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Ja, mei...

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Kein + Abererschienen am12.04.20221. Auflage, neue Ausgabe
Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen. Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.


Gerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet, 2019 folgte der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Sein Gesamtwerk ist bei Kein & Aber erschienen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextHinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen. Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.


Gerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet, 2019 folgte der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Sein Gesamtwerk ist bei Kein & Aber erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783036996035
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.04.2022
Auflage1. Auflage, neue Ausgabe
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2169 Kbytes
Artikel-Nr.8542981
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Im Amt

Ein Büroraum mit zwei Schreibtischen, darauf je ein Telefon, über der Eingangstür eine große Bürouhr, die 14.45 Uhr anzeigt. Herr Smrch, der Hausbote, telefoniert an einem der beiden Apparate.

SMRCH    wählt sehr lange Nummer, wartet, dann Please can I have apartment seven-two-three? Yes, seven-two-three, thank you. - Hallo, Steffi, bist du´s? - Ja. - Ich rufe vom Büro an, lass dir ruhig Zeit. - Ja. - Wie is ´n das Wetter bei euch in New York? - Bei uns hat´s die ganze Nacht geregnet, aber jetzt soll´s besser werden, laut Wetterbericht. - Wie spät ist es bei euch grade? - Dann gehst du jetzt frühstücken? - Wir haben schon Mittag gegessen hier - ausgezeichnet, fast wie ein Ortsgespräch ... Annerose Waguscheit betritt den Büroraum. Jawohl, Herr Grunow, ich komme sofort. Selbstverständlich. Gut, Wiederhören. Hängt ein.

WAGUSCHEIT    Mahlzeit.

SMRCH    Mahlzeit.

WAGUSCHEIT    Ah, Herr Smrch - warten S´ an Augenblick, ich hab was für Sie. Kritzelt in einen Aktenordner etwas hinein. De Akte Reitmoser-Schwöpf, ich weiß auch net, irgenwie is sie mir liegenblieben. Da. Gibt Smrch den Ordner. Wenn´s geht, noch vorm Kaffee.

SMRCH    Wohin?

WAGUSCHEIT    Des is egal, halt irgendwo nauf in´n dritten Stock.

DEUTELMOSER    betritt kauend das Büro Mahlzeit.

WAGUSCHEIT    Mahlzeit.

SMRCH    Mahlzeit. Will gehen.

DEUTELMOSER    Herr Smrch, ich hätt da zwei Einschreiben, de müaßatn heut no naus auf d´ Post.

Smrch nimmt die beiden Einschreibebriefe und geht.

DEUTELMOSER    ... oder spätestens morgen. Ordnet seinen Schreibtisch. Und a bissl mehr Schlagrahm! - Ah, is er scho weg.

WAGUSCHEIT    rennt zur Tür und ruft dem Boten nach Herr Smrch, a bissl mehr Schlagrahm wie gestern!

DEUTELMOSER    ordnet seine Mappe Ah, Fräun Waguscheit, die Akte Reitmoser-Schwöpf, is die schon wieder zurück?

WAGUSCHEIT    Aber Herr Deutelmoser, die hab ich doch scho vorige Woch losgschickt. Ich hab sogar noch an Vermerk »Dringend« draufgschriebn.

DEUTELMOSER    War er scho beim Brchemisl? Nimmt Bildzeitung aus der Mappe, liest.

WAGUSCHEIT    Müaßad i amal nachfragn. Moment. Nimmt Telefonhörer, wählt - Ja, Grüß Gott. Fräun Baaz, Waguscheit, könnt ich bittschön an Herrn Brchemisl haben?

Ein jüngeres Subjekt betritt den Raum ohne anzuklopfen.

DEUTELMOSER    blickt hoch So hamma´s gern. Liest weiter.

WAGUSCHEIT    Wie lang is er noch in Kur? - Ich fahr jetzt dann auch a paar Tag weg. Ich bin ja so erledigt. - So, Sie san grad kemma, wo warn S´ denn? - Ja, sehr schön, des glaub ich. Kichert. - Aber, Fräun Baaz, wegen de Akte Reitmoser-Schwöpf, es wär halt schön gwesen, wenn mir´s noch nausbracht hätten, bevor der Herr Deutelmoser in Urlaub geht, weil danach kemman dann doch auch noch die Feiertag daher.

SUBJEKT    Ähm - Verzeihung, bin ich hier richtig? Ah, ich wollte wegen ...

DEUTELMOSER    I hab koa Zeit. Um was handelt es sich?

SUBJEKT    Ich wollte, ah, ich müsste meine Aufenthaltsgenehmigung, ähm, die Verlängerung ...

DEUTELMOSER    Warn S´ denn schon in Zimmer 237 A?

SUBJEKT    Wieso?

DEUTELMOSER    Ja, dann gehnga S´ zerscht mal ins Zimmer 237 A, holen S´ Eahna die Anträge ab, mit de Anträge gehnga S´ ins Zimmer 14 und lassen S´ sich bestätigen, nachert gehnga S´ abi zur Kasse, und nachert schauma weiter.

