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Das Elser-Eck

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
184 Seiten
Deutsch
Peter Hammer Verlagerschienen am07.02.2022
Hier sind sie wieder, die Bukowskis: Alf, ein richtiger Boxer inzwischen und immer noch verknallt in Johanna. Katinka, seine nervige, aber geniale Schwester, immerzu beschäftigt mit der Modewelt. Und der verträumte Robbie, den man keinesfalls unterschätzen sollte. Es läuft bei den Bukowski-Geschwistern, nur ihre Eltern sind immer öfter erschöpft. Der Vater vom Taxifahren, die Mutter vom Brötchenverkaufen. Doch dann gibt es eine filmreife Überraschung: Onkel Carl hat Geld geerbt und die Familie seines Bruders soll auch was davon haben. Schnell ist ein gemeinsames Projekt ausgeheckt: Das Elser-Eck! Mit einem Kiosk mitten in ihrem Viertel laufen die Bukowskis zu Höchstform auf. Ihre Herzlichkeit reicht locker über die Grenzen der Familie hinaus und das Elser-Eck wird zum Mittelpunkt einer bunten Gemeinschaft. Alf, Katinka und Robbie gewinnen neue Freunde und Freiheiten und alle drei gehen weiter den aufregenden Weg, den sie für sich selbst gewählt haben. 'Das Elser-Eck' knüpft an Will Gmehlings 'Freibad' und 'Nächste Runde' an, seine Kinderromane sind jedoch unabhängig voneinander lesbar.

Will Gmehling, geboren 1957, hat lange Zeit Bilder für Erwachsene gemalt, bis er anfing, Bücher für Kinder zu schreiben. 1998 erschien sein erstes Kinderbuch 'Tiertaxi Wolf & Co.' (Sauerländer) und es folgten viele Bilder- und Kinderbücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Will Gmehlings Kinderroman 'Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel' (Peter Hammer Verlag 2019) erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020. Will Gmehling hat zwei Kinder und lebt in Bremen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextHier sind sie wieder, die Bukowskis: Alf, ein richtiger Boxer inzwischen und immer noch verknallt in Johanna. Katinka, seine nervige, aber geniale Schwester, immerzu beschäftigt mit der Modewelt. Und der verträumte Robbie, den man keinesfalls unterschätzen sollte. Es läuft bei den Bukowski-Geschwistern, nur ihre Eltern sind immer öfter erschöpft. Der Vater vom Taxifahren, die Mutter vom Brötchenverkaufen. Doch dann gibt es eine filmreife Überraschung: Onkel Carl hat Geld geerbt und die Familie seines Bruders soll auch was davon haben. Schnell ist ein gemeinsames Projekt ausgeheckt: Das Elser-Eck! Mit einem Kiosk mitten in ihrem Viertel laufen die Bukowskis zu Höchstform auf. Ihre Herzlichkeit reicht locker über die Grenzen der Familie hinaus und das Elser-Eck wird zum Mittelpunkt einer bunten Gemeinschaft. Alf, Katinka und Robbie gewinnen neue Freunde und Freiheiten und alle drei gehen weiter den aufregenden Weg, den sie für sich selbst gewählt haben. 'Das Elser-Eck' knüpft an Will Gmehlings 'Freibad' und 'Nächste Runde' an, seine Kinderromane sind jedoch unabhängig voneinander lesbar.

Will Gmehling, geboren 1957, hat lange Zeit Bilder für Erwachsene gemalt, bis er anfing, Bücher für Kinder zu schreiben. 1998 erschien sein erstes Kinderbuch 'Tiertaxi Wolf & Co.' (Sauerländer) und es folgten viele Bilder- und Kinderbücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Will Gmehlings Kinderroman 'Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel' (Peter Hammer Verlag 2019) erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020. Will Gmehling hat zwei Kinder und lebt in Bremen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783779506843
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum07.02.2022
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4417 Kbytes
Artikel-Nr.8880899
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Wir saßen im Wartezimmer, Mama, Katinka, Robbie und ich. Es war ein Donnerstagnachmittag im April. Der Frühling war da, es wurde wärmer.

Bald konnte man wieder im T-Shirt rumlaufen.

Bald machten die Freibäder auf.

Wir gingen oft alle drei zusammen zum Zahnarzt, entweder mit Papa oder mit Mama. Unsere Zähne waren in Ordnung, weil wir sie immer putzten, auch wenn wir keine Lust hatten oder zu müde waren.

Wenn es um die Zähne geht, bin ich richtig streng , sagte Papa oft. Da lass ich nichts durchgehen. Das kontrollier ich.

Im Wartezimmer saßen eine Menge Leute, manche lasen, andere spielten mit ihrem Handy. Ich hatte meins nicht dabei, weil Mama mir das verboten hatte. Ich sollte lernen, auch mal ohne auszukommen.

Katinka blätterte in einer Modezeitschrift.

Als Model musst du immer blitzsaubere Zähne haben , verkündete sie laut. Oh là là! Ich liebe Wartezimmer!

