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Die Ausreißer - Sehnsucht nach Meer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Fontiserschienen am28.02.20181. Auflage
Nele wird in der Schule wegen ihrer Schüchternheit und ihres Übergewichts gemobbt. Dass ihre Familie religiös und ihre Patentante ausgerechnet ihre Religionslehrerin ist, hilft natürlich auch nicht gerade. Lars' Mutter ist vor Jahren gestorben. Seitdem hat er nur noch seinen Vater, und der investiert alles Geld und alle Zeit in Alkohol. Noah ist von zu Hause abgehauen und hält es nirgendwo lange aus. Seine einzige Gefährtin ist die Hündin Cassiopeia. Angel gibt nicht viel von sich preis - nicht, warum sie wegläuft, nicht, woher die Narben an ihren Unterarmen stammen, und schon gar nicht, warum sie solche Angst vor ihrem Stiefvater hat. Vier Jugendliche. Vier Gründe, alles hinter sich zu lassen. Ein Ziel: das Meer. Nele will ihren Vater suchen, Lars seinem endlich entkommen. Als die beiden den Aussteiger Noah kennen lernen, ergreifen sie ihre Chance und machen sich mit ihm und seiner Hündin Cassiopeia auf den Weg an die Nordsee. Unterwegs stößt die verschlossene Angel zu ihnen und macht die Gruppe komplett. Doch die Reise ans Meer läuft nicht ganz so glatt, wie die vier sich das zu Beginn vorgestellt haben, zumal nicht nur Trampen, Containern und Nächte unter freiem Himmel dazugehören, sondern auch der schmerzhafte Weg zu sich selbst ...mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextNele wird in der Schule wegen ihrer Schüchternheit und ihres Übergewichts gemobbt. Dass ihre Familie religiös und ihre Patentante ausgerechnet ihre Religionslehrerin ist, hilft natürlich auch nicht gerade. Lars' Mutter ist vor Jahren gestorben. Seitdem hat er nur noch seinen Vater, und der investiert alles Geld und alle Zeit in Alkohol. Noah ist von zu Hause abgehauen und hält es nirgendwo lange aus. Seine einzige Gefährtin ist die Hündin Cassiopeia. Angel gibt nicht viel von sich preis - nicht, warum sie wegläuft, nicht, woher die Narben an ihren Unterarmen stammen, und schon gar nicht, warum sie solche Angst vor ihrem Stiefvater hat. Vier Jugendliche. Vier Gründe, alles hinter sich zu lassen. Ein Ziel: das Meer. Nele will ihren Vater suchen, Lars seinem endlich entkommen. Als die beiden den Aussteiger Noah kennen lernen, ergreifen sie ihre Chance und machen sich mit ihm und seiner Hündin Cassiopeia auf den Weg an die Nordsee. Unterwegs stößt die verschlossene Angel zu ihnen und macht die Gruppe komplett. Doch die Reise ans Meer läuft nicht ganz so glatt, wie die vier sich das zu Beginn vorgestellt haben, zumal nicht nur Trampen, Containern und Nächte unter freiem Himmel dazugehören, sondern auch der schmerzhafte Weg zu sich selbst ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038484905
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1165 Kbytes
Artikel-Nr.8788495
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2
Frankfurt

Lars kann kaum die Augen offen halten. Nele vor ihm lehnt mit offenem Mund an der Fensterscheibe, und Joshua auf seiner Seite hängt so schief auf seinem Platz, dass sein Kopf beinahe auf Lars´ Schulter liegt.

Hinter ihnen winselt Cassiopeia leise vor sich hin. Offenbar träumt sie gerade.

Es ist ein beruhigendes Geräusch, und zusammen mit dem leichten Schaukeln des Autos macht es Lars so friedlich und schläfrig, dass er immer wieder einnickt. Er hätte nie gedacht, dass er sich so gut fühlen würde, wenn er erst einmal von zu Hause weg ist. Darüber nachgedacht hat er schon tausendmal, aber die Angst, was passieren würde, sollte er erwischt werden, hat ihn immer zurückgehalten.

Während er im schummrigen Halbdunkel eines Siebensitzers zwischen schlafenden Kindern, Nele und einem schnarchenden Hund sitzt, kommt ihm diese Sorge absurd vor.

Weglaufen scheint kinderleicht zu sein.

Schon zeigen die großen Tafeln am Fahrbahnrand an, dass sie sich Frankfurt nähern.

Die Euphorie macht Lars wieder ein bisschen wacher. Außerdem meldet sich seine Blase; er muss mal, und zwar dringend.

Ganz vorsichtig, um Joshua nicht aus dem Schlaf zu reißen, rutscht er in eine etwas aufrechtere Position. Ob sie bald aussteigen? Leise hört er Noah und den Familienvater miteinander reden. Er muss sich mächtig konzentrieren, um etwas von dem Gespräch aufzuschnappen.

«... meine Frau in der Reha besucht», sagt der Vater gerade. «... dachte schon, ich habe auf dem Weg nach Hause drei heulende Kinder im Auto.»

Noah murmelt eine Antwort, die Lars nicht verstehen kann.

Der Vater lacht, dann sagt er etwas lauter als zuvor: «Euer Auftauchen hat sie ja prima abgelenkt. Weißt du, sie waren halt noch nie so lang ohne Mama.»

Lars schluckt und starrt lieber aus dem Seitenfenster. Bis eben hat Lars angenommen, dass Joshua, Leah und Johannes entweder Scheidungskinder wie Nele oder Halbwaisen wie er sind. Es ist gemein, aber er ist fast ein bisschen enttäuscht, zu hören, dass es auch eine Mutter zu diesem fröhlichen Haufen gibt. Klar, die pure Harmonie. Spiele spielen, Witze machen und gemütlich im Auto einschlafen. Also doch eine Bilderbuchfamilie.

«... wo ihr schlafen könnt?»

Dieses Stichwort macht Lars doch wieder aufmerksam. Ihm ist gar nicht richtig aufgefallen, dass sie eben die Autobahn verlassen haben. Womöglich neigt sich ihre Fahrt dem Ende zu - und dann ... ja, was dann? Es ist noch nicht einmal Mitternacht, und wenn sie erst einmal aus dem beheizten Innenraum des Siebensitzers aussteigen, stehen sie auf der Straße, mitten in einer Stadt, die sie nicht kennen. Lars hofft wirklich, dass Noah einen Plan hat.

«... stört mich wirklich nicht», sagt der Familienvater. «Unser Joshua wäre bestimmt untröstlich, wenn er sich nicht von deinem Hund verabschieden kann.»

Noah lacht leise. «Wenn das für dich echt okay ist ...», meint er dann, und Lars lauscht angestrengt. Hat der Typ ihnen gerade wirklich einen Schlafplatz angeboten, oder hat er sich nur verhört?

So nett kann ja wohl kein Mensch sein. Drei Ausreißer und einen zerzausten Hund mitzunehmen, obwohl er kleine Kinder im Auto hat, und ihnen dann noch ein Plätzchen auf seiner Couch anzubieten? Die Sache muss doch irgendwo einen Haken haben!

Aber als sie kaum eine Viertelstunde später in einem idyllischen Siedlungsgebiet anhalten und Lars Nele vorsichtig wachgerüttelt hat, steckt Noah den Kopf zur hinteren Tür herein und flüstert: «Schaut möglichst müde drein, damit wir eine Ausrede haben, uns gleich aufs Ohr zu hauen. Ich will nicht, dass er mitkriegt, wie jung ihr zwei seid.»

«Hä?», macht Nele schlaftrunken und bleibt in ihrem Sicherheitsgurt hängen, als sie sich aufzurichten versucht.

Lars drückt auf das orangefarbene Knöpfchen und rutscht schon mal nach vorne. «Schätze, wir haben einen Schlafplatz angeboten bekommen.» Im Warmen und noch dazu mit einem Badezimmer - auf so viel Luxus war er gar nicht eingestellt.

Sie müssen sich nicht besonders anstrengen, müde auszusehen. Nele reibt sich in einer Tour die Augen und stolpert einmal fast über Cassiopeia, die Noah gleich als Erstes aus dem Kofferraum befreit hat.

Dann tragen sie ihre Rucksäcke in den Flur eines hübschen kleinen Häuschens, in dem ihnen der Duft von Lavendel entgegenschlägt.

Der Mann - seinen Namen kennen sie immer noch nicht - trägt seinen schlafenden Jüngsten im Arm. Sein kleines rundes Gesicht schmiegt sich an die Schulter seines Vaters, und Lars fragt sich unwillkürlich, ob es wirklich einmal eine Zeit gegeben hat, in der auch sein Vater ihn so liebevoll behandelt hat. Vor dem Tod seiner Mutter, vor dem Kontrollverlust über seinen Alkoholkonsum und noch lange, lange bevor er zum allerersten Mal die Hand gegen Lars erhoben hat. Lars kann sich das nur sehr schwer vorstellen.

Ihr großzügiger Fahrer stößt die Tür zu einem geräumigen Wohnzimmer mit Ecksofa auf und bedeutet ihnen leise, dass sie es sich dort gemütlich machen können. Er selbst hat mit einem schlafenden und zwei ausgesprochen quengeligen Kindern alle Hände voll zu tun.

Lars wirft seinen Rucksack auf die Couch und will gerade fragen, wo die Toilette ist, da hört er schon, wie die Tür wieder zufällt und die Schritte der kleinen Familie sich auf der Holztreppe nach oben entfernen.

Mist. Um zu warten, bis ihr Gastgeber wiederkommt, bleibt keine Zeit mehr. Kurz überlegt Lars, ob er einfach wieder nach draußen gehen und sich am Gartenzaun erleichtern soll. Aber den Familienvater trifft der Schlag, wenn er ausgerechnet dann aus dem Fenster sieht. «Ich schau mal, wo die Toilette ist», meint er deshalb und schlüpft zur Tür hinaus in den dunklen Flur.

Als Erstes landet er in der Küche, einem großen Raum mit ausladendem Tisch und Eckbank. Die zweite daneben führt in eine kleine Speisekammer mit bis zur Decke reichenden, gut gefüllten Regalen. Hoffentlich taucht ihr Gastgeber jetzt nicht auf und denkt, Lars wolle ihn beklauen. Auch wenn sein Magen tatsächlich knurrt, würde er sich niemals einfach so hier bedienen.

Hinter der dritten Tür, neben dem Hauseingang, findet Lars endlich ein Badezimmer. Schick, mit weißgefliesten Wänden, blauem Mosaikboden und einer riesigen Dusche. Geld scheinen diese Leute auch noch zu haben. So ein Bilderbuchleben.

Dass der Typ da keine Angst hat, Lars und die anderen könnten etwas mitgehen lassen! Oder macht man sich bei dem ganzen Luxus keine Gedanken über so etwas?

Lars achtet genau darauf, den Toilettendeckel wieder zu schließen und das Handtuch auf seinem glänzenden Halter nicht zu zerknittern. Er fühlt sich hier fast wie in einem Museum - bloß nichts anfassen, damit nichts kaputtgeht.

Kaum zu glauben, dass in diesem ordentlichen Haushalt drei kleine Kinder leben. Aber vermutlich gibt es oben noch einmal ein Badezimmer. Eines mit drei kleinen bunten Zahnbürsten, einer Badewanne und jeder Menge Quietsche-Enten und anderem Badespielzeug.

Zurück bei den anderen im Wohnzimmer, lässt Lars sich auf das Ledersofa sinken. «Der Typ ist aber auch nicht ganz normal, oder?», rutscht es ihm heraus.

«Drei Tramper und einen Hund mit nach Hause zu nehmen. Wir könnten ja sonst was für Kriminelle sein!»

Nele hat sich am anderen Ende der Couch niedergelassen und reibt sich über das Gesicht. «Ist doch nett von ihm», nuschelt sie. «Und du würdest es auch machen.»

Wenn sie nicht so müde wäre, würde Lars fragen, wie sie darauf kommt. Etwa nur, weil er sie dieses eine Mal in der Schule verteidigt hat? Macht ihn das zu einem guten Menschen, einem selbstlosen Wohltäter? Wohl kaum. Immerhin hat er gut hundertmal weggeschaut, ehe er ein einziges Mal eingegriffen hat.

Aber wahrscheinlich weiß Nele gar nicht, was sie da redet. Sie scheint fast im Sitzen einzuschlafen.

«Ihr könnt das Sofa haben.» Noah hockt bereits im Schneidersitz neben Cassiopeia auf dem Teppich. «Cas und ich machen es uns hier unten gemütlich.»

«Kommt ja nicht in Frage!», protestiert Lars automatisch. Dass Nele einen Platz auf dem Sofa bekommt, ist klar. Mädchenbonus und so. Aber warum Noah auf dem Boden schlafen sollte, während Lars seinen Kopf auf weichen Sofakissen bettet, das sieht er gar nicht ein.

«Ich hab schon auf härteren Fußböden geschlafen», erklärt Noah jedoch lapidar, schnappt sich eine Wolldecke von der Sofalehne und legt demonstrativ den Kopf auf Cassiopeias Bauch, als wäre sie ein großes, zotteliges Kissen. Sie lässt es zu, ohne auch nur die Augen zu öffnen. Wahrscheinlich schlafen die beiden öfter so.

Nele ist bereits auf der linken Sofahälfte eingeschlafen, als der Familienvater hektisch und erhitzt ins Zimmer kommt. Auf den Armen balanciert er einen Stapel Decken. «So, endlich schläft die Meute», sagt er laut, klappt aber schnell den Mund zu, als er die schlafende Nele sieht.

«Hoppla, hier herrscht also auch schon Nachtruhe. Ihr hättet euch doch im Badezimmer umziehen können.»

«Ach, nicht nötig», winkt Noah von seinem Platz auf Cassiopeias Bauch aus ab. «Sie war todmüde und ist gleich eingeschlafen.» Unnötig, ihrem freundlichen Gastgeber zu sagen, dass Nele bestimmt keinen Schlafanzug dabeihat. Wenn man darauf eingestellt ist, unter freiem Himmel zu schlafen, gehört so etwas nicht ins Gepäck.

Aber das muss er ja nicht wissen.

«Na, dann deckt sie wenigstens zu», sagt er und reicht Lars den Deckenstapel. «Ich kann dir auch noch eine Isomatte bringen», bietet er Noah dann an.

Doch der lehnt dankend ab. Cassiopeia sei alles, was er...
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