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Handbuch Filmgeschichte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
350 Seiten
Deutsch
UTB GmbHerschienen am18.10.20211. Auflage
Über 100 Jahre Filmgeschichte Seit über einem Jahrhundert faszinieren Filme Menschen rund um den Erdball. Willem Strank geht diesem Phänomen auf den Grund. Er skizziert die Filmgeschichte in 13 Kapiteln, die jeweils eine Dekade beleuchten. Pro Kapitel legt er das Hauptaugenmerk auf filmgeschichtliche Besonderheiten aus den USA, Europa und Deutschland. Auch auf globale Phänomene geht er ein, etwa aus Asien, Südamerika oder Afrika. Wichtige filmwissenschaftliche Begriffe aus den Dekaden erklärt er am Kapitelende. Dort finden sich auch Tipps zu sehenswerten Filmen aus der Zeit. Dieses Handbuch ist ein fundierter und zugleich faszinierender Einstieg in die Filmgeschichte und bietet zudem denjenigen, die bereits Vorkenntnisse haben, die Möglichkeit zur gezielten Vertiefung.

Dr. Willem Strank ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und arbeitet am Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR44,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR43,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR43,99

Produkt

KlappentextÜber 100 Jahre Filmgeschichte Seit über einem Jahrhundert faszinieren Filme Menschen rund um den Erdball. Willem Strank geht diesem Phänomen auf den Grund. Er skizziert die Filmgeschichte in 13 Kapiteln, die jeweils eine Dekade beleuchten. Pro Kapitel legt er das Hauptaugenmerk auf filmgeschichtliche Besonderheiten aus den USA, Europa und Deutschland. Auch auf globale Phänomene geht er ein, etwa aus Asien, Südamerika oder Afrika. Wichtige filmwissenschaftliche Begriffe aus den Dekaden erklärt er am Kapitelende. Dort finden sich auch Tipps zu sehenswerten Filmen aus der Zeit. Dieses Handbuch ist ein fundierter und zugleich faszinierender Einstieg in die Filmgeschichte und bietet zudem denjenigen, die bereits Vorkenntnisse haben, die Möglichkeit zur gezielten Vertiefung.

Dr. Willem Strank ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und arbeitet am Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783846356999
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse764 Kbytes
Artikel-Nr.8555141
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Liebe Leser:innen! 111826 bis 1900 · Als die Bilder laufen lerntenIm Kontext der Fotografie 15Bewegte Bilder 16Der frühe Film in den USA 18Der frühe Film in Deutschland 21Der frühe Film in Europa 22Der frühe Film im globalen Kino 27Wichtige Stichwörter dieser Zeit 28Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 291901 bis 1910 · Die Findungsphase des Films1900er: Europa 311900er: USA 351900er: Deutschland 391900er: Globales Kino 41Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 43Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 441911 bis 1920 · Die Konventionen etablieren sich1910er: USA 451910er: Deutschland 501910er: Europa 531910er: Globales Kino 56Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 58Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 591921 bis 1930 · Die Vielfalt des späten Stummfilms1920er: Deutschland 611920er: USA 651920er: Europa 681920er: Globales Kino 74Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 78Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 791931 bis 1940 · Die Ankunft des Tons1930er: Globales Kino 811930er: USA 831930er: Deutschland 871930er: Europa 90Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 93Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 941941 bis 1950 · Krisengeschütteltes Kriegskino1940er: Globales Kino 951940er: Deutschland 961940er: Europa 981940er: USA 101Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 107Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1091951 bis 1960 · Im Angesicht des Fernsehens1950er: USA 1111950er: Deutschland 1171950er: Globales Kino 1211950er: Europa 123Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 126Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1271961 bis 1970 · Experimente der Erneuerung1960er: Deutschland 1291960er: Europa 1321960er: USA 1381960er: Globales Kino 140Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 142Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1441970er: USA 1451970er: Deutschland 1501970er: Europa 1531970er: Globales Kino 154Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 157Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1581981 bis 1990 · Ein Hybridkino der Oberflächen1980er: Globales Kino 1591980er: Deutschland 1621980er: Europa 1641980er: USA 168Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 172Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1731991 bis 2000 · Der Spaß an der Selbstreferenz1990er: Europa 1751990er: USA 1781990er: Deutschland 1821990er: Globales Kino 183Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 187Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 1882001 bis 2010 · Kino der Versehrtheit2000er: USA 1892000er: Globales Kino 1932000er: Deutschland 1972000er: Europa 199Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 205Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 2062011 bis 2020 · Reboots, Remakes, Franchises:Ewige Reproduktion und Nostalgie-Maschine2010er: Deutschland 2072010er: Globales Kino 2092010er: Europa 2122010er: USA 215Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts 221Drei Filme aus dieser Dekade, die Sie gesehen haben sollten 222Websites, die Sie kennen sollten 223Literatur 225Filme und Personen 229Stichwörter 251mehr
Leseprobe

