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Die Symphonie der Sterne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am26.10.2022
Sie musste aus dem Schatten ihres berühmten Bruders treten und gelangte als Astronomin schließlich zu Weltruhm: Die Geschichte der unvergleichlichen Caroline Herschel
England im 18. Jahrhundert: Als Sängerin füllt die Deutsche Caroline Herschel die Opernsäle der Stadt Bath - und doch strebt ihr Herz nach mehr. Nacht für Nacht beobachtet sie an der Seite ihres berühmten Bruders, dem Astronom Wilhelm Herschel, den Sternenhimmel. Aber auch wenn sie ihre Entdeckungen gemeinsam machen, ist es stets Wilhelm, der genannt wird. Bis ihr das Schicksal endlich die Möglichkeit bietet, sich selbst einen Namen zu machen.
Jahrzehnte später ranken sich viele Geschichten um die berühmte Wissenschaftlerin. Als Caroline hochbetagt in ihre Heimatstadt Hannover zurückkehrt, heuert die junge Agnes bei ihr als Dienstmädchen an, um intime Details zu erfahren, die sie an die Zeitungen verkaufen kann. Und tatsächlich kommt sie einem pikanten Geheimnis auf die Spur ...

Detailverliebt und kenntnisreich erzählt Ruth Kornberger die Geschichte einer großen Wissenschaftlerin, die mit Charme und Chuzpe noch heute eine große Inspiration ist.

Ruth Kornberger wurde 1980 in Bremen geboren, liebt Schiffe und Geschichten über Abenteurerinnen. Mit ihrer Familie lebt sie in Weinheim. Sie ist Mitglied der Autorenkollektive Junge Literatur Mannheim und Qindie; ihre Kurzgeschichten sind in Literaturzeitschriften und Anthologien erschienen. Mit ihrem ersten Roman »Frau Merian und die Wunder der Welt« gelang ihr auf Anhieb der Einstieg in die SPIEGEL-Bestsellerliste.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextSie musste aus dem Schatten ihres berühmten Bruders treten und gelangte als Astronomin schließlich zu Weltruhm: Die Geschichte der unvergleichlichen Caroline Herschel
England im 18. Jahrhundert: Als Sängerin füllt die Deutsche Caroline Herschel die Opernsäle der Stadt Bath - und doch strebt ihr Herz nach mehr. Nacht für Nacht beobachtet sie an der Seite ihres berühmten Bruders, dem Astronom Wilhelm Herschel, den Sternenhimmel. Aber auch wenn sie ihre Entdeckungen gemeinsam machen, ist es stets Wilhelm, der genannt wird. Bis ihr das Schicksal endlich die Möglichkeit bietet, sich selbst einen Namen zu machen.
Jahrzehnte später ranken sich viele Geschichten um die berühmte Wissenschaftlerin. Als Caroline hochbetagt in ihre Heimatstadt Hannover zurückkehrt, heuert die junge Agnes bei ihr als Dienstmädchen an, um intime Details zu erfahren, die sie an die Zeitungen verkaufen kann. Und tatsächlich kommt sie einem pikanten Geheimnis auf die Spur ...

Detailverliebt und kenntnisreich erzählt Ruth Kornberger die Geschichte einer großen Wissenschaftlerin, die mit Charme und Chuzpe noch heute eine große Inspiration ist.

Ruth Kornberger wurde 1980 in Bremen geboren, liebt Schiffe und Geschichten über Abenteurerinnen. Mit ihrer Familie lebt sie in Weinheim. Sie ist Mitglied der Autorenkollektive Junge Literatur Mannheim und Qindie; ihre Kurzgeschichten sind in Literaturzeitschriften und Anthologien erschienen. Mit ihrem ersten Roman »Frau Merian und die Wunder der Welt« gelang ihr auf Anhieb der Einstieg in die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641283230
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.10.2022
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2670 Kbytes
Artikel-Nr.9098888
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Prolog

Slough, Oktober 1789

Wie ein diamantenbesetzter Baldachin hing der Nachthimmel über dem Land. Caroline stand auf dem flachen Dach der Werkstatt und suchte die Sterne der Schwanenkonstellation. Da war Deneb, der hellste, dort Albireo, Sadr und Gienah. Sogar Azelfafage, der schwache topasblaue mit dem seltsamen Namen, funkelte heute am Übergang zur Eidechse. Die Sicht war bestens, doch statt sich ans Teleskop zu setzen, ließ Caroline ihren Blick über die Gassen und Dächer des Dorfes schweifen.

Sie war nicht mehr allein hier oben, und das machte sie nervös. Zwar hatte Janek seine Vorsicht schon in einer Reihe von Nächten bewiesen, doch Caroline vergewisserte sich lieber selbst, dass die Luft rein war.

Auf einem Handkarren lag eine Katze. Im Garten des Jägers hingen zwei dunkle Umhänge wie riesige Fledermäuse von der Wäscheleine. Um kurz vor Mitternacht schienen die meisten Einwohner von Slough schon zu schlafen, aber hinter dem Fenster des Fassmachers flackerte noch das Licht einer einzelnen Lampe. Konnte der Mann Janek auf seinem Weg zu Caroline bemerkt haben? Gerede brauchte sie wirklich nicht.

