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Nicolae - An der Quelle

Familiensaga 19. Jahrhundert
tolino mediaerschienen am01.07.2022
DAS FINALE: Siebter und letzter Band der Nicolae-Saga.

Das ausgehende 19. Jahrhundert zieht Nicolae und seine Familie in einen Strudel aus Aufbruch- und Endzeitstimmung. Die Londoner und Bukarester Kreise, in denen sie sich bewegen, zeugen vom Zerfall einer Epoche und der verzweifelten Suche nach neuen Werten.

Familiäre Veränderungen und Enthüllungen konfrontieren Nicolae immer wieder mit seiner Vergangenheit - und mit seiner Schuld. Die Dämonen sind noch lange nicht besiegt. Mit aller Macht kämpft er um sein Glück und den Erhalt seiner Familie.

Mit der nächsten Generation wird die Geschichte der da Larucs weitererzählt. Sichtweisen verändern sich, Schleier heben sich.

»Es braucht nur einen, der an uns glaubt; nur einen, dem Du diese Geschichte erzählen kannst ...«

Die Hamburger Autorin liebt das Geheimnisvolle, die Welt hinter dem Sichtbaren und komplexe Familienbeziehungen. Aufgewachsen mit der Literatur des 19. Jahrhunderts, fühlt sie sich im viktorianischen England zu Hause.
Ihr Faible für alles Mystische sowie ihr Titelheld mit seinen keltischen Wurzeln haben sie auch auf die andere Seite Europas geführt: nach Rumänien. Das sagenumwobene 'Dracula-Reich" ist der heimliche Star ihrer 7-bändigen Nicolae-Saga.
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Produkt

KlappentextDAS FINALE: Siebter und letzter Band der Nicolae-Saga.

Das ausgehende 19. Jahrhundert zieht Nicolae und seine Familie in einen Strudel aus Aufbruch- und Endzeitstimmung. Die Londoner und Bukarester Kreise, in denen sie sich bewegen, zeugen vom Zerfall einer Epoche und der verzweifelten Suche nach neuen Werten.

Familiäre Veränderungen und Enthüllungen konfrontieren Nicolae immer wieder mit seiner Vergangenheit - und mit seiner Schuld. Die Dämonen sind noch lange nicht besiegt. Mit aller Macht kämpft er um sein Glück und den Erhalt seiner Familie.

Mit der nächsten Generation wird die Geschichte der da Larucs weitererzählt. Sichtweisen verändern sich, Schleier heben sich.

»Es braucht nur einen, der an uns glaubt; nur einen, dem Du diese Geschichte erzählen kannst ...«

Die Hamburger Autorin liebt das Geheimnisvolle, die Welt hinter dem Sichtbaren und komplexe Familienbeziehungen. Aufgewachsen mit der Literatur des 19. Jahrhunderts, fühlt sie sich im viktorianischen England zu Hause.
Ihr Faible für alles Mystische sowie ihr Titelheld mit seinen keltischen Wurzeln haben sie auch auf die andere Seite Europas geführt: nach Rumänien. Das sagenumwobene 'Dracula-Reich" ist der heimliche Star ihrer 7-bändigen Nicolae-Saga.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754648209
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten656 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1488
Artikel-Nr.9099831
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

~ 12. April 1893 ~

 

Liebe Zoe,

irgendwas stimmt nicht! Ich weiß nur nicht, was. Dorin benimmt sich seltsam. Gestern hatten wir unseren ersten richtigen Streit.

Ich verstehe einfach nicht, warum er nicht bei Dr. Georgescu vorstellig werden will. Dieser hat ihm nämlich eine Assistenzstelle in einer Nervenheilanstalt in Aussicht gestellt. Ob das nicht besser sei, als tagtäglich in einem modrigen Keller mit Leichen zu hantieren, fragte ich ihn.

Weshalb ich mich da einmischte, er habe doch gerade erst die nächste Leiterstufe erklommen, ob es mir nicht schnell genug damit ginge. Immerhin hätten wir mittlerweile ein anständiges Dach über dem Kopf, die Romanescus seien für ihre Auslagen entlohnt und Sofia sei sogar mit eigener Kleidung und einer Wiege ausgestattet worden. Und auch für mich sei ein neues Kleid dabei abgefallen. Ob ich die Zeit nicht abwarten könne.

Ich musste schlucken ob seiner Anschuldigungen. Natürlich wisse ich all dies zu schätzen, wir seien auf einem guten Weg. Ich hätte dabei lediglich an ihn gedacht. So ein Angebot würde einem ja nicht jeden Tag gemacht. Er könne es doch wenigstens einmal in Betracht ziehen.

