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Niederland

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am25.01.20221. Auflage
«A wonderful book!» Barack Obama Inmitten der Hysterie nach dem 11. September sucht der holländische Bankier Hans van den Broek nach einem neuen Leben in einer erschütterten Stadt. Er ist einsam, lebt verlassen von Frau und Kind unter den exzentrischen Gestalten im legendären Chelsea Hotel. Doch dann lernt er Chuck Ramkisson kennen, einen dunkelhäutigen Westinder. Chuck ist einer der wenigen, die den Amerikanischen Traum noch ungebrochen träumen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Mit ihm macht Hans sich auf, ein ihm gänzlich unbekanntes New York zu entdecken, und eine ungewöhnliche Freundschaft beginnt. Ein begeisternder und weiser Roman über New York, die Stadt, die eine Welt umfasst. «Klug und eindringlich ... ein brillanter Roman.» Die Zeit

Joseph O'Neill wurde 1964 als Sohn einer Türkin und eines Iren in Cork geboren und wuchs in Holland auf. Er studierte Jura in Cambridge und arbeitete als Anwalt in London. Später ließ er sich als freier Autor in New York nieder. Für seinen internationalen Bestseller Niederland wurde er 2009 mit dem PEN/Faulkner-Award ausgezeichnet, Das Buch war außerdem, wie sein zweiter Roman Der Hund, für den Man Booker Prize nominiert.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

Klappentext«A wonderful book!» Barack Obama Inmitten der Hysterie nach dem 11. September sucht der holländische Bankier Hans van den Broek nach einem neuen Leben in einer erschütterten Stadt. Er ist einsam, lebt verlassen von Frau und Kind unter den exzentrischen Gestalten im legendären Chelsea Hotel. Doch dann lernt er Chuck Ramkisson kennen, einen dunkelhäutigen Westinder. Chuck ist einer der wenigen, die den Amerikanischen Traum noch ungebrochen träumen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Mit ihm macht Hans sich auf, ein ihm gänzlich unbekanntes New York zu entdecken, und eine ungewöhnliche Freundschaft beginnt. Ein begeisternder und weiser Roman über New York, die Stadt, die eine Welt umfasst. «Klug und eindringlich ... ein brillanter Roman.» Die Zeit

Joseph O'Neill wurde 1964 als Sohn einer Türkin und eines Iren in Cork geboren und wuchs in Holland auf. Er studierte Jura in Cambridge und arbeitete als Anwalt in London. Später ließ er sich als freier Autor in New York nieder. Für seinen internationalen Bestseller Niederland wurde er 2009 mit dem PEN/Faulkner-Award ausgezeichnet, Das Buch war außerdem, wie sein zweiter Roman Der Hund, für den Man Booker Prize nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644010789
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.01.2022
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8733393
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Chuck und ich begegneten uns zum ersten Mal im August 2002. Ich spielte Cricket im Randolph Walker Park auf Staten Island, und Chuck war als einer der beiden Unparteiischen da, die für ein Honorar von fünfzig Dollar ihre Dienste zur Verfügung stellten. An diesem Tag stand die Luft wie Gallerte, es war heiß und glasig, und es wehte keinerlei Wind, nicht einmal eine Brise vom Kill of Kull, der weniger als zweihundert Meter vom Walker Park entfernt vorbeifließt und Staten Island von New Jersey trennt. Weit weg, im Süden, hörte man das Gemurmel von Donner. Es war die Art von barbarisch schwülem New Yorker Nachtmittag, die ein Verlangen nach den in Nordeuropa von dahinjagenden Sommerwolken geworfenen Schatten in mir weckte, ja sogar nach jenen Tagen, an denen man in zwei Pullovern Cricket spielt, unter einem kalten Himmel, der da und dort von blauen Fetzen gefleckt ist - genug, um eine Matrosenhose zu nähen, wie meine Mutter zu sagen pflegte.

