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Weil Kinder beide Eltern brauchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.07.2022
Als Paar getrennt - als Eltern stark!
Bei einer Trennung mit Kindern stehen viele Fragen im Raum: Wie teilt man die Betreuung auf? Residenz-, Wechsel- oder Nestmodell? Und wie gelingt es, sich als Paar zu trennen, und doch gemeinsam Eltern zu bleiben? Die Familiensoziologin Nina Weimann-Sandig berät Mütter und Väter sachlich, mit viel Expertise und immer am Wohl des Kindes orientiert. Sie ermutigt dazu, Elternschaft auch nach der Trennung gleichberechtigt zu leben und Lasten fair zu teilen.

Dieses Buch bietet:
• Informationen zu Betreuungsmodellen und Themen wie Unterhalt, Sorgerecht, Kindeswohl
• Hilfe im Umgang mit Vorurteilen, Vorwürfen und veralteten Rollenbildern
• authentische Erfahrungsberichte von Eltern und Kindern
• alltagstaugliche Praxis-Tipps einer Expertin und zugleich selbst Betroffenen

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig lehrt als Professorin Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Dresden. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Familiensoziologie in Deutschland und anderen Ländern. Dabei hat sie die Situation der unterschiedlichen Familienmodelle nicht nur theoretisch erforscht, sondern auch selbst erlebt: Die Mutter zweier Kinder ist geschieden und lebt seit einigen Jahren in einer Patchwork-Konstellation. Ihr erstes Buch »Weil Kinder beide Eltern brauchen« erschien 2022.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextAls Paar getrennt - als Eltern stark!
Bei einer Trennung mit Kindern stehen viele Fragen im Raum: Wie teilt man die Betreuung auf? Residenz-, Wechsel- oder Nestmodell? Und wie gelingt es, sich als Paar zu trennen, und doch gemeinsam Eltern zu bleiben? Die Familiensoziologin Nina Weimann-Sandig berät Mütter und Väter sachlich, mit viel Expertise und immer am Wohl des Kindes orientiert. Sie ermutigt dazu, Elternschaft auch nach der Trennung gleichberechtigt zu leben und Lasten fair zu teilen.

Dieses Buch bietet:
• Informationen zu Betreuungsmodellen und Themen wie Unterhalt, Sorgerecht, Kindeswohl
• Hilfe im Umgang mit Vorurteilen, Vorwürfen und veralteten Rollenbildern
• authentische Erfahrungsberichte von Eltern und Kindern
• alltagstaugliche Praxis-Tipps einer Expertin und zugleich selbst Betroffenen

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig lehrt als Professorin Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Dresden. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Familiensoziologie in Deutschland und anderen Ländern. Dabei hat sie die Situation der unterschiedlichen Familienmodelle nicht nur theoretisch erforscht, sondern auch selbst erlebt: Die Mutter zweier Kinder ist geschieden und lebt seit einigen Jahren in einer Patchwork-Konstellation. Ihr erstes Buch »Weil Kinder beide Eltern brauchen« erschien 2022.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641287344
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.07.2022
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1785 Kbytes
Artikel-Nr.9098969
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Raus aus der Mitleidsfalle - zur Motivation dieses Buches

Wenn Eltern sich entschließen, ihre Kinder nicht (mehr) in einer gemeinsamen Partnerschaft großzuziehen, dann geraten sie leicht in die Mitleidsfalle. Ich erinnere mich noch gut an die Reaktion meines Umfeldes. Selbst vermeintliche Freunde hatten diesen ganz besonderen, betroffenen Gesichtsausdruck, als ich erzählte, dass wir künftig als Paar getrennte Wege gehen werden. »Die armen Kinder! Na, da kannst du dich schon drauf gefasst machen, dass es Probleme geben wird. Scheidungskinder sind ja immer irgendwie auffällig.« Einige Freunde sahen sich sogar gezwungen, zwischen meinem Ex-Mann und mir zu wählen, weil sie der festen Überzeugung waren, dass wir nicht in der Lage wären, nach der Trennung freundschaftlich miteinander umzugehen. Damit bin ich kein Einzelfall. Das Deutsche Jugendinstitut schreibt in einem Bulletin aus dem Jahr 2010: »Bis heute ist die Vorstellung weit verbreitet, dass die jährlich etwa 150 000 Scheidungskinder in Deutschland bedauernswerte Geschöpfe sind, die Gefahr laufen, sich zu psychisch Geschädigten und zu Schulversagern zu entwickeln.«1 Hartnäckig halten sich diese Vorurteile in unserer Gesellschaft.

Mit der Realität haben sie aber nichts (mehr) zu tun, wie ich in diesem Buch noch häufiger zeigen werde.

