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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am14.02.20221. Auflage
Mose, das ist kein Held und auch kein Vorbild im klassischen Sinne. Er taugt nicht als strahlendes Idol. Als Lehrer bleibt er ein Leben lang ein Lernender. Für Heiner Wilmer ist er gerade deshalb für uns wichtig. Sein Mose-Buch hat er den Zögernden gewidmet. Mit diesem Buch zeigt er: Durch Mose können wir uns mit unseren Abgründen und Tiefen, Gipfeln und Höhen wiedererkennen. Als Heiner Wilmer dieses Buch schrieb, ahnte er nicht, dass er wenig später zum Bischof von Hildesheim ernannt werden würde. In den Medien wurde der junge Bischof aufgrund seines Buchs als 'Wüstenvater Wilmer' betitelt. Eines seiner Herzensanliegen, das Eintreten gegen den Antisemitismus, bringt er auch in diesem Buch zum Ausdruck.

Heiner Wilmer SCJ, Dr. theol., geb. 1961, 1987 zum Priester geweiht, 1993-2007 Lehrer, Schulseelsorger, Schulleiter, davon einige Zeit in der Bronx in New York; seit 2007 Provinzial der Herz-Jesu-Priester in Deutschland. Von 2015-2018 war er Ordensgeneral der Leiter der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) weltweit, bevor er 2018 zum Bischof von Hildesheim ernannt wurde. Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextMose, das ist kein Held und auch kein Vorbild im klassischen Sinne. Er taugt nicht als strahlendes Idol. Als Lehrer bleibt er ein Leben lang ein Lernender. Für Heiner Wilmer ist er gerade deshalb für uns wichtig. Sein Mose-Buch hat er den Zögernden gewidmet. Mit diesem Buch zeigt er: Durch Mose können wir uns mit unseren Abgründen und Tiefen, Gipfeln und Höhen wiedererkennen. Als Heiner Wilmer dieses Buch schrieb, ahnte er nicht, dass er wenig später zum Bischof von Hildesheim ernannt werden würde. In den Medien wurde der junge Bischof aufgrund seines Buchs als 'Wüstenvater Wilmer' betitelt. Eines seiner Herzensanliegen, das Eintreten gegen den Antisemitismus, bringt er auch in diesem Buch zum Ausdruck.

Heiner Wilmer SCJ, Dr. theol., geb. 1961, 1987 zum Priester geweiht, 1993-2007 Lehrer, Schulseelsorger, Schulleiter, davon einige Zeit in der Bronx in New York; seit 2007 Provinzial der Herz-Jesu-Priester in Deutschland. Von 2015-2018 war er Ordensgeneral der Leiter der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) weltweit, bevor er 2018 zum Bischof von Hildesheim ernannt wurde. Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451826535
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.02.2022
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse992 Kbytes
Artikel-Nr.8618167
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Mensch Mose
Tod in Venedig

Die Müdigkeit und die Anspannung stecken mir noch tief in den Knochen, als ich durch die pittoresken Gassen Venedigs laufe. Wir sind in der Karwoche, und ich fühle mich ziemlich kaputt. Seit wenigen Tagen bin ich wieder in Europa, zurück von einer Reise. Einer langen und vor allem harten Reise, vermutlich einer der härtesten meines ganzen Lebens.

Ich stamme von einem Bauernhof im Emsland, und früher bedeutete Reisen für mich, in die Stadt zu fahren oder auch nur in einen anderen Ort. Das sollte sich aber rasch ändern, ich hatte in Freiburg, Paris und Rom studiert. Vor drei Jahren wählten mich die Mitbrüder zum Leiter meines Ordens, Generaloberer nennt man das bei uns. In diesen drei Jahren bin ich sehr, sehr viel gereist, war auf allen Kontinenten unterwegs, abgesehen einmal von Australien oder der Arktis.

Doch diese Reise, die gerade hinter mir liegt, war anders. Mehrere Monate durch Mosambik, Angola, den Kongo, Kamerun, Tschad und nach Madagaskar. Noch nie zuvor war ich längere Zeit in Afrika gewesen, geschweige denn in Ländern wie dem Kongo, die sicher nicht zu den beschaulichsten und ruhigsten Flecken dieser Erde gehören. Fast vierzehn Wochen war ich unterwegs, um die Mitbrüder meiner Gemeinschaft in diesen afrikanischen Ländern und in Madagaskar zu besuchen, in Flugzeugen und Baumbooten, in großen und kleinen Autos, über Flüsse und Huckelpisten.

Vor meiner Reise war ich nervös gewesen, angespannt, hatte Respekt und ein bisschen Sorge - vor Krankheiten wie Malaria oder dem Denguefieber. Vor nicht langer Zeit war unser stellvertretender Generaloberer an einer Gehirnmalaria verstorben, und der einzige deutsche Generalobere vor mir, Pater Alphons Maria Lellig SCJ, war kurz nach einer Afrikareise in den Fünfzigerjahren ebenfalls von einer Krankheit dahingerafft worden. Kein gutes Omen für meine Reise, die ich im Januar 2017 antrat.

