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Das Kaffeekomplott

Eine Criminal-Vorfallenheit Wien 1774
tolino mediaerschienen am01.07.2018
Wien 1774. Der Sohn eines reichen Kaffeehändlers ist ein Lebemann und Ewigstudent. Joseph Lafarche verbringt seine Zeit lieber im Weinkeller als auf der Universität. Nach einer durchzechten Nacht gibt es ein böses Erwachen - er selbst liegt auf einem Seziertisch und sein Kumpan Franz ist tot. War es ein Unfall oder steckt mehr dahinter? Joseph kann sich an nichts mehr erinnern. Der herbeigerufenen Criminal-Commissär Korenyi hat es nicht eilig, einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. In seinem Revier herrscht Ordnung, doch um seine Ruhe ist es bald geschehen. Josephs Schwägerin wird brutal entführt. Eine erste Spur führt zu Graf Traun, einem eifrigen Bewerber um die Hand der jungen Frau. Dessen Geldsorgen lassen ihn aber in einem ganz anderen Licht erscheinen ...

Beata Solanger widmet sich der Zeit von Maria Theresia. Ihre Romane entführen Sie in den Alltag und das Leben im damaligen Wien. Das Kaffeekomplott ist ihr zweiter Roman.
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Produkt

KlappentextWien 1774. Der Sohn eines reichen Kaffeehändlers ist ein Lebemann und Ewigstudent. Joseph Lafarche verbringt seine Zeit lieber im Weinkeller als auf der Universität. Nach einer durchzechten Nacht gibt es ein böses Erwachen - er selbst liegt auf einem Seziertisch und sein Kumpan Franz ist tot. War es ein Unfall oder steckt mehr dahinter? Joseph kann sich an nichts mehr erinnern. Der herbeigerufenen Criminal-Commissär Korenyi hat es nicht eilig, einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. In seinem Revier herrscht Ordnung, doch um seine Ruhe ist es bald geschehen. Josephs Schwägerin wird brutal entführt. Eine erste Spur führt zu Graf Traun, einem eifrigen Bewerber um die Hand der jungen Frau. Dessen Geldsorgen lassen ihn aber in einem ganz anderen Licht erscheinen ...

Beata Solanger widmet sich der Zeit von Maria Theresia. Ihre Romane entführen Sie in den Alltag und das Leben im damaligen Wien. Das Kaffeekomplott ist ihr zweiter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783950286298
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.07.2018
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse653
Artikel-Nr.8777047
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe





Wien 1774

In seinem Kopf drehte sich alles. Keines der trüben Bilder, die vor seinen Augen tanzten, konnte er so richtig fassen. Ein dumpfer Schmerz begleitete den wilden Reigen und wuchs sich zu einem fast unerträglichen Hämmern aus, das jede Windung seines Gehirns zusammenzucken ließ.

Endlich formte sich einer der Eindrücke zu etwas Konkreterem, etwas Fassbarem. Aus dichten Nebelschwaden starrte es ihn an. Ein Auge, ein hässliches, blutunterlaufenes Auge, das unablässig starrte. Joseph versuchte den Kopf zu heben, wurde aber durch einen donnergleich einsetzenden, rasend stechenden Schmerz daran gehindert.

Und da war auch noch etwas anderes. Irgendetwas saß oder lag auf seiner Brust und schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Es lastete auf ihm wie eine Decke aus Blei. Er versuchte seine Gliedmaßen zu rühren - Gott im Himmel! Er war unfähig auch nur die geringste Bewegung auszuführen. Gelähmt am ganzen Körper wollte ihm nichts gelingen.

Da war es wieder! Dieses hässliche, starr auf ihn gerichtete Auge. Trug es etwa die Schuld an seiner Pein?

Plötzlich kam Bewegung in seine Beine. Doch nicht aus eigener Kraft. Das Auge machte sich an seinen Beinkleidern zu schaffen. Es zog und ruckelte zuerst an den Bändern, die den Bund unter der Kniekehle zusammenhielten und zog dann die fein gearbeiteten Strümpfe unsanft hinunter. In Josephs Kopf drehte sich weiter alles.

Doch langsam wurde das Bild deutlicher. Zu dem Auge gab es ein zweites, auch hässlich und blutunterlaufen, aber mehr zusammen gekniffen und nicht so starrend. Wirre, fettige Haarsträhnen in einem undefinierbaren Graubraun wehten wie ein Vorhang vor diesem seltsamen Augenpaar hin und her. Nun nahmen auch eine dicke, rot geäderte Nase und ein froschartig breiter Mund Formen an.