1901 bis 1910 · Die Findungsphase des Films

Nachdem der Film sich in seinen ersten Jahren noch mit einzelnen Einstellungen und einer weitgehend starren Kamera zufriedengegeben hat, kann man das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts als eine Zeit der Montage bezeichnen. In diesen Jahren erfolgen die ersten Kombinationen von Master- und Insert-shots, also großen Ansichten des übergeordneten Geschehens, die durch davon abgesetzte Ansichten von Details ergänzt werden. Außerdem etablieren sich nach einer kurzen Übergangsphase die ersten Anschlussschnitte, wie sie bis heute zum Standardinventar der Filmsprache gehören. Parallel-Shots ermöglichen die ersten Vermittlungen von Gleichzeitigkeit und in einigen Pathé-Filmen von 1907 und 1908 kann man gar von ersten Parallelmontagen im engeren Sinne sprechen. Zudem wird 1907 in dem Vitagraph-Film Francesca da Rimini der erste Blick aus der Perspektive einer Figur, ein sogenannter point of view shot (kurz: PoV Shot)in einen Film montiert und sogar noch in eine Detailansicht aufgelöst: Nach dem Blick einer Figur auf ein Amulett ist jener Gegenstand, um seine Wichtigkeit für die Handlung zu betonen, noch einmal, aber aus größerer Nähe zu sehen. All diese Entwicklungen sind Vorläufer des bereits wenige Jahre später verbindlichen und bis heute verständlichen und üblichen Continuity-Stils. Nach der technologischen Findungsphase des späten 19. Jahrhunderts begibt sich der Film in den 1900er-Jahren also in eine stilistische Findungsphase und schafft es damit, nunmehr auf technisch-inhaltlicher Ebene und nicht mehr nur als Novität fortwährend attraktiv zu bleiben.
1900er: Europa

In Frankreich entwickelt sich Georges Méliès als bedeutender Innovator des frühen Films weiter. Méliès ist nicht nur eine der innovativsten, sondern auch eine der produktivsten Persönlichkeiten des noch jungen Mediums: Zwischen 1897 und 1905 vollendet er weltweit mehr Filme als jede andere Instanz; danach wird er jedoch vom Studio Pathé abgelöst - die frühe Hochzeit der von Einzelpersonen verantworteten Filme geht allmählich dem Ende zu. Besonders berühmt ist Méliès für seinen 1902 entstandenen und international rezipierten ScienceFiction-Film Le voyage dans la lune, der mithilfe eines ausgeklügelten Bühnendesigns und etlicher Filmtricks eine bemannte Mondreise inszeniert. Der französische Kino-Magier dreht zwischen 1897 und 1912 insgesamt um die 500 Filme, ehe er sich aus dem Filmgeschäft zurückzieht. Ab 1910 produziert er unter Vertrag für Pathé, was jedoch dazu führt, dass viele seiner Filme ohne seine Zustimmung gekürzt und geschnitten werden, sodass er 1912 den Vertrag wieder aufkündigt. Die folgenden Jahre sind für Méliès von Tragödien, finanziellem Bankrott und familiären Zerwürfnissen gezeichnet - seine Filmkarriere ist bald darauf an ihrem Ende angelangt.

Lorenz Engell sieht in seiner buchlangen Filmgeschichtsstudie Sinn und Industrie (Engell 1992) in den 1900er-Jahren eine neue Tendenz, die er als Eingang der Aufbruchsutopie in die Filmgeschichte, also einer Darstellung, wie die Welt sein könnte, bezeichnet. Sie stehe der Ordnungsutopie früherer Filme, einer Abbildung, wie die Welt sein sollte, gegenüber - auf eine verkürzte Formel gebracht, löse die Metapher der Raumfahrt diejenige der Armee ab.

Trotz dieser allgemeinen Tendenz widmen sich etliche Filmemacher:innen in den 1900er-Jahren ebenfalls verstärkt realitätsnahen Anliegen. Der Pathé-Regisseur Ferdinand Zecca (1864-1947) dreht 1902 Les victimes de l´alcoolisme, eine sozialkritische Erzählung über die Gefahren des Alkoholismus in fünf Tableaux, nach einer Buchvorlage des Naturalisten Émile Zola. Der Film enthält die möglicherweise ersten trennenden Zwischentiteln aus Text (genannt Inserts). Der Kontrast zu Méliès könnte insbesondere im finalen Tableau nicht größer sein, das den mittlerweile im Sanatorium eingesperrten, alkoholkranken Protagonisten zeigt, wie er vor einer starren Szenenbild allmählich zugrunde geht.

Zwischen 1903 und 1904 geht zudem eine frühe Spielart des Farbfilms, die bereits seit einigen Jahren für einzelne Filme - z. B. auch berühmtermaßen für Le voyage dans la lune - Anwendung findet, bei Pathé in industrielle Produktion: Zumeist Arbeiterinnen müssen die anstrengende Fließbandarbeit der Nachkolorierung von Filmen leisten, die ausgewählte Premiumprodukte attraktiver machen soll.

