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Gallo rosso

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
300 Seiten
Deutsch
Schruf & Stipeticerschienen am08.12.2021
Europa steht im Februar 2020 kurz vor dem Lockdown. Die Frage, warum seine Freundin bei einer Explosion auf dem Weihnachtsmarkt sterben musste, lässt Kommissar Kilian seit Jahren keine Ruhe. Er hat sich beurlauben lassen und verfolgt in Italien Gallo rosso, einen mysteriösen Mafiaboss, den keiner kennen will. Die Suche führt ihn nach Neapel, Rom, Turin, zu Baby-Mafiosi, Prostituierten und Pfarrern. Heinlein, inzwischen Polizeipräsident, ist überzeugt, dass sein Kollege Kilian einem Mythos nachjagt. Doch nach einem Selbstmordanschlag auf einen ICE in Würzburg stößt auch er auf den Namen Gallo. Seine Ermittlungen führen ins Darknet und zu rechten Netzwerken, auch in den Reihen der Polizei. Beide Fährten führen nach Venedig, und in der abgeriegelten Lagunenstadt treffen sich Kilian und Heinlein schließlich nach zehn Jahren wieder.

Roman Rausch schreibt seit den 1990er Jahren. Mit seiner Krimireihe über die Würzburger Kommissare Kilian & Heinlein wurde er bekannt. Es folgten einige hervorragend recherchierte historische Romane, darunter 'Die letzte Jüdin von Würzburg', für die Rausch mit dem Bronzenen HOMER 2015 ausgezeichnet wurde. 2011 erhielt er für sein schriftstellerisches Werk den fränkischen Weintourismuspreis.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEuropa steht im Februar 2020 kurz vor dem Lockdown. Die Frage, warum seine Freundin bei einer Explosion auf dem Weihnachtsmarkt sterben musste, lässt Kommissar Kilian seit Jahren keine Ruhe. Er hat sich beurlauben lassen und verfolgt in Italien Gallo rosso, einen mysteriösen Mafiaboss, den keiner kennen will. Die Suche führt ihn nach Neapel, Rom, Turin, zu Baby-Mafiosi, Prostituierten und Pfarrern. Heinlein, inzwischen Polizeipräsident, ist überzeugt, dass sein Kollege Kilian einem Mythos nachjagt. Doch nach einem Selbstmordanschlag auf einen ICE in Würzburg stößt auch er auf den Namen Gallo. Seine Ermittlungen führen ins Darknet und zu rechten Netzwerken, auch in den Reihen der Polizei. Beide Fährten führen nach Venedig, und in der abgeriegelten Lagunenstadt treffen sich Kilian und Heinlein schließlich nach zehn Jahren wieder.

Roman Rausch schreibt seit den 1990er Jahren. Mit seiner Krimireihe über die Würzburger Kommissare Kilian & Heinlein wurde er bekannt. Es folgten einige hervorragend recherchierte historische Romane, darunter 'Die letzte Jüdin von Würzburg', für die Rausch mit dem Bronzenen HOMER 2015 ausgezeichnet wurde. 2011 erhielt er für sein schriftstellerisches Werk den fränkischen Weintourismuspreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783944359724
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum08.12.2021
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1179 Kbytes
Artikel-Nr.8601061
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 // Habibi

Fastnacht aus Franken - Die Prunksitzung war das Highlight des Jahres, ein Pflichttermin für jeden hohen Amtsträger im Land, das Fernsehen sendete live.

Erwartet wurde ein ähnliches Spitzenergebnis wie die Jahre zuvor, knapp vier Millionen Zuschauer und damit mehr als bei so manchem DFB-Pokalfinale aus dem Olympiastadion in Berlin.

Nahezu das gesamte Kabinett der Landesregierung war angetreten, die Kostüme wurden vor laufenden Kameras auf dem roten Teppich besprochen und gelobt, der Landesvater trug zum schwarzen Anzug allerdings nur eine bunt gepunktete Fliege.

Wie jedes Jahr schlüpfte Polizeipräsident Georg Heinlein in sein Kostüm als Gevatter Hein - der Tod, mit aufgedrucktem Skelett, schwarzem Kapuzenmantel und weiß geschminktem Gesicht, in der knöchernen Hand die obligatorische Sense.

Heute Abend durfte nichts schiefgehen, Heinlein hatte Minister und ein Millionenpublikum an den Fernsehern zu Besuch, zwei Reihen entfernt seine Kinder Tom und Vera, Enkel und Schwiegersohn, und da war auch noch Claudia ⦠seine Ex.

Ein junger Kollege, Polizeiobermeister Schäfer, bahnte sich den Weg vorbei an einem Beethoven, einer drallen Biene Maja, sich mannstoll gebärdenden Ordensschwestern und dem heißen Tipp der diesjährigen Faschingssaison: die x-te Kopie des Jokers.

