Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Sunset

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am03.11.2022
Platz 1 der Sunday-Times-Bestellerliste  'Dieser Roman wird sie zum Lachen bringen, bevor er Ihnen das Herz bricht.' COSMOPOLITAN    'Ein phänomenales Debüt.' Dolly Alderton  Hannah und Ruth sind Schwestern - unzertrennlich, aber grundverschieden: Hannah ist zielstrebig und organisiert, Ruth chaotisch und planlos. Als Hannah während eines gemeinsamen Urlaubs bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, wird Ruth der Boden unter den Füßen weggerissen. Mit ihrer tiefen Trauer, ihren Erinnerungen und allem, was Hannah zurücklässt, ist sie plötzlich allein. Weil sie nicht loslassen kann, mietet sie einen Lagerraum für Hannahs Sachen. Als sie gemeinsam mit Hannahs Freund Rowan beginnt, aufzuräumen und zu sortieren, kommen die beiden sich näher und erfahren, dass aus tiefster Trauer auch Freude am eigenen Leben entstehen kann.

Jessie Cave, geboren 1987 in London, wurde unter anderem bekannt durch die Übernahme der Rolle Lavender Brown in den Harry-Potter-Verfilmungen. Sie ist Komikerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. »Sunset« ist ihr erster Roman.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
HörbuchCD-ROM
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextPlatz 1 der Sunday-Times-Bestellerliste  'Dieser Roman wird sie zum Lachen bringen, bevor er Ihnen das Herz bricht.' COSMOPOLITAN    'Ein phänomenales Debüt.' Dolly Alderton  Hannah und Ruth sind Schwestern - unzertrennlich, aber grundverschieden: Hannah ist zielstrebig und organisiert, Ruth chaotisch und planlos. Als Hannah während eines gemeinsamen Urlaubs bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, wird Ruth der Boden unter den Füßen weggerissen. Mit ihrer tiefen Trauer, ihren Erinnerungen und allem, was Hannah zurücklässt, ist sie plötzlich allein. Weil sie nicht loslassen kann, mietet sie einen Lagerraum für Hannahs Sachen. Als sie gemeinsam mit Hannahs Freund Rowan beginnt, aufzuräumen und zu sortieren, kommen die beiden sich näher und erfahren, dass aus tiefster Trauer auch Freude am eigenen Leben entstehen kann.

Jessie Cave, geboren 1987 in London, wurde unter anderem bekannt durch die Übernahme der Rolle Lavender Brown in den Harry-Potter-Verfilmungen. Sie ist Komikerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. »Sunset« ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455015089
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum03.11.2022
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1232 Kbytes
Artikel-Nr.9113732
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverVerlagslogoTitelseiteFür BebeVorspiel1234567891011121314151617181920212223242526272829303132333435363738394041424344454647484950515253545556575859606162636465666768697071727374757677DankeBiographienImpressummehr
Leseprobe

3


Am Mittelmeer


Das Licht weckt mich früh. Ich entdecke sie am Fenster, sie zieht die Vorhänge auf und blickt aufs Meer. Schon jetzt ist sie geschminkt - ich sehe sie nie ohne ihren goldenen Eyeliner. Sie zieht ihre muntere morgendliche Yoganummer ab.


Ich: Das machst du nur, um mich zu nerven -

Sie: Nein, ich lade meine Seele mit Energie auf.

Ich: Deine Seele braucht keine Energie.

Sie: Komm, wir suchen uns ein hübsches Plätzchen -

Ich: Eine Stunde noch, bitte -

Sie: Du musst nur deinen Badeanzug anziehen und vor die Tür gehen -


Ich bin noch nicht bereit, das Zimmer zu verlassen. Ein Weilchen möchte ich noch im Bett bleiben, mir Zeit lassen. Im Gegensatz zu ihr bin ich kein Morgenmensch. Bevor sie geht, zieht sie für mich die Vorhänge zu und streichelt mir über die Wange.

Ich schlafe wieder ein, und als ich aufwache, bin ich unruhig und will sofort zu ihr. Auf dem Weg zum Strand, den großen Hügel hinunter, schicke ich ihr ein paar Emojis. Sie wird verstehen, dass ich damit sagen will: »Tut mir leid, dass ich so lang geschlafen habe.« Kurz darauf antwortet sie mit Emojis, die heißen sollen: »Keine Sorge.« Sie ist echt unverschämt fröhlich, seit sie ihn kennengelernt hat, sogar, wenn sie Nachrichten schreibt.

Am Hang fallen mir schöne Blumen auf. Sie leuchten rosa und rot; alles hier wirkt bunter. Ich hocke mich hin und schnuppere, aber die salzige Meeresluft überdeckt alles. Es wäre mir peinlich, wenn jemand bemerken würde, dass ich an Blumen rieche, also stehe ich auf und suche den Strand weiter unten ab.

