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Geschichten für Kinder über Autismus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
249 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am12.01.20221. Auflage
Inez Maus=s stories provide material to talk about. They trigger feelings and have an ability to explain the world when they connect with everyday experience. The stories collected and illustrated in the book give children of preschool and elementary school age, with and without autism, examples of how to get along together without obstacles or fears about contact. Each story deals with specific aspects associated with the diagnosis of autism. The aim is to bring children closer together and facilitate joint activities. The working sections of the book are aimed at family and professional adult caregivers. They provide background knowledge for using the story book and a variety of ideas for games and activities that arise from the stories or can be drawn from them. The book=s appendix includes a full-page coloring picture to accompany each story illustration.

Inez Maus is the mother of an autistic boy and has been studying autism for more than 20 years. With a doctorate in biochemistry, she lives in Berlin and is a freelance writer, editor and speaker on autism-specific topics.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR40,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR35,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR35,99

Produkt

KlappentextInez Maus=s stories provide material to talk about. They trigger feelings and have an ability to explain the world when they connect with everyday experience. The stories collected and illustrated in the book give children of preschool and elementary school age, with and without autism, examples of how to get along together without obstacles or fears about contact. Each story deals with specific aspects associated with the diagnosis of autism. The aim is to bring children closer together and facilitate joint activities. The working sections of the book are aimed at family and professional adult caregivers. They provide background knowledge for using the story book and a variety of ideas for games and activities that arise from the stories or can be drawn from them. The book=s appendix includes a full-page coloring picture to accompany each story illustration.

Inez Maus is the mother of an autistic boy and has been studying autism for more than 20 years. With a doctorate in biochemistry, she lives in Berlin and is a freelance writer, editor and speaker on autism-specific topics.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170395060
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum12.01.2022
Auflage1. Auflage
Seiten249 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8945 Kbytes
Illustrationen24 Abbildungen
Artikel-Nr.8734095
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5          Unterschiede bei der Rezeption von Geschichten zwischen autistischen und nicht-autistischen Kindern

Viele autismustypische Besonderheiten führen dazu, dass autistische Kinder einen anderen Zugang zu Geschichten haben bzw. benötigen. Ihr häufig visuelles Denken und das wortwörtliche Sprachverständnis erfordern eine deutliche Ausdrucksweise in den Geschichten bzw. ein Erläutern von unklaren Sachverhalten. Schwierigkeiten im sozialen Bereich führen einerseits meist dazu, dass Geschichten, die dies vordergründig thematisieren, von autistischen Kindern abgelehnt werden, weil sie Stress auslösen. Andererseits haben diese Kinder oft Spezialinteressen, die ihnen einen Zugang zu anderen Themen wie bspw. zwischenmenschliche Interaktionen ermöglichen können.

In den folgenden Unterkapiteln wird darauf eingegangen, welche Dinge bei den Geschichten besonders gestaltet wurden, um autistischen Kindern einen guten Einstieg in die Welt der jeweiligen Protagonisten zu ermöglichen, und worauf Erwachsene bei der Präsentation der Geschichten achten sollten.
5.1       Künstlerische Gestaltung

Jeder Geschichte ist eine Illustration vorangestellt - dies ist erst einmal nichts Ungewöhnliches bei Geschichten für Kinder im Vor- und Grundschulalter. Da viele autistische Kinder aber das Problem haben, dass bestimmte Farben körperliche Missempfindungen auslösen und diese Farben daher verständlicherweise gemieden werden, wurden die Illustrationen in Grautönen angefertigt. Um jedoch der kindlichen Fantasie aller Rezipienten freien (Farbver-)Lauf zu lassen, befinden sich die Illustrationen zu sämtlichen Geschichten im Anhang als Ausmalbild zum Kopieren.

Die Frage, welche Szenen abgebildet werden sollen, stellte ich meinem autistischen Sohn. Er antwortete mir, dass es eine Szene aus dem ersten Drittel der Geschichte - möglichst dicht am Beginn - sein muss, weil er sonst einer Geschichte nicht folgen kann, wenn er über den Inhalt der Illustration grübelt. Dieser wichtige Hinweis wurde von Frau Reichert-Scarborough und mir beachtet.