Im Jahr 2019 betrug die Scheidungsquote in Deutschland 35,8 Prozent, auf eine Eheschließung kamen also rein rechnerisch 0,3 Ehescheidungen.2 Umso überraschender ist es, dass in der deutschen Gesellschaft über die Formen von Nachtrennungsfamilien, insbesondere über die Betreuung von Kindern getrennt lebender Eltern wenig diskutiert wird. In Deutschland ist die Debatte über eine Abkehr vom traditionellen Residenzmodell hin zu einem Modell, das beide Eltern gleichberechtigt in das Alltagsleben der Kinder einbezieht, bis zur 2021 gegründeten Ampelkoalition weit entfernt gewesen. Im Koalitionsvertrag haben sich SPD, Grüne und FDP nun aber darauf geeinigt, das Sorge- und Umgangsrecht dahingehend zu reformieren, dass Eltern, die sich für eine gemeinsame Betreuung ihrer Kinder auch nach der Trennung entscheiden, mehr Rechte bekommen und steuerlich entlastet werden. Politisch gesehen ist das Wechselmodell, wie es im deutschsprachigen Raum genannt wird, unter sehr schweren Bedingungen gestartet und muss sich bis heute viel Kritik gefallen lassen. Manche sicherlich zurecht, manche entbehrt jedoch jeglichem stichhaltigen und faktenbezogenen Fundament. Ein Fernsehbeitrag der ARD trägt beispielsweise den bezeichnenden Namen »Pendelkinder«3. Zu sehen sind Kinder auf ihrem gepackten Koffer oder solche, die sich mit schweren Taschen eigenständig mit S-Bahn oder Zug auf den Weg zum anderen Elternteil machen müssen. Kinder, die zerrissen sind, weil sie immer wieder ihre Tasche packen müssen und auf keinen Fall den Lieblingsteddy vergessen wollen. Eine solche Darstellung trägt aus meiner Sicht nicht zu einer konstruktiven Debatte um neue Modelle zur gemeinsamen Elternschaft nach der Trennung bei. Vielmehr wäre es notwendig darüber nachzudenken, warum wir Kindern, obwohl sie für die Trennung ihrer Eltern nichts können, nach wie vor zumuten, dass sie sich entscheiden müssen, bei welchem Elternteil sie aufwachsen wollen. Im besten Fall haben sie Mitspracherechte. In den meisten Fällen werden sie aber gar nicht gefragt. Sondern die Eltern - oder deren Anwälte - treffen die Vereinbarung über das Nachtrennungsmodell, ohne auf die Wünsche der Kinder oder die bisherige Familiensituation Rücksicht zu nehmen.

Die mediale Darstellung des Wechselmodells ist tatsächlich oftmals mehr als gruselig. Wen würde es nicht abschrecken, wenn er kleine, zerbrechliche Kinderkörper sieht, die schwere Taschen von einem Elternteil zum anderen schleppen müssen oder allein in der Bahn sitzen, um Hunderte von Kilometern zum anderen Elternteil zurückzulegen? Tatsächlich stimmt dieses Bild nicht. In jedem Betreuungsmodell muss das Kind bei beiden Elternteilen eine Rückzugsmöglichkeit für sich haben und müssen Kleidung, aber auch Spielsachen angeschafft werden. Im Wechselmodell ist es sogar so, dass jeder Elternteil eine Grundausstattung für das Kind anlegen muss. Sicherlich muss auch bei Wechselmodellkindern die Schultasche gepackt werden (wo gibt es das nicht?) und sicherlich wird auch der Lieblingsteddy von der einen Wohnung in die andere wandern (in einem mir bekannten Fall wandert sogar der Hund des Kindes mit, wurde also in das Wechselmodell integriert). Aber Hand aufs Herz: Es ist Sache der Eltern, diese Dinge so zu organisieren, dass das Kind davon weitestgehend verschont bleibt! Wenn Eltern ihren Kindern zumuten, dass sie die Last der Trennung tragen müssen, dann ist nicht das Modell schuld, sondern die Eltern.

Die gegenwärtige Diskussionskultur zu Betreuungsmodellen getrennt lebender Eltern kann in Deutschland als sehr emotional und von Lobbyinteressen der sich gegenüberstehenden Mütter- und Väterverbände geprägt beschrieben werden. Die sozialen Medien haben die Auseinandersetzung hierzu aus meiner Sicht auch eher »verschlimmbessert«. Einerseits erkenne ich den niederschwelligen Charakter und das damit verbundene demokratische Element der freien Meinungsäußerung hier klar wieder. Es ist auch unbedingt notwendig, dass sich Mütter wie Väter zu ihren Erfahrungen mit den unterschiedlichen Betreuungsmodellen äußern, und das Internet bietet hier eine gute Plattform. Andererseits ist ein Großteil der Kommentare, die von rivalisierenden Väter- und Müttergruppen getätigt werden, beleidigend und höchst diskriminierend. Persönliche Anfeindungen durfte ich dabei schon selbst erleben. Anfang des Jahres 2021 erschien ein Interview mit mir zu den Ergebnissen meiner Wechselmodellforschung auf dem Familienblog StadtLandMama. Diesen Blog kannte ich, schätzte die Journalistinnen und hatte bisher immer sehr viele Themen wahrgenommen, in denen es um die Rolle von Müttern ging; Väter wurden wenig thematisiert. Insofern waren die Kommentare immer sehr wohlwollend. Nun kam also ich in einem Interview und legte dar, warum in der heutigen Zeit immer mehr Väter nach der Trennung nicht nur Wochenendväter sein, sondern weiter Verantwortung übernehmen möchten, und warum sich gerade Frauen oftmals schwerer mit dem Wechselmodell tun (zwei Themen, die wir auch in diesem Buch besprechen werden). Sofort nach Veröffentlichung des Interviews entbrannte ein regelrechter Kommentarsturm, der die Initiatorinnen des Blogs wie auch mich regelrecht überrannte. Einige Mütteraktivistinnen schienen sich untereinander abgestimmt zu haben und versuchten nicht mit rationalen Argumenten ihre Sichtweisen darzustellen, sondern mit aller Macht meine Eignung als Wissenschaftlerin infrage zu stellen. Als sich dann auch noch eine Vätergruppe einklinkte, wurde ich als Person uninteressant und der Kleinkrieg zwischen den Gruppen brach aus. Schockierend war dies für mich deshalb, weil von beiden Seiten furchtbare Stereotypen und Pauschalisierungen zementiert wurden. Das Bild der rachsüchtigen, nach Unterhalt dürstenden Frau wurde ebenso gezeichnet wie das des emotionslosen, nicht am Kind interessierten und unterhaltsprellenden Vaters. Vielleicht ist gerade auch wegen der stark verhärteten Mütter- und Väterfronten der politische Wille zur Debatte um alternative Betreuungsformen und deren gesetzliche Verankerung in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern, schwach ausgeprägt?

Den Eltern, die vor der Herausforderung stehen, nicht nur ihre Trennung zu regeln, sondern sich ebenso Gedanken über deren Auswirkung auf die Kinder zu machen, hilft dies aber wenig. Die Recherche im Internet kann hilfreich sein, sie kann aber auch verwirren und desillusionieren. Muss es denn überhaupt so weit kommen, dass sich Fronten zwischen getrennt lebenden Eltern so sehr verhärten, dass es keine Möglichkeit der gemeinsamen Elternschaft mehr gibt? Meine Erfahrung sagt: Nein, so weit muss und darf es nicht kommen! Wer als Paar scheitert, sollte nicht von Grund auf annehmen, dass damit auch eine gemeinsame Elternschaft gescheitert ist. Wer in der Lage ist, die Paarebene von der Elternebene zu trennen, der kann es durchaus schaffen, ein Modell der gemeinsamen Elternschaft nach der Trennung zu etablieren. Was es dafür braucht? Offenheit, Toleranz und Hintergrundwissen. Letzteres soll dieses Buch vermitteln und dabei auch zeigen, wie man Offenheit und Toleranz in schwierigen Situationen leben kann. Es ist geschrieben
für Eltern, die auf der Suche nach einem Trennungsmodell sind, das zu ihnen passt.
für Eltern, die wissen wollen, wie die unterschiedlichen Betreuungsmodelle nach der Trennung aussehen (können) und welche Vor- und Nachteile mit den einzelnen Modellen verbunden sind.
für Eltern, die sich bei einer so grundlegenden und weitreichenden Entscheidung nicht von Fake News und emotional aufgeladenen Internetdebatten leiten lassen wollen.
für Eltern, die wissenschaftlich hinterlegte Fakten zu den verschiedenen Betreuungsmodellen haben wollen.
für Eltern, die an Best-Practice-Tipps interessiert sind.
für Eltern, die gern auch ihre Kinder in die Entscheidungsfindung für ein Leben nach der Trennung einbeziehen wollen.
für Juristinnen und Juristen, die sich ein Bild von den tatsächlichen gesellschaftlichen Entwicklungen machen und es in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen möchten.
für Mitarbeitende in den Jugendämtern und Beratungsstellen, die Eltern im Trennungsprozess eine ausgewogene, wissenschaftlich fundierte Handreichung mitgeben möchten.

Im Mittelpunkt meines Buches stehen nicht nur die...

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Autor

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig lehrt als Professorin Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Dresden. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Familiensoziologie in Deutschland und anderen Ländern. Dabei hat sie die Situation der unterschiedlichen Familienmodelle nicht nur theoretisch erforscht, sondern auch selbst erlebt: Die Mutter zweier Kinder ist geschieden und lebt seit einigen Jahren in einer Patchwork-Konstellation. Ihr erstes Buch »Weil Kinder beide Eltern brauchen« erschien 2022.