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Das Geheimnis des Mädchens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.11.2022
Drei Generationen zwischen Misstrauen und Angst, Hoffnung und Liebe
England 1945: Als die junge Herrin von Yew Tree Manor bei der Geburt ihres Kindes stirbt, wird der Hebamme Tessa James der Prozess gemacht, obwohl sie als einzige alles unternommen hat, um die Frau zu retten. Dies treibt einen Keil zwischen die Familien Hilton und James, der sich mit den Jahren immer tiefer bohrt.
1969: Während einer Silvesterfeier verschwindet Alice Hilton, die sechsjährige Tochter des Hauses, aus Yew Tree Manor - und taucht nie wieder auf.?
Heute: Als erneut ein Mädchen auf dem Anwesen von Yew Tree Manor verschwindet, weiß Willow James, dass sie das Geheimnis der Hebamme, ihrer Ururgroßmutter, lüften muss, damit sich die Geschichte nicht auf grausamste Art wiederholt.?

Emily Gunnis arbeitete lange beim Fernsehen, unter anderem als erfolgreiche Drehbuchautorin. Die Tochter der internationalen Bestsellerautorin Penny Vincenzi lebt mit ihrer Familie im südenglischen Sussex. Ebenfalls bei Heyne erschienen sind ihre Romane »Das Haus der Verlassenen«, »Die verlorene Frau« und »Das Geheimnis des Mädchens«.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDrei Generationen zwischen Misstrauen und Angst, Hoffnung und Liebe
England 1945: Als die junge Herrin von Yew Tree Manor bei der Geburt ihres Kindes stirbt, wird der Hebamme Tessa James der Prozess gemacht, obwohl sie als einzige alles unternommen hat, um die Frau zu retten. Dies treibt einen Keil zwischen die Familien Hilton und James, der sich mit den Jahren immer tiefer bohrt.
1969: Während einer Silvesterfeier verschwindet Alice Hilton, die sechsjährige Tochter des Hauses, aus Yew Tree Manor - und taucht nie wieder auf.?
Heute: Als erneut ein Mädchen auf dem Anwesen von Yew Tree Manor verschwindet, weiß Willow James, dass sie das Geheimnis der Hebamme, ihrer Ururgroßmutter, lüften muss, damit sich die Geschichte nicht auf grausamste Art wiederholt.?

Emily Gunnis arbeitete lange beim Fernsehen, unter anderem als erfolgreiche Drehbuchautorin. Die Tochter der internationalen Bestsellerautorin Penny Vincenzi lebt mit ihrer Familie im südenglischen Sussex. Ebenfalls bei Heyne erschienen sind ihre Romane »Das Haus der Verlassenen«, »Die verlorene Frau« und »Das Geheimnis des Mädchens«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641297220
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum02.11.2022
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2510 Kbytes
Artikel-Nr.9098716
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Montag, 8. Januar 1945, Kingston near Lewes, East Sussex

»Sie sind schon hier.« Tessa James blickte aus dem Schlafzimmerfenster, als zwei Polizeiwagen vor dem alten Pfarrhaus hielten, in dem sie lebte. Das grelle Scheinwerferlicht ließ sie zusammenzucken. Sie wandte sich ab und eilte zu ihrem Enkel zurück, der vor Furcht zitternd auf dem Treppenabsatz hockte.

»Baba, ich habe Angst. Ich will nicht allein im Dunkeln bleiben.« Die Augen des kleinen Jungen, so eisblau wie die der ganzen Familie James, starrten sie an, und sein durchdringender Blick gab ihr das Gefühl, er bohre sich direkt durch sie hindurch.

Schnell ergriff er die Hand seiner Großmutter, als sie die oberste Treppenstufe anhob und darunter ein kleiner Raum unterhalb der Treppe zum Vorschein kam. Ein Priesterversteck, ein sogenanntes Priesterloch, gerade groß genug, dass eine Matratze und einige wenige andere Habseligkeiten hineinpassten. Tessa hatte es rein zufällig entdeckt, als sie vor mehr als zwei Jahrzehnten, damals war sie mit Alfies Mutter schwanger gewesen, in das nahezu baufällige Cottage gezogen war.

»Kletter hinein, beeil dich«, drängte sie.

Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, daher krabbelte der kleine Junge widerstrebend in den Geheimraum, sah sich aber sofort nach ihr um. Schwarzes Haar umspielte seine Wangen, über die jetzt Tränen liefen.

»Alfie, hör mir zu, du darfst nur herauskommen, wenn es absolut sein muss. Ansonsten bleib im Versteck. Du hast genügend Vorräte für fünf Tage. Ich habe deiner Mama ein Eiltelegramm geschickt. Sie weiß, dass du hier drinnen bist, und wird vorher da sein, vielleicht schon morgen.«

»Was ist, wenn sie nicht kommt? Was mache ich dann?« Er fing an zu schluchzen.

