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Ein isländischer Frühling

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am22.02.2023
Eine Mutter. Eine Tochter. Eine Insel. Und eine ganz besondere Reise in die Vergangenheit ...
1949: Voller Vorfreude blickt Ulrike der sich nähernden Küste Islands entgegen. Wie viele junge Frauen entflieht sie dem kriegsgebeutelten Deutschland und wagt einen Neuanfang in der Ferne. Ulrike kommt bei einer isländischen Familie unter, doch das Leben auf deren Bauernhof stellt sie vor Herausforderungen ...
2022: Als die letzte Schale ihres Hochzeitsgeschirrs zerbricht, ist Bärbel tieftraurig. Sie hatte das Geschirr einst mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann von einer isländischen Handwerkerin erstanden, weshalb es ihr viel bedeutet. Tochter Katharina will Bärbel unbedingt helfen und bucht kurzerhand eine Reise für sich und Bärbel auf die Insel. Sie will die Töpferin von damals ausfindig machen! Auf ihrer Suche lernen Mutter und Tochter das raue Island kennen und stoßen auf die dramatische Geschichte einer jungen deutschen Auswanderin ...
Ihnen hat »Ein isländischer Frühling« gut gefallen? Dann entdecken Sie noch weitere fesselnde Romane von Eva Seifert:
»Ein schwedischer Sommer«
»Ein Sommer unter Apfelbäumen«

Eva Seifert ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Schon als Kind hat sie viel gelesen und geschrieben. Nach einem Studium der Kulturwissenschaft, Germanistik und Geschichte arbeitete sie als Lektorin in München und bekam dort all die Bücher zu lesen, die sie selbst gern schreiben wollte. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und dem Familienhund in der Nähe von Braunschweig, wo sie endlich ihren Traum leben und Autorin sein darf. Sie reist für ihr Leben gern und liebt es, die Eindrücke aus den besuchten Orten in ihren Romanen zu verarbeiten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Mutter. Eine Tochter. Eine Insel. Und eine ganz besondere Reise in die Vergangenheit ...
1949: Voller Vorfreude blickt Ulrike der sich nähernden Küste Islands entgegen. Wie viele junge Frauen entflieht sie dem kriegsgebeutelten Deutschland und wagt einen Neuanfang in der Ferne. Ulrike kommt bei einer isländischen Familie unter, doch das Leben auf deren Bauernhof stellt sie vor Herausforderungen ...
2022: Als die letzte Schale ihres Hochzeitsgeschirrs zerbricht, ist Bärbel tieftraurig. Sie hatte das Geschirr einst mit ihrem kürzlich verstorbenen Mann von einer isländischen Handwerkerin erstanden, weshalb es ihr viel bedeutet. Tochter Katharina will Bärbel unbedingt helfen und bucht kurzerhand eine Reise für sich und Bärbel auf die Insel. Sie will die Töpferin von damals ausfindig machen! Auf ihrer Suche lernen Mutter und Tochter das raue Island kennen und stoßen auf die dramatische Geschichte einer jungen deutschen Auswanderin ...
Ihnen hat »Ein isländischer Frühling« gut gefallen? Dann entdecken Sie noch weitere fesselnde Romane von Eva Seifert:
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»Ein Sommer unter Apfelbäumen«

Eva Seifert ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Schon als Kind hat sie viel gelesen und geschrieben. Nach einem Studium der Kulturwissenschaft, Germanistik und Geschichte arbeitete sie als Lektorin in München und bekam dort all die Bücher zu lesen, die sie selbst gern schreiben wollte. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und dem Familienhund in der Nähe von Braunschweig, wo sie endlich ihren Traum leben und Autorin sein darf. Sie reist für ihr Leben gern und liebt es, die Eindrücke aus den besuchten Orten in ihren Romanen zu verarbeiten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641283421
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.02.2023
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2328 Kbytes
Artikel-Nr.9098931
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Juni 1949

Kalt pfiff Ulrike der Wind an Deck der Esja entgegen, und sie zog ihren dünnen, geflickten Mantel enger um sich. Sie trug einen dicken Pullover darunter, trotzdem fror sie. Doch es war ihr lieber, an der frischen Luft zu stehen, als unten in der stickigen Kabine zu hocken. Dort stand ihr alter, abgestoßener Koffer, der beinahe ihren ganzen Besitz enthielt. Dieser verfluchte Krieg hatte ihnen alles genommen. Das Haus, fast all ihr Hab und Gut, den Gemischtwarenladen ihres Vaters. Ihren Vater. Und ihre Zukunft.

