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Der Hammermord am Hansering

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
mdv Mitteldeutscher Verlagerschienen am31.12.20201. Auflage
True Crime: Kaufholz is back Zehn neue Kriminalfälle hat der »Oberkommissar ehrenhalber« aufgearbeitet. Alles DDR-Verbrechen aus dem ehemaligen Bezirk Halle, in denen die Kriminal­polizei zwischen 1959 und 1986 ermittelte: ein Kindermord an einem achtjährigen Mädchen in Dessau, eine schreckliche Enthauptung in Halle und ein grausamer Mord auf einem LPG-Hof bei Naumburg. Gewohnt realistisch schildert der Autor die Kriminalfälle im Detail, beschreibt die Motive der Täter und charakterisiert Zeugen und Opfer. Fotomaterial aus den Ermittlungsakten ergänzen die Sammlung. Ein Muss für Freunde wahrer Kriminalfälle

Bernd Kaufholz, geb. 1952 in Magdeburg, studierte Maschinenbau und später Journalistik. Seit 1976 ist er Reporter bei der »Volksstimme« in Magdeburg und ab 1993 als Chefreporter in vielen Kriegs- und Krisengebieten der Welt unterwegs. Seine Bücher trugen ihm den Titel »Ehrenkommissar des Landes Sachsen-Anhalt« (2002) und eine Beförderung zum »Oberkommissar ehrenhalber« (2011) ein. Kaufholz lebt im Jerichower Land.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextTrue Crime: Kaufholz is back Zehn neue Kriminalfälle hat der »Oberkommissar ehrenhalber« aufgearbeitet. Alles DDR-Verbrechen aus dem ehemaligen Bezirk Halle, in denen die Kriminal­polizei zwischen 1959 und 1986 ermittelte: ein Kindermord an einem achtjährigen Mädchen in Dessau, eine schreckliche Enthauptung in Halle und ein grausamer Mord auf einem LPG-Hof bei Naumburg. Gewohnt realistisch schildert der Autor die Kriminalfälle im Detail, beschreibt die Motive der Täter und charakterisiert Zeugen und Opfer. Fotomaterial aus den Ermittlungsakten ergänzen die Sammlung. Ein Muss für Freunde wahrer Kriminalfälle

Bernd Kaufholz, geb. 1952 in Magdeburg, studierte Maschinenbau und später Journalistik. Seit 1976 ist er Reporter bei der »Volksstimme« in Magdeburg und ab 1993 als Chefreporter in vielen Kriegs- und Krisengebieten der Welt unterwegs. Seine Bücher trugen ihm den Titel »Ehrenkommissar des Landes Sachsen-Anhalt« (2002) und eine Beförderung zum »Oberkommissar ehrenhalber« (2011) ein. Kaufholz lebt im Jerichower Land.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783963115196
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.12.2020
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4077 Kbytes
Illustrationenmit s/w-Abbildungen
Artikel-Nr.8621744
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



DER SADIST VON DESSAU


Sonnabend, 4. Februar 1961. Es ist gegen 3.30 Uhr. Margarete Hubbe* verlässt ihre Wohnung in der Straße der III. Weltfestspiele in Dessau. Um 4 Uhr beginnt ihre Arbeit als Reinigungskraft in der Hauptpost. Wie an jedem Schultag hat sie am Abend zuvor für ihren neun Jahre alten Sohn Klaus das Pausenbrot und den Schulranzen auf den Küchentisch gelegt und auch seine Kleidung liegt bereit. Aufgrund ihres frühen Arbeitsbeginns hat sich der morgendliche Ablauf im Haushalt, in dem noch die 20 Jahre alte Tochter Erika und ihre 16-jährige Schwester Karin leben, eingespielt, nachdem der Ehemann im Jahr zuvor gestorben ist.

Auch Erika, deren Arbeit im VEB Junkalor , dem Dessauer Elektro-Apparate-Werk, um 6 Uhr beginnt, ist schon aus dem Haus, wenn Klaus sich für die Schule fertig macht. Normalerweise wird der Junge morgens von seiner Schwester Karin geweckt, bevor auch sie sich auf den Schulweg macht.

So ist es auch am 4. Februar. Gegen 6.30 Uhr geht die 16-Jährige zur Toilette. Als sie zurückkommt, durchfährt sie ein Schreck: Am Küchentisch sitzt der Ehemann ihrer Schwester Ingeborg, Günter Lahm*. Noch schlaftrunken geht sie wortlos an ihrem Schwager vorbei ins Schlafzimmer und zieht sich dort an.