Von der Arbeit einer Astronomin hatten die meisten Nachbarn nur eine vage Vorstellung. Erwähnte Caroline, sie verbringe mehr Stunden am Schreibtisch als draußen, waren sie verwundert. Warum konnte man die Objekte des Himmels nicht verzeichnen wie die Flüsse, Meere und Gebirge der Erde? Wozu so viele Berechnungen? Aber auf die Absicht eines nächtlichen Besuchers würden sich alle einen Reim machen. Caroline konnte das Raunen schon hören: »Wilhelm Herschels Schwester soll ja äußerst umtriebig sein, nicht nur auf dem Gebiet der Sterne. Eine bald vierzigjährige Jungfer turtelt im Schutz der Dunkelheit, was sagt man dazu?«

Janek schien Carolines Sorge zu erahnen.

»Ich gehe in Deckung.« Er legte sich auf den Rücken und begann leise zu summen. Nach einer Weile sagte er: »Da ist der Schäfer.«

Caroline schrak zusammen und suchte mit den Augen die Straße ab. Aber Janek meinte wohl etwas am Himmel. Er wies auf eine Stelle nahe des Horizonts.

»Ich sehe das Lämmchen.« Caroline lachte erleichtert auf. »Das soll eine Ziege sein, und aus irgendeinem Grund wird sie vom Fuhrmann getragen. So heißt das Sternbild.«

»Nicht in Polen.«

Caroline drehte sich zu ihm um. »Bestimmt auch da. Schon die Römer nannten es Auriga, Wagenlenker ...«

Janek hielt eine Hand ans Ohr. Um nicht lauter sprechen zu müssen, beugte Caroline sich zu ihm hinunter.

»Auriga«, raunte sie. »Und die Babylonier ...«

Um seinen Mund bemerkte sie ein Schmunzeln. Er wollte wohl plänkeln. Warum nicht? Nach Kometen zu suchen war ein langwieriges, einsames Geschäft, und Caroline genoss die Unterhaltung. Janek setzte sich auf und klopfte einladend neben sich.

»Mach eine Pause. Du arbeitest doch sicher schon wieder seit Sonnenuntergang.«

Caroline ließ sich neben ihm nieder und schob die Hände unter seine Jacke, um sich an seinem Körper zu wärmen. Seit ihre Abende nicht mehr mit Musik gefüllt waren, ertappte sie sich häufig bei Selbstgesprächen. Sie überlegte dann laut, was am nächsten Tag zu tun war oder woran sie Wilhelm erinnern musste. Mit Janek an ihrer Seite konnte sie einfach schweigen. Selbst das Nichtstun gelang ihr für kurze Zeit.

Aber ich sollte mich nicht an seine Anwesenheit gewöhnen. Janek ist ein Reisender. Ach, könnte ich doch das Ballett der Himmelskörper anhalten! Die Nacht würde ewig dauern.

»Wann hat das angefangen mit dir und den Sternen?«, fragte Janek.

Schon als Kind, wäre die kurze Antwort gewesen. Aber dann hätte Janek sich eine gemütliche Familienszene ausgemalt, mit einer pausbäckigen Caroline, die auf einem Stühlchen in einem Hannoverschen Hinterhof saß, gewärmt von einem Schal, den die Mutter ihr liebevoll um den Hals gelegt hatte. Die Wirklichkeit hatte anders ausgesehen. Caroline beschrieb Janek die enge Wohnung. Dort kauerte eine Siebenjährige mit einer Näharbeit auf dem Steinboden des großen Zimmers, lauschte Alexanders Musikunterricht und versteckte sich vor der Mutter.

»Lina? Lina! Ca-ro-li-ne!«

Mutters Rufen übertönte das Duett von Geige und Oboe.

Ach, lass mich doch. Ich arbeite ja schon.

Caroline stieß die Nadel schneller durch das Leinen. Längst war der Geigenlehrer fort, doch Alexander wollte Wilhelm beweisen, wie gut er auch schon das Blasinstrument des Vaters beherrschte. Die beiden standen vor dem Notenständer am Fenster. Er war auf den elfjährigen Alexander eingestellt, und Wilhelm, mit seinen neunzehn Jahren schon ein Mann, musste sich hinunterbücken. Gestern waren er und der Vater nach Hause zurückgekehrt. Ihre Truppe war bei Hastenbeck von den Franzosen besiegt worden, und der Vater meinte, bald würde Hameln fallen. Caroline hatte sich einstürzende Häuser vorgestellt und wissen wollen, ob es wieder ein Erdbeben geben würde, wie jenes, das sie wieder und wieder in Albträumen durchlebte.

»Nein, Lina, da geht es um Politik.«

Mehr war ihr nicht erklärt worden. Der Vater hatte nur wieder seine alte Leier wiederholt: Im Krieg gebe es am Ende nur Verlierer, für die Militärkapelle zu spielen werde ihn noch umbringen, und er bete jeden Abend, Gott möge all seinen Söhnen solch ein Schicksal ersparen.