Tote seien die durchaus angenehmeren Klienten. Ich hätte keine Ahnung, wie es in einem Irrenhaus zugehe; das ständige Geschrei und Gegrunze, der Gestank und das abscheuliche Gebaren - nicht zuletzt begebe man sich täglich in Gefahr um Leib und Leben. Wohingegen Tote schlecht um sich schlagen oder einem an die Kehle springen könnten.

Schon gut, warf ich ihm entgegen, des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Hatte ich nun gehofft, er würde das Thema fallen lassen und sich wieder dem gebratenen Huhn auf seinem Teller widmen, so unterlag ich einem gewaltigen Irrtum.

Wie ich überhaupt zu dem Kontakt gekommen sei? Dr. Georgescu habe seine Praxis doch in einem ganz anderen Stadtbezirk.

Dieser sei über das Dienstmädchen eines seiner Kollegen zustande gekommen, das ich auf dem Markt kennengelernt hätte, antwortete ich, seinem Blick ausweichend.

Ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als jeder dahergelaufenen Magd zu erzählen, dass ihr Mann nicht imstande sei, ausreichend für seine Familie zu sorgen?

Mir fiel fast die Gabel aus der Hand, Zoe.

Doch, natürlich!, antwortete ich verärgert. Schon vor Wochen sei ich mit ihr ins Gespräch gekommen, und da habe sich eben herausgestellt, dass sie für einen Arzthaushalt arbeite. Was habe da näher gelegen, als das Thema anzusprechen, zumal wir zu dem Zeitpunkt nicht gewusst hätten, wovon wir unser tägliches Brot hätten bezahlen sollen. Er könne doch nicht von mir erwarten, dass ich in Zeiten der Not tatenlos zu Hause herumsäße.

Es gefalle ihm nicht, dass ich fremden Leuten Einblick in unsere Angelegenheiten böte, ich solle bedenken, dass wir inkognito in dieser Stadt lebten.

Ach, und der Pope, der uns getraut hat und den er dafür die Kirchenbücher nach seinem Familiennamen habe durchwühlen lassen?

Aber das dachte ich nur, denn die Erinnerung an unsere prekäre Lage fuhr mir wie ein Boxhieb in die Magengrube. Mit einem Mal wurde ich mir wieder der Gefahr bewusst, in der wir uns befinden. Zu sehr haben wir die letzten Wochen und Monate ums nackte Überleben kämpfen müssen, sodass ich sämtliche Vorsicht habe fahren lassen. Doch nun, wo es uns besser geht und meine Gedanken nicht mehr von der Frage nach der nächsten Mahlzeit abgelenkt werden, kommt die Furcht zurück. Sowie das Heimweh, Zoe.

Am meisten macht mir jedoch Dorins Verstimmung zu schaffen: seine Anschuldigung, ich hätte unüberlegt gehandelt, seine Zurechtweisung auf einen Platz, den ich nicht einnehmen will. Ich warte nur noch darauf, dass er mir sagt, ich solle mich um Haus und Kind kümmern und alles andere, sprich: Wesentlichere, ihm überlassen.

Tut mir leid, falls ich meine Kompetenzen überschritten haben sollte , sagte ich säuerlich und schob meinen Teller zurück.

Du wirst jetzt nicht vom Tisch aufstehen, wir sind noch nicht fertig! , bellte er mich an.

Tränen schossen mir in die Augen, so erschrocken und gleichsam enttäuscht war ich über den rüden Ton, den er mir gegenüber anschlug. So kenne ich Dorin gar nicht. Mein Dodo wäre gerührt gewesen, dass ich die Initiative ergriffen habe, um ihm zu einer besser dotierten Stelle zu verhelfen - nicht nur des Geldes oder der gesellschaftlichen Stellung, sondern seiner Würde wegen. Er hätte mein Bemühen als das verstanden, was es ist: ein Liebesbeweis. Stattdessen fordert er Rechtfertigungen von mir ein.

Du kannst mir nicht erzählen, dass es erfüllend ist, tagtäglich in einem Keller zu stehen und totes Fleisch zu marinieren. Selbst wenn es nach deinen Worten eine Kunst und Wissenschaft darstellt und es irgendjemand für die Herrschaften tun muss. Aber warum du?

Kannst du das Thema nicht endlich ruhen lassen? , funkelte er mich an.

Ich schluckte. Sein Blick war hart, unnatürlich hart. Ich saß mit einem Fremden am Tisch.

 

Als wir später zu Bett lagen, legte er seinen Arm um mich, aber ich schob ihn weg. Mehr noch, ich rückte von ihm ab. Eine plötzliche Kälte lag zwischen uns. Als wir fast am Verhungern waren, waren wir in heißer Liebe für einander entbrannt. Jetzt, wo es uns besser geht, droht sie zu erlöschen. Warum? Was ist geschehen?

Er drückte mir einen Kuss auf die Schulter, dann drehte er sich auf die andere Seite und schlief ein. Ich lag die ganze Nacht wach.

