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Einer von Hundert

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
420 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am15.12.20211. Auflage
Man muss ein Dieb sein, um einen Dieb zu überführen. Und wie fasst man einen Serienmörder? Detective Carson Ryder hat auch hierfür gute Voraussetzungen: Sein Bruder sitzt als Frauenkiller hinter Gittern und versorgt ihn immer wieder mit wertvollem Insiderwissen. Doch diesmal scheint der Mörder schneller zu sein ...

Jack (John Albert) Kerley, geb. 1951, war über zwanzig Jahre in der Werbung tätig, bevor er dem Rat seiner Frau folgte und sich ausschließlich dem Schreiben widmete. Er ist der Shootingstar der amerikanischen Thrillerszene. Mit seinem Debüt Einer von hundert gelang ihm auch in Deutschland auf Anhieb der Durchbruch. Jack Kerley lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Newport / Kentucky.
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Produkt

KlappentextMan muss ein Dieb sein, um einen Dieb zu überführen. Und wie fasst man einen Serienmörder? Detective Carson Ryder hat auch hierfür gute Voraussetzungen: Sein Bruder sitzt als Frauenkiller hinter Gittern und versorgt ihn immer wieder mit wertvollem Insiderwissen. Doch diesmal scheint der Mörder schneller zu sein ...

Jack (John Albert) Kerley, geb. 1951, war über zwanzig Jahre in der Werbung tätig, bevor er dem Rat seiner Frau folgte und sich ausschließlich dem Schreiben widmete. Er ist der Shootingstar der amerikanischen Thrillerszene. Mit seinem Debüt Einer von hundert gelang ihm auch in Deutschland auf Anhieb der Durchbruch. Jack Kerley lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Newport / Kentucky.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783962153847
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum15.12.2021
Auflage1. Auflage
Seiten420 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8564595
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

»Eines Abends führt ein Typ seinen Hund Gassi ...«

Ich schaute zu, wie Harry Nautilus an einem Autopsietisch lehnte und einem Dutzend Zuhörer, die mit Servietten umwickelte Becher und Weingläser aus Plastik hielten, den »besten Witz auf Erden« erzählte. Die meisten Leute waren Beamte der Stadt Mobile und des Countys. Zwei waren Anwälte, selbstverständlich Vertreter der Anklage. Harry und ich waren die einzigen Cops. Ein Menge Würdenträger waren zugegen, vor allem im Empfangsbereich, wo die Hauptfeierlichkeiten anlässlich der Wiedereröffnung des Gerichtsmedizinischen Instituts stattfanden. Vor einer Stunde war feierlich das Band durchschnitten worden, ein goldenes Band, kein schwarzes, wie mehrere Witzbolde vorgeschlagen hatten.

»Was für ein Hund?«, wollte Arthur Peterson wissen. Peterson war stellvertretender Ankläger und seine Frage klang wie ein Einspruch vor Gericht.

»Eine Promenadenmischung«, brummte Harry und kniff angesichts der Unterbrechung ein Auge zusammen. »Ein Typ führt seine Promenadenmischung namens Fido Gassi, und da fällt ihm ein Typ auf, der auf allen vieren unter einer Straßenlaterne herumkrabbelt.«

Harry trank einen Schluck Bier, leckte Schaum von seinem Schnurrbart, der die Ausmaße einer Bulldozerschaufel hatte, und stellte seinen Becher ungefähr an die Stelle auf den Tisch, wo normalerweise der Kopf der Leiche lag.

»Der Typ mit dem Hund fragt den Mann, ob er was verloren hat. Ja , sagt der Mann, meine Kontaktlinse ist rausgefallen. Der Typ bindet Fido an einen Telegrafenmasten und kniet sich auf den Boden, um zu helfen. Im Schein der Straßenlaterne suchen die beiden alles ab, jeden erleuchteten Winkel. Eine Viertelstunde später sagt der Hundebesitzer: Kumpel, ich kann deine Linse nirgendwo finden. Bist du sicher, dass sie hier herausgefallen ist? Nein , meint der Mann, ich habe sie da drüben im Park verloren. Im Park? , brüllt der Hundebesitzer. Warum zum Teufel suchen wir dann hier? «

Harry machte eine dramatische Pause.