Das war doch kein Leben mehr in diesem zerstörten Land! Überall Trümmer und Asche - noch immer. Dann die neue Währung, die langsam, aber sicher ihre letzten Ersparnisse auffraß. Ihre Mutter, die verzweifelt dafür kämpfte, ihre Kinder durchzubringen. Sie selbst, die jeden Tag stundenlang in der Schlange gestanden hatte, um Lebensmittelmarken zu ergattern oder ein Brot. Gut, dass sie wenigstens noch ihren kleinen Garten hatten, der ein paar Kartoffeln abwarf, Kohl, Johannisbeeren, Rhabarber und Bohnen.

Unwillkürlich schüttelte Ulrike den Kopf. Nein, das wollte sie alles nicht mehr. Diese triste, bedrückende Atmosphäre, die Menschen, die nur noch mit hängenden Schultern und gebeugten Köpfen umherliefen. Die Leere in den Blicken der heimkehrenden Männer. Dieser Hunger. Ihre Träume, die zerplatzt waren. Sie hatte studieren wollen. Ihr Vater hatte immer gesagt, dass sie klug war und es weit bringen könnte. Das alles war nun vorbei.

Als sie einige Monate zuvor die Anzeige des Isländischen Bauernverbands in den Lübecker Nachrichten gesehen hatte, hatte sie sofort gewusst, dass sie diese einmalige Chance ergreifen wollte. Arbeitskräfte in Island für die Landwirtschaft gesucht - befristet auf ein Jahr. Kost und Logis frei, hatte sie gelesen und sofort reagiert. Ganz egal, wohin, nur raus, nur weg hatte sie gewollt.

Und nun stand sie hier, an Bord des knarzenden und von den Wellen des Nordatlantiks hin- und hergeworfenen Dampfers. Sie lächelte in sich hinein. Dafür, dass Sommer war, war es zwar eiskalt, aber es konnte einfach nur besser werden als zu Hause.

»Hier bist du«, hörte sie da eine zarte Stimme neben sich.

Es war Lore, die sich ebenfalls auf die Anzeige beworben hatte, so wie alle weiteren Menschen an Bord, von denen die überwiegende Mehrheit Frauen waren.

Sie alle wollen nur fort aus Deutschland, genau wie ich.

Ulrike und Lore teilten sich mit zwei weiteren Frauen eine Kabine. Lore, mit vollem Namen Eleonore von Schwanitz, hatte einen weiteren Weg hinter sich als Ulrike. Sie kam irgendwo aus Ostpreußen, von einem großen Gutshof, aber viel mehr hatte sie ihr noch nicht von ihrer Heimat erzählt. Nur noch, dass sie ganz allein war. Sie sprach ohnehin sehr wenig und war so dünn, dass ihr Mantel um sie herumflatterte wie der einer Vogelscheuche.

Ulrike hatte Lore zum ersten Mal gesehen, als sie das Schiff in Hamburg betreten hatten. Die junge Frau mit den langen braunen Haaren, die jetzt vom Wind zerzaust wurden, trug ein zartrosa Kleid unter ihrem Mantel, das ihre schmächtige Statur noch zerbrechlicher wirken ließ. Sie war ein paar Meter vor ihr die Gangway hochgelaufen, als sich eine robuste Matrone mit einem vollgepackten Seesack an ihr vorbeigedrängelt hatte, vermutlich in der Hoffnung, eine der besseren Unterkünfte zu ergattern. Lore war gestrauchelt und hätte fast ihren Koffer verloren. In dem Moment war Ulrikes Beschützerinstinkt geweckt worden, und sie hatte Lore unter ihre Fittiche genommen, so wie sie es zu Hause mit ihren kleinen Geschwistern zu tun gepflegt hatte. In den Tagen der Überfahrt hatten sie beide sich, obwohl sehr unterschiedlich vom Wesen, miteinander angefreundet.

