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Das Pulverfass explodiert

Druckerschwärze und Schwarzpulver, Band3
tolino mediaerschienen am01.07.2022
1620: Auf dem Weg ins aufständische Böhmen zieht die Katholische Liga durch Österreich. Als Linz den kaiserlichen Truppen kampflos die Tore öffnet, glaubt Floryk Loyal sich und die Seinen vorerst sicher. Doch Söldner nehmen sich, was sie begehren ... In dieser Lage müssen Floryk und Mila entscheiden: Sollen sie zum katholischen Glauben konvertieren oder die Stadt verlassen? In Linz wird es für sie zunehmend gefährlich. Johannes Kepler hat seine Wahl längst getroffen. Er verlässt mit seiner Familie die Stadt, schon um seine Mutter Katharina vor einem württembergischen Gericht verteidigen zu können. Sie ist wegen Hexerei im Haus ihrer Tochter verhaftet worden und schwebt in höchster Gefahr. René Descartes hingegen hat sich von der Katholischen Liga anwerben lassen und erlebt die blutige Schlacht am Weißen Berg vor Prag hautnah mit. Die dramatischen Erlebnisse desillusionieren den jungen Studenten der Kriegskunst für den Rest seines Lebens.

Edith Parzefall schreibt Thriller, Kriminal- und Abenteuerromane, die sich an interessanten Schauplätzen oder zu faszinierenden Zeiten entfalten. Einige ihrer Romane sind auch auf Englisch erschienen.
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Klappentext1620: Auf dem Weg ins aufständische Böhmen zieht die Katholische Liga durch Österreich. Als Linz den kaiserlichen Truppen kampflos die Tore öffnet, glaubt Floryk Loyal sich und die Seinen vorerst sicher. Doch Söldner nehmen sich, was sie begehren ... In dieser Lage müssen Floryk und Mila entscheiden: Sollen sie zum katholischen Glauben konvertieren oder die Stadt verlassen? In Linz wird es für sie zunehmend gefährlich. Johannes Kepler hat seine Wahl längst getroffen. Er verlässt mit seiner Familie die Stadt, schon um seine Mutter Katharina vor einem württembergischen Gericht verteidigen zu können. Sie ist wegen Hexerei im Haus ihrer Tochter verhaftet worden und schwebt in höchster Gefahr. René Descartes hingegen hat sich von der Katholischen Liga anwerben lassen und erlebt die blutige Schlacht am Weißen Berg vor Prag hautnah mit. Die dramatischen Erlebnisse desillusionieren den jungen Studenten der Kriegskunst für den Rest seines Lebens.

Edith Parzefall schreibt Thriller, Kriminal- und Abenteuerromane, die sich an interessanten Schauplätzen oder zu faszinierenden Zeiten entfalten. Einige ihrer Romane sind auch auf Englisch erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754631645
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse628
Artikel-Nr.8714036
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

In welchem Herzog Maximilian von Bayern Angst und Schrecken, aber auch Hoffnung und Zuversicht verbreitet.

Linz am Samstag, den 18. Juli 1620

Floryk Loyal summte zufrieden vor sich hin, während er im Linzer Kontor der Familie Imhoff die Bestellungen durchschaute. Für ihn hatte sich in jeder Hinsicht alles zum Besseren gewandt, seitdem er vor gut zwei Jahren aus Prag weggegangen war. Nie hätte er sich träumen lassen, binnen so kurzer Zeit eine schöne, kluge Frau zu heiraten, die ihm einen Sohn schenkte und sein Leben vollkommen machte. Dabei wollte er nur vor dem Krieg davonlaufen - wie so oft. Beinah hätte er das Klopfen des Kontorleiters überhört, der nicht lange wartete und den Kopf hereinstreckte.

»Hast du ein paar Minuten, Floryk?«

»Was gibt´s denn, Lazarus?«

»Der Freiherr von Tschernembl möchte dich sprechen.«

»Natürlich.« Floryk schob die Papiere beiseite und sprang auf. Wenn einer der mächtigsten Männer von Österreich ob der Enns ihn sprechen wollte, musste es wichtig sein.

Lazarus Furtner ließ den Freiherrn eintreten und schloss die Tür von außen.

Ohne jeden Gruß platzte Georg Erasmus von Tschernembl sogleich mit der Nachricht heraus: »Herzog Maximilian von Bayern marschiert gen Linz.«

Floryk sank auf den Stuhl, während ihm die schiere Angst in Mark und Bein kroch. »Das Heer der Katholischen Liga rückt an?«, keuchte er. Wieso überraschte es ihn? Eigentlich hatten sie schon letztes Jahr damit gerechnet, aber nachdem nun so viel Zeit vergangen war ...

