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Bitterkalter Tod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
640 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.02.2023
Ein abgelegenes Tal in Norditalien. Ein Gemälde, das ein schreckliches Geheimnis birgt. Und eine Ermittlerin, der die Zeit durch die Finger rinnt ...
Tiefrot leuchtet das Gemälde, das plötzlich in einer kleinen Galerie in Norditalien auftaucht. Das verstörende Kunstwerk sorgt für Entsetzen - denn es wurde mit dem Blut eines Menschen gemalt. Die Recherchen führen Profilerin Teresa und ihr Team in das abgelegene Résiatal, wo sich vor Jahrzehnten ein schreckliches Verbrechen ereignet haben soll. Als auch noch der Fund eines menschlichen Herzens den sonst so ruhigen Ort erschüttert, wird Teresa klar, dass die Vergangenheit noch lange nicht ruht. Während sie sich an die Fersen eines grausamen Mörders heftet, droht sie selbst, die Kontrolle zu verlieren.

Ilaria Tuti wollte als Kind immer Fotografin werden, studierte dann aber Wirtschaft. Sie liebt die Berge, malt gern und arbeitet unter anderem auch als Illustratorin für ein kleines italienisches Verlagshaus. Mit »Eiskalte Hölle« erfüllt sie sich den Traum vom Schreiben. Ihr spektakuläres Thrillerdebüt spielt im Nordosten Italiens, dort, wo Ilaria Tuti aufgewachsen ist. Die Autorin lebt im italienischen Friaul.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin abgelegenes Tal in Norditalien. Ein Gemälde, das ein schreckliches Geheimnis birgt. Und eine Ermittlerin, der die Zeit durch die Finger rinnt ...
Tiefrot leuchtet das Gemälde, das plötzlich in einer kleinen Galerie in Norditalien auftaucht. Das verstörende Kunstwerk sorgt für Entsetzen - denn es wurde mit dem Blut eines Menschen gemalt. Die Recherchen führen Profilerin Teresa und ihr Team in das abgelegene Résiatal, wo sich vor Jahrzehnten ein schreckliches Verbrechen ereignet haben soll. Als auch noch der Fund eines menschlichen Herzens den sonst so ruhigen Ort erschüttert, wird Teresa klar, dass die Vergangenheit noch lange nicht ruht. Während sie sich an die Fersen eines grausamen Mörders heftet, droht sie selbst, die Kontrolle zu verlieren.

Ilaria Tuti wollte als Kind immer Fotografin werden, studierte dann aber Wirtschaft. Sie liebt die Berge, malt gern und arbeitet unter anderem auch als Illustratorin für ein kleines italienisches Verlagshaus. Mit »Eiskalte Hölle« erfüllt sie sich den Traum vom Schreiben. Ihr spektakuläres Thrillerdebüt spielt im Nordosten Italiens, dort, wo Ilaria Tuti aufgewachsen ist. Die Autorin lebt im italienischen Friaul.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641293345
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.02.2023
Seiten640 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2086 Kbytes
Artikel-Nr.9098885
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

»Ein Tod aus der Vergangenheit.«

Das hatte ihr Staatsanwalt Gardini vor nicht mal einer Stunde mitgeteilt, als er sie gebeten hatte, in die Galerie zu kommen. Nur fünf Worte, dazu noch ein paar andere, die Teresa Battaglia nur zu gut kannte: »Ich brauche dich und deine Leute dort.«

Ein Tod aus der Vergangenheit. Teresa war erleichtert: Kein Killer auf freiem Fuß, den sie jagen musste, mit der Zeit als zusätzlichem Gegner. Nur das Echo eines zurückliegenden Geschehens, das, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Staub der Vergangenheit wieder zum Vorschein gekommen war.

Das konnte sie schaffen. Der Fall würde ihr nicht entgleiten, und wenn doch, dann würde niemand darunter leiden, außer ihr Stolz.

Du bist eine dumme Kuh, wenn du glaubst, dass niemand merkt, was mit dir los ist.

Das, was los war, trug einen Namen, und es konnte sie vernichten und aus ihrer Zukunft einen schwarzen Bildschirm machen, aber Teresa war nie vor dem Wort, das in der Krankenakte stand, zurückgewichen, sie hatte ihm keinen Raum gegeben, ihm nicht erlaubt, in ihre Welt einzudringen. Sie bewahrte es dort auf, wo sich ihre furchtbarsten Ängste einnisteten, auf dem Grund ihrer Seele, in einem Notizbuch, das sie nie aus der Hand legte. Ihre Erinnerung, Schwarz auf Weiß.

In diesem an sich schon komplizierten Gesamtbild stellte Massimo Marini ein weiteres Problem dar. Er musterte sie, als würde er etwas ahnen, als könne er ihre Gedanken lesen. Es war anstrengend, ihn auf Distanz zu halten. Inzwischen erschien es ihr sogar ganz normal, dass er ständig in ihrer Nähe war. Sie fürchtete, dass es für sie beide zu einer gefährlichen Gewohnheit werden würde, die Nähe des anderen zu suchen.