SUBJEKT    Zimmer 14? Wartet. Deutelmoser liest wieder.

WAGUSCHEIT    Ja, ich probier´s dann beim Dr. Berzelmeier. - Ah, Fräun Baaz, mal was anders, war der übrigens vorgestern beim Betriebsabend dabei? Ham Sie da was ghört?

DEUTELMOSER    237 A, 14 Bestätigung, Kasse und dann »huit« ... Deutet »hierher« an, liest wieder.

SUBJEKT    Ah ... Steht noch eine Weile da und geht dann ab.

WAGUSCHEIT    So, na soll er da gwesen sein? Weil die Fräun Weithas, die sitzt auf 409 im Vorzimmer von der Frau Löffler, die hat behauptet, dass er net kemma wär. - Der Dr. Berzelmeier. - So, na war er an der Bar? - Also, ich probier´s dann amal. - Ja, danke, Ihnen auch - und a schöns Wochenende. Also, Wiederschaugn. Es klopft.

DEUTELMOSER    Ja?

HÄGÄDÜSCH    betritt vornehmschüchtern, nicht ganz devot, das Büro Guten Tag, mein Namä is Hägädüsch, Balasch Hägädüsch, heißt auf deitsch Geiger Blasius. Ja, schön, ich brauchä Nachweis wägen Deitschstämmigkeit, die in meinem Fall unbästritten vorliegt, wissän Sie, meinä Urgroßtantä stammt aus Böblingen, ist angesiedelt worden in Weißkirchen, Banat, und zu Hausä wir haben nur deitsche Lieder gäsungen, am Brunnän vor däm Torä und so weitär ...

DEUTELMOSER    San Sie jetz ein Flüchtling oder a volksdeutscher Einwanderer, also a Umsiedler, oder san S´ a Dissident?

WAGUSCHEIT    Ah, Herr Deutelmoser, es hat gheißen, de Akte Reitmoser-Schwöpf sei beim Dr. Berzelmeier, da rührt sich aber niemand.

DEUTELMOSER    Vielleicht is er krank. Oder er is früher gangen, oder er is noch zu Tisch. Probiern S´ es halt amal wieder.

HÄGÄDÜSCH    Wissen Sie, ich kann bälägän, dass ich hobä auch gearbeitet als Koch bei Wehrmacht fir deitsche Offiziere. Tantes Namä Elfriede Läpple gäwäsän. Gestorben 1903 in Prag.

DEUTELMOSER    Ah, Fräun Waguscheit, was macht ´n der Kaffee? Kramt in seiner Mappe.

WAGUSCHEIT    Na ja, an Moment dauert´s noch.

HÄGÄDÜSCH    Bittä schön, Grobstein in Prag hatte deitsche Inschrift mit gotischän Buchstabän.

DEUTELMOSER    Herrgottsakrament, wo is denn des Dessert?! Allweil vergissts mein Nachspeiserl. Wenn ich meinen Dienst so tätigen würde wie meine Frau den Haushalt, wie die den Haushalt schmeißt, dann würde der Steuerzahler spitzen.

WAGUSCHEIT    Sie können von mir was haben. Mögn S´ a Schweinsohr?

DEUTELMOSER    Ja, nachert, wenn der Schlagrahm kimmt.

HÄGÄDÜSCH    Urgroßtantä hatte einä Schwester Aniko, und Tochter von ihr lebtä mit Mann in Badagonni.

DEUTELMOSER    Moment amal.

HÄGÄDÜSCH    Bolschäwiken alläs wäggänommän.

DEUTELMOSER    Existiert da eine Akte?

HÄGÄDÜSCH    Russen hobän alläs vernichtät.

DEUTELMOSER    Ja, dann muss ma, glaub ich, erst amal an Akt anlegen. Fräun Waguscheit, bringen S´ amal an Leitz. - Ja, was wir hier leisten, des geht auf keine Kuhhaut.

HÄGÄDÜSCH    No, das glaub ich Ihnän.

DEUTELMOSER    Weil wenn wir net dawärn, müaßadn de ganzen Ausländer ohne irgendeine Genehmigung hier einfach frei herumlaufen, und das wäre doch eine Schlamperei, die wo seinesgleichen sucht.

HÄGÄDÜSCH    Wenn man bädänkt, wie vielä Ausländär äs gibt.

DEUTELMOSER    Genau genommen sans ja alles Ausländer, nur der Deutsche nicht, und sogar da gibt es Grenzfälle.

HÄGÄDÜSCH    Ich bin Deitscher, Volksdeitscher, das kann ich bäweisän.

WAGUSCHEIT    Da, der Leitz.

DEUTELMOSER    Ja, haben Sie irgendwelche Papiere? - Ausweise, Belege?

HÄGÄDÜSCH    Kännän Sie Major von Haßlitz. Wohnt jetzt in der Nähä von Salzburg. Er kann Ihnen bästätigän, dass ich bei Währmacht gäkocht habe fir deitsche...

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Autor

Gerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet, 2019 folgte der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Sein Gesamtwerk ist bei Kein & Aber erschienen.