Sein Ältester, Jacob, hatte kürzlich seine Entlassung aus der Armee erwirkt und war schon vor Wilhelm und dem Vater in Hannover eingetroffen. Er hoffte, eine Stelle im Hannoverschen Hoforchester zu bekommen. Bis es so weit war, schlief er in den Tag hinein, verspielte abends im Schwarzen Bären das Milchgeld und führte sich zu Hause auf wie ein Prinz. Die erstgeborene Sophia, die ihm früher angeblich Widerworte gegeben hatte, war seit Jahren verheiratet und ausgezogen. Die Glückliche. Nach der konnte die Mutter nicht mehr brüllen.

»Ca-ro...« Die Tür flog auf. Das erhitzte Gesicht der Mutter erschien. Über ihrer Schulter hing ein Schal, und auf ihrer Hüfte saß Dietrich. Die Mutter lud den Kleinen vor Caroline ab und legte das Kleidungsstück neben ihn. Sie roch nach Zwiebeln und Lederfett.

»Der Racker hat schon wieder aus dem Katzentrog gegessen. Ich muss ihn aus der Küche haben. Und kümmere dich auch um das Loch in Wilhelms Schal.«

»Ich soll doch das Laken säumen«, sagte Caroline.

»Der Schal ist dringender.«

Warum? Es war Sommer. Doch auf Fragen reagierte die Mutter böse. Wissen in den Kopf eines Mädchens zu füllen sei unnötig. Als Anna Herschel ein Kind gewesen war, hatte es keine Schulpflicht gegeben, und die Mädchen waren ihren Müttern auch vormittags zur Hand gegangen. Um einen Haushalt zu führen, müsse niemand Lesen und Schreiben können, und was in der Welt vor sich ging, brauche sie nicht zu kümmern.

Hameln fällt, sagt der Vater. Ob die Franzosen dann wohl bald in unser Schloss einziehen?

Dort lebte die Königsfamilie schon lange nicht mehr. Georg II. regierte sein Reich von der Insel aus. Darum waren alle wichtigen Leute ebenfalls auf der Insel, und man hatte es schwer, hier voranzukommen, wie Jacob klagte. Für ein paar Monate war er mit der Truppe in England gewesen, und obwohl er nicht einmal London gesehen hatte, gab er sich nun wie ein Mann von Welt.

Politik. Das war wahrscheinlich so eine Männersache wie Logik und Arithmetik. In der Schule durften nur die Jungen Rechnen lernen. Dabei würde Caroline es auch gern können. Zahlen schienen ihr der Schlüssel zu vielen Dingen zu sein. Schon wenn sie nur mit Hilfe der Finger zählte, kam sie auf erstaunliche Möglichkeiten. In der Lade unter der Schachtel mit den Silberlöffeln verbarg der Vater den Stammbaum der Familie, und dort waren auch alle toten Geschwister eingetragen. Caroline wusste von jedem, wie alt es jetzt wäre. Zwischen Jacob und Wilhelm gab es noch einen Bruder, außerdem eine Schwester, die jetzt im Heiratsalter und wahrscheinlich wie Sophia mit dem ersten Mann vor der Mutter geflohen wäre. Aber das wäre nicht schlimm, denn da wäre ein weiteres Mädchen, neun Jahre alt, eine Spielkameradin für Caroline und Verbündete beim Hüten der Kleineren. Deren Zahl wäre doppelt so hoch, denn neben Dietrich gäbe es Frantz. Den hatten die Pocken getötet. Auch Caroline wäre fast an ihnen gestorben, aber an die Zeit wollte sie nicht denken.

Ha, doppelt so hoch, ich rechne schon, ohne es zu merken!

»Wilhelm«, sagte Caroline. »Was ist eigentlich Algebra?«

Den Begriff hatte sie aufgeschnappt, aber als sie Alexander danach gefragt hatte, hatte der gerade eine Pendeluhr justiert und nur einsilbig geantwortet.

Was Wilhelm sagte, ging in Dietrichs Gebrüll unter. Wurde der Kleine nicht beachtet, heulte er. Man konnte ihm dann Brot, Milch oder sein geschnitztes Kaninchen anbieten, alles vergebens. Hatte man den richtigen Augenblick verpasst, produzierte Dietrich Tränen und Rotz, bis die Quelle versiegte.

Die Mutter rief zum Abendessen. Bei Tisch sagte der Vater zu seinen drei älteren Söhnen, heute sei eine gute Nacht, um Sterne zu beobachten, es gebe eine interessante Konstellation. Welche das war, verstand Caroline nicht, weil sie mit dem brüllenden Dietrich auf und ab gehen musste. Vor Enttäuschung darüber, dem Gespräch nicht folgen zu können, hätte sie mitweinen mögen. Alexander, der Herzensgute, schlang sein Schmalzbrot herunter und nahm Caroline den Quälgeist ab, doch als sie sich setzte, hatte sie wieder einmal das Wichtigste verpasst, und die Mutter beendete das Thema. Fürs Bestaunen des Mondes würde niemand...

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