 

 
~ 17. April 1893 ~

 

Liebe Zoe,

ich bin kreuzunglücklich. Immer öfter sehne ich mich nach meiner Familie, nach meinem Zuhause.

Warum sucht Papa nicht nach mir? Hat er mich etwa aufgegeben? Ich weiß, dass ich diejenige war, welche die Bande durchschnitten, aber bei meinem Bruder hat er damals auch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden. Und Nicolae war immerhin durch ganz Europa bis nach England geflohen. Ich befinde mich noch im selben Land, nur wenige Kilometer von der Heimat entfernt. Sind wir so gut darin gewesen, unsere Spuren zu verwischen?

Was ist mit Elena? Was mit Tante Judith? Sind wir ihnen denn inzwischen völlig gleichgültig geworden? Empfinden sie uns gar als Verräter, weil wir die Familie im Stich ließen? Aber so ist es doch gar nicht! Vielleicht aber wissen sie es nicht anders. Wer weiß, was Nicolae ihnen erzählt hat. Zumindest die kleine Leo hat an mir gehangen. Und auch Liviu. Selbst meinem Bruder Victor bin ich nicht ganz gleichgültig gewesen, obwohl er Zuneigung kaum zeigen kann.

Sogar die Dienerschaft vermisse ich, vor allem meine Betty. Wie es ihr und ihrer kleinen Julie wohl geht - so ohne mich? Man wird sie doch wohl nicht entlassen haben?

Wenn ich in Sofias Gesichtchen schaue, muss ich weinen. Sie ist unverkennbar eine da Laruc, auch wenn sie dem Namen nach eine Dumitrescu ist.

 

 
~ 23. April 1893 ~

 

Liebe Zoe,

endlich hat die Sonne den Frost vertrieben. Die Straßen sind befreit von Eis und Schnee und die ersten Frühlingsblumen brechen durch die Krume und drängen ans Licht. So wie wir Menschen.

Dorin hat mir einen leichten Sommermantel gekauft mit passendem Hut. Nichts Aufwendiges, eher etwas Schlichtes, Unauffälliges, wie es mir durchaus gefällt. In Kornblumenblau, weil dies die Farbe der Saison sei, wie er stolz verkündete. Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und er war zufrieden.

Darauf ist zu achten, Zoe, denn Dorin wird von Tag zu Tag mürrischer. Mehr als einmal habe ich versucht, den Grund für seine plötzliche Reizbarkeit zu ermitteln, aber vergebens. Auf meine Fragen zu seiner Arbeit antwortet er meist einsilbig. Dies macht deutlich genug, dass sie ihm lästig fallen, also lasse ich es lieber.

Bist du eigentlich glücklich, Dodo? , fragte ich ihn neulich.

Aber ja , versicherte er mir. Wieso auch nicht? Wir kommen doch jetzt gut über die Runden, und in Zukunft wird es sogar noch besser gehen. Du wirst schon sehen!

Warum bist du dann so ernst und wortkarg geworden? Ich sehe dich kaum noch lächeln. Irgendetwas betrübt dich doch, ich sehe es genau!

Du irrst, TaliÅ£a, ich bin nur müde von der vielen Arbeit.

Und wieso wirst du von Tag zu Tag blasser?

Wie sollte ich nicht blass sein nach dem langen Winter und da ich kaum das Tageslicht zu sehen bekomme.

Derart gehen unsere Gespräche, Zoe. Es ist nicht so, dass er keine Freude an uns zeigte. Im Gegenteil, er liebt unsere kleine Sofia heiß und innig, wiegt und liebkost sie, und wenn sie nachts schreit, trägt er sie durch die Wohnung, bis sie sich wieder beruhigt. Auch lässt er zufriedene Seufzer hören, wenn er dabei zuschaut, wie Sofia aus meiner Brust trinkt oder ich sie in den Schlaf singe. An seiner Liebe zu uns zweifele ich keinen Augenblick. Aber trotz gegenteiliger Beteuerungen schwebt ein Schatten über ihm. Etwas Dunkles beschwert meinen Liebsten. Das Schlimmste ist, dass er es vor mir geheim hält. Er schließt mich aus von diesem Teil seines Lebens.

 

 
~ 28. April 1893 ~

 

Liebe Zoe,

wenn ich bloß aufatmen könnte wie alle anderen Menschen in diesen frühlingsdurchfluteten Tagen. Wenn ich doch nur auch heiter und unbekümmert meine Schritte durch den langsam ergrünenden Park vor unserer Haustür lenken könnte, dem sorglosen Gebrabbel meines Kindchens lauschend, das ich mir in einem Tuch um den Leib gebunden habe.

Sofia greift lachend nach meiner Nase und ahnt nichts von der Welt um sich herum. Ihre Welt sind Dorin und ich.

Ich habe auf einer...
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