Sofort entdecke ich sie, sie trägt ihren purpurrosa Badeanzug, der eine Nummer zu klein ist, sodass ihr Po ein wenig hervorlugt. Sie legt gerade ein Handtuch auf einen Liegestuhl. Es kommt mir vor, als müsste ich dringend ihren Namen rufen, also tue ich es, obwohl ich bezweifle, dass sie mich von hier oben hört.


Ich: HANNAH!!!!


Aber sie hört mich. Sie blickt auf und winkt. Ich winke zurück, und einen Moment lang stehen wir da, winken albern und lachen. Als ich die Stühle erreiche, die sie für uns ausgesucht hat, dreht sie mir den Rücken zu. Das ist für mich das Zeichen, sie mit der Sonnenschutzcreme einzusprühen.


Sie: Gut geschlafen?

Ich: Ich weiß nicht, was los war, tut mir leid. Ich habe komisches Zeug geträumt.

Sie: Das ist immer so, wenn man noch mal einschläft.

Ich: Hast du dich ohne mich gelangweilt?

Sie: Nein. Ich habe einen netten kleinen Spaziergang gemacht. Siehst du die Leute, die da hinten von der Klippe springen?


Sie zeigt auf eine hohe Klippe rechts von uns. Als ich hinüberschaue, springt gerade ein kleiner Mensch herunter, so winzig, als würde eine Lego-Figur vom Tisch purzeln.


Sie: Lass uns das auch machen!

Ich: Was?

Sie: Was die anderen machen, sieh mal -

Ich: Ich spring doch nicht von einer blöden Klippe - bist du irre?


Ich kaufe einen dieser kleinen Eiskaffees in einem winzigen Plastikbecher, die man nur am Strand bekommt. Er ist absolut köstlich.


Sie: Du solltest nicht nur von Zucker und Koffein leben.

Ich: Hast du so einen Kaffee denn schon mal probiert?


Ich überrede sie, daran zu nippen. Sie lächelt.


Sie: Na gut, vorhin habe ich auch einen getrunken. Sie sind großartig.

Ich: Zehn davon wären meine letzte Mahlzeit in der Todeszelle.

Sie: Du denkst zu oft über deine letzte Mahlzeit in der Todeszelle nach.


Sie steht auf und läuft zum Wasser. Ich grabe mit den Händen ein Loch in den Sand, lege unsere Handys in dem kleinen Plastikbeutel, in dem wir am Flughafen unsere Waschsachen verstaut haben, hinein und schütte das Loch zu. Unser provisorischer Safe. Ich laufe zu ihr, dann schwimmen wir zusammen raus. Ich schlucke Meerwasser und huste. Sie nimmt mich huckepack und stellt sich auf einen Felsen, bis ich mich erholt habe. Als wir um die Wette zu der Boje schwimmen, die fünfundzwanzig Meter weiter auf den Wellen schaukelt, sehen wir eine Qualle. Zum ersten Mal bin ich schneller als sie.


Ich: Hast du mich gewinnen lassen?

Sie: Vielleicht.

Ich: Warum bist du so nett? Das macht mir Angst.

Sie: Bin ich gar nicht -

Ich: Doch, bist du.


Sie spritzt mit Wasser, damit ich still bin, dann erzählt sie mir was mäßig Interessantes über Quallen - »Wusstest du, dass Quallen ihren Mund in der Mitte des Körpers haben?« -, und ich äffe sie mit oberschlauer Stimme nach. Sie verliert ihre Sonnenbrille im Wasser. Wir suchen nach ihr, haben aber beide kein Glück. Normalerweise regt sie sich über so etwas furchtbar auf, sie kann es nicht ausstehen, Dinge zu verlieren, aber heute lässt sie sich davon nicht die Laune verderben. Wieder blickt sie zu der Klippe hinüber, als würde die ihren Namen rufen.

Wir schwimmen zurück zum Ufer. Sie summt dieses Lied, das sie ständig summt und dessen Titel ich nicht kenne. Typisch schief summe ich mit. Am Strand dösen Leute selbstvergessen in der Sonne und verbrutzeln. Ich sehe mir an, was sie lesen; drei Frauen haben das gleiche Buch dabei.

Hannah legt mir die Hände auf die Schultern und sieht mich ungewohnt durchdringend an. Die Sonne lässt den Hauch Grün, den sie in ihren Augen immer sehen will (während ich behaupte, sie seien schlicht blau), wunderschön aufscheinen. Sie sieht aus wie eine Göttin. In diesem Moment würde ich sie hassen, wenn ich sie nicht so sehr lieben würde.


Sie: Ich muss dich etwas fragen, aber du kannst problemlos nein sagen, das wäre völlig in Ordnung.