Aus einem Zimmer, zu dem der Zutritt verboten war, kam der stellvertretende Staatsanwalt Gardini. Er wirkte aufgeregt, wie immer, wenn Teresa ihn traf. Groß und hager, war er immer etwas zerzaust und mit schief sitzender Krawatte, als wäre er gerade in einen Sturm geraten. Er war ein tüchtiger und unermüdlicher Staatsanwalt. Sein Äußeres schien seine Eile widerzuspiegeln, die Tausende von Dingen, die er zu erledigen hatte und die unzähligen Hindernisse, die sein Leben durcheinanderbrachten.

Er war in Begleitung eines exzentrisch aussehenden, braun gebrannten Mannes. Die dunklen Haare, die an den Schläfen von der Sonne ausgebleicht waren, ließen Teresa darauf schließen, dass die Bräune natürlich war. Vielleicht machte er Sport an der frischen Luft. Seine Kleidung hatte etwas Elegantes, Exklusives, der Schnitt war klassisch, die Farben auffällig. Extrovertiert, aber geschmackvoll.

Teresa hatte eine Vermutung, um wen es sich handelte. Sie schlug das Notizbuch auf und überflog ihre letzten Aufzeichnungen, fand dort aber keine Beschreibung des Mannes. Sie hatte sich richtig erinnert: Sie kannten sich noch nicht.

Sobald er sie sah, ging Gardini auf sie zu und reichte ihr die Hand. Sie waren alte Freunde, doch ihre Arbeit wurde davon nicht berührt.

»Danke, dass Sie gekommen sind, Commissario. Ich weiß, dass ich Sie mitten im Schichtwechsel erwischt habe«, begrüßte er sie, wobei er sie siezte. »Ich möchte Ihnen Gianmaria Gortan vorstellen, den Besitzer der Galerie. Signor Gortan, das ist Commissario Battaglia. Ich beabsichtige, ihr die Ermittlungen zu übertragen.«

Teresa lächelte kurz, dann stellte sie das Gleichgewicht wieder her, das Gardini in der Eile oft vergaß.

»Das ist Ispettore Marini, meine rechte Hand«, sagte sie.

Alle schüttelten sich die Hand. Die des Kunsthändlers war feucht. Ein kleiner Kontrollverlust, der nicht zu seinem gepflegten Auftreten zu passen schien, stellte sie fest.

»Signor Gortan hat uns verständigt«, sagte Gardini gerade. »Es handelt sich um einen ganz besonderen Fall.«

Man hatte ihr noch nichts erzählt, aber Teresa hatte die letzten Minuten in der Galerie verbracht und die Männer der Spurensicherung beobachtet, die in das Zimmer, das sie bisher noch nicht in Augenschein genommen hatte, hineingegangen und herausgekommen waren. Die Spiegelreflex des Tatortfotografen knipste unentwegt, die hellen Blitze zuckten durch das Halbdunkel. Wenn der Tod schon so lange zurücklag, dann stimmte hier etwas nicht, dachte Teresa. Der technische Aufwand und das Personalaufgebot passten nicht zu dem Bild, das sie sich bei ihrer Ankunft gemacht hatte. Die Toten aus der Vergangenheit waren nur für wenige interessant. Mit dem Blut trocknete auch das Mitgefühl mit dem Opfer und der Familie ein. In diesen Fällen hatte es Justitia nicht eilig, ihr Schwert zu schärfen. Die Waage bewegte sich nicht mehr und die Binde vor ihren Augen wurde gerade so weit gelüftet, dass man sich nach frischeren und interessanteren Fällen umsehen konnte.

»Ist da drin jemand gestorben?«, fragte Marini, der noch weniger wusste als sie.

»Nicht in letzter Zeit.« Gardini seufzte. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«

Der Raum war ein Labor. Dort standen Instrumente, die Teresa noch nie gesehen hatte. Das Metall eines digitalen Mikroskops leuchtete im Licht der Blitze auf. Sie erkannte einige Kollegen der Kriminalpolizei, die Proben von den Instrumenten nahmen. Es waren Gardinis Männer.

»Diese Geräte dienen dazu, Sachverständigengutachten anzufertigen«, erklärte der Galerist, »für die Datierung und die Ermittlung des Wertes. Unser hauseigener Experte analysiert die Werke von Kunden, die sie verkaufen wollen. Manchmal wollen sie auch einfach den Verkaufswert eines Erb- oder Kellerfundstücks wissen.«

Teresa griff nach ihrem Notizbuch und schrieb sich Datum, Uhrzeit und Umstände auf. Vor allem die Namen, mit einer kurze Beschreibung des Aussehens und der Funktion der entsprechenden Person. Jemanden nicht wiederzuerkennen war ihr schlimmster Albtraum, ihre größte Angst. Als sie bemerkte, dass Marini nach ihrem Notizbuch schielte, blätterte sie die Seite um, zeichnete ein obszönes Motiv darauf und streckte es ihm hin. Der junge Ispettore wurde feuerrot und wich zurück.