»Sie wird kommen, Alfie.« Tessa wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Sie musste dringend die Klappe des Geheimraums schließen, bevor die Polizei ins Haus gestürzt kam und den verborgenen Einstieg sah. Da Alfies Mutter fern von zu Hause in Portsmouth als Dienstmädchen arbeitete, würde Wilfred Hilton nicht zögern, den kleinen Jungen - seinen unehelichen Enkelsohn - außer Landes zu schicken, und wahrscheinlich würde man ihn nie wiedersehen oder auch nur von ihm hören.

»Versprichst du es mir, Baba? Ich weiß, dass du deine Versprechen immer hältst.« Die Tränen hatten dunkle Spuren auf seinen Wangen hinterlassen, so schmutzig war er vom nachmittäglichen Spielen draußen auf den Feldern geworden. Er war ins Haus gerannt, um dem Regen zu entkommen, ungefähr zu der Zeit, als Sally, das Dienstmädchen der Hiltons, vollkommen durchnässt an die Tür des alten Pfarrhauses gehämmert hatte.

»Sie müssen kommen, Mrs. James«, hatte sie gesagt, mit angsterfülltem Blick und keuchendem Atem, nachdem sie durch den Wald gelaufen war, der Yew Tree Manor und das Pfarrhaus miteinander verband. »Mrs. Hilton liegt in den Wehen, und das Baby steckt fest. Der Doktor sagt, dass es stirbt, wenn es nicht bald zur Welt kommt. Er hat mir befohlen, Sie zu holen. Er weiß nicht, was er tun soll.«

Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass Evelyn Hilton wegen Dr. Jenkins so viel Leid ertragen musste. »Sally, du weißt, dass Mr. Hilton mir verboten hat, mich seiner Frau zu nähern. Ich habe Mrs. Hilton während der Schwangerschaft nicht betreut. Es ist Aufgabe des Arztes, das Kind sicher auf die Welt zu holen.« Mühsam hielt sie die Tränen zurück und versuchte, dem Dienstmädchen die Tür vor der Nase zuzumachen.

»Bitte, der Doktor hat mich angefleht, Sie zu holen«, sagte Sally. »Er wird Mr. Hilton sagen, dass er um Ihr Kommen gebeten hat, und sämtliche Verantwortung auf sich nehmen, das hat er versprochen. Bitte, Mrs. James, alles ist voller Blut. Er hat gesagt, dass nur Sie allein die Mutter retten können. Sie werden beide sterben, wenn Sie nicht helfen. Ich dachte, ich könnte ihr Wehgeschrei nicht mehr ertragen, aber jetzt ist sie so schrecklich still, und das ist noch schlimmer.«

»Wo ist Mr. Hilton?«, wollte Tessa wissen.

»Er ist weggefahren, nachdem Sie beide sich über Ihr Mietverhältnis für das Pfarrhaus gestritten hatten. Wissen Sie, heute Morgen kam ein Telegramm mit der Nachricht, dass Master Eli an der Front gefallen ist. Mrs. Hilton hat völlig die Fassung verloren. Kurz nachdem er weg war, haben bei ihr die Wehen eingesetzt. Ich habe Dr. Jenkins angerufen, so wie es mir aufgetragen war, aber das Baby liegt in Steißlage, und damit hat der Doktor nicht gerechnet. Er brüllt mich ständig an, ich solle endlich den Master finden. Überall im Dorf habe ich nach ihm gesucht - im Pub, dem Rose-and-Crown, und auch bei den Ställen. Wirklich, ich habe alles abgesucht, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.« In ihrer Verzweiflung fing Sally an zu weinen. »Bitte, Mrs. James, Sie dürfen sie nicht sterben lassen. Bitte!« Sie packte Tessas Arm und zog sie Richtung Tür. »Richard ist erst sechs, er wird ohne Mutter aufwachsen müssen.«

Eli Hilton war tot. Tessa konnte es nicht fassen. Bellas große Liebe und Alfies Vater war in einem Krieg gestorben, der schon beinahe vorüber war. Sie war dabei gewesen, als Eli zur Welt gekommen war, und kurz darauf hatte sie ihr eigenes Kind geboren, Bella. Die beiden waren ihr ganzes Leben lang unzertrennlich gewesen. Eli war wie ein Sohn für sie. Während das Dienstmädchen im Regen stand und sie anstarrte, versagte Tessa beinahe der Atem. Doch es blieb keine Zeit für Erwiderungen, für Weinen und lautes Klagen. Sie wurde gebraucht.

»Alfie, bleib hier im Warmen und leg Holz im Ofen nach«, hatte sie noch gesagt, bevor sie ihre schweren schwarzen Stiefel angezogen hatte und in den Sturm hinausgegangen war.

Tessa hatte Evelyns ältere Kinder sicher auf die Welt geholt - Eli und seinen jüngeren Bruder Richard -, doch beides waren komplizierte Entbindungen gewesen. Bei Evelyn schienen die Wehen kein Ende zu nehmen. Sie war sehr klein, ihr Geburtskanal war eng, und ihre Betreuung erforderte eine Menge Geduld, die Dr. Jenkins fehlte, da war sich Tessa sicher. Evelyn musste während der Wehen in Bewegung bleiben, sie hatte ihre ersten beiden Kinder im Vierfüßlerstand auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers in Yew Tree Manor geboren. Doch bei Dr. Jenkins, so befürchtete Tessa, würde Evelyn auf dem Rücken im Bett liegen müssen, mit den Beinen in hochgestellten Halterungen, und er würde versuchen, das Baby mit einer Geburtszange aus dem Bauch der Mutter herauszuziehen.

Während Sally und sie vom Waldrand über den gepflasterten Fahrweg zu dem imposanten georgianischen Herrenhaus liefen, dachte Tessa voller Traurigkeit an ihre Auseinandersetzung mit Wilfred Hilton an diesem Morgen zurück. »Ich will, dass Sie und der kleine Bastard meinen Grund und Boden verlassen«, hatte er ihr mitgeteilt. »Sie bringen Schande über unsere Kirche und ebenso über meine Familie. Ich sehe doch, dass Sie versuchen, diese Frauen zu verstecken, deren Fehlgeburten Sie einleiten. Oder glauben Sie etwa, nur weil Sie sie mitten in der Nacht herbringen, würde ich es nicht merken? Sie sind verabscheuungswürdig, Mrs. James, mit Ihren Geheimnissen, Ihren Kräutern und Naturmittelchen. Wir brauchen richtige Ärzte wie Dr. Jenkins, keine gotteslästerlichen Wunderheilerinnen wie Sie, deren Hass auf ordentliche ärztliche Behandlungen wie ein bösartiges Geschwür in unserer Gemeinde wuchert.«

Seit Tessa Hebamme geworden war, hatten Frauen sie gefragt, wie sie die Babys in ihrem Mutterleib loswerden konnten. Sie hatte immer voller Mitgefühl zugehört, aber ihr war bewusst, dass dieses Ansinnen verboten war: Menschen, die eine Abtreibung vornahmen, wurden mit Gefängnis bestraft. Doch viel mehr als das Gesetz schreckte ihr innerster Instinkt sie ab - sie wollte sich der Rettung des noch ungeborenen Lebens widmen, nicht diesem ein Ende setzen. Deshalb bot sie den Schwangeren Trost an. Sie hörte zu und maßte sich kein Urteil an, denn sie wusste, dass eine Frau ihre Gründe hatte, warum sie kein weiteres Kind bekommen wollte. Vielleicht hatte sie schon zu viele Mäuler zu stopfen, oder sie war so erschöpft von den früheren Entbindungen, dass sie ahnte, bei der nächsten sterben zu müssen - und wer kümmerte sich dann um ihre anderen Kinder? Diesen Schwangeren gab Tessa Kräuter, die die Monatsblutungen auslösen sollten, aber meistens nicht wirkten. Einige Frauen waren so verzweifelt, dass sie drohten, sich umzubringen. Sie bereiteten Tessa am meisten Sorgen. Wenn sie ihnen ihre Hilfe verweigerte, würden sie Bleiche trinken oder selbst versuchen, einen Abgang herbeizuführen, mit einer spitzen Näh- oder einer gebogenen Häkelnadel oder mit irgendeinem anderen Hilfsmittel, was oft schreckliche Konsequenzen nach sich zog. Die Welt gehörte den Männern, und nur wenige wussten, welche Schmerzen eine Frau für deren Vergnügen litt.

»Und was hat man Dr. Jenkins an der Universität beigebracht?«, hatte sie im Streit mit Wilfred Hilton erwidert. »Wie viele Babys hat er schon auf die Welt geholt? Im Medizinstudium lernt man nicht, wie man Schwangere beruhigt, eine junge Mutter zum Beispiel, beinahe selbst noch ein Kind, für die die Geburtswehen Todesqualen bedeuten. Oder eine Frau, die nicht entbinden kann, weil ihr Geburtskanal zu eng ist. Was rät man einer Frau, deren Ehemann eine Woche nach der Geburt wieder sein Vergnügen haben will?«

»Sie sollten sich schämen, Mrs. James. Mit Ihrem Gerede haben Sie die Frauen in unserem Dorf verhext. Ich will, dass Sie morgen fort sind.«

Es war der Gedanke an die starken Blutungen, der Tessa zur Eile...

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Emily Gunnis arbeitete lange beim Fernsehen, unter anderem als erfolgreiche Drehbuchautorin. Die Tochter der internationalen Bestsellerautorin Penny Vincenzi lebt mit ihrer Familie im südenglischen Sussex. Ebenfalls bei Heyne erschienen sind ihre Romane »Das Haus der Verlassenen«, »Die verlorene Frau« und »Das Geheimnis des Mädchens«.