Los, Klaus, mach hin, es ist schon spät! , ruft Karin wenig später ihrem Bruder durch die Schlafzimmertür zu. Der Neunjährige antwortet knurrig: Ja, ja, gleich , dreht sich dann aber noch mal auf die andere Seite. Kurz bevor sie die Wohnung verlässt, geht sie noch einmal in die Küche und sagt zu Günter Lahm: Achte doch drauf, dass Klaus aufsteht. Er kommt heute nicht so richtig in die Pötte.

Dass Lahm morgens in der Straße der III. Weltfestspiele vorbeischaut, ist nicht ungewöhnlich, denn Erika und Karin haben einen tiefen Schlaf und es ist schon einige Male vorgekommen, dass sie den Wecker überhört haben. Deshalb war ausgemacht worden, dass Günter Lahm morgens auf dem Weg zur Arbeit als letzter Weckruf fungiert. Damit er in die Wohnung kommt, wird das kleine Fenster in der Korridortür nicht verriegelt. So kann der Schwager durch die Öffnung greifen und die Flurtür öffnen.



Die Rückfront des Hauses mit Garten in Dessau-Süd, Mittelring



Geh doch noch mal zu Klaus rein und wecke ihn. Ich glaube er verschläft sonst heute wirklich , mahnt Karin noch einmal. Dann holt sie ihr Fahrrad aus dem Keller und macht sich auf den Weg. Sie sieht, dass der Schwager sein eigenes Fahrrad an der Hauswand abgestellt hat.

 

Es ist um die Mittagszeit. Margarete Hubbe hat ihre Arbeit beendet und ist wieder zu Hause. Es klingelt. Draußen steht Ralf Kluge*, ein Mitschüler von Klaus, mit seiner kleinen Schwester Bärbel an der Hand. Warum war´n Klausi heute nicht in der Schule? , fragt er. Ist er krank?

Wieso, war er denn nicht in der Schule? , fragt die 53-Jährige zurück. Es ist 14 Uhr, der Junge hätte schon seit einer halben Stunde vom Hort der Oberschule VII zu Hause sein müssen. Sie schaut auf der Straße nach, ob Klaus dort irgendwo spielt. Sie fragt Kinder aus der Nachbarschaft, ob sie wissen, wo der Junge ist. Doch niemand hat ihn gesehen.

Voller Sorge klingelt sie bei ihrer Nachbarin Gertrud Grau*, die gegenüber, Parterre, rechts wohnt. Nachdem sie vom Verschwinden des Sohnes berichtet hat, rät ihr die Hausfrau, den Abschnittsbevollmächtigten der Polizei zu alarmieren. Dort schildert sie gegen 16.30 Uhr den Fall.

Kurze Zeit später nimmt ABV Frenzel die Personenbeschreibung auf: Scheinbares Alter zehn Jahre, ca. 1,30 Meter groß, mittelblondes Haar mit Scheitel, kräftige Gestalt, es fehlen die oberen Schneidezähne. Bekleidung: grüne Manchesterjacke, blaue Trainingshose, blaue Schirmmütze, hohe dunkelbraune Schnürschuhe. Das Kind hatte einen dunkelbraunen Schulranzen bei sich. Darin befinden sich: Lese-, Rechen- und Deutschbuch, Schreibhefte, ein dunkelgrau kariertes Etui aus Stoff.

Der Zusatz lautet: Das Kind war nach Angaben der Mutter noch nie von zu Hause weg.

Die Kripo beginnt damit, die Liste von Verwandten von Familie Hubbe abzuarbeiten und sie zu befragen. Dazu gehören die Großeltern des vermissten Jungen ebenso wie die Schwägerinnen von Margarete Hubbe, die alle in Dessau wohnen. Doch niemand hat Klaus seit seinem Verschwinden gesehen.



Anhand dieses Fotos wurde der vermisste Klaus gesucht



Am 8. Februar veröffentlicht die Kreisausgabe Dessau der Bezirkszeitung Freiheit unter der Überschrift Schüler vermisst ein sogenanntes Mithilfeersuchen des VP-Kreisamts. Darin wird mitgeteilt, dass Klaus Hubbe seit dem 4. Februar 1961 vermisst wird. Dann folgt die Personenbeschreibung. Der Artikel endet mit: Wir bitten die Bevölkerung, der Volkspolizei bei der Fahndung nach dem Schüler zu helfen und alle zweckdienlichen Angaben sofort dem Volkspolizeikreisamt, Dessau, Wolfgangstraße (Zimmer 98) oder jeder anderen VP-Dienststelle zu melden.



Das Mithilfeersuchen der Polizei in der Freiheit (Lokalausgabe Dessau) vom 8. Februar 1961



Interessant ist für die Ermittler das morgendliche Zusammentreffen von Karin Hubbe und ihrem Schwager Günter Lahm am Tag des Verschwindens von Klaus. Am 6. Februar wird die 16-Jährige von VP-Unterleutnant Baliga als Zeugin vernommen. Sie schildert den morgendlichen Ablauf so, wie ihn die Ermittler bereits von ihrer Mutter gehört haben. Was die Kriminalisten da jedoch noch nicht wissen, ist, dass die Haushaltshilfe in einem entscheidenden Punkt nicht die Wahrheit gesagt hat. Es geht um die Zeit gegen 6.45 Uhr. Mein Schwager Lahm ist zu dieser Zeit an unserer Wohnung vorbeigegangen und hat an das Fenster geklopft. Er macht das in der Regel, wenn er zur Arbeit geht und uns weckt , sagt Karin Hubbe aus.

Das Haus in der Straße der III. Weltfestspiele wird gründlich durchsucht. Dabei wird auch ein sogenannter Aashund eingesetzt. Doch der Schäferhund findet weder im Keller noch auf dem Dachboden eine Spur, die die Ermittler weiterbringt.

Am 8. Februar korrigiert Karin Hubbe ihre Aussage und schildert die Situation, wie Lahm am 4. Februar in der dunklen Küche saß und sie überrascht war.

Warum haben Sie das am 6. Februar anders geschildert? , fragt Unterleutnant Baliga nach.

Mein Schwager Günter Lahm kam am Sonntag zu uns und bat mich, der Polizei nicht zu sagen, dass er sonnabendfrüh in der Wohnung war. Ich sollte sagen, dass er nur ans Fenster geklopft hat, um uns zu wecken.

Warum hat Ihr Schwager nicht gemeinsam mit Ihnen die Wohnung verlassen?

Ich wusste, dass er an dem Tag nicht arbeitet, und habe mir nichts dabei gedacht, dass er noch geblieben ist. Und mir war es auch ganz recht, dass er Klaus noch mal weckt, weil ich ja wegmusste.

Erika Hubbe, die 20-jährige Schwester des Vermissten, sagt aus, dass sie zumeist mit ihrem Schwager das Haus verlässt, nachdem dieser sie morgens geweckt hat. Als sie Unterleutnant Baliga fragt, ob das auch am 4. Februar der Fall gewesen sei, antwortet sie: Wir verließen um 5.30 Uhr die Wohnung. Wir fuhren dann gemeinsam mit unseren Rädern los. Mein Schwager bog an der Steneschen/Ecke Turmstraße nach links in Richtung Törten ab Er rief mir noch zu: Mach´s gut! Ich fuhr dann zu meiner Arbeitsstelle weiter.

Nachdem sie gegen 11.30 Uhr zurück gewesen sei, habe sie nichts Auffälliges in der Wohnung festgestellt. Als ich mich gerade umgezogen habe und noch im Unterrock war, stand Günter plötzlich in der Zimmertür. Ich habe ihn erschrocken gefragt: Was willst du denn hier? Er sei an sie herangetreten und habe ihr an die Brüste gefasst. Ich habe ihn angeschrien: Mach, dass du wegkommst! Ich hatte das Gefühl, dass er irgendetwas im Schilde führt. Günter sei ihr in die Küche gefolgt. In ihr sei die Angst gewachsen . Sie hatte sich gerade ihr Kleid übergestreift, da packte sie ihr Schwager an den Schultern und schüttelte sie. Er hat mich auf das Bett geschubst. Ich bin aufgesprungen und habe ihm eine runtergehauen , erzählt sie beim Verhör mit hochrotem Kopf und die Aufregung ist der 20-Jährigen immer noch deutlich anzumerken. Mir war das unheimlich, und ich habe mich beeilt, aus dem Haus zu kommen. Als ich ging, saß Günter in der Küche auf dem Stuhl.

Zum zweiten Mal an diesem Tag hätten sie gemeinsam mit den Rädern das Haus verlassen, so Erika. Es sei gegen 12 Uhr gewesen. Am Postamt, als sie in die Friedrichstraße einbog, habe sie gesehen, dass ihr Schwager in Richtung Wilhelm-Pieck-Straße weiterfuhr.
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