»Der Mann zeigt auf die Straßenlaterne und sagt: Hier ist das Licht besser. «

Harry lachte, ein melodisches Trällern, das nicht zu einem Schwarzen mit der Statur eines Dampfkessels passen wollte. Sein Publikum kicherte höflich. Eine attraktive Rothaarige in einem marineblauen Hosenanzug runzelte die Stirn und sagte: »Verstehe ich nicht. Warum soll das der beste Witz auf Erden sein?«

»Weil er mythologischen Gehalt hat«, entgegnete Harry, wobei die rechte Hälfte seines Bartes interessiert zuckte, während die linke verächtlich hinabhing. »Vor die Wahl gestellt, mühsam im Dunkeln herumzustochern oder aber zu hoffen, einfach bei Licht fündig zu werden, entscheiden sich neunundneunzig von hundert Menschen für das Licht.«

Peterson hob eine anklägerische Augenbraue. »Und wer ist der eine von hundert, der immer im Dunkeln herumstochert?«

Harry grinste und zeigte in meine Richtung.

»Er«, sagte er.

Ich schüttelte den Kopf, kehrte Harry meinen Rücken zu und ging in den Empfangsbereich, wo es laut und voll war. Wie ein Haufen Mäuse wuselten lokale Wichtigtuer umher, buhlten um die Nähe von noch größeren Wichtigtuern oder sprangen vor jede Kamera eines Nachrichtensenders. Vor dem Buffet drängelten sich die Gäste in Dreierreihen. Ich sah, wie sich eine korpulente Frau in Abendgarderobe erst zwei Sandwiches in ihre Handtasche stopfte, bevor sie über die Fleischbällchen in Bratensoße herfiel. Ein paar Meter weiter plapperte ein kräftiger Bezirksabgeordneter zu einem Nachrichtenteam.

»... begrüße Sie alle zur Eröffnung der neuen Einrichtung ... eine der hervorragendsten des Landes ... ich bin stolz, für die Bewilligung der Mittel gestimmt zu haben ... die Tragödie Dr. Caulfields sollte uns ermahnen, stets wachsam zu sein ...«

Am anderen Ende des Saales sah ich Willet Lindy, stürzte mich in die brodelnde Masse und bahnte mir entschuldigend meinen Weg in seine Richtung. Eine Reporterin von Channel 14 starrte mich an und schnitt mir dann den Weg ab.

»Ich kenne Sie, oder?«, sagte sie und tippte mit einem scharlachrot lackierten, krallenartigen Fingernagel an ihre geschürzten Lippen. »Waren Sie nicht vor ein paar Monaten an einer irgendwie großen Sache beteiligt? Nein, sagen Sie nichts ...«

Ich wich ihr aus und ließ sie sich den Kopf über meine fünfzehn Minuten Ruhm zerbrechen. Willet Lindy lehnte an der Wand und nippte an einem Saft. Ich kämpfte mich aus dem Gewimmel und stellte mich neben ihn.

»Das ist ja wie bei Wal-Mart drei Tage vor Weihnachten, Will«, sagte ich, lockerte meine Krawatte und zuckte zusammen, als ich sah, dass etwas Dunkles auf mein Hemd getropft war. Dem gleichen kosmischen Gesetz folgend, das dafür sorgte, dass die gebutterte Seite eines Brotes immer nach unten fiel, war der Fleck unmöglich mit meinem Jackett zu verbergen. Lindy grinste und rutschte zur Seite, damit ich mich auch an die Wand lehnen konnte. Obwohl er mir mit dreiunddreißig nur vier Jahre voraus war, machte ihn sein gnomenhaftes Gesicht und der zurückgehende Haaransatz zehn Jahre älter. Lindy war für die nicht medizinischen Dinge des Instituts wie Wartung und Einkauf zuständig. Ich kannte ihn jetzt ungefähr ein Jahr, seit mich meine Stellung als Kriminalbeamter mit den Geheimnissen des Leichenschauhauses vertraut gemacht hatte.

»Hübsch renoviert der Laden«, sagte ich. »Sieht alles brandneu aus.« Lindy war kleiner als ich, einen Meter achtundsechzig oder siebzig, deshalb musste ich mich zu ihm hinabbeugen. Allerdings nicht viel; man sagte, dass ich schon natürlicherweise eine gebeugte Haltung habe. Wie eine große Puppe an lockeren Fäden.

Lindy nickte. »Abgesehen von den Schönheitsreparaturen haben wir einen Großteil der Technik ausgetauscht. Und wir haben ein paar komplette Neuerungen ...« Er zeigte auf einen fliegengroßen Punkt in einer Deckenplatte. »Überwachungskameras. Miniaturausgaben. Wenn so etwas wie bei Caulfield noch einmal passiert, kann das Bombenkommando den Tatort aus der Ferne untersuchen.«

Caulfield war ein unerfahrener Pathologe, dessen Hand von einer Bombe verstümmelt worden war, die einen Mann hatte töten sollen, der bereits tot gewesen war. Ein schrecklicher Vorfall, noch ungelöst. »Es sind nicht viele Polizisten hier, Will«, sagte ich, um das Thema zu wechseln.

Lindy hob eine Augenbraue. »Der Polizeichef ist hier, ein paar Stellvertreter, ein oder zwei Captains.«

Ich meinte Cops, echte Polizisten, aber ich hatte nicht die Zeit und vielleicht auch nicht die Worte, um den Unterschied zu erklären. Wie aufs Stichwort kam Captain Terrence Squill vorbei, sah mich und kehrte um. Bisher hatten Squill und ich kaum ein Wort gewechselt; er war so weit oben auf der Leiter, dass ich mich schon anstrengen musste, um seine Schuhsohlen zu erkennen.

»Ryder, richtig? Was zum Teufel haben Sie hier verloren?« Er erblickte den Fleck auf meinem Hemd und rümpfte die Nase. Der Leiter der Kriminalabteilung war ein kompakter und gepflegter Mann, dessen geradlinige Züge und wässrige, feminine Augen an einen vierzigjährigen Orrin Hatch erinnerten. Der Knoten seiner Krawatte war so fest und symmetrisch, dass er aus Marmor gemeißelt zu sein schien. Ich hatte keine Ahnung von grauen Anzügen, vermutete aber, dass ich auf einen maßgeschneiderten schaute.

»Ich habe eine Einladung erhalten, deswegen dachte ich, ich komme vorbei und repräsentiere die Polizei, Sir.«

Er kam näher und senkte seine Stimme. »Das ist keine Angelegenheit für die unteren Ränge. Haben Sie irgendeinen Idioten in der Stadtverwaltung dazu gebracht, Ihren Namen auf die Gästeliste zu setzen? Oder haben Sie sich durch die Hintertür hereingeschlichen?«

Ich war erstaunt, wie viel Wut in seinem Blick lag, während sein Mund weiterhin lächelte. Jeder außer Hörweite hätte angenommen, wir plauderten über Fußball oder Angeln. »Ich schleiche mich nie ein«, sagte ich. »Wie gesagt, ich habe eine ...«

Lindy meldete sich zu Wort. »Entschuldigen Sie, Captain?«

»Was ist los, Mr Lindy?«

»Detective Ryder wurde von Dr. Peltier eingeladen. Sie hat auch seinen Partner eingeladen, Detective Nautilus.«

Squill schürzte die Lippen, als wollte er sprechen oder spucken, schüttelte den Kopf und verschwand in der Menge. Ich quittierte den Vorfall mit einem Achselzucken, sagte, dass ich mich bei Dr. Peltier für die Einladung bedanken wollte, und mischte mich wieder unter die Gäste.

Clair stand an der Tür zu ihrem Büro und sprach mit Alabamas Justizminister und seinem Stab. Ein schlichtes schwarzes Kleid hob ihre samtweiche Porzellanhaut hervor, und ich genoss den Anblick, wie sie ihr Publikum dominierte. Als eindrucksvolle vierundvierzigjährige Frau mit kurzem, anthrazitfarbenem Haar und eisblauen Augen hätten Dr. Clair Peltier, Leiterin der Mobiler Abteilung des Forensischen Instituts von Alabama, nur Speer und Helm gefehlt, um die Bühne bei einer Wagner-Oper für sich zu beanspruchen. Diese Wirkung wurde noch verstärkt durch ungefähr fünfzehn zusätzliche Pfund, die sie an ihren Schenkeln und Schultern trug. Nachdem der Generalstaatsanwalt und sein Gefolge davonmarschierten, ging ich zu ihr. Mit ihren hohen Absätzen war sie beinahe groß genug, dass unsere Augen auf einer Höhe waren.

»Will Lindy meinte, Sie seien der Grund, dass ich hier bin«, sagte ich und hob meinen Becher diesen unglaublichen Augen entgegen. »Danke.«

»Sie müssen sich nicht bedanken, Ryder. Die Gästeliste war voll mit Polizeiprominenz. Da wir Besuch von den Medien haben, hielt ich es für angemessen, dass ein paar Detectives anwesend sind. Sie und Detective Nautilus habe ich...
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