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Die Party

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Leykam Buchverlagerschienen am25.08.20211. Auflage
Eine Party läuft aus dem Ruder. Eine Softeisverkäuferin landet durch Zufall auf einer Party, die sich als biedere Kochveranstaltung im Elternhaus eines Regisseurs herausstellt. Der Parade-Feminist und Egozentriker belehrt seine Gäste in langen Monologen und Bernhard-Manier, darunter eine 30-jährige Juristin und 'Powerfrau' sowie ein weltverbesserisches Trachten-Pärchen. Während Prosecco getrunken und Rohschinken gegessen wird, diskutieren die Partygäste über 'starke Frauen' und Frauenquoten. Dabei fallen die Figuren nach und nach aus ihrer Rolle, nimmt das Themenkarussell so schnell Fahrt auf, dass nicht nur der Softeisverkäuferin schwindlig wird. Bis zur Eskalation ist es nur eine Frage der Zeit. Die gefeierte Kabarettistin Ulrike Haidacher entwickelt in ihrem Debutroman eine 'Sogkraft', der sich niemand entziehen kann. Garniert mit Übersteigerung und originellem Sprachwitz vollführt der Text die hohe Kunst der Komik, die geradewegs in die Tragödie schlittert. Eine Party, die man nicht so schnell vergisst! 'Der Zeitpunkt, an dem auf einer Party Pop-up-Schürzenstände aufgebaut werden, kann als der Moment gesehen werden, eine Party guten Gewissens zu verlassen, man muss nicht immer bis zum bitteren Ende bleiben.'

Geboren 1985 in Graz, lebt als freie Autorin und Kabarettistin in Wien. Sie tritt mit Antonia Stabinger im Theaterkabarett-Duo 'Flüsterzweieck' auf, ihre Programme wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kabarettpreis 2017. Sie schreibt und spielt satirische Kolumnen für ORF-Radio FM4 und war Teil des Autor*innenteams der Comedy-Serie 'BÖsterreich', wo sie auch eine Gastrolle übernahm. 'Die Party. Eine Einkreisung' ist ihr Debütroman, für den sie das Start-Stipendium für Literatur des Bundeskanzleramts Österreich 2019 erhalten hat.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextEine Party läuft aus dem Ruder. Eine Softeisverkäuferin landet durch Zufall auf einer Party, die sich als biedere Kochveranstaltung im Elternhaus eines Regisseurs herausstellt. Der Parade-Feminist und Egozentriker belehrt seine Gäste in langen Monologen und Bernhard-Manier, darunter eine 30-jährige Juristin und 'Powerfrau' sowie ein weltverbesserisches Trachten-Pärchen. Während Prosecco getrunken und Rohschinken gegessen wird, diskutieren die Partygäste über 'starke Frauen' und Frauenquoten. Dabei fallen die Figuren nach und nach aus ihrer Rolle, nimmt das Themenkarussell so schnell Fahrt auf, dass nicht nur der Softeisverkäuferin schwindlig wird. Bis zur Eskalation ist es nur eine Frage der Zeit. Die gefeierte Kabarettistin Ulrike Haidacher entwickelt in ihrem Debutroman eine 'Sogkraft', der sich niemand entziehen kann. Garniert mit Übersteigerung und originellem Sprachwitz vollführt der Text die hohe Kunst der Komik, die geradewegs in die Tragödie schlittert. Eine Party, die man nicht so schnell vergisst! 'Der Zeitpunkt, an dem auf einer Party Pop-up-Schürzenstände aufgebaut werden, kann als der Moment gesehen werden, eine Party guten Gewissens zu verlassen, man muss nicht immer bis zum bitteren Ende bleiben.'