»Was ist?«, stöhnte Heinlein, hoffentlich hatte sich niemand mit einem der hohen Tiere angelegt.

»Eine Geiselnahme.«

Heinlein atmete erleichtert auf. »Gut erkannt, da vorne sitzen die Minister und Ministerinnen in Geiselhaft. Alles in Ordnung.«

»Ein Mann im ICE aus Hannover hat zehn Leute in seiner Gewalt.«

Schluss mit lustig. »Kein Scheiß?«

»Nein, Herr Polizeipräsident. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten.«

Heinlein trank aus und erhob sich. »Bundespolizei vor Ort?«

»Ja, hat um Unterstützung gebeten.«

Heinlein und Schäfer eilten zum Ausgang.

»Hat schon jemand mit dem Geiselnehmer gesprochen?«

»Spricht kein Deutsch, nur ein paar Brocken Englisch.«

»Übersetzer angefordert?«

»Niemand weiß, für welche Sprache.«

Auch das noch.

»Ein SEK?«

»Ist auf dem Weg.«

Aus Nürnberg. Wenn sie gut durchkamen, waren sie in einer Stunde hier.

Sie erreichten die Glastüren, danach die Treppen, der Lärm verebbte. Heinlein atmete kalte, unlustige Februarluft, er fröstelte in dem dünnen Kostüm.

Die Personenschützer und Fahrer der Minister rauchten abseits, glotzten blöde herüber. Polizeioberkommissar Hoffmann war unter ihnen.

Was machte der hier?

Hoffmann grüßte, Heinlein zurück und rein in den Streifenwagen.

»Wohin geht s?«

»Zwischen Tunnelende und Hauptbahnhof.« Schäfer startete den Wagen. »Der Geiselnehmer hat ein Ultimatum von einer Stunde gesetzt.«

»Ich denke, er spricht kein Deutsch?«

»Er stammelte was von one hour ⦠bumm!«

»Und wann hat er das zum ersten Mal gesagt?«

Schäfer schaute auf seine Armbanduhr. »Vor genau 50 Minuten.«

»Und die Bundespolizei hat nicht gestürmt?!«

»Die Lage ist kompliziert ⦫

Da war sie wieder, die Erinnerung an die Katastrophe vor vier Jahren, an den heißen Juli 2016.

Ein minderjähriger Flüchtling hatte in einer Regionalbahn bei Würzburg ein Blutbad angerichtet. Mit einem Beil und einem Messer war er er auf die Reisenden losgegangen und hatte sie schwer verletzt.

Vier Tage zuvor hatte es den Anschlag in Nizza gegeben. 85 Tote, 434 Verletzte.

Vier Tage später der Anschlag in München. Neun Tote.

Zwei Tage darauf der Anschlag im nahen Ansbach. 15 Verletzte.

Das Gelände war weiträumig gesperrt, Autos stauten sich auf den Straßen rings um den Verkehrsknotenpunkt am Stadtrand, Hupen und Kehrtwenden im Schein der tanzenden Lichter der Einsatzfahrzeuge.

Der ICE stand im orangefarbenen Licht auf einem der vielen Gleise, der Bahnhof ein paar hundert Meter entfernt. Ein Hubschrauber suchte mit Scheinwerfer die Umgebung ab.

Heinlein zählte gut zwei Dutzend Einsatzkräfte, die sich auf einen Wagen konzentrierten, der als einziger im Inneren unbeleuchtet war, von außen aber angestrahlt wurde. Die Jalousien heruntergezogen, niemand konnte hinein- oder herausschauen.

Auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe hatten sich Sanitätsfahrzeuge und die Einsatzleitung postiert.

Als Heinlein ausstieg, kam Deckert ihm bereits entgegen, mit dem Anflug eines Lächelns.

»Gevatter Hein â¦, natürlich.«

»Was dagegen?«, verbat sich Heinlein jeden weiteren Kommentar. »Also, was wissen wir?«

Deckert, ein kantiger Typ Ende vierzig, sportlich, in Sakko und Stiefeln, kam sofort auf den Punkt.

