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Fremder Freund

tolino mediaerschienen am01.07.2022
Als drei Kinder aus der Nachbarschaft nicht von der Schule heimkommen, ahnt Veronika Kay noch nicht, dass sich auch ihr Kind im Fokus eines Unbekannten befindet. Als hätte die kleine Leonie nach einem tragischen Unfall noch nicht genug gelitten, muss sie das Zerwürfnis ihrer Eltern verkraften. Halt gibt ihr die Freundschaft eines mysteriösen Nachbarn, dessen Vergangenheit Grund zur Besorgnis liefert. Neben der Polizei ermittelt auch ein Fremder, dessen Beweggründe im Dunkeln bleiben. Erst als das Leben der Kinder auf dem Spiel steht, scheint die Rettung möglich. Ein bewegender Thriller, der besonders das Leiden und die Konflikte der Eltern spüren lässt.

Der Autor begann nach Eintritt in den Ruhestand mit dem Schreiben von spannenden Romanen unter seinem Klarnamen Harald Schmidt. Da dieser durch TV bekannte Name falsche Erwartungen beim Leser weckte, übernahm er das Pseudonym H.C. Scherf zum Schreiben etlicher Thriller-Reihen.
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Produkt

KlappentextAls drei Kinder aus der Nachbarschaft nicht von der Schule heimkommen, ahnt Veronika Kay noch nicht, dass sich auch ihr Kind im Fokus eines Unbekannten befindet. Als hätte die kleine Leonie nach einem tragischen Unfall noch nicht genug gelitten, muss sie das Zerwürfnis ihrer Eltern verkraften. Halt gibt ihr die Freundschaft eines mysteriösen Nachbarn, dessen Vergangenheit Grund zur Besorgnis liefert. Neben der Polizei ermittelt auch ein Fremder, dessen Beweggründe im Dunkeln bleiben. Erst als das Leben der Kinder auf dem Spiel steht, scheint die Rettung möglich. Ein bewegender Thriller, der besonders das Leiden und die Konflikte der Eltern spüren lässt.

Der Autor begann nach Eintritt in den Ruhestand mit dem Schreiben von spannenden Romanen unter seinem Klarnamen Harald Schmidt. Da dieser durch TV bekannte Name falsche Erwartungen beim Leser weckte, übernahm er das Pseudonym H.C. Scherf zum Schreiben etlicher Thriller-Reihen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754648568
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten284 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1617
Artikel-Nr.9112573
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

... Nur als schwarzer Schatten hob sich das Profil von Martins Gesicht gegen den stahlblauen Himmel ab, als Veronika die Augen öffnete. Sie blinzelte in die Sonne. Den langen Grashalm, mit dem er sie gekitzelt und aus dem Schlaf geholt hatte, wischte sie lachend beiseite. Sie umfasste dafür seinen Kopf, zog ihn näher zu sich heran und küsste diesen Mund, der sie schon vom ersten Moment ihrer Begegnung an fasziniert hatte. Lippen, die an Sinnlichkeit kaum zu übertreffen waren, lagen verlangend auf ihren und ließen es zu, dass sich Veronikas Zunge zwischen sie schob. Sie spürte dieses Gefühl aufsteigen, sich dem Mann hinzugeben, der es immer wieder verstand, sie zu verzaubern - selbst jetzt noch, wo sie schon acht Jahre verheiratet waren. Die kleinen Hände an Veronikas Füßen rissen sie beide aus ihren Träumen und holten sie zurück in die Realität, die daraus bestand, dass die kleine Leonie um ihrer beider Aufmerksamkeit buhlte. Manchmal überkam Veronika das Gefühl, dass es eine gewisse Portion Eifersucht war, die diesen süßen Wirbelwind immer dann in ihre Nähe trieb, wenn Martin und sie sich umarmen wollten. Es blieb wieder einmal keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Leonie wusste, wie man geschickt Aufmerksamkeit erlangte. Ihr Lockenkopf schob sich direkt neben Martins und zeigte ein verschmitztes Grinsen. Strahlend blaue Augen funkelten die Eltern an. Ihre bezaubernde Stimme regte zum Lachen an. Man konnte diesem Kind einfach nicht böse sein.

»Hunger - Hunger - Hunger! Ihr habt mir versprochen, dass es heute Blaubeerpfannkuchen gibt. Und jetzt sagt mein Bauch, dass es Zeit dafür ist. Hört mal genau hin.«

Demonstrativ rückte sie noch näher heran und bemühte sich um ein Geräusch, das einem Bauchgrummeln gleichkommen sollte. Dabei streckte sie den beiden ihren Bauch keck entgegen. Sie zog ihn erst lachend zurück, als Martin sie kitzeln wollte.