»Wie geht es dir?«, fragte Ulrike sanft und hielt ihren Arm so, dass Lore sich unterhaken konnte.

»Etwas besser.«

Ulrike betrachtete Lore prüfend. Sie war noch immer bleich, aber nicht mehr aschfahl wie noch ein paar Stunden zuvor, als sie selbst die Kabine verlassen hatte. Wie die meisten anderen Passagiere an Bord, war auch Lore seekrank geworden. Und zwar derart heftig, dass sie völlig außer Gefecht gesetzt worden war und alles, was an Essbarem in den vergangenen Tagen den Weg in ihren Körper gefunden hatte, wieder erbrochen hatte. Ulrike hatte Lore die ganze Zeit beigestanden. Als die neue Freundin eingeschlafen war, hatte sie die enge und von Schweiß und anderen Ausdünstungen müffelnde Unterkunft verlassen und war an Deck geeilt. Stundenlang war sie auf und ab gegangen, hatte die frische Luft genossen, tief den salzigen Duft des Meeres in sich aufgesogen und über die Wellenberge hinweg auf den Horizont geschaut, um die drohende Übelkeit, die auch bei ihr immer wieder aufkommen wollte, zu unterdrücken. Sie hatte kaum geschlafen, seit sie an Bord waren, war vollkommen erschöpft und doch freudiger Erwartung. Ein seltsames Gefühl.

»Eben hat ein Matrose angekündigt, dass Island bald in Sicht kommen müsste«, erwähnte Lore. Ulrike kniff die Augen zusammen, um vielleicht einen ersten Blick auf die Insel zu erhaschen, die für das nächste Jahr ihr Zuhause sein würde, doch sie konnte nichts entdecken. Kein Wunder eigentlich, schließlich hatte sie schon die ganze Zeit übers Meer geschaut und außer dunkelblauem Wasser, weißen Schaumkronen und grauem Himmel nichts gesehen. Jetzt fiel ihr nur auf, dass die See ruhiger war als noch wenige Stunden zuvor. »Er sagte was von steuerbord, glaube ich.«

»Wir müssen auf die andere Seite!«, rief Ulrike gegen den Wind. Sie kannte sich ein wenig mit der Seemannssprache aus, schließlich war sie an der Küste aufgewachsen. Jetzt zog sie ihre noch etwas unsicher gehende Freundin mit sich, vorbei an vielen anderen Passagieren, die sich ebenfalls nicht unter Deck aufhalten mochten, in Richtung Brücke. Auf der Steuerbordseite der Esja standen noch mehr Menschen an der Reling, doch sie fanden ein Plätzchen. »Da, da ist die Insel!« Ulrike spürte Aufregung in sich aufwallen, als sie etwas am Horizont entdeckte, das aus der Distanz wie ein kleiner graublauer Felsen im dunklen Meer wirkte. »Das muss sie sein.« Einen Moment schwiegen sie ehrfürchtig, jede in ihre Gedanken versunken. »Was uns wohl dort erwartet?«, fragte Ulrike dann.

Denn außer dass dieses Island eine Insel im Atlantik war, bis vor ein paar Jahren zu Dänemark gehört hatte und schon seit Ewigkeiten Handel mit Lübecker Kaufleuten trieb, wusste sie nichts über Land und Leute.