»Nichts Konkretes, außer dass der Kerl völlig durch den Wind ist. Er rennt im Wagen umher, schreit unverständliches Zeug und droht alles hochgehen zu lassen. Wir schätzen, dass er zehn Geiseln oder mehr in seiner Gewalt hat.«

»Wer hat mit ihm gesprochen?«

»Der Kollege von der Bundespolizei.« Deckert deutete mit dem Kopf nach hinten, wo jemand im Mannschaftswagen lautstark telefonierte und offenbar der Verzweiflung nah war. »Das SEK und die Bombenleute stecken noch auf der Autobahn fest. Die werden frühestens in einer halben Stunde da sein. So viel Zeit haben wir nicht, wenn der Kerl ernst macht.«

»Forderungen?«

»Keine Ahnung. Wir verstehen ihn nicht.«

»Scharfschützen?«

Deckert zeigte in die Nacht. »Einer diesseits des ICE, ein zweiter jenseits auf einem Güterwaggon. Keiner hat freie Sicht in den Wagen, die Lage ist völlig ungeklärt.«

Heinlein schaute sich um, es gab nur eine Entscheidung. »Die Bundespolizei muss stürmen«, es war ihr Verantwortungsbereich.

»Der Kollege bringt s nicht. Wir beide wissen, was das bedeutet.«

Dass die Sache in die Hose ging.

»Was schlägst du dann vor?«

Deckert atmete durch. »Ich geh rein.«

»Ein Himmelfahrtskommando. Nein, auf keinen Fall.«

»Wäre nicht das erste Mal.« Deckert reichte ihm seine Waffe.

Heinlein verweigerte sie. »Aber vielleicht das letzte.«

»Wir hatten schon schlimmere Situationen«, damals beim SEK.

»Ina würde mir das nie verzeihen«, hielt Heinlein dagegen.

»Sie weiß, dass so etwas jederzeit passieren kann.«

»Früher, heute bist du ein stinknormaler Beamter, der seine Schicht runterreißt.«

»Das verlernt man nicht. Jetzt nimm schon.« Er drängte Heinlein die Waffe auf.

»Und Lukas und Carlotta?«

Deckert grinste schief, zog die Jacke aus. »Papa ist ein harter Hund.«

»Papa ist ein Idiot, wenn er glaubt, dass ich das genehmige.«

»Die Zeit drängt, Herr Polizeipräsident«, sagte Deckert förmlich. »Der Kollege von der Bundespolizei wird ohne das SEK nichts unternehmen, die Scharfschützen können kein Ziel ausmachen, und wenn der Geiselnehmer keinen Ausweg sieht, kann jederzeit alles passieren. Die Geiseln müssen schnellstens da raus.«

Richtig, aber Deckert hatte Frau und Kinder, ein neu gebautes Haus und einen Kredit am Hals, er wurde noch gebraucht.

»Ich mach s«, bestimmte Heinlein.

»Quatsch nicht. Dein letzter Einsatz ist über fünf Jahre her.«

»Na und.«

»Du bist längst ein Schreibtischhengst, untauglich für aktive Polizeiarbeit.«

Kein anderer als Deckert durfte so mit ihm sprechen, und das auch nur, wenn sie unter sich waren oder sich heillos betrunken um die Getränkerechnung stritten.

»Gevatter Hein ist noch lange nicht in Rente.« Heinlein streifte den Umhang ab.

»Hein ist Geschichte, ein Gespenst aus alten Tagen.«

»Das ist ein Befehl, und jetzt ab.«

Widerstrebend lenkte Deckert ein und informierte den Einsatzleiter.

»Hast du ein Taschentuch?«, fragte Heinlein seinen Chauffeur, der alles mitangehört hatte.

»Sicher«, antwortete Schäfer und reichte ihm eines.

Doch die Schminke war hartnäckiger als gedacht.

»So geht das nicht«, belehrte ihn jemand - Vanja Berger, eine junge Kommissarin aus dem Dezernat für Organisierte Kriminalität, trat aus dem Schatten und nahm ihm das Taschentuch aus der Hand.

»Was machen Sie hier?«

»Hab den Hubschrauber gesehen. Ich wohne gleich da vorne im Bahnhofsviertel.« Sie spuckte ins Taschentuch, rubbelte und rieb, dass es schmerzte.

»Nicht Ihr Zuständigkeitsbereich.«

»Vielleicht kann ich helfen.« Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, war in Jogginghose und Sweatshirt unterwegs. Normalerweise trat sie auffallend modisch in Erscheinung. »Ich spreche Serbokroatisch, Bosnisch und ⦫

»Gibt es Hinweise, dass es sich um einen Täter vom Balkan handelt?«, unterbrach er sie...
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Autor

Roman Rausch schreibt seit den 1990er Jahren. Mit seiner Krimireihe über die Würzburger Kommissare Kilian & Heinlein wurde er bekannt. Es folgten einige hervorragend recherchierte historische Romane, darunter 'Die letzte Jüdin von Würzburg', für die Rausch mit dem Bronzenen HOMER 2015 ausgezeichnet wurde. 2011 erhielt er für sein schriftstellerisches Werk den fränkischen Weintourismuspreis.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt