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Eine Liebe im Adlon

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
165 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am01.02.2022

Die Geschichte einer großen Liebe in schwierigen Zeiten: "Die Summe der Stunden" von Anke Gebert - jetzt als eBook bei dotbooks. Berlin in den Goldenen Zwanzigern: Im Hotel Adlon begegnet Ursula dem Pagen Karl. Während sie den ernsten Jungen bei seiner täglichen Arbeit beobachtet, lernt sie eine fremde Welt kennen - als Tochter einer gefeierten Opernsängerin hat sie sich bisher nie gefragt, woher all der Luxus kommt, der sie umgibt. Trotz des gesellschaftlichen Unterschieds entstehen bald zarte Gefühle zwischen dem ungleichen Paar. Aber dann muss Ursula mit ihrer Mutter abreisen ... Über 70 Jahre später sind Karl und Ursula wieder im Hotel Adlon. Hier wollen sie die Geschichte ihrer tiefen Liebe, die zugleich die wechselvolle Geschichte Berlins ist, noch einmal Revue passieren lassen. "DIE SUMME DER STUNDEN ist ein ungemein bewegendes Buch, weil es von einer bedingungslosen, geduldigen und zeitlosen Liebe handelt, wie es sie nur ganz, ganz selten gibt." WDR Buchtipp Jetzt als eBook kaufen und genießen: "Die Summe der Stunden" von Anke Gebert. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

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Produkt

Klappentext

Die Geschichte einer großen Liebe in schwierigen Zeiten: "Die Summe der Stunden" von Anke Gebert - jetzt als eBook bei dotbooks. Berlin in den Goldenen Zwanzigern: Im Hotel Adlon begegnet Ursula dem Pagen Karl. Während sie den ernsten Jungen bei seiner täglichen Arbeit beobachtet, lernt sie eine fremde Welt kennen - als Tochter einer gefeierten Opernsängerin hat sie sich bisher nie gefragt, woher all der Luxus kommt, der sie umgibt. Trotz des gesellschaftlichen Unterschieds entstehen bald zarte Gefühle zwischen dem ungleichen Paar. Aber dann muss Ursula mit ihrer Mutter abreisen ... Über 70 Jahre später sind Karl und Ursula wieder im Hotel Adlon. Hier wollen sie die Geschichte ihrer tiefen Liebe, die zugleich die wechselvolle Geschichte Berlins ist, noch einmal Revue passieren lassen. "DIE SUMME DER STUNDEN ist ein ungemein bewegendes Buch, weil es von einer bedingungslosen, geduldigen und zeitlosen Liebe handelt, wie es sie nur ganz, ganz selten gibt." WDR Buchtipp Jetzt als eBook kaufen und genießen: "Die Summe der Stunden" von Anke Gebert. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Details
Weitere ISBN/GTIN9783958247772
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.02.2022
Seiten165 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse840 Kbytes
Artikel-Nr.8840850
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
19. Dezember

Das Wasser in der Wanne floss nur langsam ab. Ursula saß vor dem Spiegel und bürstete ihr langes weißes Haar, das ihr bis auf die Hüften fiel. Sie beschloss, es an diesem Abend nicht hochzustecken, sondern die Haare offen zu tragen, so wie Karl es liebte.

Von draußen war plötzlich das Geräusch eines Notarztwagens zu hören. Blaulicht flackerte bis in Ursulas Badezimmer hinein. Die Hunde der Nachbarn bellten aufgeregt. Ursula eilte zum Fenster und sah hinaus. Der Krankenwagen hielt bei Kruses, das Martinshorn wurde abgestellt, die Rundumleuchte verstrahlte ihr kaltes blaues Licht. Kruses Hund bellte, als würde er angegriffen. Wie oft hatten Ursula und Karl über dieses Tier, das so bösartig schien, geredet. Der Postbote, der seit Jahren kam, musste den Hund jeden Tag aufs Neue beruhigen. Irgendwann hatte er begonnen, gegen die Angst vor dem Tier mit einer kleinen Leckerei, die er dem Hund schon von weitem hinwarf, anzukämpfen. Kruse war ein Mann, der seinem Hund ähnlich war, darüber waren Ursula und Karl sich einig. Wer sich dabei wem angeglichen hatte, blieb Ursula unergründlich.

Ursula und Karl hatten kaum Kontakt zu den Nachbarn gepflegt. Obwohl sie hier in diesem kleinen Ort zwischen Berlin und Potsdam seit vielen Jahren gemeinsam lebten, hatte es meistens nicht mehr als einen »Guten Tag« oder »Frohe Weihnachten« zwischen ihnen gegeben. Als Kruses Frau vor einigen Jahren verstarb, war Ursula, ohne eingeladen zu sein, zur Beerdigung gegangen. So wie Frau Kruse es Jahre zuvor ebenfalls unerwarteterweise getan hatte, als Ursulas Mutter beerdigt worden war. Ursula war damals über die Geste der Nachbarin überrascht gewesen, sie hatte diese der Frau nicht zugetraut und schämte sich dafür, denn sie hatte Frau Kruse eigentlich nie wirklich kennengelernt, nie kennenlernen wollen, was einzig und allein mit deren Mann zu tun gehabt hatte - und mit diesen Hunden, die sie nacheinander gehabt und die wie Mauern zwischen den Nachbarn und Ursula gewirkt hatten.

Auf der Beerdigung hatte Frau Kruse Ursula eine Weile länger als die anderen Trauergäste die Hand gedrückt. Ursula hatte das nicht vergessen, es kam ihr danach vor, als hätten sie und Frau Kruse ein Geheimnis miteinander.

Kruse trank seit dem Tod seiner Frau. Der Hund lag ausschließlich an der Kette, die jedoch so angebracht war, dass er auf dem Weg zum Haus laufen und am Zaun hochspringen konnte, wenn ahnungslose Spaziergänger vorbeikamen. Kruse stand oft im Trainingsanzug im Garten, einem braunen mit schwarz-rot-gelben Streifen. Den hatte er noch aus seiner Zeit als Angehöriger der Armee, als Berufssoldat. Frau Kruse hatte meistens eine Kittelschürze getragen - etwas, wofür Ursula nie Verständnis gehabt hatte. Kruses Trainingsanzug war inzwischen verschlissen und seit langem viel zu eng. Seine Nase war grob und wie perforiert durch große Poren, seine Augen verquollen, seine Hände fleischig und sein Blick starr, wenn er am Zaun stand und die Straße entlangsah, in der sein Haus und das von Ursula inzwischen ringsum zugebaut worden waren: Überall weiße Bungalows, manche mit blauen Dächern. Überall Menschen, die man nicht kannte, die morgens zur Arbeit nach Potsdam oder Berlin pendelten und im Sommer an den Wochenenden mit ihren Kindern zum Sonnen und Baden an den See wanderten. Tagsüber und in der Nacht war der Ort beinahe still; im Winter ab neunzehn, spätestens ab zwanzig Uhr, wenn es draußen dunkel war und wenn fast alle in ihren Stuben saßen und fernsahen, weil es keine Jahreszeit zum Rasenmähen oder Grillen war.

So wie heute.

Doch die Stille war jäh durch den Krankenwagen, der vor Kruses Haus gehalten hatte, unterbrochen worden. Und Ursula fürchtete plötzlich um Kruse wie um einen Menschen, der ihr nahestand. Jahrzehnte hatten sie hier nebeneinander gelebt, sich in die Gärten und auch Fenster sehen können und dabei kaum etwas voneinander gewusst. Und doch hatten sie auf diese Weise gemeinsam gelebt, waren hier an diesem Ort gemeinsam alt geworden, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Hatten das Sterben der Angehörigen miterlebt und für sich festgestellt, dass sie es nun waren, die übrig blieben, bis â¦

Kruse durfte nicht als Nächster gehen! Was würde das für Ursulas Leben bedeuten?

Zwei Krankenpfleger räumten eine Trage aus dem Wagen, ein Arzt eilte mit einem Koffer in der Hand voran in Kruses Haus. Der Hund lief bellend auf die Männer zu. Einer der Sanitäter ließ vor Schreck die Trage fallen und nahm sie eilig wieder auf. Ursula wollte sich abwenden, nachdem die Männer in Kruses Haus verschwunden waren, doch es gelang ihr nicht. Kruse wurde auf der Trage herausgebracht. Der Hund wurde plötzlich still. Ursula wandte den Blick ab. Der Rest des Badewassers floss mit einem lauten Geräusch, das Ursula erschrecken ließ, ab. Sie spülte die Wanne aus und ließ heißes Wasser ein.

»Karl!«, rief sie.

Karl antwortete nicht.

»Karl!«, rief sie noch einmal. »Mach Schluss für heute, deine Wanne ist gleich voll.«

Karl antwortete wieder nicht.

»Karl, dein Wasser wird kalt«, sagte Ursula, als sie ins Wohnzimmer kam. Karl hatte einen weiteren Versuch unternommen, eine perfekte Skizze anzufertigen. Er schmiss den Bleistift aufs Papier.

»Jetzt hast du mir einen Schrecken eingejagt, deswegen habe ich mich verzeichnet!«

Ursula umfasste Karls Schultern und küsste ihn auf den Kopf.

»Das tut mir leid, das wollte ich nicht.«

»Wieso soll ich schon wieder baden? Ich habe doch gerade gebadet.«

»Heute ist Samstag.«

»Und samstags wird gebadetâ¦? Das war einmal so, als wir Kinder waren. Ich musste immer in das Wasser, in dem mein Vater vorher gebadet hatte. Hat mir nichts ausgemacht.«

»Ich weiß.«

»Habe ich schon hundertmal erzählt, das weiß ich. Aber dass schon wieder Samstag ist. Je älter man wird ⦫

»â¦ desto schneller vergeht die Zeit«, fiel Ursula mit ein.

Karl erhob sich. Ursula klopfte die beiden Sofakissen auf, auf denen Karl gesessen hatte.