Jetzt, vier Monate später, bin ich nicht nur erleichtert, diese Reise heil überstanden zu haben, sondern auch dankbar, weil ich unglaublich viele Menschen getroffen habe, weil ich Erfahrungen habe sammeln können, die mein Bild vom Leben verändert haben, hoffentlich verändert haben, die meine Überzeugungen beeinflusst haben. Ich habe in meinem Leben viele Überzeugungen gehabt und nicht wenige davon wieder verworfen. Gleichzeitig habe ich viele neue gefasst, manche davon auch wieder verworfen, andere aber behalten. Sie haben sich verfestigt, verfestigen sich sogar immer weiter - ein Prozess. Überzeugungen, die wachsen und stärker werden, weil ich sie im täglichen Erleben bestätigt sehe und fühle.

Zu diesen Überzeugungen, die über die Jahre in mir gewachsen sind, gehört die, dass ich die moderne Kunst für einen Seismografen unserer Zeit halte. Es hat etwas gedauert, bis ich die Kunst - die moderne sowieso - für mich entdeckt habe. Für mich als Mensch, für mich als Ordensmann ist sie inzwischen unverzichtbar geworden. Ich glaube, dass sich in der Kunst das widerspiegelt, was die Menschen einer Zeit umtreibt, was sie beschäftigt, was sie lieben und hassen, was sie ersehnen und verabscheuen, was ihnen Hoffnung gibt und was ihnen Angst einjagt.

Eine meiner prägenden Kunsterfahrungen habe ich gemacht, als ich in der Bronx in New York als Lehrer arbeitete, vor ziemlich genau zwanzig Jahren. Eines Tages hatte ich die Gelegenheit, in das Solomon-R.-Guggenheim-Museum zu gehen, und ich war fasziniert. Nicht nur von der Ausstellung, auch von Guggenheim selbst. Später begann ich, über ihn nachzulesen, und meine Faszination wuchs immer weiter. Begeistert war ich schließlich auch von Peggy Guggenheim, seiner Nichte, die selbst eine berühmte Galeristin war. Zwanzig Jahre nach meinem Besuch im Solomon-R.-Guggenheim-Museum bin ich nun auf dem Weg Richtung Peggy-Guggenheim-Sammlung, diesmal nicht in New York, sondern Tausende Kilometer entfernt, eben in Venedig.

Die Peggy-Guggenheim-Sammlung im Palazzo Venier dei Leoni ist für mich nicht nur wegen meiner Faszination für moderne Kunst, wegen meiner New Yorker Vergangenheit wichtig, sondern auch aus einem anderen Grund einzigartig: Es ist vielleicht das einzige Museum, in dem der Galerist selbst begraben liegt, in diesem Fall: die Galeristin. »L ultima dogaressa«, die »letzte Dogaressa«, wie man die Guggenheim nennt, hat ihr Grab hier - zusammen mit ihren Hunden.

Ich muss an ihre Biografie denken, wie sie als Frau für ihre Freiheit gekämpft hat, wie sie während des Weltkriegs in die USA flüchten musste, wie sie von Neuem anfing, sich immer wieder aufmachte, wie sie nach dem Krieg nach Venedig zurückkehrte und wie sie immer wieder mit den Konventionen brach. Diese Gedanken beflügeln mich, meine Schritte werden schneller. Vorbei geht es an den Prachtbauten, stein- und marmorgewordene Zeugen der einstigen Größe und Bedeutung der Stadt.

Mein Weg führt mich Richtung Peggy-Guggenheim-Sammlung und dann zur Punta della Dogana, dem alten Handelsgebäude, ganz an der Spitze einer Halbinsel, direkt im berühmten Dorsoduro-Sestiere, einem der sechs Viertel der Stadt. Die Punta della Dogana verkörpert wie kaum ein anderes Gebäude das, was Handel für die einstige Republik bedeutete: Wohlstand und Einfluss, ausgedrückt durch zahlreiche Kuppeltürme, die sich majestätisch erheben. Auf der Hauptkuppel befindet sich eine Statue des Atlas, des mythischen Titans, der die Welt auf seinen Schultern trägt - ein unmissverständlicher Hinweis auf das Selbstverständnis Venedigs. Gegenüber, nur durch die Lagune getrennt, liegt der Dogenpalast und dahinter der Markusdom - wirtschaftliche, politische und religiöse Größe zusammengefasst in drei Bauwerken.

