ein meisterhafter Erzähler.' The Guardian

Scott Weidensaul, geboren 1959, ist Ornithologe und Autor. Er hat mehr als dreißig Bücher zu Naturthemen verfasst und arbeitet an mehreren großen internationalen Forschungsprojekte zu Zugvögeln mit. Er lebt mit seiner Frau in Pennsylvania.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

Klappentext'Scott Weidensaul erhebt mit schnörkelloser Eloquenz die Ökologie auf das Level der Philosophie.' Los Angeles Times
Milliarden Vögel umrunden jedes Jahr die Erdkugel. Der spatzgroße Strandläufer fliegt ohne Halt von Kanada nach Venezuela - das entspricht 126 aufeinanderfolgenden Marathons ohne Nahrung, Wasser oder Schlaf. Dabei ziehen er Feuchtigkeit aus seinen Muskeln und Organen und nutzt das Magnetfeld der Erde mittels einer Form von Quantenverschränkung, die Einstein nervös gemacht hätte.
In den letzten zwanzig Jahren ist unser Wissen über Zugvögel sprunghaft gewachsen. In seinem elegant erzählten Meisterwerk zeigt der preisgekrönte Autor und Ornithologe Scott Weidensaul, dass wir mehr über die Lebewesen auf Erden verstehen, wenn wir uns mit dem Naturwunder über unseren Köpfen beschäftigen. Und wie wir trotz Klimawandel unsere fragilen Ökosysteme schützen können.
'Der preisgekrönte Autor sprüht vor Freude und Begeisterung, ein meisterhafter Erzähler.' The Guardian

Scott Weidensaul, geboren 1959, ist Ornithologe und Autor. Er hat mehr als dreißig Bücher zu Naturthemen verfasst und arbeitet an mehreren großen internationalen Forschungsprojekte zu Zugvögeln mit. Er lebt mit seiner Frau in Pennsylvania.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783446274730
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum22.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8542513
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog


Die Tundra ist vielleicht die prachtvollste, bequemste Matratze der Welt.

Ein wenig feucht ist es schon. Deshalb sollte man Regenhosen und eine Regenjacke tragen, selbst an einem so klaren, kalten Morgen - die Sonne berührt gerade mit ihrem rosa-orangefarbenen Licht die Gipfel der Alaskakette und den in Gletscher gehüllten, massigen Denali (auch Mount McKinley genannt), einen rund 110 Kilometer weiter westlich gelegenen, gewaltigen rosafarbenen Monolithen, der untypischerweise frei von Wolken ist.

Meine drei Begleiter und ich ließen uns mit einem glücklichen Seufzen, die Beine ausgestreckt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, auf das weiche, schwammige Kissen aus Torfmoos, Cranberry-Zwergsträuchern, Rentierflechte und anderen kleinwüchsigen Tundrapflanzen fallen. Die Pause tat uns gut. Wir waren um zwei Uhr morgens in dem hellen Zwielicht aufgestanden, das im Inneren Alaskas als subarktische Mitternacht durchgeht. Um drei Uhr hatten wir uns mit einem wachsamen Auge auf Elche oder Grizzlybären auf die 150 Kilometer lange Schotterstraße begeben, die quer durch die 19.000 Quadratkilometer große Wildnis des Denali-Nationalparks führt. Wir wussten nie, was uns begegnen würde. Am Tag zuvor war ein großes Wolfsmännchen misstrauisch um unseren Lastwagen der Nationalparkbehörde gestrichen, bevor es, nur einen knappen Meter von meinem offenen Fenster entfernt, nervös am hinteren Kotflügel geschnuppert hatte.

Heute hatte es keine solchen Unterbrechungen gegeben. Um vier Uhr, rund 50 Kilometer innerhalb des Parks, nahmen wir unser Gepäck und Bündel von Aluminium-Netzpfosten auf die Schultern und trotteten einen langen Abhang hinunter zu einem Weidendickicht, das sich durch eine eineinhalb Kilometer lange Geländerinne schlängelte. So bequem die schwammige Tundra als Liegekissen ist, so ermüdend ist es auch, durch sie hindurchzuwandern. Mit jedem Schritt sinkt man tief ein, oder man tritt auf verborgene Grasbüschel, während die schienbeinhohen Birken und Weiden sich an Füßen und Beinen festklammern.

»He! He!«, schrien wir, um Elche oder Grizzlybären aufzuscheuchen, die sich vielleicht in dem dichten, drei Meter hohen Gebüsch vor uns versteckten. »Bla bla bla bla«, rief ich unsinnigerweise; was genau man von sich gibt, spielt keine Rolle, Hauptsache man überrascht weder eine Elchmutter, die ihr Junges beschützt, noch verschreckt man einen Grizzly, dessen erste Reaktion vielleicht in einem Angriff besteht. Im Gegensatz zu vielen anderen Wanderern riefen wir aber nie »He, Bär!«. Diese Worte, das werden altgediente Alaskakenner bestätigen, sollten ausschließlich für den Atem stockenden Augenblick reserviert sein, in dem ein Grizzly ganz in der Nähe auftaucht - als Warnung an den Bären, vor allem aber für jeden, der sich in Hörweite befindet.

Heute versetzten wir aber nur eine Familie von Moorschneehühnern in Aufruhr; es waren rund ein halbes Dutzend braune Jungvögel, die in alle Richtungen auseinanderstoben, während die Mutter lautstark ihr Missvergnügen zum Ausdruck brachte. Wir stellten unser Gepäck ab, und ich folgte Laura Phillips, der Expertin des Nationalparks für die Ökologie der Vögel. Sie bahnte sich den Weg in dem scheinbar undurchdringlichen Gewirr der Weiden. Elche haben aus irgendeinem Grund keine Schwierigkeiten, sich darin zurechtzufinden - der feuchte Boden war mit ihren untertassengroßen Fußspuren und länglichen Exkrementhaufen übersät. In der Mitte fanden wir eine schmale, rautenförmige, nur wenige Meter breite Wiese. Sie wogte blau von den stattlichen Blüten von Eisenhut und Rittersporn, die Ränder lila von den Rispen der Weidenröschen.

Wir suchten aber weder Schneehühner noch Wildblumen, sondern Drosseln - nicht um sie zu beobachten, sondern um sie zu fangen. Ich hatte den Denali-Nationalpark schon dreißig Jahre lang besucht und half jetzt mit, ein neues Forschungsprojekt ins Leben zu rufen: Wir wollten das Leben der Vögel im Park, die jedes Jahr im Laufe ihrer Wanderungen über drei Viertel der Erdoberfläche ausschwärmen, besser verstehen.

Wenig später hatten wir drei zwölf Meter lange, bis ins Gebüsch reichende Vogelnetze aufgestellt. David Tomeo von Alaska Geographic, eine Organisation die den Menschen Alaskas Naturwunder näherbringt, und der Seevogelexperte Iain Stenhouse - ein verpflanzter Schotte, der heute in Maine lebt und früher bei der Audubon Society als Direktor für Vogelschutz in Alaska tätig war - sicherten die Netzpfosten mit Abspannleinen aus leuchtend roter Fallschirmschnur. Ich rammte in der Mitte jedes Netzes einen langen Holzdübel in den Boden und brachte an der Spitze eine angemalte, lebensgroße Drosselattrappe aus Holz an. Dann betätigte ich die Schalter eines ramponierten alten MP3-Players, sodass dieser den lebhaften, himmlischen Gesang einer Grauwangen-Musendrossel von sich gab. Nachdem wir unsere Arbeit fürs Erste erledigt hatten, gingen wir alle vier rund 15 Meter den Hügel hinauf und ließen uns außerhalb des Weidendickichts in der offenen Tundra zu Boden sinken, um uns ein paar Minuten auszuruhen. Wir hatten die Hoffnung, dass ein Drosselmännchen bei dem Geräusch, das sich nach einem Eindringling in seinem eifersüchtig gehüteten Revier anhörte, durch das Gestrüpp herunterstoßen und gefahrlos in unsere zarten Netze fliegen würde. Dann könnten wir ihm vorsichtig einen winzigen, knapp ein halbes Gramm schweren Geolokator mitten auf den Rücken setzen. Das ganze nächste Jahr über würde das Gerät den Standort des Vogels aufzeichnen, während dieser nach Südamerika und zurück flog; damit konnten wir zum ersten Mal erahnen, wie die gewaltige Wanderung dieser Vögel im Einzelnen aussieht.