Seltsam , dachte Joseph träge. So sieht nur jemand aus, der keinen einzigen Zahn mehr sein eigen nennt ...

Weiter kam Joseph mit seinen Überlegungen nicht. Ziemlich unsanft machte sich dieser Jemand an seinem Hosenbund zu schaffen und krallte sich dann an den Seitennähten fest, um auch dieses Kleidungsstück an sich zu reißen. Dieser Übergriff war zu viel für den gepeinigten jungen Mann. Der Druck in Josephs Brust wuchs zu einem mächtigen Donnergrollen an und schwappte wie eine Flutwelle durch seinen ganzen Oberkörper.

Ohne auf den wahnsinnig machenden Schmerz in seinem Kopf zu achten, bäumte sich der junge Baron Joseph August Lafarche auf und spie seinen Mageninhalt auf den Boden.

Nur vage nahm er wahr, wohin sich die guten Gaben ergossen, denn er hatte keinen Schimmer, worauf er gelegen war. Diese Unkenntnis kostete ihn fast das Gleichgewicht auf dem schmalen und harten Steintisch, während er sich noch einmal übergab.

Mit einem Aufschrei, der ein Gemisch aus Schreck und panischer Angst erkennen ließ, sprang der Saaldiener Anton Schickl zur Seite und blieb, am ganzen Körper wie Espenlaub zitternd, stehen. Mit vor Entsetzten geweiteten Augen glotzte er den eben von den Toten Auferstandenen an, dessen braune Haare wirr vom Kopf standen. Erfüllt von Grauen musste Schickl sehen, dass der Unheimliche noch nicht fertig war mit seinem Werk.

Aus seinem weit aufgerissenen Schlund spie er weiter diese Säfte der Hölle. Eine bestialisch riechende Mischung aus Branntwein und dem, was von einem Gulasch noch übrig war, verteilte sich im Raum. Der Halbtote keuchte und schäumte, krallte sich mit wild rollenden Augen am Tisch fest und bot ein Bild des Schreckens und der Verdammnis.

Anton Schickl erwachte aus seiner Erstarrung. Mit zitternden Händen bekreuzigte er sich mehrmals und fiel begleitet von einem kläglichen Wimmern auf die Knie.

Helf mir Gott! Dem Saaldiener liefen die Tränen über die faltigen Wangen. Es ist soweit. Der Herr der Finsternis ist gekommen, um mich zu holen. Hätt ich doch nur nix[13] angestellt in meinem patscherten[14] Leben. Der alte Mann schluchzte auf. Hätt ich bloß auf die Mutter gehört, dann käm ich jetzt in Himmel.

Als Antwort keuchte der Höllenfürst noch einmal und gab ein letztes Mal sein Innerstes preis. Dann .... herrschte Stille.

Anton, der dem Moment entgegenzitterte, dass sich sein Bote des Schicksals erhob und ihn am Kragen packte, um ihn mit sich in sein dunkles Reich zu ziehen, wagte es kaum zu atmen. Die unheimliche Stille drückte auf ihn wie ein Mühlstein.

Gerade als er sich zu fragen begann, wie lange ER ihn, den armen und verwünschten Anton Schickl, noch quälen wolle, begann ER sich zu rühren.

Kruzitürken![15] Mir donnert der Schädel. Mit einem Aufstöhnen rieb sich Joseph über den Kopf und barg sein Gesicht in den schmutzigen Händen. Nach zwei tiefen Atemzügen begann sein Verstand, der von einer zähen Wolke umklammert war, vorsichtig zu arbeiten.

Der junge Baron war nach seinen nächtlichen Zechtouren schon an vielen Orten aufgewacht. Meistens war es sein Bett zu Hause gewesen, im Palais seiner Eltern in der Schenkenstraße. In besseren Nächten war es vielleicht sogar das Bett einer Dame gewesen, wo er an einem üppigen Busen aufwachen durfte.

Doch meistens hatte er für solcherlei Eroberungen zu tief ins Glas geschaut. Ging gar nichts mehr, hatte der Wirt vom Esterhazy-Keller schon mehrmals ein Auge zugedrückt und den Joseph auf der harten Bank liegengelassen, wo der Dauergast lange nach der Sperrstunde in sich zusammengesunken war.