Die einzige Ausnahme bezüglich der Gestaltung bildet die Illustration auf dem Cover. Dieses Bild stellt nicht das im Vorwort erwähnte dicke Ende einer Geschichte dar, sondern das wahre Ende der Geschichte Kastania und Kastagnette ( Kap. II-F), bei dem es den Protagonisten gelingt zusammenzufinden.

Die Strichführung ist klar, sodass keine Linien, die ein Objekt oder ein Subjekt begrenzen, im Nichts enden. Die Ausmalbilder haben zudem einen Rahmen erhalten, um insbesondere autistischen Kindern eine Struktur in Form einer Begrenzung zu liefern.

Jede Geschichte besitzt zwei Titel. Die Titel der Geschichten sind nicht als Titel und Untertitel gedacht, sondern es handelt sich hierbei um alternative Titel. Es gibt einmal einen Titel, der den oder die Namen der Hauptfigur/en enthält. Der zweite Titel bezieht sich auf die Handlung oder die Art der Geschichte.

Diese Titelgebung entstand vor dem Hintergrund, dass autistische Kinder überall nach Ordnung oder Strukturen suchen. Sie bevorzugen daher Einheitlichkeit, weil ihnen die damit mögliche Wiedererkennbarkeit Sicherheit vermittelt. Manche von ihnen hätten gern Namen im Titel einer Geschichte, andere, die sich mit Namen schwertun, sind dann schon beim Vernehmen des Titels angespannt. Geschichtentitel, in denen sich Namen und Handlungshinweise abwechseln oder sogar vermischen, können bei autistischen Kindern viel Stress auslösen.

Nicht-autistische Kinder wünschen sich in den meisten Fällen Abwechslung. So habe ich die Lösung der Doppeltitel gefunden, damit jeder beim Vorlesen der Geschichten das Passende auswählen kann. Entweder wird der Titel gewählt, der dem autistischen Kind die Teilnahme an der Vorleserunde ermöglicht, oder dieser Titel wird zuerst genannt, um dann nach einer kurzen Pause den Zweittitel für die anderen Kinder zu erwähnen. Erwachsene, die die Geschichten zur Anwendung bringen, werden rasch die optimale Variante für jede Kindergruppe ermitteln.
5.2       Inhaltliche Gestaltung

Autistische Kinder suchen nicht nur nach Regelmäßigkeiten, sondern sie sind auch sehr regelbewusst. Regeln schaffen Vorhersehbarkeit, die es diesen Kindern ermöglicht, etwas Ordnung in ihre sich schnell verändernde Umgebung zu bringen. Bei Unstimmigkeiten in einer Geschichte kommt es daher schnell zu einem Abbruch der gemeinsamen Aktivität. Um dies zu verhindern, hat mein autistischer Sohn alle Geschichten noch einmal gelesen.

Ein Teil der autistischen Kinder denkt überwiegend in Bildern. Dabei wird das Gehörte sofort in Bilder umgesetzt und in dieser Form gespeichert. Das kann eine Ursache dafür sein, dass diesen Kindern beim Lesen oder Vorlesen übel wird, wenn scheinbar harmlose, unappetitliche Dinge geschildert werden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Mein autistischer Sohn musste in der Grundschule ein älteres Kinderbuch lesen, in dem eine fliegende Katze einem Gast im Restaurant dabei zuschaut, wie jenem die Augen vor Schreck aus dem Kopf quellen (Hüttner, 1994, S. 45). Nach dieser Textpassage war mein Sohn nicht mehr in der Lage, das Buch weiterzulesen. Die Geschichten in diesem Buch sind frei von solchen Schilderungen.