Nach den Maßstäben, die ich anlegte, war der Walker Park ein sehr bescheidener Ort zum Cricketspielen. Das Spielfeld war und ist bestimmt noch immer nur halb so groß wie ein reguläres Cricketfeld. Das Outfield ist uneben und ständig überwuchert, selbst wenn es gemäht wird (einmal, als ich einem Ball nachjagte, stolperte ich beinahe über eine versteckte und für Cricketspieler Unheil verkündende Ente), und während richtiges Cricket, wie mancher es vielleicht nennen würde, auf einem Graswicket gespielt wird, besteht die Pitch im Walker Park aus Asche, nicht aus Rasen, und muss mit Kokosmatten abgedeckt werden; außerdem handelt es sich bei der Asche um helle, sandige Baseballasche, nicht um rote Cricketasche, sodass man sich nicht darauf verlassen kann, dass das Verhalten des aufspringenden Balls lange berechenbar bleibt; und in dem Maße, in dem es berechenbar ist, fehlt es ihm an Abwechslung und Komplexität. (Wickets, die aus Erde und Gras bestehen, stecken voller Möglichkeiten: Nur sie können dem Bowler das komplette Repertoire an Cutters, Spinners, Bouncers und Seamers abverlangen und es zur Geltung bringen, und nur diese wiederum können dem Batsman das komplette Repertoire an Abwehr- und Angriffsschlägen - von seinen mentalen Fährigkeiten ganz zu schweigen - abfordern und es auf die Probe stellen. Es gibt noch ein Problem: Große Bäume - Sumpfeichen, Roteichen, Tupelobäume und Linden - säumen dicht an dicht die Ränder des Walker Park. Jeder Teil dieser Bäume, selbst das kleinste herabhängende Blatt, muss als Teil der Boundary betrachtet werden, wodurch ein Zufallselement ins Spiel kommt. Oft wird ein Ball zwischen die Baumstämme rollen, und der Fielder, der ihm nachläuft, wird zuweilen verschwinden, sodass es, wenn er mit dem Ball in der Hand wiederauftaucht, zu einem lautstarken Streit darüber kommen wird, was genau passiert ist.

Nach lokalen Maßstäben jedoch ist der Walker Park eine attraktive Spielstätte. Dem Cricketfeld benachbart liegen die angeblich ältesten Tennisplätze in den Vereinigten Staaten, und der Park selbst ist auf allen Seiten von Häusern im viktorianischen Stil mit kunstvoll bepflanzten Gärten umgeben. Solange irgendwer zurückdenken kann, haben die Anwohner das gelegentliche Krachen eines Cricketballs toleriert, der wie eine meteorische Preiselbeere in ihrem blühenden Gesträuch einschlägt. Der Staten Island Cricket Club wurde 1872 gegründet, und seine Mannschaften spielen seit über hundert Jahren jeden Sommer auf diesem kleinen Grün. Bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gehörte der Walker Park dem Club. Heutzutage gehört das Gelände samt Clubhaus - ein auf die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgehendes Ziegelsteingebäude im Neo-Tudorstil, dessen Vorläufer abbrannte - zum Besitz des New York City Department of Parks and Recreation. Zu meiner Zeit wohnte auf dem Dachboden angeblich ein Angestellter der Parkverwaltung, ein phantomhaftes Individuum, das man nie zu Gesicht bekam. Der Hauptraum war an einen Kindergarten vermietet, und nur der Keller und der ramponierte Umkleideraum wurden regelmäßig Cricketspielern zur Verfügung gestellt. Gleichwohl erfreut sich kein anderer New Yorker Cricketclub solcher Annehmlichkeiten oder einer so glorreichen Geschichte: Donald Bradman und Garry Sobers, die größten Cricketspieler aller Zeiten, haben im Walker Park gespielt. Der alte Platz ist auch seiner ruhigen Lage wegen vom Glück begünstigt. Andere Spielstätten, Plätze wie etwa der Idlewild Park, der Marine Park oder das Monroe Cohen Ballfield liegen in den Einflugschneisen von JFK. Anderswo, beispielsweise beim Seaview Park (der natürlich keinen Meeresblick hat) in Canarsie, wird die Lage nicht nur durch kreischende Flugzeuge, sondern auch durch das unaufhörliche Dröhnen des Belt Parkway beeinträchtigt, der Asphaltschleife, die einen Großteil von Süd-Brooklyn vom Salzwasser trennt.

Allen diesen Naherholungsgebieten ist ein wildwucherndes Outfield gemeinsam, das die Kunst des Schlagens weitgehend untergräbt, eine Kunst, die darauf abzielt, den Ball mit jener eleganten Vielfalt von Schlägen über den Boden zu treiben, die zu meistern und zu bewahren ein geübter Batsman Jahre verbracht haben wird: dem Glance, dem Hook, dem Cut, dem Sweep, dem Cover Drive, dem Pull und all den anderen Früchten einer Technik, dazu ersonnen, den Ball wie durch Zauberei immer weiter bis ans entfernteste Ende des Spielfeldes rollen zu lassen. Man spiele solch orthodoxe Schläge in New York, und der Ball wird höchstwahrscheinlich in dem verunkrauteten Gewirr des Bodenbewuchses hängenbleiben. Gras, wie ich es verstehe - ein duftendes, auf wundersame Weise für sportlichen Zeitvertreib geeignetes Gewächs -, gedeiht hier nur mit Mühe. Und wenn denn einmal etwas Grünes, Grasähnliches wächst, wird es nicht kurz gehalten, wie es das Cricket erfordert. Infolgedessen wird der Batsman in Verletzung der ersten Regel des Schlagens gezwungen, den Ball in die Luft zu schmettern («tief zu gehen», wie wir unter Entlehnung des Baseballbegriffs sagen würden), wodurch das Schlagen zum reinen Glücksspiel wird. Folglich wird auch das Fielding verzerrt, weil die Fielder rasch aus ihren Infield-Positionen - Point, Extra Cover, Midwicket und so weiter - an ferne Standorte an der Boundary gezwungen werden, wo sie teilnahmslos herumstehen. Es ist, als wäre Baseball ein Spiel um Home Runs anstatt um Base Hits und die Basemen würden auf Plätze tief im Outfield gestellt. Diese degenerierte Version des Sports - Buschcricket, wie es Chuck mehr als einmal abfällig nannte - fügt dem Spiel einen Schaden zu, der vor allem ästhetischer Natur ist: Der amerikanischen Abart fehlt es an der Schönheit des auf einem Rasen von geeigneten Abmessungen gespielten Cricket, wo die weißgekleideten Infielder, schwanengleich über das weite Oval gleitende Gestalten, immer wieder wie ein Mann ringförmig auf den Batsman zustreben und sich immer wieder auf ihre Ausgangspositionen zurückverteilen, ein sich wiederholender, pulmonaler Rhythmus, als atmete das Feld durch seine leuchtenden Besucher.