Wenn Forschende herausfinden wollten, wohin Vögel zogen, hatten sie mehr als ein halbes Jahrhundert lang nur ein Mittel: Sie brachten an den Beinen leichte, nummerierte Ringe an und hofften darauf, dass irgendjemand den beringten Vogel sah und darüber berichtete. Das Beringen ist noch heute ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Erforschung des Vogelzuges - im letzten Jahrhundert wurden beispielsweise rund 7 Millionen Stockenten beringt, und 1,2 Millionen davon wurden (meist von Jägern) wiederentdeckt. Die so gewonnenen Daten verbessern die Grundlage für unsere sehr erfolgreiche Bewirtschaftung der Wasservogelpopulationen. Wenn man aber Vögel, die nur selten beringt werden, in einer abgelegenen Region erforschen will, geht es nur langsam voran - insbesondere wenn dieser Vogel im Gegensatz zu den Stockenten nicht legal gejagt wird.

In ganz Nordamerika wurden während des letzten Jahrhunderts rund 82.000 Grauwangen-Musendrosseln beringt, aber nur 4312 davon in Alaska - und von diesen Vögeln aus Alaska wurden nur drei jemals wieder gesichtet. Einer wurde in der Nähe der Stelle gefangen, an der man ihn beringt hatte, ein zweiter wurde im Frühjahr auf dem Weg nach Norden in Illinois aufgegriffen, der dritte im Herbst in Georgia, als er nach Süden zog. Viele Erkenntnisse lassen sich daraus nicht gewinnen.

Eines aber zeigen die Ergebnisse der Beringung und andere Beobachtungen: Grauwangen-Musendrosseln wandern über außerordentlich große Entfernungen. Obwohl sie nur ungefähr 30 Gramm wiegen, ziehen sie jedes Jahr aus den Nadelwäldern und Dickichten im Norden Alaskas und der kanadischen Subarktis nach Südamerika und wieder zurück. Zumindest einige von ihnen überqueren den Golf von Mexiko in einem Nonstopflug von rund 1000 Kilometern, andere folgen möglicherweise dem langen Finger Floridas und fliegen dann über die Karibik. Im Winter verschwinden sie in den Regenwäldern des nördlichen Südamerika, aber wir haben nur eine sehr schemenhafte Vorstellung davon, wo sie sich auf diesem riesigen Kontinent aufhalten.

Während es also mit dem Beringen nur schwer gelingt, Wissenslücken zu füllen, eröffnen sich durch die moderne Mikroelektronik spannende neue Horizonte für die Erforschung des Vogelzuges. Die von uns genutzten Geolokatoren sind nur eines von vielen Beispielen für winzige, relativ kostengünstige Apparaturen zur Nachverfolgung, die für die Erforschung von Tierwanderungen eine Umwälzung darstellen. Während Satellitensender pro Stück 4000 bis 5000 Dollar kosten (und ohnehin für kleine Singvögel viel zu schwer sind), wiegen unsere Geolokatoren nur den Bruchteil eines Gramms, und der Stückpreis liegt bei wenigen ...

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Autor

Scott Weidensaul, geboren 1959, ist Ornithologe und Autor. Er hat mehr als dreißig Bücher zu Naturthemen verfasst und arbeitet an mehreren großen internationalen Forschungsprojekten zu Zugvögeln mit. Er lebt mit seiner Frau in Pennsylvania.