Geboren 1985 in Graz, lebt als freie Autorin und Kabarettistin in Wien. Sie tritt mit Antonia Stabinger im Theaterkabarett-Duo 'Flüsterzweieck' auf, ihre Programme wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kabarettpreis 2017. Sie schreibt und spielt satirische Kolumnen für ORF-Radio FM4 und war Teil des Autor*innenteams der Comedy-Serie 'BÖsterreich', wo sie auch eine Gastrolle übernahm. 'Die Party. Eine Einkreisung' ist ihr Debütroman, für den sie das Start-Stipendium für Literatur des Bundeskanzleramts Österreich 2019 erhalten hat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783701182169
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.08.2021
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1276 Kbytes
Artikel-Nr.8599616
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Am Abend, also am frühen Abend, der fast noch später Nachmittag war, bin ich dann zu meiner Schwester gefahren. Und in der S-Bahn war alles wie immer. Dabei hätte das Leben ruhig ein bisschen mehr an meiner Veränderung teilnehmen können. Die Menschen zum Beispiel hätten anders reden können als sonst, hätten sich anders verhalten können oder ein bisschen anders ausschauen. Oder zumindest das Licht hätte anders sein können - heller oder dunkler - aber nichts. Alles war gleich und auch die Gegend war wie immer. Eine typische Fahrt in das Wiener Umland eben, mit Industrie und fehlender Landschaft. Und seltsamerweise war ich selbst auch wie das nicht an meiner Veränderung teilnehmende Leben, wie immer war ich, unverändert und ganz ruhig in mir drin. Obwohl ich es schon erstaunlich gefunden habe zu wissen, dass sich in einer Stunde mein Leben komplett verändert haben wird. Ich werde ein Kind gesehen haben, das ich bis dahin nicht gesehen habe, und dieses Kind wird mich gesehen haben, wird mich kennenlernen, ich werde seine Tante sein, und irgendwann wird es für es, das Kind, dann so sein, als wäre ich schon immer da gewesen. Und in einer Stunde werde ich auch wieder mit meiner Schwester geredet haben. Und eigentlich ist es auch völlig wurscht, in welche Richtung sich mein Leben verändern wird, Hauptsache ist, dass das mit meiner Schwester geklärt ist, manchmal muss man eben etwas klären im Leben, denn zum Leben gehört Mut, und wer nicht wagt, der nicht gewinnt, und gerade wie ich anfange, in Sprichwörtern zu denken, wird mir ganz heiß und alles, was vorher noch klar war und wie immer, ist jetzt unklar und anders, die Leute, die vorher noch einfach da waren, stinken jetzt nach Schweiß und Frittatensuppe, die ganze S-Bahn verschwimmt vor mir, alles dreht sich, zu wenig Luft ist da, und als die S-Bahn endlich stehen bleibt, springe ich aus dem Zug. Ein alter, bewaldeter Bahnhof, wo nichts nach Mensch riecht, sondern nur nach Wald, und ich gehe einfach los, auf der Straße, durch den kleinen Wald, herrlich dieser Waldgeruch, wer kennt das heutzutage in der Stadt noch, ich fühle mich fast wie der Peter Rosegger oder wer anderer Naturverbundener, gehe eine Schotterstraße entlang, die mich an ganz früher erinnert, wie sehr habe ich dich vermisst, Schotterstraße, der Donaugeruch, der jetzt immer näherkommt, gehe, immer dem fauligen Wassergeruch nach, beginne zu rennen, immer schneller, auf die Donau zu, ach Donau, was verbinde ich mit dir, nichts, renne hinein in die Donau, bis ich nicht mehr rennen kann, falle über das viele Wasser und lande im Querformat, quasi auf allen vieren. Bleibe so liegen, Füße und Arme ausgestreckt, der Kopf im Wasser, mache die Augen auf, sehe nichts außer fahlem Grün, blubbere das eiskalte Wasser aus, bleibe so liegen, wenn man sie überwunden hat die Eiseskälte, wird sie geil, die Augen tun weh, aber der Atem hält noch, blubbere weiter, geiles, fahles Donaugrün, bis die Luft ausgeht, ich tauche auf, das war noch einmal knapp, das war jetzt wirklich kurz vor dem Untergang, fast hätte ich keine Luft mehr gekriegt, fast wäre es aus gewesen mit mir, ein existenzielles Gefühl, da fällt mir auf, dass ich im Wasser auch knien hätte können, weil es so seicht ist. Und ich entscheide mich, noch ein bisschen im Wasser zu knien, sie ist angenehm, diese Nässe, um währenddessen zu überlegen, wie ich mit dieser Situation jetzt umgehen soll und welche Schritte eingeleitet werden könnten, da sehe ich plötzlich vor mir ein Bein, das aber nicht meines sein kann. Und an diesem Bein einen Körper mit zwei Armen und Händen, an denen jeweils ein dünnes Plastiksackerl, gut gefüllt, hängt. Ein unbekannter Reflex empfiehlt mir, schnell wieder unterzutauchen, aber da ertönt bereits die Stimme aus diesem fremden Körper: Ich bin jetzt ganz schön lang hinter dir hergelaufen, ich laufe sonst nie hinter jemandem her - Respekt also. Der Mann, der zu dieser Stimme gehört, erklärt mir, dass da so ein innerer Wunsch in ihm war, mich zu retten, uh, das klingt jetzt so, wie es nicht klingen sollte, natürlich ist er sich sicher, dass ich mich auch gut selbst retten hätte können. Aber wie soll er sagen, er hilft eben gerne, nicht in seiner Arbeit, in seiner Arbeit ist er Visionär und kann dabei nicht an andere denken, weil das die Vision zunichtemachen würde, aber in seiner Freizeit, von der er leider viel zu wenig hat, ist Helfen für ihn wirklich eine wunderbare Beschäftigung, viel zu wenig denkt er da an sich, viel zu viel an das Wohl der anderen. Und er erklärt mir, dass ich jetzt ordentlich abgetrieben bin, ich soll die Strömung der Donau nicht unterschätzen. Er schaut mit seinem stechenden Blick so weit in mich hinein, wie es ihm möglich ist, fährt sich durch sein dünnes Haar, das bis knapp über die Schulter reicht, und sagt: Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Künstler. Regisseur. Und er streckt mir sein Bein hin, als würde er das mit der Hilfe erneut versuchen, aber diesmal eher so nebenbei, als könnte es auch eine einfache Begrüßung sein, so ganz klar ist das nicht zu verstehen. Ich starre ihn an, er starrt mich an, der wiedergefundene Erdbeereisjunkie, aber er schaut irgendwie nicht so, als würde er mich erkennen, dabei ist unser Kennenlernen nicht einmal drei Stunden her, es ist schon erstaunlich, wie wenig man jemanden erkennen kann nach so kurzer Zeit. Andererseits ist es auch gut, dieses Nichterkennen, dann kann alles so weitergehen wie geplant, was auch immer geplant war, wie komme ich da weg, warum starrt er nur und bewegt sich nicht, ganz gut macht er das eigentlich, wie er da mit ausgestrecktem Bein in den Sonnenuntergang hinein posiert, und das, obwohl der aus der Donau hervortretende Kanalgeruch gar nicht zu diesem Bild passt, aber zu ihm schon, so geheimnisvoll, Verwelkte Schönheit vor Kanalgeruch , das wäre ein mögliches Bild, das einmal gemalt werden könnte, wenn ich malen könnte, würde ich das malen, aber darum geht es nicht, und da, plötzlich, ohne dass ich es vorhersehen konnte, spricht aus mir erneut dieses bis zu diesem Tag in mir gut versteckte, viel zu laute Hä? , sodass ich selber wieder einen Schrecken kriege und ein Donauwasserrest aus meinem Mundwinkel rinnt. Der Regisseur zuckt ebenfalls zusammen, woraufhin seine Plastiksackerln minimal vibrieren. Und ich: Also, ich mein, wir kennen uns eh. Von vorher , der Regisseur neigt den Kopf leicht, das Bein noch immer anbietend, und ich wieder: Von der Eismaschine. Ähm. Das Buch? Das wir beide lesen? DIE Stimme des zeitgenössischen Feminismus? Da erhellt sich noch unvorhergesehener als mein Hä? sein Gesicht: Ja, die Eisprinzessin!