Das heißt nicht, dass das New Yorker Cricket keinen Charme besäße. Eines Sommernachmittags vor Jahren saß ich mit Rachel in der Bronx in einem Taxi. Wir waren unterwegs, um Freunde in Riverdale zu besuchen, und wir fuhren den Broadway hinauf, der sich viel weiter nach Norden erstreckt, als mir klar gewesen war.

«Ach! Sieh mal, Liebling», sagte Rachel.

Sie zeigte nach rechts. Unmengen von Cricketspielern wimmelten über ein Stück offener Parklandschaft. Sieben oder acht Spiele mit jeweils elfköpfigen Mannschaften waren auf einem Gelände im Gange, das eigentlich nur groß genug für drei bis vier Spiele war, sodass die diversen Spielfelder, die durch rote Pylone, Trampelpfade, Abfalleimer und Styroporbecher markiert waren, einander auf verwirrende Weise überlappten. Männer in Weiß aus einem Spiel mischten sich unter Männer in Weiß aus einem anderen, eine Fülle von Bowlern ließen gleichzeitig in der typischen windmühlenhaften Bewegung den Arm herumwirbeln, eine Vielzahl von Batsmen schwang zugleich das flache Schlagholz aus Weide, und von milchweißen Sprintern gejagte Bälle flogen in alle Richtungen. Zuschauer umringten die Plätze. Einige saßen unter den Bäumen, die den Park zum Broadway hin säumten; in der Ferne, wo der Rand des Common dicht mit hohen Bäumen bestanden war, hatten sich andere an Picknicktischen zusammengefunden. Kinder wuselten, wie man so sagt, durcheinander. Von unserer erhöhten Warte aus präsentierte sich die Szenerie - der Van Cortlandt Park an einem Sonntag - als fröhlicher Wirrwarr, und während wir vorbeifuhren, sagte Rachel: «Es wirkt wie ein Breughel.» Ich lächelte sie an, weil sie vollkommen recht hatte, und ich weiß noch, dass ich ihr die Hand auf den Bauch legte. Es war Juli 1999. Sie war im siebten Monat mit unserem Sohn schwanger.

Der Tag, an dem ich Chuck kennenlernte, war drei Jahre später. Wir, Staten Island, spielten gegen eine Truppe aus St. Kitts - Kittianer, wie sie heißen, als handelte es sich um Angehörige irgendeines esoterisch-technischen Berufs. Meine Mannschaftskameraden stammten jeweils aus Trinidad, Guyana, Jamaika, Indien, Pakistan und Sri Lanka. In jenem Sommer 2002, als ich nach jahrelanger Abstinenz aus Einsamkeit zum ersten Mal wieder spielte, und im Sommer darauf sah ich außer mir keinen einzigen Weißen auf den Cricketplätzen von New York.

Vor einer Weile hatte die Parkverwaltung in der Südwestecke des Walker Park ein Baseballfeld angelegt, das uns den Platz streitig machte. Cricketspieler durften erst nach Beendigung...
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Autor

Nikolaus Stingl, geb. 1952 in Baden-Baden, übersetzte unter anderem William Gaddis, William Gass, Graham Greene, Cormac McCarthy und Thomas Pynchon. Er wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis, dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Paul- Celan-Preis und dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW ausgezeichnet.Joseph O'Neill wurde 1964 als Sohn einer Türkin und eines Iren in Cork geboren und wuchs in Holland auf. Er studierte Jura in Cambridge und arbeitete als Anwalt in London. Später ließ er sich als freier Autor in New York nieder. Für seinen internationalen Bestseller Niederland wurde er 2009 mit dem PEN/Faulkner-Award ausgezeichnet, Das Buch war außerdem, wie sein zweiter Roman Der Hund, für den Man Booker Prize nominiert.