Ich: O Gott, was ist los?

Sie: Na ja ⦠ich habe überlegt, ob es dir was ausmachen würde - werde bitte nicht sauer -, wenn Rowan herkäme.

Ich: Was soll denn der Scheiß?

Sie: Ich würde es wirklich verstehen, wenn du dagegen wärst â¦

Ich: »Was soll denn der Scheiß?« legt schon irgendwie nahe, dass ich dagegen bin, oder?

Sie: Aber kannst du darüber nachdenken? Bitte?


Sie lässt mich los und lächelt. Sie wirkt ein wenig angespannt; es ist ihr wichtig, dass ich einwillige. Diese Machtverschiebung gefällt mir. Aber ich ertrage schon die Vorstellung nicht, wie die beiden vor meinen Augen herumturteln, wie sie auf seinem Schoß sitzt, wie sie sich aus Höflichkeit nur keusch küssen, und dann das Getuschel in ihrer geheimen Sprache - allein der Gedanke daran macht mich rasend.


Ich: Nein. Ich will mich nicht verbiegen müssen, damit er mich mag -

Sie: Er mag dich doch schon -


Verärgert lasse ich mich in den Sand fallen. Sie setzt sich neben mich und legt mir eine Hand auf die Knie, die neben ihren knochig wirken.


Sie: Es ist nur so - er ist schon unterwegs. Es tut mir echt leid, ich dachte wirklich, du hättest nichts dagegen. Im Moment scheint es dir richtig gutzugehen -

Ich: Was soll das denn heißen? »Im Moment«?


Ich werde zu schnell wütend.


Sie: Bitte! Wir haben noch den ganzen Tag für uns allein. Wir können irgendwo was essen und einen Spaziergang machen oder so. Ich kaufe dir was.


Sie beißt sich auf die Unterlippe.


Ich: Nicht nur was, sondern viel.

Sie: Heißt das ja? Das heißt ja.

Ich: Ich brauche was zu essen.

Sie: Wusste ich s doch, ich hätte nicht fragen sollen, wenn du hungrig bist -

Ich: Wir wissen beide, dass du überhaupt nicht richtig gefragt hast, Miststück.


Mit einem Freudenschrei umarmt sie mich. Dann schlendern wir am Ufer entlang. Sie zeigt unauffällig auf eine große brünette Frau. Ihr Körper mit perfekter Wespentaille sieht aus, als wäre er für ihren neonpinken Bikini modelliert worden. Sie ist braun gebrannt und hat muskulöse Oberschenkel und einen so runden Hintern, dass sie als Kardashian durchgehen würde. Sogar vom anderen Ende des Strands aus starren die Männer sie an. Hannah und ich bleiben stehen und starren auch.


Sie: Ich tue nicht genug für meinen Hintern.

Ich: Du hast schon genug zu tun -

Sie: Aber ich bin dreißig. Ich muss mir angewöhnen, mehr Lunges zu machen.

Ich: Du bist noch keine dreißig -

Sie: Aber fast, und das ist im Grunde dasselbe.

Ich: Stimmt. O Gott, ich kann mir nicht vorstellen, so alt zu sein.

Sie: Wirst du aber. Also musst du dein Leben auf die Kette kriegen, in Ordnung -

Ich: Für Motivationsreden ist es zu früh -

Sie: Und ich trainiere mir einen Hintern wie diese Frau an.


Mit großen Ausfallschritten geht sie durch den Sand, was wirklich albern aussieht. Ich stelle mir vor, wie es mit einer Schwester wäre, mit der man über Philosophie und Politik diskutieren und ernsthafte Gespräche über das Ende der Welt führen könnte. Bestimmt ist sie bestens gerüstet, um mit anderen solchen Debatten zu führen. Bei mir dagegen zeigt sie ihr wahres Selbst. Meine Hannah mag schlechtes Reality-TV, tratscht gerne über Promis und weiß genau, wie viele Kalorien Twix, KitKat, Twirl und Marsriegel haben. Ich bin gern diejenige, mit der sie sich über Marsriegel unterhält.

Als die Frau mit dem hübschen Hintern ins Meer watet und Selfies macht, gehen wir mit normalen Schritten weiter. Hannah wirft einen Blick auf ihr Handy und seufzt.


Sie: Solche Gefühle hatte ich noch nie für jemanden -


O doch, das hatte sie, auf jeden Fall. Sie lässt sich mitreißen und vergisst, dass ihr das schon neunzehn oder...
mehr

Autor

Jessie Cave, geboren 1987 in London, wurde unter anderem bekannt durch die Übernahme der Rolle Lavender Brown in den Harry-Potter-Verfilmungen. Sie ist Komikerin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. »Sunset« ist ihr erster Roman.