Tschernembl nickte grimmig und setzte sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. »Maximilian hat einen Boten mit einem Schreiben an die Ständevertreter vorausgeschickt. Er kommt im Auftrag von Kaiser Ferdinand. Wir sollen auf jeglichen Widerstand verzichten und ihm stellvertretend für seinen Vetter huldigen.«

Floryks Zunge klebte am Gaumen. Nur mit Mühe konnte er die Frage aussprechen: »Was werdet Ihr tun, Baron?«

Tschernembls Nasenflügel blähten sich, die grauen Augen schienen Floryk zu durchbohren. »Ich breche heute noch gen Eggenburg auf, doch werden meine Amtsbrüder alles daransetzen, Maximilian und seinen Heerführer - kein Geringerer als Graf Tilly - so lange als möglich hinzuhalten. Wir müssen Zeit gewinnen.«

»Eggenburg? Dann wollt Ihr Euch zu den Truppen der aufständischen Böhmen durchschlagen?«

Der Freiherr nickte. »Hier kann ich nicht mehr viel ausrichten. Das Ligaheer wird sicher die Pässe besetzen. Danach wird es schwierig, nach Böhmen oder Mähren zu gelangen. Wir müssen dem zuvorkommen, womöglich selbst die Pässe bewachen, doch uns stehen nur dreitausend Mann zur Verfügung.«

Floryk schluckte schwer, als ihm die Frage in den Sinn kam, weshalb Tschernembl ausgerechnet mit ihm reden wollte, einem einfachen Kaufmann im Dienst der Nürnberger Familie Imhoff. »Was wünscht Ihr von mir?«

Wieder dieser eindringliche Blick. »Kann ich Euch vertrauen, Loyal?«

Er atmete tief durch. »Ja.«

»Die Kaufmannspost ist noch in Betrieb?«

Dann sollte er nur Dokumente befördern lassen? Erleichtert lächelte er. »Ja, wir finden immer einen Weg.«

Tschernembl legte ein Felleisen auf den Tisch. »Wenn Ihr das zur Weiterverteilung nach Nürnberg bringen lasst, wäre ich Euch zutiefst verbunden. Darin befindet sich auch ein Schreiben an den Rat der Reichsstadt.«

»Selbstverständlich, Baron.«

Sie erhoben sich und schüttelten einander die Hand.

»Viel Erfolg«, sagte Floryk.

»Danke, Gott sei mit Euch.«

»Und mit Euch.«

Sowie Tschernembl die Schreibstube verlassen hatte, kam der Leiter des Handelskontors herein. »Was ist passiert, Floryk?«

»Das Ligaheer dringt nach Linz vor - unter Führung des Herzogs von Bayern und mit Graf Tilly als dessen Feldherrn.«

Lazarus schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, glitzerten sie feucht. »Dann sind wir verloren. So einer Übermacht können wir nicht viel entgegensetzen. Was macht der Freiherr von Tschernembl?«

»Sich dem Aufstand der Böhmen anschließen.« Er hob das Felleisen hoch. »Wir sollen Botschaften für ihn gen Nürnberg schicken.«

»Und von dort nach Prag, Heidelberg und in andere protestantische Gebiete, nehme ich an?«

»Ja, davon gehe ich aus. Wann bricht der nächste Bote in Richtung Norden auf?«

»Morgen.«

»Gut, bringst du ihm die Briefe?«

»Natürlich. Was wirst du tun?«, fragte Lazarus. »Fliehen? Oder in Linz bleiben und riskieren, dass du unter einer Besatzungsmacht leben und zum alten Glauben konvertieren musst?«

»Ehrlich, ich weiß es nicht, aber ich rede gleich mit meiner Frau.«

»Grüß Marika von mir.«

Floryk klopfte seinem Freund auf den Rücken. »Mach dir nicht zu viele Sorgen, Lazarus. Irgendwie wird es weitergehen.«

»Hm ...«

Erfüllt von düsteren Gedanken - trotz seiner aufmunternden Worte - schlenderte Floryk durch die Gassen von Linz zu dem Häuschen, das er vor über einem Jahr für sich und seine Familie gemietet hatte. Mussten sie schon wieder das Lager abbrechen und fortziehen? Dabei war sein Sohn erst elf Wochen alt! Er sah die großen grünbraunen Augen von Frantzl im pausbäckigen Gesichtlein vor sich, und ihm wurde das Herz noch schwerer.