»Die sind schon ganz platt von deiner Zeichnerei.«

»Was kann ich dafür, der Tisch ist zu hoch. Ich habe keinen Tisch, an dem ich vernünftig arbeiten kann.«

Ursula drehte ihr Gesicht zur Seite, weil sie lachen musste.

»Ach was, der Tisch war schon immer so hoch! Du bist kleiner geworden.«

Karl machte sich gerade.

»Vergiss nicht, welch stattlichen Mann du geheiratet hast! Im Übrigen bin ich jetzt in einem Alter, in dem ich schrumpfen darf. Andere Männer meines Jahrgangs gibt es schon gar nicht mehr.«

Jetzt machte Ursula sich gerade.

»Das stimmt. Aber klein warst du schon immer. Denk an unser Hochzeitsfoto! Als wir das haben machen lassen, hat dir der Fotograf auch schon ein Kissen unter deinen Allerwertesten gelegt. Damit du nicht so klein bist neben mir.«

Karl ging in Richtung Badezimmer.

»Was du da erzählst! Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern.«

Im Badezimmer half Ursula ihrem Mann sich auszukleiden. Nackt stand Karl vor der Wanne, seine Arme waren dünn, die Beine ebenfalls. Der Bauch leicht gewölbt. Wie ein Junge, dachte Ursula und half ihm ins Wasser. Karl plätscherte mit den Armen.

»Ich möchte mehr Schaum!«

Ursula goss Badezusatz ins Wasser.

Bevor sie hinausging, sah sie durch das Fenster zu Kruses Haus hinüber. Es lag im Dunkeln, durch ein Fenster drang etwas Licht. Der Hund lief an seiner Kette aufgeregt hin und her, ohne zu bellen.

»Du solltest nicht mehr so viel arbeiten«, sagte Ursula.

Karl tauchte kurz unter.

»Das Buch muss fertig werden.«

»Seit du daran arbeitest, sitzt du Tag für Tag fast nur noch im Haus. Das ist nicht gut für dich«, entgegnete Ursula.

»Ach, ich dachte, du würdest mich loben, aber stattdessen kritisierst du mich! Ich muss das Buch fertigbekommen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Wer soll es denn sonst machen?«

»Ich kritisiere dich nicht, ich mache mir Sorgen! Ich bin stolz auf dich, weil du so gut zeichnen kannst - und schreiben, aber ich mache mir Sorgen, weil du kaum noch rausgehst, das ist nicht gut.«

»Mir geht es bestens. Und außerdem mache ich das alles auch für dich. Wenn das Buch ein Erfolg wird, kannst du von dem Geld, das es einspielt, in Saus und Braus leben.«

»Wir können in Saus und Braus leben, wir!«

»Ja, wir, und damit wir das bald können, muss ich mich beeilen, verstehst du!«

»Ich finde, wir leben jetzt auch gut.«

»Tun wir, das stimmt, aber wenn ich mal nicht mehr bin, dann werden dir die Rechte übertragen, dann hast du auch was davon, wenn du allein bist.«

»Ich werde jetzt Abendessen bereiten.«

Karl tauchte noch einmal mit dem Kopf unter Wasser.

Ursula stellte in der Küche zwei Teller auf ein Tablett, zwei Teetassen. Mit einer mechanischen Brotmaschine schnitt sie Brot. Draußen fuhr der Krankenwagen mit eingeschaltetem Martinshorn los. Kruse lebt noch, dachte Ursula.

»Möchtest du ein oder zwei Tomaten?«, rief sie in Richtung Badezimmer.

Karl antwortete nicht.

Sie legte ihm zwei auf einen Teller. Das Geschirr war von KPM, die Silberbestecke aus der Aussteuer ihrer Mutter. Das Tablett war ein altes aus Holz mit Sprelacart beschichtet.

Die Küche war mit Raufasertapete renoviert worden, die Fensterrahmen und Türen in dunklem Braun gestrichen, so wie es gerade modern gewesen war, als Ursula das letzte Mal renoviert hatte. Das war kurz nachdem ihre Mutter verstorben war, kurz bevor Karl kam. Damals fand Ursula es schön, endlich nach ihrem Geschmack zu wohnen. Heute würde sie einiges anders machen, doch meistens sah sie die Dinge gar nicht mehr, die sie eigentlich störten. Sie fielen Ursula nur noch auf, wenn...
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Autor

Anke Gebert studierte u.a. am Deutschen Institut für Literatur in Leipzig. Sie arbeitete in verschiedenen Berufen, bevor sie in Hamburg an der Master School Film ein Drehbuch-Studium absolvierte. Seit einigen Jahren ist sie freie Autorin von Romanen, erzählenden Sachbüchern und Drehbüchern. Sie gibt Seminare für fiktives und autobiografisches Schreiben. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Preise. Die Autorin im Internet: www.ankegebert.de Bei dotbooks veröffentlicht Anke Gebert: »Eine Liebe im Adlon« und die Krimireihe um Nina Wagner mit den Titeln »Mord in Travemünde - Tödliche Brise«, »Mord in Travemünde: Tödliche Wellen« und »Mord in Travemünde: Tödliche Küste«