Normalerweise liebte Joseph diesen Ort. Bei den Gedanken an den Geruch von Branntwein gemischt mit der Ausdünstung Jahrzehnte vor sich hin schimmelnder Ziegel - ein Geruch, der ihm sonst ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit gab - überkam ihn jedoch eine neuerliche Attacke von peinigender Übelkeit. Das aufsteigende Würgegefühl rief den jungen Lafarche zurück in das Hier und Jetzt. Wo war er?

Diese Umgebung war ihm gänzlich unbekannt. Langsam blickte er sich um. Die Kammer war furchteinflößend. Weiß getünchte, Kälte und Ungemütlichkeit ausstrahlende Wände, wurden ohne Schmuck von den hässlichsten Steingutplatten, die Joseph je gesehen hatte, verschluckt. Irgendetwas stimmte hier nicht oder lag es an seiner stark getrübten Wahrnehmungsfähigkeit?

Ich bin wirklich übel dran , murmelte er und starrte den Boden angestrengt an. Oder ist hier alles schief?

Die unappetitliche Brühe aus seinem Magen rann langsam, aber unaufhörlich unter seinem harten Lager durch. Fasziniert folgte Joseph der Spur, die sich auf ein Loch im abfallenden Boden hinbewegte.

Unerwartet traf ihn ein Schwall eiskaltes Wasser. Vor Schreck wäre Joseph fast vom hüfthohen Tisch gestürzt, auf dem er noch immer wie eine aufgeklappte Holzpuppe saß.

Himmel, Arsch und Zwirn! Der junge Baron vergaß, dass er so etwas wie eine gute Kinderstube genossen hatte. Empört wollte er seinen Unmut weiter kundtun, als ihn noch ein Wasserschwall traf.

Enttäuscht musste Anton Schickl seine letzte Hoffnung fahren lassen. Der Teufel hatte sich nicht in Schall und Rauch aufgelöst. Auch nicht mit dem zweiten Kübel Wasser. Nur vage drängte sich dem einfach gestrickten Mann der Gedanke auf, dass für einen Sieg vielleicht gesegnetes Wasser vonnöten gewesen wäre. Felsenfest überzeugt von seinem Tun und Handeln, drängten sich dem Sezierdiener nun drei Probleme auf: Wurde er den Höllenbastard nur mit Hilfe eines Priesters los?

Wann hatte er Gelegenheit die Kübel wieder frisch zu füllen? Der nächste öffentliche Brunnen war weit.

Wo bekam er eine frische Leich her?

Wenn s des noamal machen, hau ich Eana eine rein, dass Eana hören und sehen vergeht! [16] Die rüde Drohung in reinstem Dialekt holte den Schickl aus seinen Reflexionen.

Wer san S eigentlich? Als echter Wiener fand der Saaldiener nichts Falsches an seiner, mit nachdrücklichem Vorwurf in der Stimme, ausgespuckten Frage.

Mehrere Augenblicke starrte Joseph seinen eigenartigen, kaum verständlich nuschelnden Peiniger an. Dann sah er sich träge um, so als würde die Antwort auf die Frage nach seiner Identität auf den Wänden stehen. Eine schier unglaubliche Müdigkeit ergriff von ihm Besitz und seine Zunge, die vorher Flüche und Drohungen problemlos hervorgebracht hatte, pickte[17] wie eine pappige Mehlspeise an seinem Gaumen.

Das Hemd und die Hose klebten tropfnass an ihm. Mit leicht zitternden Händen griff er nach dem überlangen Zipfel des maßgeschneiderten Leinens und wischte sich damit übers Gesicht. Anschließend streckte er die pelzige, übelschmeckende Zunge raus und ließ den Stoff seine erfrischende Wirkung tun. Joseph konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal vor sich selbst geekelt hatte.

Sezierdiener Anton Schickl wusste sich noch immer keinen Reim auf die Vorkommnisse an diesem Morgen zu machen und beschloss, den Untoten weiter anzustarren. Er war felsenfest überzeugt, dass man ihm keinen Vorwurf machen konnte.

Die vier Prüfungen zur Feststellung des Todes hatte er vom Professor höchstpersönlich gelernt und Schickl machte seine Arbeit ordentlich!

Ohr auf die Brust - schlug das Herz noch?

Spiegel zur Nase - ließ der Atem das Glas anlaufen?

Finger an den Puls - gab es das geringste Pochen?

Heftiger Nadelstich ins Bein - darauf eine...



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