»Komm, Mama, lass uns in die Küche gehen. Du hast jetzt lange genug hier im Garten gefaulenzt. Ich habe einen Bärenhunger!«

Ein weiteres Mal betonte sie dieses letzte Wort besonders und zog energisch an der Hand Veronikas, die jetzt ergeben mit den Schultern zuckte und sich auf der Liege aufrichtete. Jetzt ebenfalls lachend verdrehte Martin die Augen und widmete sich wieder dem Unkrautjäten, das er lediglich für den kleinen Scherz mit Veronika unterbrochen hatte. Sein Blick folgte den beiden Wesen, die er über alles auf dieser Welt liebte.

 

»Die Pfannkuchen schmecken köstlich. Dein Rezept solltest du dir patentieren lassen. Einfach grandios.«

Leonie nickte heftig zu Papas Kompliment, das Veronika mit einem Lächeln auf den Lippen wegwischte.

»Das ist ganz simpel. Du musst nur ein paar Eier ...«

»Stopp, Veronika, nicht verraten«, unterbrach Martin. »Ich will das nicht wissen, sonst kommt ihr noch auf die Idee, dass ich sie irgendwann für euch backe. Jedem seine Aufgabe in diesem Haus.«

»Ich will auch etwas tun, Mama.«

Veronika bemühte sich darum, einen ernsten Gesichtsausdruck zu zeigen, als sie der Kleinen antwortete.

»Ich wüsste, was du übernehmen könntest, Liebes. Du könntest von heute an dein Zimmer selber aufräumen, dann hätte ich viel mehr Zeit, um zum Beispiel Pfannkuchen zu backen. Was hältst du davon?«

»Finde ich richtig doof, Mama«, widersprach der Lockenkopf vehement. »Papa, sag du doch mal was. Ich würde gerne den Teig für die Pfannkuchen rühren oder so was Ähnliches. Ja, das könnte ich machen.«

Laut jauchzend warf Leonie die Arme hoch und vergaß dabei, dass sich noch einige Beeren auf der Gabel befanden. In hohem Bogen flogen sie durch die Luft und verfehlten nur um Haaresbreite Veronikas Gesicht.

»Ups. Das wollte ich nicht, Mama. Ich hebe sie schnell wieder auf.«

»Bleib sitzen, Leonie, ich mach das schon. Iss weiter und pass zukünftig besser auf, was du tust, während du isst. Das kann üble Flecken auf der Wäsche verursachen.«

Leonie hatte längst wieder den Mund vollgestopft und versuchte, mit prall gefüllten Backen das Essen runterzuschlucken, was jedoch gründlich schieflief. In hohem Bogen spuckte sie das halbgekaute Essen wieder zurück auf den Teller und rang nach Luft. In Sekundenschnelle stand Martin neben ihr und sah ihr ins Gesicht.

»Das Spray, Veronika. Hol schnell das Cortison. Sie hat wieder einen Anfall.«

Nur wenige Sekunden später tauchte Veronika mit dem Inhalator auf und drückte der Kleinen das Mundstück zwischen die Lippen. Der erste Druck verteilte das Medikament im Rachen des Kindes und verschaffte Leonie eine merkliche Besserung, jedoch nur für kurze Zeit. Als Veronika ein weiteres Mal drücken wollte, wurde ihr schnell klar, dass kein weiteres Cortison nachlief. Immer wieder versuchte sie es weiter, drückte fassungslos auf den Knopf - ohne Erfolg.

»Es ist leer, Martin. Hol das Ersatzgerät. Du wirst es sicher in die linke Schublade gelegt haben.«

»Wieso sollte ich das getan haben? Für die Medikamente bist du doch zuständig. Was ist nun mit dem Ersatzgerät, Veronika?«

»Verdammt, Martin. Ich hatte dir doch am Dienstag den Zettel auf den Schreibtisch gelegt, dass du das Rezept von Dr. Kelvin abholen und in die Apotheke fahren solltest. Ich war doch zum Lehrgang eingeladen. Du solltest ...«

»Einen Dreck sollte ich. Warum hast du mir das nicht gesagt, anstatt einen bescheuerten Zettel zu schreiben? Hol das Telefon und ruf sofort den Rettungswagen. Sie bekommt keine Luft mehr. Beweg dich doch endlich. Ich werde versuchen, ihr zu helfen.«

Während Veronika die Küche verließ und in Richtung Dielenschrank eilte, begann Martin mit der Herzmassage. Immer wieder unterbrach er, um eine Mund-zu- Mund-Beatmung durchzuführen. Tränen strömten über sein Gesicht und verteilten sich auf dem Körper der Kleinen, die nun mit weit aufgerissenen Augen ins Leere starrte. Nur vage vernahm Martin die Worte Veronikas, die versuchte, dem Rettungsdienst die Sachlage zu erklären.