Die Protagonisten der Geschichten sind in der Mehrzahl Tiere. Zum einen liegt das darin begründet, dass jüngere autistische Kinder oft Geschichten mit Tieren solchen mit Menschen vorziehen, zum anderen, dass soziale Geschichten mit tierischen Helden einen größeren Interpretationsspielraum haben. Sie bereiten somit autistischen Kindern bei dem Erfassen von sozialen Interaktionen weniger Probleme als Geschichten aus ihrem unmittelbaren Alltag, denn die Furcht, einen Fehler zu machen, wird dadurch minimiert.

Die erste Geschichte des Buches endet damit, dass die Hauptfigur Quercus aus dem Dicken Buch der Regenwürmer vorliest. Alle folgenden Geschichten stammen somit aus diesem Sammelwerk. In diesen Geschichten agieren verschiedene Tiere und auch Menschen.

Jede Geschichte beginnt mit einer Einführungssequenz, die Erklärungen oder Faktenwissen zum Thema der Geschichte vermittelt. Dies ermöglicht autistischen Kindern einen Einstieg in die jeweilige Geschichte, weil Sachthemen von ihnen i. d. R. besser erfasst und verarbeitet werden als soziale Themen. Wenn sie auf diese Art verführt wurden, in den Handlungsraum der Geschichte einzutreten, werden sie sich auf die eigentliche Geschichte einlassen.

In den Texten der Geschichten gibt es einige kleine Besonderheiten, die autistischen Kindern entgegenkommen. Dies sollen einige Beispiele verdeutlichen:


⢠ Es werden keine Wörter im Text verkürzt, da solche Verkürzungen bei autistischen Kindern Verwirrung stiften. Aus dem Regenwurm wird nicht plötzlich ein Wurm und auch die Streifenhörnchen und die Eichhörnchen werden nicht zu Hörnchen verallgemeinert.

⢠ Die Zahlen in den Geschichten sind mit Bedacht gewählt. Zahlen mit aufeinanderfolgenden Ziffern, Zahlen mit gleichen Ziffern, gerade Zahlen oder Primzahlen lösen bei autistischen Kindern oft ein Wohlgefühl aus, weil sie einem bestimmten Ordnungsprinzip folgen. So gibt es bspw. 99 Gästezimmer in einem Schloss, eine Burg aus dem Jahr 1234 und sechs Teilnehmer einer Geburtstagsfeier.

⢠ Viele autistische Kinder haben Schwierigkeiten mit der auditiven Wahrnehmung, was u. a. dazu führt, dass sie Namen schwerer erlernen und sich diese auch weniger gut merken können als gleichaltrige Kinder. Daher wurden Namen in den Geschichten sparsam vergeben, sodass Nebenfiguren oft keine Namen erhalten haben. Nicht-autistische Kinder können hier gebeten werden, diesen Figuren Namen zu geben.

⢠ Die Namen der Haupt- und Nebenfiguren enthalten viele Vokale. Dies erleichtert autistischen Kindern das Wahrnehmen und auch das Aussprechen der Namen. (Die wenigen Namen, die komplizierter sind wie bspw. Zwicky oder Fafnir, stammen von meinen nicht-autistischen Kindern.)


Bei einer Geschichtensammlung können scheinbar unsortierte Geschichten bei autistischen Kindern Stress und körperliches Missempfinden auslösen. Sie können sich dann nicht auf eine Geschichte konzentrieren, sondern sortieren im Kopf alle Geschichten in eine logische Abfolge, sind aber gleichzeitig frustriert, weil sie die reale Abfolge der Geschichten im gedruckten Buch nicht ändern können.

Ich fragte Benjamin, wie die Geschichten sortiert werden sollen. Er antwortete: »Ich würde sie nach Größe sortieren, also mit dem Regenwurm anfangen.« Ich gab zu bedenken: »Es gibt aber mehrere Geschichten mit Mäusen«, worauf Benjamin meinte: »Da musst du dir etwas einfallen lassen.« Ich habe mit etwas einfallen lassen und beim Anordnen...
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Autor

Inez Maus is the mother of an autistic boy and has been studying autism for more than 20 years. With a doctorate in biochemistry, she lives in Berlin and is a freelance writer, editor and speaker on autism-specific topics.