Vor seinem Heim angelangt zögerte er kurz, dann trat er ein. Marika erwartete ihn so früh am Nachmittag noch nicht. Er sah sich in der Stube und der Küche um. Auf dem Herd stand ein großer Topf mit Wasser, das Essgeschirr war abgewaschen. Bestimmt hatte seine Frau sich mit dem Kleinen hingelegt. Schlaf war für sie zu einem kostbaren Gut geworden, doch auch er wurde nachts sofort wach, wenn das Büblein weinte. Dabei konnte er sonst jede Art von Lärm ignorieren und schlafen wie ein Bär in seiner Winterhöhle.

Floryk ging hinauf ins obere Stockwerk. Es war unheimlich still im ganzen Haus. Auch von seiner Ziehtochter Mila war nichts zu sehen und zu hören. Er betrat das Schlafgemach und fand sein Weib im Bett, den Säugling mit einem Arm umfassend. Beide schlummerten. Eine lange Strähne von Marikas schwarzem Haar ringelte sich über den Körper seines Sohnes, als wollte sie ihn zusätzlich beschützen. Floryk ließ sich auf ein Knie nieder, um die beiden aus der Nähe zu betrachten. Womit verdiente er dieses wunderbare Weib nur? Und nun hatte sie ihm auch noch ein Kind geschenkt. Der andächtige Moment wurde von neuerlicher Sorge zerstört. Was sollten sie tun? Wieder vor dem Krieg davonlaufen oder bleiben und das Beste hoffen?

Dielen knarrten hinter ihm. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass Mila hereinschlich. Ihr verschmitztes Lächeln gefror, als sich ihre Blicke trafen. »Was ist passiert?«, hauchte sie.

Er konnte und wollte es noch nicht aussprechen, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Frau und dem kleinen Frantz zu. Da schlug auch Marika die Augen auf. »Floryk? Ist es schon so spät?«

»Nein, ich bin früher nach Hause gekommen. Und tatsächlich erwische ich dich mit einem anderen Kerl im Bett.«

Sie lächelte. »Du hast wirklich allen Grund, eifersüchtig zu sein.« Dann verfinsterte sich ihre Miene. »Was ist geschehen?«

Nun ließ es sich nicht mehr hinauszögern. Floryk winkte Mila heran, bevor er antwortete: »Der Herzog von Bayern rückt mit dem Heer der Katholischen Liga an, im Auftrag des Kaisers. Er verlangt, dass die Ständevertreter von Österreich ob der Enns ihm an Ferdinands Stelle huldigen.«

»Dann ist es so weit.« Marika setzte sich auf, ohne das Büblein zu wecken, betrachtete es zärtlich. »Wir haben Glück, dass sie erst jetzt kommen. Frantzl ist schon etwas robuster, und ich hab mich gut von der Geburt erholt.«

Mila setzte sich neben sie. »Du meinst, wir sollen fortgehen?« Im Alter von gerade mal dreizehn Jahren hatte die Maid schon viel erlebt und erfahren. Ihre blauen Augen richteten sich forschend auf Floryk. »Nach Nürnberg?«

Wenn er das wüsste! Milas Bruder Simon war nach Prag zurückgekehrt, zusammen mit dem kriegsversehrten Vater der beiden. Tschernembl würde dorthin fliehen, doch die Hauptstadt Böhmens konnte sicher nicht lange gehalten werden, falls die Liga dort einmarschierte. Zwar hatten Dänemark und die Vereinigten Niederländischen Provinzen den protestantischen Kurfürsten Friedrich als König von Böhmen anerkannt, doch militärische Hilfe schickten sie ihm nicht. »Was haltet ihr davon, wenn wir hierbleiben?«, dachte er laut.

Milas Augen weiteten sich. »Aber dann müssen wir beide bestimmt zum alten Bekenntnis konvertieren, dabei bist du Hugenotte und ich im Glauben der Böhmischen Brüder erzogen worden.«

Floryk nickte langsam. »Selbst Heinrich von Navarra hat den katholischen Glauben angenommen, um den Thron besteigen und den Frieden in Frankreich wiederherstellen zu können.«

»Er war auch Hugenotte?«, fragte die Maid.

»O ja, der gute König Heinrich wurde er genannt, und er hat im Edikt von Nantes den Menschen seines Landes Religionsfreiheit zugesichert.«

Marika schmunzelte. »Und auf welchen Thron hast du es abgesehen, mein Liebster?«

Floryk lachte auf. »Kein Thron wäre mir so teuer wie die Sicherheit meiner Familie.«

Mila schlug vor: »Wollen wir Johannes Kepler besuchen? Der weiß vielleicht Rat, immerhin ist er auch schon mindestens einmal wegen seines Glaubens vertrieben worden.«

»Vor allem sollte der Gelehrte erfahren, was vor...

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