»... Asthma ... keine Luft ... kommen Sie schnell ... das Kind ... bitte.«

Martin sah nicht einmal auf, als Veronika neben ihm auf die Fliesen sank und damit begann, Leonies Körper zu schütteln. Fassungslos stieß er ihre Hände beiseite und schrie: »Nimm deine verfluchten Finger von ihr! Siehst du jetzt, was du angerichtet hast? Verdammt, ich kann ihr Herz, ihren Puls nicht mehr spüren - sie stirbt uns unter den Händen weg. Du hast unser Kind getötet. Du und deine Zettelwirtschaft. Ich verfluche dich dafür.«

Als wäre ein Blitz eingeschlagen, wich Veronika zurück und starrte sprachlos auf den leblosen Körper ihrer Tochter, bevor sie in das vertraute, jetzt jedoch von Hass verzerrte Gesicht des Mannes blickte, der bis zu diesem Zeitpunkt alles Schöne für sie darstellte. Nichts war mehr von dem vorhanden, was sie als begehrenswert angesehen hatte. Seine Augen besaßen eine beängstigende Kälte, als er das Ohr auf Leonies Brust legte und erneut damit begann, sie im immer schneller werdenden Rhythmus einzudrücken. Seine Augen richteten sich wie im Fieber starr auf Leonies Gesicht. Selbst das abklingende Martinshorn und das Klingeln an der Tür stoppten ihn nicht. Erst die kräftigen Arme der Rettungssanitäter konnten ihn davon abhalten, dem Kind sogar weiteren Schaden zuzufügen. Die beruhigende Stimme des jungen Mannes nahm Martin nicht wahr, als er weinend und laut aufstöhnend auf den kalten Fliesen der Küche zusammenbrach.

Mittlerweile war auch der Notarzt eingetroffen und hantierte in geübter Routine an den Gerätschaften herum. Während Leonie eine Sauerstoffmaske aufgesetzt wurde, zog der Arzt eine Spritze auf und verabreichte sie der Kleinen in die Vene. Der dritte Sanitäter hatte wieder mit der Herzmassage begonnen, während der Kollege den Defibrillator vorbereitete. Die drei Männer hielten inne, als einer die erlösenden Worte flüsterte.

»Moment - wartet. Sie kommt zurück. Ich spüre Puls.« Einen Moment wartete er noch, bevor er es mit Gewissheit herausstieß: »Wir haben sie wieder zurück. Gott sei Dank, sie atmet. Ich hole die Trage und dann ab ins Klinikum.«

Weder Veronika noch Martin schienen begriffen zu haben, welches Wunder gerade geschehen war, und dass Leonie wieder Lebenszeichen zeigte. Beide hingen ihren Gedanken nach und wischten lediglich ihre Tränen weg, während sie mit leeren Blicken den Abtransport verfolgten. Der Notarzt trat zu Veronika heran und schüttelte sie.

»Frau Kay, hören Sie mich? Ihr Kind ist wieder bei Bewusstsein. Wenn Sie uns ins Krankenhaus begleiten wollen, müssen Sie sich beeilen. Sie muss so schnell wie möglich behandelt werden, um Risiken und Spätfolgen ausschließen zu können. Kommen Sie jetzt bitte.«

»Ich fahre mit«, fuhr Martin dazwischen, der sich in der Zwischenzeit wieder aufgerappelt hatte und den Arzt zur Tür drängte. »Meine Frau kann nachkommen, wenn sie wieder bei Verstand ist und ein paar Sachen für die Kleine eingepackt hat.«

»Wer von Ihnen mitfährt, ist mir eigentlich egal. Nur es muss sofort sein, sonst fahren wir ohne Sie ab. Steigen Sie jetzt endlich ins Auto. Ich rufe in der Klinik an, dass wir mit einem Notfall kommen.«

Fassungslos blickte Veronika dem schnell davonfahrenden Rettungswagen hinterher. Sie zuckte nicht einmal zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

»Was ist mit der Kleinen geschehen, Frau Kay? Kann ich helfen? Kommen Sie, lassen Sie uns ins Haus gehen, damit Sie mir alles erzählen können.«

Erst jetzt erkannte Veronika das Gesicht des Nachbarn, der vor etwa sechs Monaten neben ihrem Haus eingezogen war und sich immer intensiv und liebevoll mit Leonie unterhielt, wenn sie im Garten spielte. Mit sanfter Gewalt drückte er sie Richtung Eingang und geleitete sie...
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