Bei der großen Konkurrenz Gaumont arbeitet derweil Alice Guy als verantwortliche Produzentin, wodurch sie zwar weniger Filme dreht, aber einen großen Einfluss auf das Filmschaffen des gesamten Studios nimmt. 1905 dreht sie Tango, der sich als einer der frühesten Tanzfilme intensiv mit Bühnenanordnung, Perspektivinszenierung und Ästhetisierung von künstlerischer Bewegung auseinandersetzt. Auch dieser Film wird nachkoloriert und zeigt, wie eindrucksvoll sich Guy in bildästhetischer Hinsicht in den wenigen Jahren seit La fée aux choux entwickelt hat.

Der Umgang mit filmischer Zeit ist ohnehin ein großes Thema der 1900er-Jahre - Mark Cousins bezeichnet sie in seiner Story of Film als dasjenige Jahrzehnt, welches dem Film beibringt, während zu sagen, indem die Vermittlung von Gleichzeitigkeit durch Schnitt entwickelt wird. In einigen Pathé-Filmen, insbesondere Le cheval emballé, 1907 von Louis J. Gasnier verantwortet und im Januar 1908 erstmals vorgeführt, kommen erste Konstruktionen vor, die im Rückblick wie Vorläufer von Parallelmontagen erscheinen und mehrere Handlungsstränge miteinander verbinden. Als ein Wäscher sein Pferd wegen einer Lieferung vor dem Haus stehen lässt, bedient sich jenes an einem Sack Weizen. Während der Hauptteil der visuellen Aufmerksamkeit dem Wäscher gilt, ist immer wieder das Pferd zu sehen, wie es zeitgleich den Weizen frisst, blitzschnell zunimmt und schließlich, als der Wäscher zurückkehrt, aufgrund der vielen überschüssigen Energie völlig außer Kontrolle gerät.

In Sachen Filmindustrie ist die Schließung der Produktionsstätten der Lumière-Brüder im Jahre 1905 ein einschneidendes Ereignis und kann als letztes Zeichen einer totalen Umstrukturierung hin zu einer studiogeleiteten Professionalisierung des französischen Films verstanden werden. Entsprechend im Aufschwung befinden sich indessen Pathé und Gaumont: Ab 1901 verschiebt Erstere endgültig das Hauptanliegen der Firma von ihrer Phonographen-Abteilung auf die Filmproduktion. 1902 wird im Zuge dessen ein eigenes Studio mit Glaswänden zur Nutzung des Sonnenlichts erbaut. Und Pathé entwickelt gar eine eigene Kamera, die bis nach dem Ersten Weltkrieg zum französischen Standard und weltweiten Erfolgsprodukt wird. Die Marge ist zu jener Zeit entsprechend üppig bemessen: Während für die Amortisierung eines Films bei der Konkurrenz normalerweise der Verkauf von 15 Kopien ausreichend ist, versetzt Pathé um die 350 Kopien pro Film. Schon bald expandiert das Studio nach Großbritannien, in die USA, nach Russland und nach Deutschland, wo eigene Zweigstellen entstehen und mit den regionalen Produktionsfirmen in Konkurrenz treten.

Zwischen 1905 und 1908 erfährt die französische Filmindustrie insgesamt ein starkes Wachstum. Pathé erwirbt in jener Phase drei Studios und wird zur ersten Filmfirma weltweit, welche die später für das Hollywood-System so zentrale vertikale Integration praktiziert, was bedeutet, dass die Produktion, die Distribution und die Aufführung allesamt in derselben Hand liegen. 1906 erwirbt Pathé zu diesem Zweck erste Filmtheater, 1907 etabliert das Studio den eigenen Vertrieb und vertreibt ab 1908 gar Filme aus anderen als den eigenen Produktionskontexten. Neben dieser allmählichen vertikalen Ausdehnung ist Pathé außerdem das erste Studio, das sich um horizontale Integration bemüht. Es expandiert also auch im eigenen Sektor durch das Aufkaufen anderer Studios und die eigene internationale Verbreitung, die besonders in Italien, Russland und den USA von Erfolg gekrönt ist. Im Jahre 1905 arbeiten insgesamt sechs Filmemacher unter der Leitung von Ferdinand Zecca für Pathé, die jeder einen Film pro Woche drehen, was einem Output von sechs Filmen pro Woche gleichkommt, nahezu einer für jeden Tag!

Bei Gaumont steigt wie erwähnt Alice Guy zur wichtigsten Koordinatorin und Produzentin des Studios auf und zeichnet verantwortlich für die Organisation und Entwicklung des Firmenportfolios. Gaumont baut erst im Jahre 1905 ein eigenes Produktionsstudio; ihr größter Coup zu jener Zeit ist die Verpflichtung von Louis Feuillade, der später zu eine:r de:r bekanntesten Regisseur:innen seiner Zeit avancieren wird. Auch Gaumont expandiert nach und...
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