Entschuldigung, wer bin ich? Und der Regisseur auf einmal ganz fröhlich: Durch die Nässe hätte ich dich fast nicht erkannt! Entschuldige, ich kenne so viele Gesichter, da kann ich nicht jedes wiedererkennen, aber jetzt, wo du mich zitierst, kommst du zurück in meine Erinnerung. Welche Freude, dass du meiner Einladung gefolgt bist, und was für ein Zufall, vielleicht sogar ein Schicksal, dass ich dich hier treffe! Weißt du, ich war nämlich gerade bei der Gerti Grammelknödel und Zucchini holen, schau, runde Zucchini, darum war mir ein Abstellen der Sackerln vorhin nicht möglich, sonst wären sie vielleicht davongerollt, haha, das war jetzt ein humorvoller Witz, aber schau, da ist schon das elterliche Haus.

Während ich im Wasser knie und in der Nähe des Ufers ein gemütliches Haus erkenne, aus dem warmes Licht strömt und aus dessen Kamin wohliger Holzgeruch dringt, spüre ich, wie sich meine Kleidung voll selbstbewusster Nässe an meinen Körper schmiegt, ich steige aus dem Wasser in die kalte Luft und folge dem wärmenden Holzgeruch und somit dem Regisseur ins Haus, während dieser nicht aufhört zu reden: Ich richte schon einmal die Grammelknödel an, mein heutiges Motto ist die Ursprünglichkeit, ja, ja, jede Kochparty hat ihr Motto! Schau, da geht es hinein, ich gehe schon mal runter in den Keller, du kannst dann nachkommen, runter, in den Partykeller, vorher nimm dir aber bitte etwas Trockenes zum Anziehen, nicht, dass du dich verkühlst, schau, da ist das Bad und da, in diesem Zimmer findest du trockenes Gewand, meine Freundin hat circa die gleiche Größe wie du und rennt sowieso immer nur nackt herum, nein, Spaß beiseite, also bitte, bedien dich einfach und fühl dich wie zu Hause! Und so plötzlich, wie er vor mir aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden.

Ich stehe allein in einem fremden Zimmer vor einem fremden Kleiderhaufen, aus dem Waschmittel vermischt mit Hautgeruch dringt, ich betrachte das Wasser, das von meiner Kleidung auf den Boden tropft, eine kleine Lacke Donauwasser bildet sich vor mir, und ich frage mich, ob es noch so viel Wasser werden wird, dass ich mein eigenes Spiegelbild darin erkennen kann, und auf einmal kommt es mir völlig unangebracht vor, in einem fremden Kleiderhaufen zu wühlen, an dem noch fremder Hautgeruch hängt, und es wäre mir auch sehr unangenehm, jetzt dieser Nackten zu begegnen, also ziehe ich schnell das Nächstbeste aus dem Haufen, ein weißes T-Shirt, viel zu groß,...
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Geboren 1985 in Graz, lebt als freie Autorin und Kabarettistin in Wien. Sie tritt mit Antonia Stabinger im Theaterkabarett-Duo "Flüsterzweieck" auf, ihre Programme wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Österreichischen Kabarettpreis 2017. Sie schreibt und spielt satirische Kolumnen für ORF-Radio FM4 und war Teil des Autor*innenteams der Comedy-Serie "BÖsterreich", wo sie auch eine Gastrolle übernahm. "Die Party. Eine Einkreisung" ist ihr Debütroman, für den sie das Start-Stipendium für Literatur des Bundeskanzleramts Österreich 2019 erhalten hat.
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Haidacher, Ulrike

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