Mein Spaziergang zur Punta hat allerdings weniger mit dem fantastischen Ausblick zu tun als eher mit dem, was das Gebäude heute beherbergt, ein Kunstmuseum. Und mit der Ausstellung, die gerade dort geboten wird, von einem der wichtigsten, aber auch umstrittensten Künstler unserer Zeit: Damien Hirst.
Mose - Schlüssel zu mir selbst

Wenn meine Überzeugung stimmt, dass die moderne Kunst ein Seismograf für die Befindlichkeit des Menschen ist, dann lohnt es sich umso mehr, sich mit dem Werk Damien Hirsts zu beschäftigen. Ich hatte, ehrlich gesagt, vor meinem Venedig-Aufenthalt noch nie von ihm gehört. Etwas peinlich, gehört er doch zu den einflussreichsten Künstlern derzeit, und er gilt sogar als der reichste überhaupt. Er ist Maler und Bildhauer, überrascht mit Installationen und anderen Konzeptkunstwerken. Vor allem in Formaldehyd eingelegte Tierkörper sind sein Markenzeichen, zum Beispiel der riesige Tigerhai, dem er den Namen gegeben hat: »The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living«.

In dem alten Speichergebäude in Venedig geht es in diesen Tagen des Jahres 2017 unter dem Titel: »Treasures from the Wreck of the Unbelievable« wieder um Konzeptkunst. Ich trete in das Gebäude, stehe vor zahlreichen Exponaten, mein Blick fällt durch die halbkreisförmigen Fenster, die die Aussicht auf die Lagune freigeben, und ich komme mir vor wie im Bauch eines gewaltigen Schiffes. Ich bleibe immer wieder stehen, gebannt und fasziniert, zum Beispiel von einem gewaltigen Fuß, der am Knöchel endet und in Ledersandalen mit Schnallen und Riemen steckt. Darauf eine kleine Maus und ein riesiges Ohr, völlig überdimensioniert. Ich bleibe länger stehen, irgendetwas ist da, das ich noch nicht fassen kann - später wird es sich plötzlich für mich einfügen in zahlreiche Gedanken, die mich seit meiner Reise nach, durch und zurück von Afrika beschäftigen, aufwühlen, antreiben.

Ich brauche eine Pause und verlasse kurz das Museum. Ein schneller Mittagshappen, dann zieht es mich schon wieder zurück. Erneut versinke ich in den Exponaten und dieser Welt, die Hirst aufgebaut hat. Bis ich plötzlich etwas bemerke, was mir vorher entgangen war: eine Leinwand mit einem Film. Der Film trägt den Titel »Treasures from the Wreck of the Unbelievable« - »Schätze aus dem unglaublichen Wrack«. Dieses unglaubliche Wrack, so geht es los, sei im Jahr 2008 gefunden worden. Vor der Südküste Afrikas, also nicht weit entfernt von dort, wo ich gerade gewesen war.

Das Schiff, so der Film weiter, sei vor 2000 Jahren versunken und habe einem freigelassenen Sklaven aus dem Römischen Reich gehört, der damals der größte Kunstsammler seiner Zeit gewesen sei. Der Name des Schiffes: »Apistos« - die Unglaubliche. Die Bergung, so Damien Hirst, habe er finanziert und darüber einen Film machen lassen. In diesem Film sieht man nun Taucher, wie sie das Schiff untersuchen, dann wird gezeigt, wie das Wrack von einem gewaltigen modernen Industrieschiff geborgen wird, wie wunderbare Kunstschätze zum Vorschein kommen, Schätze, die jetzt im Museum ausgestellt werden. Und plötzlich eine Micky Maus. Ja, eine Micky Maus. Und vorher eine pharaonenhafte Statue eines amerikanischen Sängers, Pharell Williams. Pharell Williams und Micky Maus vor 2000 Jahren auf dem Schiff eines ehemaligen römischen Sklaven? Die Auflösung ist simpel: Es ist wirklich ein unglaubliches Wrack, weil es kein echtes ist. Die gesamte Geschichte ist erfunden. Aber extrem lebendig.

Ich verlasse die Ausstellung, doch das Gesehene arbeitet in mir weiter. Ich lese über Damien Hirst nach, schaue mir andere Kunstwerke an. Bis ich zu einem anderen Formaldehyd- Tier komme: einem toten Bullen, den Hirst hat einlegen lassen, um ihn dann in einem Aquarium aufzustellen. Ich komme von einem Bauernhof und kenne mich mit Bullen aus, und dieser Bulle wirkt nicht etwa künstlich, sondern er ist ein wirkliches Tier. Er verfügt über eine ausgeprägte Muskulatur, das Fell ist dicht und kräftig, die...

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Autor

Heiner Wilmer SCJ, Dr. theol., geb. 1961, 1987 zum Priester geweiht, 1993-2007 Lehrer, Schulseelsorger, Schulleiter, davon einige Zeit in der Bronx in New York; seit 2007 Provinzial der Herz-Jesu-Priester in Deutschland. Von 2015-2018 war er Ordensgeneral der Leiter der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) weltweit, bevor er 2018 zum Bischof von Hildesheim ernannt wurde.Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.