Teresa sah sich rasch um. Alles wirkte ordentlich, fast penibel aufgeräumt. Wie sie es sich gedacht hatte, ragten keine mumifizierten menschlichen Überreste aus einer Mauernische oder einem Versteck im Fußboden.

»Müssen wir das Opfer mit dem Mikroskop suchen?«, flüsterte Marini ihr ins Ohr, der ihr wieder auf Schritt und Tritt folgte.

Sie schob ihn beiseite und sah den stellvertretenden Staatsanwalt fragend an.

»Lassen Sie uns einen Augenblick allein«, sagte Gardini zu den Beamten der Spurensicherung, die in ihrer Arbeit innehielten und den Raum verließen. Im Labor blieben nur noch sie vier zurück, und ein Lichtkegel, den Teresa erst jetzt bemerkte. Gardini winkte sie zu sich heran. Sie machte ein paar Schritte nach vorn. Etwas an seinem Gesichtsausdruck überraschte sie: Es lag eine Art Bangen, ein angesichts der Umstände unverständlicher Genuss in seinen Augen. Sie folgte seinem Blick.

Auf dem Arbeitstisch, auf einer gläsernen Unterlage, lag eine Zeichnung, ohne Rahmen, die Ecken mit Metallgewichten beschwert. Das Porträt einer Frau. Die Zeichnung war schätzungsweise vierzig Zentimeter groß, das Papier wirkte dick, fast wie Krepppapier.

Teresa ging hinüber und beugte sich über das Bild, um es genauer in Augenschein zu nehmen. So blieb sie reglos stehen, konnte den Blick nicht lösen. Sie wusste, dass sie die Augen weit aufgerissen hatte, was nicht am schlechten Licht lag, sondern am Motiv.

Kunst bedarf keiner Erklärung, sagte sie zu sich selbst. Das hatte sie mal von einem ihrer Lehrer am Gymnasium gehört. Vor ihr lag der Beweis. Sie setzte die Lesebrille auf, die an einer Kette vor ihrer Brust baumelte, und beugte sich noch etwas tiefer über das Gesicht.

Das Porträt schien förmlich aus dem Bild herauszutreten, es war von außergewöhnlicher, beinah erschütternder Plastizität. Es war das Gesicht einer jungen Frau, deren einzigartige Anmut sie völlig unvorbereitet traf. Die geschlossenen Augen, die langen Wimpern, die die Wangen berührten, die leicht geöffneten Lippen. Sie hatte etwas unbestimmt Exotisches. Die braunen Haare umrahmten ein schneeweißes Gesicht und fielen in Wellen bis auf die Brust, verloren dann ihre Konturen, die an den Rändern des Blattes gänzlich verschwammen.

Sie war eine anziehende und sinnliche Schönheit, kühl und ungestüm, raffiniert und wild. Rot und schwarz, wie die Leidenschaft.

Teresa zwang sich, den Blick von dem Gesicht zu lösen und die anderen Details zu betrachten.

Am rechten unteren Rand stand ein Datum, mit zitternder Hand geschrieben: 20. April 1945. Die Signatur fehlte.

Mehr als siebzig Jahre, dachte sie, lagen zwischen dem Akt des Zeichnens und ihrem Blick. Fast ein Jahrhundert, aber die Zeit gehörte nicht zu den Koordinaten des Bildes. Es schien außerhalb der Zeit zu stehen, nicht in ihrer Dimension zu existieren, sondern in einer Dimension von Raum und Gefühlen. Die Unsterblichkeit der Kunst.

Marini, der hinter ihr stand, verschlug es fast den Atem. Auch er war dem Zauber erlegen, den die Zeichnung auf die Umstehenden ausübte.

»Wer ist das?«, hörte sie ihn fragen. Da sie diese Frage selbst gerade hatte stellen wollen, warf sie ihm die Naivität, die darin lag, nicht vor. Marini empfand das Gleiche wie Teresa. Die Frau auf dem Bild wirkte wie ein Mensch aus Fleisch und Blut.

»Die Schlafende Nymphe«, antwortete der Galerist, der das Bild ebenfalls betrachtete. »Es galt als verschollen, doch dann hat man es unter alten Papieren auf einem Dachboden gefunden. So erzählt es jedenfalls der Neffe des Malers. Die Signatur fehlt, deshalb hat er es...

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Ilaria Tuti wollte als Kind immer Fotografin werden, studierte dann aber Wirtschaft. Sie liebt die Berge, malt gern und arbeitet unter anderem auch als Illustratorin für ein kleines italienisches Verlagshaus. Mit »Eiskalte Hölle« erfüllt sie sich den Traum vom Schreiben. Ihr spektakuläres Thrillerdebüt spielt im Nordosten Italiens, dort, wo Ilaria Tuti aufgewachsen ist. Die Autorin lebt im italienischen Friaul.