Lore zuckte mit den Schultern. »Das ist mir ganz gleich. Ich will nur endlich irgendwo ankommen.« Sie atmete tief durch. »Und in Ruhe gelassen werden.«

Irritiert sah Ulrike zu der Freundin hinüber, deren Blick starr auf das felsenartige Gebilde in der Ferne geheftet blieb. Lore sagte nicht viel, aber wenn, waren manchmal Aussprüche dabei, die schwierig zu deuten waren. Sie muss viel Schlimmes erlebt haben, dachte Ulrike zum wiederholten Mal und betrachtete das blasse Geschöpf neben sich genauer. Lore war sicherlich einmal eine schöne jungen Frau gewesen, vor alledem. Ihre feinen Züge waren noch zu erkennen trotz der eingefallenen Wangen, trotz der grauen Schatten unter den großen braunen Augen, trotz der vernachlässigten Haare. Die schmale kleine Nase reckte sich scheinbar stolz in die Welt, Lores aufrechte Haltung stammte sicherlich von vielen Jahren preußischer Erziehung, die ihr nicht einmal Flucht und Heimatlosigkeit, Hunger und Angst, Armut und Verlust ihrer Liebsten hatten austreiben können. Und dennoch wirkte es, als könnte sie sich jeden Moment in Luft auflösen. Sie schien so hoffnungslos, hilflos, beinahe kindlich. Kaum zu glauben, dass Lore mit ihren einundzwanzig Lenzen drei Jahre älter war als sie selbst.

Gegensätze ziehen sich an, sagt man ja, das trifft auf mich und Lore in jedem Fall zu, überlegte Ulrike. Sie dunkel, ich blond - na ja, halbwegs - und blauäugig. Sie von adliger Herkunft, ich eine klassische Bürgerliche und Spross einer Kaufmannsfamilie. Sie zurückhaltend, ja beinahe schüchtern und gelegentlich ein wenig spöttisch, ich offen und fröhlich ...

»Wir könnten uns langsam bereit machen, meinte der Matrose«, unterbrach Lore Ulrikes Gedanken. »Ein paar Stunden noch, dann legen wir an.«

»Bald sind wir in unserer neuen Heimat«, freute sich Ulrike und umarmte die Freundin überschwänglich.

»Ruhig, ruhig, sonst wird mir gleich wieder übel.«

Ulrike ließ Lore los. »Hat dein Matrose noch was gesagt?«

»Er ist nicht mein Matrose«, gab Lore zurück. »Aber er hat mir einen Zwieback und eine Tasse Kaffee gebracht.«

»Wie bitte? Das ist aber nett von ihm.«

»Ja, schon.« Lore zuckte mit den Schultern. »Gehört wahrscheinlich zu seinen Aufgaben.«

»Das glaube ich kaum«, widersprach Ulrike.

»Er sagte, es heißt brauð und kaffi auf Isländisch, Brot und Kaffee.«

Ulrike war verblüfft. »Ihr habt euch ja richtig unterhalten!« Unglaublich, ihre zurückhaltende Freundin schien einen Verehrer zu haben. »Habt ihr Deutsch gesprochen oder Englisch?«

»Er kann ein bisschen Deutsch.«

»Wie praktisch«, meinte Ulrike grinsend, was ihr einen strafenden Blick von Lore einbrachte. »Wie heißt er denn eigentlich?«, fragte sie schnell.

»Keine Ahnung.«

»Wie, ihr habt euch nicht einander vorgestellt?«

»Nein. Warum sollten wir?«

Ulrike schüttelte fassungslos den Kopf. »Na, weil ihr euch unterhalten habt.« Sie musste Lore unbedingt unter Menschen bringen, wenn sie erst mal in ihrem neuen Zuhause angekommen waren. Sie wusste ja überhaupt nicht mehr,...

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Autor

Eva Seifert ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Schon als Kind hat sie viel gelesen und geschrieben. Nach einem Studium der Kulturwissenschaft, Germanistik und Geschichte arbeitete sie als Lektorin in München und bekam dort all die Bücher zu lesen, die sie selbst gern schreiben wollte. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und dem Familienhund in der Nähe von Braunschweig, wo sie endlich ihren Traum leben und Autorin sein darf. Sie reist für ihr Leben gern und liebt es, die Eindrücke aus den besuchten Orten in ihren Romanen zu verarbeiten.