Die Leute guckten sie an.

Zahnarzt heißt auf Französisch Dontiest. Das klingt so anders und schick!

Was soll daran schick sein? , sagte ich.

Sie guckte mich an, auf die Katinka-Art: extrem hochnäsig. Das kann einer, der andauernd was auf die Birne kriegt, natürlich nicht verstehen.

Im Boxstudio verprügelten wir uns manchmal, das stimmte. Wir hauten und traten aufeinander ein. Wir waren Kickboxer. Das hieß aber noch lange nicht, dass irgendwas kaputt war bei mir im Kopf. Im Gegenteil. Seitdem ich boxte, war ich besser geworden in der Schule. Weil ich mich länger konzentrieren konnte.

Robbie war egal, was wir redeten. Er saß direkt am Fenster und schaute auf die Straße. Da passierte nicht viel, Robbie aber saß da wie eine Katze und beobachtete jede kleinste Bewegung.

Dann wurde ich aufgerufen.

Doktor Mundt kontrollierte mein Gebiss. Jeden einzelnen Zahn. Er war zufrieden.

Sieht prima aus! Immer hübsch weiterputzen, dann hast du nie Ärger mit mir.

Geht klar , sagte ich.

Und nie den Zahnschutz vergessen beim Kampf. Er wusste, dass ich boxte.

Nee, hab ich immer drin.

Da geht s ziemlich zur Sache, oder?

Stimmt , sagte ich. War ja auch so.

Nach mir war Katinka dran, dann Robbie. Er ging zusammen mit Mama rein. Er musste immer erst lange überredet werden, bevor er seinen Mund aufmachte, und kniff dann seine Augen fest zusammen, bis zum Ende der Behandlung.

Danach kam Mama an die Reihe.

Wir mussten lange auf sie warten und langweilten uns. Endlich kam sie zurück, mit finsterem Blick. Wir merkten sofort, dass etwas nicht stimmte.

Ich bekomme eine Brücke , sagte sie, als wir unten auf den Bus warteten. Das passt gerade ganz schlecht.

Eine Brücke? , wunderte sich Robbie.

Das nennt man so, wenn ein paar Zähne kaputt sind , erklärte Katinka die Sache. Dann bekommt man neue. Die sind dann aber falsch. Das haben ganz viele alte Leute. Ich hab ein erstklassiges Gebiss, sagt Herr Mundt. Wie ein Filmstar!

Mama hatte Tränen in den Augen. Das mochte ich überhaupt nicht. Andauernd fing sie an zu heulen wegen irgendwas.

Das wird teuer , sagte sie leise.

Wie teuer? , fragte ich. Teuer war bei uns immer ein schlimmes Wort. Wie Hautausschlag oder Magen-Darm.

Ach, ist egal , sagte sie schnell. Das muss euch nicht kümmern. Hauptsache, bei euch ist alles okay.

Ich geb dir was ab von meinem Geld , sagte Robbie. Ich hab schon über 4 Euro gespart. Alles Flaschenpfand! Er sammelte immer noch leere Flaschen und brachte sie zu Penny.

Ach, Robbie , sagte Mama und schluckte. Das musst du doch nicht.

Nee, echt nicht, Schätzchen , sagte Katinka. Behalt das mal lieber für dich selber!

Sie hatte immer das letzte Wort.

2 Das war ein paar Tage bevor Onkel Carl wie so oft bei uns reinschneite und plötzlich die große Sensation verkündete, mitten beim Abendessen.

Zuerst mal war es ja eher eine Sensation für ihn. Danach aber auch für Mama und Papa. Und dadurch auch für Robbie, Katinka und mich.

Aber noch war alles wie sonst. Alltag. Wir waren in der Schule gewesen. Es hatte geregnet.

Dann der Zahnarztbesuch (für uns Kinder gute Nachrichten, für Mama eine schlechte).

Dann die Busfahrt nach Hause. Ich stritt mit Katinka über Johanna, ich weiß nicht mehr, worum es da überhaupt ging. Wir stritten uns oft für nichts und wieder nichts. Dann machte Katinka einen Witz, und wir vertrugen uns wieder.

Zu Hause legte sich Mama gleich aufs Sofa, wegen ihrer Rückenschmerzen. Seit Monaten hatte sie Rückenschmerzen. Sie machte sogar Yoga deswegen.

Rückenschmerzen und jetzt noch eine teure Brücke , sagte Katinka. Da kann man froh sein, wenn man jung ist und in Schuss! Sie kniete sich auf den Boden, machte einen perfekten Kopfstand und grinste uns breit an, wie die Katze aus Alice im Wunderland. Damit alle ihre Zähne sehen konnten.

Ich geh trainieren , sagte ich. Trainieren war immer gut. Wegen der Kondition natürlich. Aber auch, weil ich sie dann erst mal alle los war, alle anderen Bukowskis. In unserer Wohnung war es eng, nirgends konnte man allein sein.

Hast du deine Hausaufgaben gemacht? , wollte Mama wissen.

Wir hatten heute keine auf , sagte ich. Obwohl. So ganz stimmte das nicht. Aber die Englischvokabeln konnte ich ja am nächsten Morgen im Bus lernen.

Ich fuhr also los, durch den Frühlingsabend, über die Brücke und dann kurz durchs Industriegebiet. Da war mein Boxstudio, das Butterfly Gym.

Während ich mein Rad abschloss, dachte ich an Johanna. Ich hatte sie schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen.

Wenn du die schwere Eisentür zum Boxstudio öffnest, schlägt dir sofort der besondere Geruch entgegen. So riecht es nur hier. Der Schweiß ehrlicher Arbeit am Boxsack, an der Pratze. Ich zog mich um und ging in die Halle.

He, Alf, was geht? , rief Carlo. Er stand bei Alex und Sibel, die im Ring Highkicks trainierten.

Carlo war immer hier, genau wie ich, auf ihn war Verlass. Seit ein paar Monaten waren wir Freunde, er war mein erster echter Freund überhaupt. Manchmal fuhren wir nach dem Training noch zu seinen Eltern in den Laden und aßen original italienische Pizza.

Ich war in Form heute. Ich machte mich warm, dehnte meine Muskeln, machte Sit-ups ohne Ende. Ich trainierte mit Stef an der Pratze. Das hier war mein Ort. Seit über einem halben Jahr kam ich hierher, bei Wind, Regen oder Schnee, oder bei allem zusammen. Das Butterfly war meine zweite Familie, all die Leute hier, die schweren, alten Männer, die kleinen Mädchen, egal. Wenn wir am Ende im Kreis standen und Hamid seine Ansprache hielt, gehörten wir alle zusammen, wer auch immer wir waren. Manche von uns kamen von sehr weit her, aus Russland oder Afghanistan zum Beispiel, manche von gleich um die Ecke, so wie ich. Einige von uns konnten kaum Deutsch, weil sie erst seit ein paar Wochen hier waren, einige studierten an der Uni, andere waren arbeitslos. Und Hamid war unser Chef.

Manchmal ist hier nicht genug Energie , rief er in den Kreis. Ihr seid nicht wirklich bei der Sache. Jeder hat sein Leben draußen, klar. Und das ist manchmal ziemlich unangenehm, so ein Leben. Aber lasst es draußen, da, wo es hingehört. Hier ist Boxen. Hier könnt ihr alles hinter euch lassen!

Ein paar von uns nickten, andere guckten völlig ausgepumpt auf den Boden.

Und passt besser aufeinander auf! Merle hat vorhin minutenlang einfach so herumgestanden, weil sie nicht wusste, was sie machen soll. Keiner hat sich um sie gekümmert. Sie ist erst acht! Hamid guckte uns an, als hätten wir sonst was verbrochen. Passt besser aufeinander auf, okay?

Ja! , riefen wir und Wird gemacht! und Geht klar! . Bis Hamid endlich zufrieden war und wir unter die Dusche konnten.

Die Duschen funktionierten nicht immer, manchmal kam nur ein dünner Strahl raus, und manchmal war das Wasser lauwarm. Aber das musst du in Kauf nehmen. Du trocknest dich hinterher ab und weißt: Du hast gut trainiert heute. Du bist müde, auf eine gute Art. Jetzt macht er wieder Sinn, dein Tag.

3 Auf dem Nachhauseweg hielt ich auf der Brücke an und sah in den Fluss. Das machte ich immer so, da konnte ich in Ruhe nachdenken. Obwohl. Ich dachte nicht wirklich nach. Ich guckte nur einfach aufs Wasser. Unten schwamm einiges vorbei: ein Touristenschiff, ein leerer Müllsack, ein langer Ast. Hinter mir donnerte ein Güterzug in Richtung Bahnhof. Es nieselte ein bisschen. Und meine Gedanken kamen und gingen.

Eine Viertelstunde später saß ich mit den anderen Bukowskis am Abendbrottisch.

Manchmal hab ich dermaßen die Nase voll! , sagte Papa gerade. Andauernd dieses Taxi, die stickige Luft darin, die zickigen Kunden. Die endlosen Staus! Er guckte auf sein Käsebrot.

Das kann ich gut verstehen, Papilein , sagte Katinka. Ich hab meine Schule nämlich auch so was von total satt. Besonders Frau Knöppke-Dieckmann. Weißt du, was die heute zu mir gesagt hat?

Papa wusste es natürlich nicht, er hatte ja den ganzen Tag...
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Autor

Will Gmehling, geboren 1957, hat lange Zeit Bilder für Erwachsene gemalt, bis er anfing, Bücher für Kinder zu schreiben. 1998 erschien sein erstes Kinderbuch "Tiertaxi Wolf & Co." (Sauerländer) und es folgten viele Bilder- und Kinderbücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Will Gmehlings Kinderroman "Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel" (Peter Hammer Verlag 2019) erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020. Will Gmehling hat zwei Kinder und lebt in Bremen.